Air Force Akademie

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Samantha Carter
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Air Force Akademie

Beitrag von Samantha Carter » 18.01.2021, 21:51

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Jack O'Neill (Klon)
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Beitrag von Jack O'Neill (Klon) » 19.01.2021, 00:11

Jack hatte seine Mischlingshündin Yuki in sicherer Entfernung und bei genügend Deckung zurückgelassen. Er musste sich hier erst einmal einen Überblick verschaffen. Und für den Fall der Fälle, dass er auf feindlich gesinnte Individuen traf, wollte er es nicht riskieren, dass die Hundedame ins Kreuzfeuer geriet.
Sowohl das Airfield, als auch das Falcon Stadium waren durch die Angriffswelle, die er beobachtet hatte, schwer beschädigt worden. Aber dennoch war das was er dort gesehen hatte kein Vergleich zu dem Anblick, der sich ihm nun hier im Herzen der Akademie bot… Jack biss die Zähne aufeinander und hielt eine 9mm Pistole schussbereit in den Händen, die er einem der toten Wachmänner am South Gate abgenommen hatte. Zwei weitere Magazine mit jeweils 15 Schuss hatte er in seinen Hosentaschen verstaut.
Langsam und leise passierte er mit jedem Schritt weitere Trümmerteile… und ebenso weitere Leichen... Zwei große Transportbusse waren von der Wucht eines nahegelegenen Einschlags offenbar auf die Seiten geworfen worden. Noch immer züngelten Flammen im Inneren der metallischen Skelette. Jack wagte es nicht einen genaueren Blick auf die verkohlten Überreste der Sitzreihen zu werfen. Er wusste gut genug, was für ein Bild ihn dort erwartete.

Die Luft um ihn herum war heiß und unangenehm stickig. Die letzten Einschläge lagen bereits locker eine Stunde zurück. Aber in den Ruinen der Gebäude und Fahrzeuge loderten in vielen Bereichen weiterhin die Flammen. Der Himmel war in ein dreckiges braun-grau getaucht und voller Rauchschwaden. Ein beißender Geruch lag in der Nase des Neunzehnjährigen, der sich wie ein Schatten weiter durch die Überreste der einstiegen US Air Force Akademie bewegte. Er konnte kaum glauben, was er hier mitansehen musste… Die Erinnerungen an diesen Ort in seinem Kopf waren bereits mehrere Jahrzehnte alt und gehörten genau genommen nicht einmal ihm selbst, und dennoch sorgten sie für eine nicht gerade angenehme Grundstimmung in seinem Inneren...
Außerdem war Jack wütend. Er war wirklich richtig, richtig wütend. Wie um Himmels Willen konnte so etwas geschehen? Nach Jahren in denen sie den Goa’Uld, den Replikatoren und wer sonst noch der Meinung war, sich an diesem Planeten vergreifen zu wollen, ordentlich die Leviten gelesen hatten, nun sowas? Wo verdammt waren die Asgard, wenn man sie brauchte?! Offensichtlich hatten sie genug Zeit um mit dem Genom von einzelnen menschlichen Individuen rumzuspielen, aber nicht genug, um Verbündeten in einer Notsituation unter die Arme zu greifen!

Der junge Mann blieb stehen und rieb sich mit Daumen und Zeigefinger der linken Hand einen Moment über Augen und Stirn. Dabei verteilte er Ruß und Dreck in seinem Gesicht.
Natürlich war es Schwachsinn, was sich sein Hirn hier gerade zusammenreimte. Er hatte keine Ahnung davon, was sich in den letzten Jahren in der Galaxie alles zugetragen hatte. Sein letzter fundierter Wissensstand war von 2003 und somit ganze vier Jahre alt. Er wusste genau genommen also gar nichts... Weder wie es um welche Verbündeten stand, noch ob es überhaupt noch Bündnisse gab oder Unterorganisationen des NID inzwischen endgültig dafür gesorgt hatten, dass die Tau‘ri im galaktischen Kontext nicht mehr ernst genommen werden konnten. Er wusste all diese Dinge nicht und genau das war es, was ihn eigentlich wütend machte. Er stand hier inmitten der Trümmer seiner Welt, ohne jegliches Wissen darüber, wie es dazu kommen konnte, wer die Angreifer waren und was aus den Menschen seines „alten“ Lebens geworden war.
Aber er wäre nicht Jack O’Neill, wenn das alles seinen Kampfgeist ausradieren würde. Nein, ganz im Gegenteil. Er würde es wem auch immer zeigen. Er wusste noch nicht wie, aber irgendeinen Weg würde er finden.

Der Braunhaarige setzte seinen Weg durch die Trümmer fort und betrachtete zumindest flüchtig jeden leblosen Körper, den er passierte. Immer wieder nahm er sich die Zeit, um nach einem Puls zu fühlen, aber bisher wurde er jedes Mal enttäuscht. Diese ganzen Menschen, häufig gerade oder noch nicht einmal 20 Jahre alt, hatten bei dieser Bombardierung kaum eine Chance gehabt.

Und eines irritierte ihn an der ganzen Sache. Er hatte noch keinerlei Hinweise auf den Einsatz von Bodentruppen finden können. Nicht mal ein einziger feindlicher Kämpfer war ihm über den Weg gelaufen. Niemand spazierte hier umher, um das Gelände zu sichern und mit den letzten paar Überlebenden, die es hoffentlich irgendwo gab, ebenfalls noch kurzen Prozess zu machen. Aber vielleicht war dieser Ort hier einfach nicht wichtig genug dafür. Insbesondere wenn man von einer begrenzten Anzahl an Kriegern ausging, war es klar, dass andere Stellen wie Washington oder das SGC einen wesentlich höheren Stellenwert hatten. Hier hatte man offensichtlich einfach nur versucht so viele Offiziere wie möglich zu töten, während niemand mit einem Angriff rechnete. Jack wusste nicht, woher ihr Gegner genug Kenntnisse über die Erde hatte, um einen Unterschied zwischen der einen und der anderen Militäreinrichtung zu machen. Aber dieser Umstand war nur ein weiterer Punkt auf seiner langen Liste der Informationsdefizite.

Wenn er sich so umsah, musste er zugeben, dass die Bombardierung sehr gründlich gewesen war. Bei diesem Grad der Zerstörung sahen die Chancen Überlebende zu finden alles andere als rosig aus. Aber dennoch war Jack hier um sein Glück zu versuchen. Er wusste aus eigener Erfahrung nur zu gut, dass der Mensch grundsätzlich nicht so leicht kleinzukriegen war. Es musste einfach noch Menschen geben, denen er helfen konnte hier rauszukommen. Er hoffte es jedenfalls…
Jack hielt im nächsten Augenblick ruckartig inne und spitze die Ohren. Hatte er da gerade etwas gehört?
Falls ja, was war das gewesen? Es hatte zumindest nicht nach einstürzendem Mauerwerk oder dergleichen geklungen, aber auch nicht nach einem klassischen Hilferuf.

Der Neunzehnjährige sah sich aufmerksam um und lauschte weiter. Aber da war nichts mehr. Er konnte nicht gänzlich ausschließen, dass ihm seine Ohren oder sein Gehirn einen Streich gespielt hatten. Aber sein Bauchgefühl meldete sich zu Wort und er vertraute auf seine Instinkte. Das hatte er schon immer getan und selten bereut.
Jack beäugte einen kurzen Moment ein zur Hälfte eingestürztes Gebäude zu seiner linken. Die gute alte Vandenberg Hall… oder was davon übrig war. Es war kaum noch ein Rest Glas in den Fenstern und ein beachtlicher Teil des überwiegend fünfstöckigen Gebäudes schien gänzlich in Trümmern zu liegen. Aber hier in diesem Bereich war zumindest die Außenfassade noch weitestgehend intakt und er konnte aktuell keine Spuren von Feuer erkennen. Keine Rußbildung und Brandzehrung an der Außenfassade, dem Flachdach oder im Bereich der Fenster… Das war ein gutes Zeichen. Wenn es hier kein Feuer gegeben hatte, erhöhte das erheblich die Wahrscheinlichkeit Überlebende zu finden. Das war für Jack Grund genug einen Blick ins Innere zu riskieren.
Zuletzt geändert von Jack O'Neill (Klon) am 20.01.2021, 16:19, insgesamt 1-mal geändert.

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Tobias Wilson
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Beitrag von Tobias Wilson » 19.01.2021, 17:53

Es war ein seltsames Gefühl, als Tobias Wilson langsam wieder ins Bewusstsein zurück fand. Zunächst fühlte sich sein Geist irgendwie dumpf an, als läge ein nebliger Schleier über ihm. Er hatte Schwierigkeiten damit einen klaren Gedanken zu fassen und sich daran zu erinnern, was passiert war und wo er sich befand. Und dann fand plötzlich der Schmerz Einzug in seine Wahrnehmung.

Der junge Offizier sog scharf Luft in seine Lunge und stöhnte ungewollt auf. Ein beißender, brennender Schmerz zog sich, ausgehend von etwa der Mitte seines Oberschenkels, durch seine rechte Körperseite und strahlte bis hinauf in seine Schulter. Es fühlte sich an, als würde diese Seite seines Körpers wortwörtlich in Flammen stehen und selbst die minimalen Bewegungen eines Atemzuges schienen diese Schmerzen nur noch weiter anzufachen.
Tobias fragte sich kurzzeitig, ob es überhaupt eine gute Idee war seine Augen zu öffnen. Vielleicht stand der Ort, an dem er sich befand, tatsächlich in Flammen und er musste sich selbst beim Verbrennen zusehen. Aber er konnte keine übermäßige Hitze fühlen und die Luft war zwar alles andere als angenehm und roch rußig und verbrannt, aber sie war dennoch augenscheinlich reich genug an Sauerstoff, um ihn zu Bewusstsein kommen zu lassen.
Tobias wagte daher einen Versuch und öffnete seine Augen. Seine Lider waren schwer und er musste einige Male blinzeln. Staub fand dabei den Weg auf die empfindlichen Augenhäute und er hob seine linke Hand, um diesen hinaus zu reiben. Durch die Tränenflüssigkeit, die augenblicklich in seinen Augen aufstieg, war seine Sicht zunächst verschwommen. Aber nach einigen weiteren Sekunden klärte sich sein Blick allmählich.
Erst mit der Wahrnehmung seiner Umgebung wurde ihm bewusst, dass er halb auf der rechten Seite und halb auf dem Rücken lag. Unter ihm befanden sich Trümmer, die alles andere als bequem waren. Betonbrocken, Boden- und Deckenplatten sowie Teile des Mauerwerks konnte er um sich herum erkennen. Aus den Betonfragmenten ragten stellenweise Eisenstangen heraus. Etwas entfernt entdeckte er freigelegte Kabelschächte und lose Kabel, die wirr an den Wänden hinunterhingen und gelegentlich im Luftzug etwas schaukelten. Es gab keine Funkensprünge, auch wenn sich die ausgefransten Kabelenden berührten, was dafür sprach, dass die Stromzufuhr wohl unterbrochen war.

Der junge Mann ließ seinen Blick weiter über seine Umgebung wandern. Er war im Treppenhaus, wie er anhand dessen was er sah langsam zuordnen konnte. Die Luft war Stauberfüllt und trüb. Das Licht war spärlich, was aber nicht an den Fenstern liegen konnte. Die unzähligen herumliegenden Glasscherben legten nahe, dass sich kaum noch eine intakte Scheibe in den Rahmen befand. Also entweder war es deutlich später geworden und das Tageslicht hatte nachgelassen, oder aufsteigende Rauchschwaden sorgten für die Verdunklung.
Langsam kehrten auch Tobias‘ Erinnerungen zurück. Er war heute Morgen mit mehreren anderen seiner Abschlussklasse ins Büro der Akademieleitung bestellt worden. Dort hatte jeder von ihnen seine Ernennungsurkunde und die neuen Schulterklappen ausgehändigt bekommen. Und direkt im Anschluss einen Umschlag mit einem Versetzungsbefehl. Sie sollten noch am selben Tag nach NORAD verlegt werden. Die Hintergründe wurden ihnen nicht benannt. Es hieß lediglich, dass es sich um eine Angelegenheit der nationalen Sicherheit handle. Über die genaue Abfahrtzeit sollten sie noch informiert werden, entsprechende Transportbusse seien bereits beauftragt. Sie sollten daher nun auf ihre Zimmer gehen, ihre Sachen packen und abrufbereit sein. Genau das hatte Tobias dann auch getan.

Es hatte nicht lange gedauert, ehe der Captain an seinem Quartier im 4. Obergeschoss der Vandenberg Hall erschienen war und ihm die Abfahrtzeit des Buses nannte, für den er und sein Quartiernachbar eingeteilt waren. Da er noch etwas Zeit hatte, hatte er sich etwas zu essen besorgt und mit auf sein Quartier genommen. Er war nicht in der Stimmung gewesen sich mit den anderen in den Speisesaal zu setzen. Er war grundsätzlich ein Mensch, der es genoss auch einfach mal alleine zu sein. Außerdem war es seltsam und unüblich, dass ihre Ernennung so plötzlich vorverlegt worden war und das beschäftigte ihn. Eigentlich war für den kommenden Montag die jährliche Ernennungszeremonie der Absolventen geplant gewesen. Doch jetzt wurde auf einmal alles über den Haufen geworfen und Tobias hatte im Verlauf des heutigen Tages bereits mehrere Busse beobachten können, die sowohl mit (angehenden) Offizieren als auch mit Dozenten besetzt das Gelände verlassen hatten. Das wirkte wirklich nach einer ziemlich großen Sache der nationalen Sicherheit, die da im Raum stand…
Als er gerade an seinem Schreibtisch gesessen hatte, war plötzlich der Alarm ausgelöst worden. Sein Zimmernachbar befand sich vermutlich noch in der Mensa. Tobias hatte keine Ahnung was der Grund für den Alarm war, aber das war letztendlich irrelevant. Er wusste wohin er sich in so einem Fall zu begeben hatte, also hatte er seine Tasche geschultert und sich auf den Weg gemacht. Er musste im dritten Stock zwischen den Treppen Auf- und Abgängen gewesen sein, als die gesamte Beleuchtung der Flure aussetzte. Kurz darauf begannen die ersten Explosionen und Erschütterungen. Und dann brach plötzlich der Boden unter seinen Füßen weg.

Es war Glück gewesen, dass er anscheinend nicht zu tief gestürzt war. Der junge Offizier hob seinen Kopf, soweit es ihm möglich war und warf einen Blick auf die Fortführung der Treppe. Hätte dieser Etage ebenfalls nachgegeben, wäre er vermutlich eher nicht mehr aufgewacht.
Langsam versuchte der Braunhaarige sich mit den Armen aufzustützen und seine Liegeposition zu verändern. Aber der alleinige Versuch ließ ihn bereits vor Schmerz aufschreien. Worauf auch immer er gefallen war, er konnte sein rechtes Bein eigenständig nicht aus der aktuellen Position bewegen. Vorsichtig begann er mit der rechten Hand sein Bein, soweit er aus seiner aktuellen Position heraus kam, abzutasten. Es dauerte nicht lange, bis er den Übeltäter gefunden hatte. Er konnte zwei Metallstangen ausmachen, die aus dem Betontrümmern hinausragten und wenige Zentimeter voneinander entfernt seitlich im Muskel seines rechten Oberschenkels verschwanden. Seine Uniformhose in der direkten Umgebung fühlte sich feucht und klebrig an, die Wunden bluteten also. Wie stark konnte er so jetzt schlecht abschätzen.
Tobias bemühte sich tief durchzuatmen und in seinen Körper hineinzuhorchen. Er suchte nach Anzeichen für einen hohen Blutverlust, ein schneller Herzschlag, flatternder Puls, Kältegefühl, Benommenheit. Bisher konnte er nichts davon feststellen. Sein Herzschlag war leicht erhöht, aber angesichts seiner Situation wohl als normal einzustufen. Er fühlte sich nicht flattrig oder dergleichen. Seine Gedanken wirkten auf ihn zunehmend klarer und strukturierter. Das konnte letztendlich zwei Dinge bedeuten. Entweder hatten die Eisenstangen keine größeren Gefäße verletzt, oder eine solche Verletzung lag zwar vor, aber die Fremdkörper selbst minderten derzeit noch den Blutfluss. In diesem Fall würde das eigentliche Problem erst auftreten, wenn er die Stangen entfernen würde. Aber aktuell wusste er nicht einmal, wie er das anstellen sollte.

Der Einundzwanzigjährige legte seinen Kopf vorsichtig wieder auf den Trümmern ab, um kurz zu verschnaufen und seinen Blick dabei zu dem Bereich oberhalb seiner Liegeposition wandern zu lassen. Inzwischen spürte er auch, dass nicht einfach seine gesamte rechte Seite schmerzte, sondern die Schmerzen lokal begrenzt waren. Sein Oberschenkel war eindeutig der Hauptherd, was den Schmerz anging. Aber auch die Hüfte spürte er. Dort war der Schmerz allerdings deutlich schwächer und anders, vertrauter konnte man sagen. Der Bereich fühlte sich geprellt an. Prellungen waren durchaus etwas, womit er seine Erfahrungen hatte. Das gleiche galt für den Schulterbereich. Er hatte seinen rechten Arm eben problemlos (wenn auch nicht schmerzfrei) bewegen können, also war nichts gebrochen. Auch hier würde er auf eine ordentliche Prellung tippen. Deutlich unangenehmer war da noch sein Brustkorb, insbesondere die rechte Seite. Er spürte einen stechenden Schmerz bei jedem Atemzug, weshalb er sich bemühte gleichmäßig zu atmen und tiefe Atemzüge zu vermeiden.
Vorsichtig nutze Tobias seine linke Hand um zunächst die linke Seite seiner Brust vorsichtig abzutasten. Er konnte keine größere Schmerzreaktion hervorrufen, was schon mal gut war. Auch den Bereich direkt unterhalb der Rippen tastete er ab, um Verletzungen im Bauchraum auszuschließen. Auch hier war soweit alles in Ordnung, wie es schien. Keine Schmerzen oder Abwehrspannungen. Anschließend wiederholte er das Ganze auf der rechten Seite. Es dauerte nicht lange, bis er so die Quelle des Schmerzes ausgemacht hatte. Er zählte noch einmal nach, es war etwa im Bereich der fünften bis siebten Rippe auf dieser Seite. Er wusste nicht, ob die Rippen nur geprellt oder gebrochen waren und er hatte hier auch keine Möglichkeit das festzustellen. Er konnte Atmen, ohne verdächtige Geräusche, die auf Flüssigkeiten in der Lunge hindeuten. Das war ein gutes Zeichen. Aber Schmerzhaft waren die Rippen dennoch und damit gab es nun schon zwei erhebliche Hindernisse für einen Versuch aufzustehen. Bisher konnte er leider auch nichts ausmachen, was er als Hilfe nutzen konnte. Er hatte zuerst an das Treppengeländer gedacht, aber davon war nicht mehr sonderlich viel übrig, und das was da war, war verbogen und außerhalb seiner Reichweite. Also brauchte er eine neue Idee.


„Hallo?! Hört mich jemand?!“, rief Tobias so laut es ihm unter Berücksichtigung seiner schmerzenden Rippenbögen möglich war.

Er hatte kurz mit sich selbst debattiert, ob er es riskieren konnte, einfach zu rufen. Er wusste immer noch nicht was hier los war. Aber er konnte sich eigentlich nicht vorstellen, dass sie von einer fremden Militäreinheit angegriffen wurden. Sie waren hier immerhin mitten in den USA. Ein Anschlag, vielleicht sogar islamistisch motiviert, war da durchaus wahrscheinlicher. Das bedeutete möglicherweise, dass mehrere Sprengsätze fast zeitgleich umgesetzt hatten. Mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit waren die Täter bei dieser Aktion selbst ums Leben gekommen. Zumindest hoffte er das, denn die Alternative war in seiner aktuellen Situation nicht unbedingt gut. Aber es gab genug bewaffnetes Personal auf dem Gelände, es wäre daher sicher zu einer entsprechenden Auseinandersetzung gekommen.
Außerdem würde man die Akademie mit ihren Bewohnern sicher nicht einfach sich selbst überlassen. Auch Rettungskräfte mussten bereits auf dem Weg sein und nach Verletzten und Verschütteten suchen. Er baute nun darauf, dass er von diesen gefunden wurde. Bevorzug früher als später. Es irritierte ihn nur, dass er keine Sirenen oder dergleichen hören konnte. Aber andererseits, wieso sollten die Sirenen eingeschaltet bleiben, wenn man am Einsatzort eingetroffen war. Also war es vielleicht doch nicht so untypisch. Dennoch beunruhigte ihn die Stille um ihn herum etwas. Aber Fakt war, er konnte im Moment nicht wirklich etwas anderes machen als zu warten. Seine einzige Option war immer wieder zu versuchen auf sich Aufmerksam zu machen und zu hoffen, dass irgendwer ihn irgendwann bemerkte.
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Jack O'Neill (Klon)
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Beitrag von Jack O'Neill (Klon) » 20.01.2021, 22:27

Jack fuhr ruckartig herum, als er dieses mal ganz klar jemanden rufen hörte, und richtete die 9mm in seinen Händen automatisch in die Richtung, aus der die Stimme nach seiner Einschätzung gekommen sein musste. Das war jetzt definitiv keine Einbildung gewesen! Nein, da war wirklich jemand.

Jack befand sich noch immer im Erdgeschoss der Vandenberg Hall. Er hatte schon diverse Räume betreten und durchsucht. Bisher waren sie alle leer gewesen, auch Leichen hatte er bisher zumindest nicht gefunden. Das war gut, das bedeutete, dass die Kadeten, die in diesen Zimmern untergebracht waren, hier rausgekommen waren. Oder das sie von vornherein wo anders gewesen waren. Von der Uhrzeit her würde Jack auf die Mensa tippen, also Mitchell Hall. Das war schlecht, denn von der Position dieses Gebäudes hatte er eine der größten Rauchsäulen aufsteigen sehen, ebenso wie aus Richtung der Harmon Hall und der Kapelle.
Aber jetzt war er hier, also sollte er sich auch hierauf konzentrieren und seine Gedanken nicht ständig abschweifen lassen. Die letzten Jahre als High School Schüler hatten ihn anscheinend weich werden lassen. Das war ein Umstand, der sich schleunigst ändern musste, wenn er noch lange überleben wollte.
Jack setzte vorsichtig seinen Weg fort, nun zielgerichtet in Richtung der Stimme. Er hatte den Wortlaut nicht verstanden, also lag wohl noch einiges an Entfernung und/oder Trümmern zwischen ihnen. Aber das war kein Grund nicht jetzt bereits vorsichtig zu sein. Er konnte nicht wissen, was ihn erwartete.

Langsam und gründlich überprüfte der junge Klon weiterhin jeden Raum, den er passierte. Dabei stieß er auf der einen Flurseite auf mehrere Türen, hinter denen er nichts weiter als Trümmer und spärliches Tageslicht erblicken konnte. Manche ließen sich sogar gar nicht mehr von dieser Seite öffnen. Er schien sich einem Bereich des Gebäudes anzunähern, in dem die oberen Stockwerke eingestürzt waren und die hiesigen Räume unter ihren Trümmern begraben hatten.
Auf seinem Weg stieß Jack nun doch wieder auf menschliche Überreste. Diese waren teils mehr teils weniger unter den Überresten von Decken und Wänden begraben. Wo es halbwegs sinnvoll erschien, nahm er sich erneut die Zeit, um nach einem Puls zu fühlen. Aber der erste Eindruck genügte meist bereits, um ihn wissen zu lassen, dass diese Kadetten kein Glück gehabt hatten. Jack bemühte sich nicht auf die Habseligkeiten, persönliche Gegenstände und Hinweise auf Familien und Freunde, in den Zimmern zu achten. Das waren Dinge, von denen er sich nun nicht runterziehen lassen konnte. Er war lange genug im Geschäft und wusste was Krieg war. Es gab immer Opfer, das war tragisch, aber das durfte ihn nicht ablenken. Es war nicht so, dass er diese leblosen Körper nicht als Menschen sehen wollte. Es ging darum, dass sein eigener Geist vollständig darauf konzentriert sein musste Gefahren zu erkennen, damit er sich selbst schützen konnte. Und vielleicht auch andere.

Im Anschluss an die eingestürzten Räume erreichte Jack ein Treppenhaus, das nach oben führte. Vorsichtig setzte der junge Mann einen Fuß vor den anderen, während er versuchte einige Blicke die Treppe hinauf zu erhaschen. Auf den Stufen lagen vereinzelt Betonfragmente, die von weiter oben kommen mussten. Die Glasscheiben der großen Fenster lagen ebenfalls zersplittert auf den Stufen und dem auf halber Höhe gelegenen Podest. Das war nicht gut, denn das machte es ihm beinahe unmöglich die Treppe hinauf zu steigen, ohne ein Geräusch zu verursachen.

Jacks Blick wanderte kurz in den Gang zurück. Er hatte bisher alle Räume an denen er vorbei gekommen war abgeklappert. Natürlich ging der Flur noch weiter. Nur noch ein paar Schritte, dann würde er um die Ecke biegen. Aber sein Gefühl sagte ihm, dass er hier oben weiterschauen sollte. Misstrauisch musterte Jack die Treppe selbst einen Moment. Von hier konnte er keine größeren Risse oder Beschädigungen erkennen, die darauf hindeuteten, dass dieser Treppenabschnitt einsturzgefährdet war. Natürlich war das keine Garantie, aber dennoch machten ihm die Stufen selbst momentan weniger Sorgen. Anders sah es dafür mit dem aus, was über seinem Kopf hing. Ins erste Obergeschoss kam er sicher, aber darüber hinaus sah es schlecht aus. Das, was er da sehen konnte, sah definitiv nicht mehr nach einer Treppe aus und wirkte auch alles andere als vertrauenserweckend hinsichtlich seiner Stabilität. Aber bis in den ersten Stock kam er. Und wenn dieses Treppenhaus im Anschluss tatsächlich einstürzte, gab es für ihn immer noch den Ausweg über eines der dortigen Zimmerfenster. Diese Höhe konnte er zur Not springen.
Wenn Jack es richtig im Kopf hatte, musste er sich nun etwa auf der Höhe befinden, auf der die Obergeschosse drei bis fünf endeten und der Zwischenbau begann. Der Zwischenbau selbst besaß lediglich zwei Stockwerke zusätzlich zum Erdgeschoss. Das war ebenfalls ein beruhigender Aspekt. Es konnte nie schaden, weniger Beton über sich zu haben, wenn man durch ein Gebäude lief, dass stellenweise bereits eingestürzt und in weiteren Bereichen garantiert weiterhin einsturzgefährdet war.

Der junge Klon setzte nun den ersten Schritt auf eine der Treppenstufen. Er bemühte sich nicht auf Glassplitter zu treten, um verräterische knirschende Geräusche zu vermeiden. Die ersten paar Stufen war das noch machbar. Aber spätestens ab dem Podest, gab es keine Möglichkeit mehr „zwischen“ die Scherben zu treten. Jack betrachtete kurz das Geländer zu seiner linken und überlegte, ob er versuchen sollte an diesem entlang zu klettern, um sich weiterhin leise fortzubewegen. Aber gerade in diesem Moment hörte er ein halb unterdrücktes Husten, gefolgt von einem gequälten Stöhnen. Das klang nicht nach jemandem, der eine Gefahr darstellte, sondern eher nach jemandem, der Hilfe brauchte. Vermutlich war das die Person, die er rufen gehört hatte. Jack behielt die 9mm Pistole weiterhin im Anschlag, während er seinen Weg über die Treppe zwar vorsichtig, aber nicht mehr lautlos fortsetzte.


„Hallo?“, fragte er in den Raum hinein. Vielleicht konnte er so in Erfahrung bringen, mit wie vielen Personen er hier rechnen konnte. Aber es kam keine direkte Antwort. Klar, er selbst würde sich auch hüten einem Besucher zu viele Infos zu geben, ehe er nicht wusste ob sie auf der gleichen Seite standen.
Jacks Position unterhalb auf der Treppe war nicht gerade vorteilhaft, da man von oben eindeutig die bessere Sicht und auch eine bessere Schussposition hatte. Aber dieses Risiko konnte er nicht wirklich vermeiden. Er konnte lediglich das Beste daraus machen und hoffen, dass sein Bauchgefühl ihn hier nicht im Stich gelassen hatte.

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Tobias Wilson
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Beitrag von Tobias Wilson » 22.01.2021, 19:21

Tobias presste sich den linken Arm auf die Brust, als er es nicht mehr unterdrücken konnte zu husten. Der Staub und Dreck in der Luft machte es unmöglich, dass auf die Dauer zu verhindern. Und es graulte ihm bereits davor als nächstes niesen zu müssen, weil sich zu viele von diesen kleinen Partikeln auf seiner Nasenschleimhaut abgesetzt hatten.
Er hatte gehofft seinen Rippenbögen über den Druck seines Armes etwas Stabilität geben zu können und somit den Schmerz zu lindern. Aber wie befürchtet, verursachte das Husten ein erneutes höllisches Stechen in seiner Brust, weshalb er sich ein kurzes Aufstöhnen nicht verkneifen konnte. Auch das Brennen in seinem Oberschenkel wurde durch die Bewegung seines Körpers und die Anspannung seiner Muskeln erneut angefacht. Verdammt, er wollte nicht mehr so hier liegen müssen...

Nachdem der Hustenreiz erstmal wieder erloschen war, legte der Einundzwanzigjährige seinen Kopf wieder vorsichtig auf dem harten Untergrund ab. Er bemühte sich seine Muskeln zu etwas Entspannung zu zwingen, um den Schmerzlevel wieder etwas nach unten zu drücken.
Wie lange lag er jetzt wohl schon hier? Er wusste es nicht. Er hatte keine Ahnung, wie lange er bewusstlos gewesen war, und auch nicht, wie lange er nun schon die zerklüftete Betonschicht betrachtete, die mehrere Meter über seinem Kopf hing. Wie durch ein Wunder hielten die Stockwerke oberhalb von Ebene 3 anscheinend noch. Zumindest die tragenden Seitenwände des Treppenhauses schienen ihre Arbeit also noch zu erfüllen. Sie fungierten wie eine Säule auf denen die Stockwerke 4 und 5 lasteten, nachdem das 3te Obergeschoss eine Art Terrasse darstellte. Die Böden der Ebenen 3 und insbesondere 2 waren hier jedoch teilweise weggebrochen. Tobias nahm an, dass eine Explosion außerhalb Schäden bis hoch ins dritte Obergeschoss verursacht hatte. Vielleicht war es eine Detonation im Innenhof des quadratisch angelegen Gebäudes gewesen. Das machte zumindest Sinn, falls er nicht vollständig seine Orientierung verloren hatte. Aber er war sich eigentlich sicher, welchen Treppenabgang er genutzt hatte. Wobei er sich schwer vorstellen konnte, wie die anderen Gebäudebereiche von der Explosion betroffen sein könnten. Aber das würde er spätestens dann sehen, wenn er endlich hier raus kam.
Tobias blickte auf sein leeres linkes Handgelenk. Seine Armbanduhr hatte er nicht angelegt, sondern vor dem Verlassen seines Zimmers nur in seine Gesäßtasche gepackt. An die kam er im Moment allerdings nicht ran. Das bereute er jetzt, da er sonst zumindest sein Zeitgefühl wiederherstellen könnte. Vorausgesetzt natürlich, dass die Uhr keinen Schaden genommen hatte. Und seine Tasche? Er hatte keine Ahnung wo die gelandet war. Vielleicht lag sie einfach nur so ungünstig, dass er sie aus seiner jetzigen Position heraus nicht sehen konnte. Vielleicht war sie aber auch verschüttet worden. Er bezweifelte, dass er das so bald herausfinden würde.

Plötzlich hörte der junge Offizier ein fragendes „Hallo“ aus Richtung des Treppenabgangs. Überrascht hob er doch wieder den Kopf und suchte zeitgleich mit seiner linken Hand nach etwas, womit er sich im Notfall verteidigen konnte. Tja, Steine beziehungsweise Betonbrocken hatte er genug zur Verfügung. Aber sonderlich beruhigend war das nicht. Dennoch umgriff er einen Brocken, der gut in seine Hand passte.
Parallel legte er seinen Kopf wieder ab. Vermutlich war es keine schlechte Strategie sich erstmal tot zu stellen. Zumindest solange, bis er die Person entweder als ungefährlich einstufen konnte oder der Kerl nahe genug an ihm dran war, um mit dem Betonbrocken aus seiner Hand den größtmöglichen Schaden in dessen Gesicht anzurichten.
Tobias versuchte jegliche Geräusche zu unterdrücken, seinen Atem flach zu halten und schloss die Augen, während er darauf wartete, dass sein Besucher an der Treppe zu sehen war. Lediglich ein Auge wagte er einen winzigen Spalt breit offen zu halten, um nicht vollständig blind zu sein.
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Jack O'Neill (Klon)
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Beitrag von Jack O'Neill (Klon) » 27.01.2021, 21:52

Jack ließ sich mit jeder Stufe Zeit und versuchte penibel auf jede mögliche Bewegung oberhalb des Treppenabsatzes zu achten. Das war alles andere als einfach, denn die Lichtverhältnisse waren grauenvoll. Natürlich hatte er auch keine Taschenlampe zur Hand. Die der Wachmänner hatte er kurz getestet, aber keine hatte funktioniert, daher hatte er es sich gespart sie mitzunehmen. Es war eh nicht so, dass er sonderlich viel Stauraum an seiner Kleidung hatte. Er trug ein T-Shirt und seine übliche weite Laufhose. Die hatte ganze zwei Taschen und das war es dann auch schon.
Der Klon vermisste in diesem Moment schmerzlich eine ordentliche Ausrüstung und die richtige Bekleidung für diese Arbeit hier. Aber er konnte nichts davon einfach herzaubern. Also musste er mit dem leben, was er derzeit zur Verfügung hatte.


„Hallo-o?“, fragte Jack erneut, als er sich langsam weiter nach oben arbeitete. Es war nur noch eine Stufe, bis er über den Treppenabsatz blicken konnte. Aber bisher konnte er keine menschlichen Konturen ausmachen und auch keine Bewegungen. Von ein paar losen Kabeln, die im Luftzug schaukelten mal abgesehen. Eine Antwort kam natürlich nicht.

Mit einem Satz überwand der junge Mann nun direkt drei Stufen, was ihm schlagartig einen deutlich besseren Blick ermöglichte. Die 9mm Pistole lag dabei sicher in Jacks Händen. Rasch verschaffte er sich einen ersten Überblick. Im angrenzenden Gang war niemand zu sehen und es dauerte auch nicht lange, bis der Durchgang augenscheinlich vollständig von Trümmern blockiert wurde. Aber in einem Schutthaufen direkt neben der Treppe, der wohl von der herabstürzenden Decke stammten, konnte er einen menschlichen Körper ausmachen.
Vorsichtig näherte sich der Klon der regungslosen Person. Dabei ließ er seinen Blick auch immer nochmal in den Gang schnellen, beziehungsweise zu den von dort abgehenden Zimmertüren. Er war definitiv kein Freund von Überraschungsgästen. Als er die Distanz soweit verringert hatte, dass er trotz der mäßigen Lichtverhältnisse einen guten Blick auf das Gesicht hatte, weiteten sich schlagartig seine Augen.


„Tobias?!“, entfuhr es Jack überrascht. Wahnsinn... wie standen wohl die Chancen dafür, dass die erste lebende Person, die er auf diesem riesigen Gelände fand, jemand war, den er auch noch kannte. Carter hätte dazu jetzt sicher eine Rechnung parat, wenn er selbst noch Bestandteil seines alten Lebens wäre und den Fehler machen würde, diese gedankliche Frage laut auszusprechen. Aber nichts davon war der Fall und das hier und jetzt war das, was Priorität haben musste. Insbesondere der augenscheinlich verletzte Offizier hier vor seinen Füßen. Wenn man sich die Schmutz- und Staubschicht wegdachte, sah die Bekleidung des jungen Mannes tatsächlich verdächtig nach einer Air Force Uniform aus.

Jetzt, da der 19jährige wusste um wen es sich bei dem Verletzten handelte und er sich sicher sein konnte, dass er keine Gefahr für ihn darstellte, nahm Jack sich die Zeit nochmal einige Schritte in den Gang hinein zu treten und eine routinierte Überprüfung der zugänglichen Räume durchzuführen.
Erst anschließend kehrte er zu Tobias zurück, sicherte und verstaute blind die Pistole in seinem Hosenbund, und ging neben dem nur wenige Jahre älteren jungen Mann auf die Knie.


„Hey. Ich muss sagen, du hast echt schon besser ausgesehen“, begann Jack den Versuch eines auflockernden Gespräches, während er Tobias eingängig musterte.
Unterhalb des rechten Ohres konnte er etwas verkrustetes Blut erkennen, aber das schien lediglich von einem oberflächlichen Kratzer zu stammen. Kopfwunden, deren Blutung eigenständig stoppte, waren nach seinem Erfahrungsschatz selten als lebensbedrohlich einzustufen. Zumindest wenn keine anderen Auffälligkeiten hinzukamen, die auf interne Blutungen hindeuteten, wie eine verwaschene Sprache oder unterschiedlich große Pupillen. Deutlich beunruhigender war allerdings das Blut unterhalb des rechten Oberschenkels. Es war nicht so viel, dass er annehmen musste, Tobias sei im Begriff zu verbluten. Aber es sah feucht und klebrig aus. Es schien also regelmäßig frisches Blut nach zu sickern.


„Wie fühlst du dich? Hast du Schmerzen?“

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Tobias Wilson
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Beitrag von Tobias Wilson » 29.01.2021, 19:04

Tobias verhielt sich so still wie nur irgend möglich, als sein Besucher sich letztendlich am Treppenaufgang zeigte. Er konnte mit dem einen Auge, dass er einen Spaltbreit offen hielt, nur verschwommen die Konturen der Person ausmachen. Die Statur wirkte männlich, die Kleidung nicht militärisch sondern eher locker und sportlich, aber er hielt offensichtlich eine Pistole in der Hand.

Still wartete der junge Offizier ab, bis der Unbekannt näher kam. In der linken Hand hielt er weiterhin sicher eines der Betonfragmente, aber er drückte es nicht so stark, dass die Anspannung seiner Muskulatur auf den ersten Blick zu erkennen war. Gegen eine Schusswaffe war er mit seinen begrenzten Mitteln eh schon ordentlich im Nachteil, da durfte er den einzigen Trumpf, den er hatte, nicht so einfach verspielen.

Auch wenn Tobias Sicht weiterhin verschwommen war, kam ihm die Statur und insbesondere die Art der Bewegung des Mannes irgendwie vertraut vor. Bei ihm entstand der Eindruck, dass er den Fremden kannte, aber er konnte ihn irgendwie nicht zuordnen. Das änderte sich allerdings schlagartig, als er seinen Vornamen hörte. Ohne zögern öffnete Tobias seine Augen und sah den Mann nur wenige Schritte entfernt nun direkt an. Kein Wunder, dass ihm die Silhouette und Körperhaltung bekannt vorgekommen war. Da stand doch glatt sein Sparringpartner aus dem Boxclub vor ihm.


„Jack?“, kam es überrascht und auch etwas ungläubig über seine Lippen. Damit hatte er jetzt wirklich nicht gerechnet. Er hatte gedanklich nach einem Kadetten oder Vorgesetzten gesucht, der zu dieser Statur passte.
Und er hatte Jack noch nie mit einer Waffe in der Hand gesehen.
Beinahe fasziniert beobachtete er, wie sich ohne ein weiteres Wort die Körperhaltung des jungen Mannes wieder leicht veränderte und er in Bilderbuch Ausführung einen militärischen Checkup der Umgebung durchführte. Zumindest soweit, wie er mit seinen Augen folgen konnte. Jack war dabei so leise, dass man ihn kaum wahrnehmen konnte. Aber dafür konnte er deutlich hören, wie einige Türen geöffnet und kurz darauf wieder geschlossen wurden. Allem Anschein nach waren sie tatsächlich alleine hier auf dem Flur. Etwas anderes hätte ihn aber auch gewundert, immerhin hatte er bereits mehrfach versucht auf sich aufmerksam zu machen.

Es dauerte nicht lange, bis der Braunhaarige wieder zurück war. Mit routinierten Fingergriffen sicherte er blind die Pistole in seinen Händen und verstaute sie an seinem Rücken, ehe er neben ihm auf die Knie ging. Das konnte definitiv nicht das erste mal sein, dass dieser Kerl eine Waffe führte.
Jacks Anmerkung, dass er schon mal besser ausgesehen hätte, kommentierte Tobias lediglich mit dem Hochziehen seiner Augenbrauen.


„Was zur Hölle machst du hier?“, frage er anschließend und begann dabei fast automatisch seinen Oberkörper aufzurichten, um seinem Gegenüber besser in die Augen schauen zu können. Allerdings meldeten sich nicht nur seine Rippen, sondern insbesondere auch sein Oberschenkel erneut deutlich protestierend zu Wort. Schwer ausatmend und die Lippen zusammenpressend, ließ Tobias daher von seinem Vorhaben ab und kehrte doch wieder in seine überwiegend liegende Position zurück.

„Willst du die volle Liste oder die Highlights?“, war die erste Antwort des jungen Offiziers auf die abschließenden Fragen des Neunzehnjährigen, ehe er noch zweimal ruhig durchamtete und sich an eine ernsthafte Antwort machte:

„Definitiv einige Prellungen. Es fällt mir ehrlich gesagt schwer zu sagen, was gerade nicht weh tut. Darunter auch 2 bis 3 Rippen schätze ich. Leichte Kopfschmerzen, aber keinen Schwindel oder Übelkeit und ich kann klar denken, soweit ich das beurteilen kann. Meine Arme und Beine sind eigentlich weitestgehend funktionstüchtig. Problematisch sind allerdings die beiden Eisenstangen, die sich in meinen rechten Oberschenkel gebohrt haben. Ich habe es bereits versucht, aber alleine komme ich hier nicht weg.“
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Jack O'Neill (Klon)
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Beitrag von Jack O'Neill (Klon) » 31.01.2021, 01:22

„Och 'nen bisschen Sightseeing… Katastrophentourismus… was halt so ‚in‘ ist heutzutage“, erwiderte Jack und wartete dann geduldig, bis Tobias soweit war ihm ein paar ordentliche Infos zu geben.
Die Ausführlichkeit seiner Schilderung war gut, das sprach wirklich für einen klaren Kopf und somit keine nennenswerte Kopfverletzung. Das war schon mal etwas Positives. Auch sonst klang es eigentlich danach, als hätte der Junge noch Glück gehabt. Nur die benannten Eisenstangen konnten ein ernsthaftes Problem darstellen.


„Autsch... Ich schaue mir das mal an, okay?“, warnte er Tobias vor, ehe er so vorsichtig es ging den rechten Oberschenkel des jungen Offiziers abtastete.
Es war nicht schwer die Eintrittsstellen auszumachen. Es handelte sich tatsächlich um zwei Stangen, deren Stärke etwa dem Umfang seines kleinen Fingers entsprach. Er konnte keine Austrittswunde feststellen, aber das half ihm leider auch nicht abzuschätzen, wie lang diese Stangen waren und welche Schäden sie innerhalb des Gewebes angerichtet hatten.


„Ich bezweifle, dass es klug gewesen wäre, die Teile da alleine rauszuholen. Warte 'nen Moment!“

Jack stand auf und lief zügig erneut einige Schritte in den Gang hinein. Er hatte vorhin einen Verbandkasten gesehen, den er jetzt eilig von der Wand riss. Als er zum Treppenabgang zurückkehrte, ließ er sich erneut neben seinem Freund auf die Knie fallen und öffnete den mit Staub bedeckten kleinen Erste Hilfe Koffer neben sich. Er wühlte sich kurz durch die mehrfach verpackten Inhalte, ehe er alles beisammen hatte, was er brauchen würde.

„So wie es aussieht stecken die Stangen schräg in deinem Bein. Ich habe leider keine Ahnung wie lang sie sind. Wir sollten daher auf Nummer sicher gehen", begann der Klon seinem Gegenüber nun zu erklären, wie sie seiner Einschätzung nach am besten vorgehen sollten, "Die Oberschenkelarterie verläuft durch die Leiste. Dort haben wir die Möglichkeit das Gefäß kurzzeitig abzudrücken, um eine mögliche Blutung einzudämmen. Eigentlich wäre noch ein weiteres paar Hände gut, aber da wir die nicht haben, müssen wir etwas improvisieren. Ich versuche an deiner Leiste eins dieser kleineren Steinfragmente mit den Bandagen hier zu fixieren. Sobald das erledigt ist, musst du mit einer Hand selbst Druck auf diese Stelle ausüben und die Arterie abdrücken. Ich versuche dich hochzuziehen und dir da raus zu helfen. Anschließend verbinde ich die Wunden mit einem Druckverband und wir zwei sehen zu, dass wir dich hier wegschaffen.“

Jack wartete einen kurzen Augenblick und sah dabei den jungen Mann vor sich an. Er konnte sich vorstellen, was jetzt seine Gedanken waren. Tobias hatte noch keine Ahnung davon wie es draußen aussah und er würde ihm sicher auch nicht glauben, wenn er jetzt anfangen würde etwas von einem Alienangriff zu erzählen...

"Falls du mit dem Gedanken spielen solltest lieber auf die Sanitäter zu warten, kann ich das verstehen. Aber ich bin zu Fuß hier hoch gekommen. Und ich bezweifle ernsthaft, dass überhaupt zeitnah Rettungskräfte hier eintrudeln werden... Tobias, es sieht echt nicht gut aus da draußen. Ich kann dich hier rausholen, aber dafür musst du mir vertrauen."

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Tobias Wilson
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Beitrag von Tobias Wilson » 07.02.2021, 01:07

Tobias‘ Stirn kräuselte sich leicht, als er die Augenbrauen zusammenzog und zu Jack aufsah. Es war zwar nett, dass er ihn praktisch um Erlaubnis danach fragte, sich die Verletzung ansehen zu dürfen, aber so wie er das sah, hatte er nicht wirklich eine andere Wahl. Denn solange diese Dinger in seinem Bein steckten, würde er nirgendwo hingehen. Und Jack war offensichtlich die einzige Person, die ihn hier gefunden hatte, und somit auch der einzige, der an diesem Umstand nun etwas ändern konnte.

„Nur zu“, erwiderte Tobias und wappnete sich innerlich für eine erneute Steigerung der Schmerzen.

Behutsam ertastete sein Gegenüber die Eintrittsstellen der Stangen, gefolgt von einer lockeren Abtastung des restlichen Oberschenkels. Wahrscheinlich um nach weiteren Verletzungen und insbesondere Austrittswunden zu suchen. Immerhin wusste er selbst bereits, dass es keine Austrittswunde gab, da er das vorhin selbst schon überprüft hatte. Die Stangen waren augenscheinlich nicht lang genug gewesen, um seinen Oberschenkel komplett zu durchdringen. Ein Umstand, über den Tobias durchaus froh war. Der Status Quo war schon herausfordernd genug. Zwischenzeitlich biss der junge Mann die Zähne zusammen und ballte seine Hände zu Fäusten, als wie erwartet die Schmerzen deutlich anstiegen. Aber es wurde schnell wieder angenehmer, als Jack von ihm abließ, und es gelang ihm auch sich wieder ein wenig mehr zu entspannen.

Tobias versuchte Jack mit seinen Augen zu folgen, als dieser nun aufstand und sich einige Schritte entfernte. Aber er konnte seinen Kopf aufgrund seiner ungünstigen Liegeposition nicht weit genug drehen. Er musste sich daher erneut damit zufrieden geben die entstehenden Geräusche zu deuten. Aber es verging keine Minute, ehe der 19jährige wieder neben ihm kniete. Nun aber mit einem, mit grauem Staub bedeckten, Erste Hilfe Koffer in den Händen.
Der junge Lieutenant beobachtete aufmerksam, wie Jack sich durch den Inhalt wühlte und gezielt Dinge aussortierte. Auch das wirkte auf eine seltsame Art routiniert und passte so gar nicht zu dem, was er von seinem Trainingspartner wusste. Nun ja, das konnte natürlich auch daran liegen, dass sie beide nicht die gesprächigsten waren, wenn es um private Dinge ging... Aber trotzdem wirkte das irgendwie unwirklich. Ebenso wie die geübte Haltung der Waffe und die militärisch wirkenden Bewegungsabläufe.

Der Einundzwanzigjährige hörte aufmerksam zu, als Jack ihm seine Einschätzung der Verletzung mitteilte und auch direkt einen Plan anlieferte, um ihn von den Eisenstangen loszubekommen. Tobias war sich unsicher, was er davon halten sollte. Es klang ja schon alles logisch, aber auch nach einem ziemlichen Glücksspiel. Auch er wusste aus seiner Ausbildung, dass die Oberschenkelarterie eines der großen Gefäße war und dass man im Falle einer Verletzung dieser Arterie innerhalb von 4 bis 5 Minuten genug Blut verlieren konnte, um einen Kreislaufkollaps zu erleiden. Verletzungen der Gliedmaßen mit hohem Blutverlust waren in Gefechtsfällen nicht selten der Grund dafür, dass man Kammeraden verlor. Genau deswegen gab es in der TCCC, oder ausgeschrieben der Tactical Combat Casualty Care, klare Handlungsvorgaben hierzu, die soweit er das in Erinnerung hatte, eine Abbindung empfohlen.

Jack war sein Zögern in dieser Sache offensichtlich nicht entgangen, denn er ergänzte seine vorherige Schilderung noch darum, dass sie zeitnahe nicht mit Rettungskräften rechnen konnten. Das klang für Tobias nicht wirklich nachvollziehbar. Mit dem Auto waren es vielleicht 15 bis 20 Minuten bis zum nächstgelegenen Krankenhaus. Und auch wenn er keine Uhr am Handgelenk hatte, wusste er schon alleine aufgrund der Tatsache, dass sein Gesäß halb eingeschlafen war, das er nicht erst seit einer Viertelstunde hier lag.
Aber trotzdem war da etwas an den Worten seines Gegenübers, was ihm den Eindruck vermittelte, als wisse Jack wovon er sprach. Er konnte nicht wirklich greifen warum. Doch Jack wirkte überzeugt von seiner Einschätzung der Situation. Und er wirkte ebenso überzeugt davon, dass er ihn hier rausholen und von hier wegbringen konnte. Und er hatte mit einem weiteren Punkt recht, letztendlich war das Entscheidende, ob er Jack vertrauen konnte. Tobias neigte gedanklich tatsächlich dazu das mit 'ja" zu beantworten, aber er war sich noch nicht zu hundert Prozent sicher.


„Wieso die Spielerei mit dem Stein, den ich selbst auf das Gefäß drücken soll? Und das auch noch, während ich hier irgendwie aufstehen und rauskommen muss. Klar, kannst du dabei helfen, aber es geht nicht ohne mich“, fragte Tobias schließlich das, was ihn am meisten beschäftigte,
„Die Tactical Combat Casualty Care empfiehlt bei verletzten Gefäßen mit erwartetem hohen Blutverlust im Gefecht eine Abbindung. Ich bezweifle, dass du in diesem Köfferchen etwas zum Volumenersatz findest, falls dein Plan schief gehen sollte.“
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Beitrag von Jack O'Neill (Klon) » 08.02.2021, 17:20

Jack konnte es sich nicht verkneifen leicht zu schmunzeln. Da hatte wohl jemand seine Hausaufgaben gemacht. Allerdings etwas zu theoretisch, denn die TCCC musste entsprechend der Situation ausgelegt werden. Aber das war nicht verwunderlich, immerhin hatte Tobias noch keine Gefechtserfahrungen sammeln können. Ein Umstand der sich nun schnell ändern würde.

Natürlich war es letztendlich das Sicherste das Bein abzubinden und die Stangen dann zu entfernen. Aber diese Option hatte leider einen entscheidenden Nachteil, den Faktor Zeit.
Soweit er das mitbekommen hatte waren sämtliche elektronischen Geräte hinüber. Das galt für Autos, Ampeln, seinen USB-Player… die gesamte Stromversorgung war zusammen gebrochen. Natürlich gab es in Krankenhäusern Notstromaggregate, aber da Jack die Ursache für den Technikausfall nicht kannte, konnte er nur raten, ob diese Dinger anspringen würden oder nicht. Falls nicht, würde in den Krankenhäusern Chaos herrschen und insbesondere unter dem Aspekt, dass es in einigen Stunden stockdunkel war, wäre eine ordentliche Behandlung dort vermutlich kaum möglich. Doch was er mit Sicherheit wusste war, dass NORAD besonders geschützt war. Selbst mit einem EMP war es nicht möglich die Technik in den tiefen Strukturen des Berges zu zerstören. Es gab eigene Stromgeneratoren, eine interne Wasserversorgung für mehrere Monate und eine ganze Menge Offiziere und Angestellte, die hervorragend waren in dem was sie taten, inklusive der Krankenstation. Dort hatten sie die besten Chancen auf eine medizinische Versorgung. Aber bis dorthin waren sie von hier aus zu Fuß bestimmt 9 Stunden unterwegs, vermutlich eher mehr, wenn man einrechnete, dass Tobias mit dem Bein keinen Dauerlauf durchhalten würde. Und genau da lag das Problem.


„Grundsätzlich hast du Recht, das empfiehlt die TCCC, ich habe sie auch gelesen“, stimmte Jack Tobias zunächst zu, „Aber sie erwähnt leider nicht, dass man bei einer Abbindung nur etwa 6 Stunden hat, bis das Gewebe beginnt abzusterben. Mit anderen Worten, wenn du nicht innerhalb von 6 Stunden bei einem Facharzt bist, der die Wunde versorgen, die Abbindung lösen und dich gleichzeitig mit Thrombosemedikamenten vollpumpen kann, dann verlierst du das Bein. Und das im besten Fall.“

Jack machte eine kurze Pause und änderte seine Sitzposition, in dem er halb in die Hocke ging und sich nur noch mit einem Knie auf dem steinigen Untergrund abstützte. Eine alte Gewohnheit aus der Zeit, in der seine Knie im regelmäßig ärger gemacht hatten. Das war in diesem Körper zwar nicht der Fall, aber manchmal war es gar nicht so leicht aus so Automatismen wieder hinauszukommen.

„Tobias, wir wissen momentan nicht, ob überhaupt ein größeres Gefäß verletzt ist. Vene und Arterie verlaufen auf der Innenseite des Oberschenkels, die Eintrittswunden sind im hinteren Bereich des Oberschenkels auf der Außenseite. Ich denke daher, dass die Chancen eigentlich ganz gut stehen. Der Druck auf die Arterie kann mir wertvolle Sekunden liefern, falls ich mich doch irren sollte. Selbst dann wenn der Blutfluss nur kurzzeitig unterbrochen oder abgeschwächt wird. Bei einem unkontrollierten Blutaustritt werde ich nicht zögern der TCCC-Empfehlung zu folgen. Aber ich binde dir nicht das Bein ab und setze dich den damit verbundenen Risiken aus, ohne dass die Notwendigkeit besteht.“

Jack sah den Offizier vor sich eindringlich an. In Momenten wie diesen übernahmen seine Ausbildung und seine Erfahrung die Steuerung seiner Handlungen. Er musste sich selbst daran erinnern, dass er kein US Air Force Colonel war, sondern ein 19 Jähriger Heranwachsender und somit nochmal knapp 2 Jahre jünger als sein Gegenüber. Aber er konnte es nicht ändern, das Wissen und die Erfahrung seines Originals waren das, was sie lebend aus dieser Situation hier herausbringen konnte. Er hatte nicht die Zeit jetzt einen ahnungslosen Jüngling zu spielen.
Und er hoffte, dass Tobias über diesen Bruch zwischen Optik und Handlung hinwegsehen und jetzt einfach mitziehen würde. Er fühlte sich zunehmend unwohl hier. Sie waren zu lange an einem Ort, ohne wirkliche einen Überblick darüber zu haben, was draußen los war. Die Tatsache, dass er bisher keine feindlichen Soldaten gesehen hatte, war kein Garant dafür, dass es keine gab. Sie mussten daher zeitnah in Bewegung kommen und insbesondere aus dieser Sackgasse hier raus.


„Also wie sieht‘s aus?“
Zuletzt geändert von Jack O'Neill (Klon) am 10.02.2021, 16:25, insgesamt 1-mal geändert.

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Tobias Wilson
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Beitrag von Tobias Wilson » 09.02.2021, 18:06

Tobias presste die Lippen aufeinander und biss auf der rechten Seite mit den Schneidezähnen auf den Innenbereich seiner Unterlippe. Seine Augenbrauen waren noch immer zusammengezogen, wodurch sich seine Stirn runzelte und eine vertikale Hautfalte oberhalb seiner Nasenwurzel zu sehen war. Seine braunen Augen fixierten Jack eindringlich.

Er wurde echt nicht schlau aus diesem Mann und der ganzen Situation hier. Was um Himmels Willen war da draußen los? Warum waren nicht schon längst Rettungskräfte auf diesem Gelände? Und wer war dieser Typ hier vor ihm?
Das, was er jetzt von ihm sah und hörte, hatte nicht mehr viel mit dem jungen Mann gemeinsam, mit dem er über die letzten Monate so häufig trainiert hatte. Das machte ihn misstrauisch. Und trotzdem sorgten Jacks Art und sein Auftreten dafür, dass sein Bauchgefühl ihm dazu riet ihm zu folgen und zu vertrauen. Es wirkte als spreche sehr viel Erfahrung und Routine aus ihm. Er strahlte Selbstbewusstsein und auf eine verdrehte Art Sicherheit und Ruhe aus. Und das war das Problem. Jack war gerade mal 19 Jahre alt und hatte letztes Jahr die Highschool beendet. Woher zum Teufel kamen sein Wissen und seine Überzeugung von dem was er hier tat?

Dieses Sammelsurium an Unstimmigkeiten sorgte nicht gerade dafür, dass Tobias sich hier wohl in seiner Haut fühlte. Ganz im Gegenteil. Er fühlte sich in die Ecke gedrängt. Irgendetwas stimmte nicht da draußen. Wären die Explosionen das Ergebnis von einem islamistischen Anschlag, dann wären inzwischen zumindest Einsatzkräfte hier um das Gelände zu sichern und somit die Rettung und Bergung von Verletzten und Getöteten zu ermöglichen. Aber es geschah nichts.
Es gab keine Glasscheibe mehr in den Fensterrahmen, zwei Zwischendecken fehlten und wer wusste wie viel der Außenfassade ebenfalls in Trümmern lag. Dennoch konnte er von draußen keinerlei Geräusche hören, keine Sirenen, keine Stimmen, einfach nichts… Und der dichte Rauch gepaart mit dem zunehmend schwächeren Licht aus Richtung der Fenster gegenüber vom Treppenabgang, ließen ihn auch nicht wirklich viel von der Außenwelt erkennen.
Jack war die einzige Person, die ihm aktuell helfen konnte hier rauszukommen. Und somit war es seine einzige Option ihn sein Ding machen zu lassen.

Es gefiel dem jungen Mann überhaupt nicht, dass jegliche Form der Kontrolle über sein Leben und sein Umfeld im hier gerade aus den Händen zu gleiten drohte. Diese Kontrolle war etwas, was nie eine Selbstverständlichkeit in seinem Leben gewesen war. Er hatte sie sich hart erkämpfen müssen, indem er von zuhause fort ging, sich von seinem alten Leben so gut es ging distanzierte und versuchte sich hier ein neues, eigenes Leben aufzubauen.
Und jetzt musste er sich in einer Situation, in der sämtliche Alarmglocken in seinem Inneren schrillten, wieder in die Hände von jemandem begeben, der nicht im Ansatz die Person zu sein schien, als die er sich nach außen verkauft hatte.
Tobias kam unbeabsichtigt ein leichtes Schnauben über die Lippen und er drehte seinen Blick in Richtung seiner linken Hand. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er das Betonfragment, das er vorhin als Waffe in seine Hand genommen hatte, nie gänzlich losgelassen hatte. Soviel zum Thema Vertrauen…


„Na schön, ich ziehe mit“, antwortete Tobias schließlich und unterdrückte dabei nur mit Mühe ein Zähneknirschen, „Aber Jack, wenn wir hier raus sind, dann will ich wissen was verdammt noch mal hier los ist und wer du bist. Ohne Ausflüchte und Halbwahrheiten. Ist das klar?“
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Beitrag von Jack O'Neill (Klon) » 11.02.2021, 16:15

Jack merkte sehr genau, dass Tobias die aktuelle Situation unangenehm aufstieß und dass er wohl auch das Misstrauen des jungen Mannes geerntet hatte. Das war nicht wirklich verwunderlich. Er hatte sich in den letzten Jahren ganz gut in seiner ‚zweiten Jugend‘ eingefunden und war durchaus in der Lage mal nicht über das große Ganze nachzudenken, sondern im hier und jetzt zu leben, von einem Tag zum anderen, ohne groß nachzudenken oder Pläne zu schmieden, wie man es als junger Mensch nun mal gerne tat. Ohne großartige Verantwortung oder Druck, die auf einem lasteten, war das einfach und teilweise sogar angenehm.
Mit anderen Worten, er konnte sich durchaus wie ein Teenager verhalten, auch wenn sein Bewusstsein von einem 52jährigen kopiert worden war. Er hatte die letzten Jahre zudem genug Zeit und Gelegenheit gehabt, andere junge Erwachsene zu beobachten und das eine oder andere zu kopieren. Es war daher gar nicht schwer gewesen, sich seine eigene junge Persönlichkeit für die Öffentlichkeit zu basteln. Vielleicht hatte diese Zeit seinen Charakter auch im Ganzen etwas verändert. Es würde ihn wundern, wenn nicht. So wie die Erfahrungen des richtigen Jack O’Neill beeinflussten ihn sicher inzwischen auch die Erfahrungen, die er als Klon in den letzten Jahren gemacht hatte. Aber was er hier jetzt brauchte, waren die Dinge, die der alte Jack O’Neill gelernt und gelebt hatte.

Der Klon wich dem Blick des frischen Second Lieutenant nicht aus, sondern hielt ihn bewusst. Ehrlichkeit war nichts wofür sie aktuell die Zeit hatten und selbst wenn konnte er Tobias schlecht erzählen, dass er vor ein paar Jahren von einem kleinen grauen Männchen mit großen schwarzen Augen als Klon eines Air Force Colonel erschaffen wurde…
Zum einen widersprach das den Regeln, die ihm auferlegt wurden. Wobei das zugegeben der zweitrangige Grund war… Er war noch nie gut darin sich durchgängig an Regeln zu halten. Und unter den aktuellen Umständen war es sowieso fragwürdig, wie lange diese Regeln noch gelten würden beziehungsweise ob es überhaupt noch jemanden gab, der darauf achtete. Das was von Homeworld Security, dem NID und den sonstigen involvierten Stellen noch übrig war, hatte jetzt sicher andere Sorgen, als einen potentiell freidrehenden Klon.
Allerdings war da noch der zweite Grund: Jetzt war der denkbar schlechteste Moment um vollständig seine Glaubwürdigkeit zu verlieren und als durchgeknallt abgestempelt zu werden. Seine Story ähnelte zu sehr diesen ganzen verrückten Theorien (auch wenn einige davon leider Gottes tatsächlich wahr waren…). Der Großteil der Menschheit war noch nicht so weit die Erde als winzige Inseln inmitten von einem Universum voller fremder Lebensformen zu sehen. Aber auch das würde sich ändern oder ändern müssen. Aber jetzt ging es erstmal um das Problem hier, daher beendete Jack seine gedankliche Wanderschaft.


„Ich kann dir nichts dergleichen versprechen, Tobias“, antwortete Jack dem Second Lieutenant, „Aber wenn wir es dorthin schaffen, wo ich hinmöchte, wird es sicher einige Antworten geben. Für beide von uns.“

Der Neunzehnjährige wartete nicht auf eine weitere Reaktion, sondern sah das Thema damit als erledigt an. Stattdessen wandte er sich dem Material zu, das er neben sich ausgebreitet hatte. Zuerst eine kleine Unterstützung für Tobias, damit er Druck auf die Arterie ausüben konnte. Der Junge mochte das als Spielchen bezeichnen, aber es war sicher einfacher, als wenn er den Druck nur mit seinem Zeige- und Mittelfinder ausüben musste. Gerade weil er sich nun mal mitbewegen musste und das alles zweifelsfrei sehr schmerzhaft für ihn werden würde.

„Ich weiß das wird nicht angenehm, aber du musst versuchen deinen Hintern etwas anzuheben, damit ich mit der Bandage hier unter dir durchkomme.“

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Tobias Wilson
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Beitrag von Tobias Wilson » 11.02.2021, 17:18

Bei Jacks erster Antwort, war Tobias allmählich an einem Punkt, an dem er das Bedürfnis verspürte mit der Faust auszuholen, um seinem Gegenüber seine Ernsthaftigkeit zu verdeutlichen. Er wollte verdammt nochmal wissen, was hier los war und Jack wusste etwas. Er wusste etwas über dieses Chaos hier und, was das schlimmste war, er schien mental darauf vorbereitet gewesen zu sein. Er wirkte als hätte er einen Plan. Wäre er nicht über die beiden Eisenstangen wortwörtlich an dem Beton festgetackert, der ihm vor wer weiß wie vielen Minuten unter den Füßen weggebrochen war, hätte er diese Möglichkeit vielleicht sogar genutzt. Aber so wie er jetzt hier lag, war das leider ausgeschlossen.

Tobias faste sich mit der linken Hand an die Stirn und rieb sich einmal mit seinen staubigen Fingern über das Gesicht. Wenn sie so nicht weiterkamen, dann besser zurück zum eigentlichen Problem. Vermutlich war es gut so, alles andere kostete nur unnötig Zeit. Aber er würde sich seine Antworten holen. Wenn nicht jetzt, dann später. So leicht würde er das Thema nicht abhacken. Er wollte wissen, woher Jack sein militärisches Wissen hatte. Sowohl die taktischen Kenntnisse und die routinierten Handlungsabläufe, als auch die medizinischen Hintergründe. All das lernte man nicht an der Highschool oder als Fahrradkurier in Colorado Springs und sicher auch nicht in dem Maße beim online Computerspiele spielen.

In diesem Augenblick poppte eine weitere, sehr beunruhigende Option in seinem Kopf auf. Es hatte erst die Explosionen gegeben, die folgende Stille… und dann tauchte Jack hier auf, ein Zivilist ohne Bezüge zu diesem Ort und offenbar mit Kenntnissen und Fähigkeiten, die nicht dem ihm bekannten Hintergrund entsprachen. Kurz sah der Einundzwanzigjährige zwischen seinen Fingern hindurch zu Jack. Was war, wenn er in all das hier verwickelt war?
Er hatte anfangs an einen islamistisch motivierten Hintergrund gedacht. Es gab Argumente sowohl für als auch gegen seine Idee. Das Seltsamste war einfach, dass sich bisher nichts getan hatte. Er konnte sich wirklich nicht erklären, warum keine Einsatz- und Rettungskräfte auf diesem Gelände waren. Es sei denn, was auch immer da draußen los war, war noch nicht vorbei… War Jack möglicherweise ein Teil davon?

Tobias bemühte sich nicht nach außen zu zeigen, dass sein Puls sich beschleunigt hatte. Er war wirklich mehr als zwiegespalten in dieser Sache.
Einerseits war da sein Bauchgefühl. Ihm war bewusst, dass hier etwas Seltsames vorging, aber gleichzeitig riet seine Intuition ihm dazu Jack zu vertrauen. Warum? Vielleicht, weil er nicht wie ein Verräter seines eigenen Landes wirkte, sondern ganz im Gegenteil nach einem Menschen mit sehr klaren Prinzipien. Und vielleicht auch, weil er die Option nicht sah, dass er sich in der Einschätzung von Jacks Charakter geirrt haben könnte.
Tobias war grundsätzlich ein eher misstrauischer Typ, hatte einen Hang zum Einzelgängerdasein und schloss nur selten Freundschaften. Allerdings nicht, weil er sich das so ausgesucht hatte, sondern weil er in seiner Kindheit nichts anderes hatte lernen können. Trotz dieser Umstände war Jack außerhalb der Akademie der einzige, mit dem er konstant Kontakt hatte. Sonst hatte sich sein soziales Umfeld in den vergangenen Jahren auf das hiesige Akademieleben beschränkt.
Sein Kopf vertrat momentan die Position, nicht leichtsinnig auf ein Gefühl vertrauen zu wollen, dessen Grundlage er in Frage stellte. Ja, sie kannten sich seit mehreren Monaten. Sie hatten miteinander trainiert, gelegentlich anschließend vor dem Boxclub auch zusammen noch ein Bier getrunken und sich gut verstanden. Sie waren beide eher der Typ Mensch, der es vorzog wenn die anderen redeten und man selbst lieber zuhören konnte. Und was Boxen anging hatte Tobias auch viel von Jack als Sparringpartner lernen können. Aber all das hätte auch seine Fassade und Taktik gewesen sein können. Vielleicht sogar um Informationen von Kadetten abzuschöpfen…
Sein Bauchgefühl meldete sich direkt mit dem Einwand, dass Jack ihn dann einfach hätte erschießen können, als er ihn hier eben gefunden hatte. Warum einen potentiellen Zeuge leben lassen und ihm sogar noch helfen? Tobias wusste es nicht… Der Einundzwanzigjährige seufze leise. Er hatte keine Ahnung was er noch glauben sollte. Das hilflose hier herumliegen hatte ihn gedanklich definitiv zermürbt...


„Und verrätst du mir zumindest wo das sein soll?“, fragte er bei Jacks Erwähnung seines ‚Zieles‘. Zumindest hierauf sollte eine Antwort möglich sein, egal ob sie die Wahrheit oder einen Vorwand darstellte. Aber Tobias stellte die Frage mehr beiläufig, denn für ihn war klar, dass er nicht wirklich eine andere Option hatte, als vorerst das zu tu was Jack wollte und von ihm erwartete. Später würde er die Situation noch einmal neu bewerten müssen. Aber dafür brauchte er mehr Informationen. Und insbesondere mehr Bewegungsspielraum.

Jacks Aufforderung seinen Allerwertesten etwas anzuheben, folgte Tobias ohne weiter zu zögern mit einem kurzen:
„Na dann los.“

Er richtete seinen Oberkörper leicht auf, stemmte die Ellenbogen und die linke Ferse gegen den unebenen Untergrund und baute Körperspannung bis in die Zehenspitzen seines linken Beines auf. Das rechte versuchte er so gut wie nur irgend möglich auszuklammern. Er musste die Zähne zusammen beißen, da er natürlich nicht verhindern konnte, dass auch der rechte Oberschenkel von seiner Bewegung mitgezogen und somit die Position der Eisenstangen in dem verletzten Gewebe verändert wurde. Tobias hielt unbewusst die Luft an und wartete die quälend langen Sekunden, bis Jack sein Vorhaben beendet hatte.
Erleichtert senkte er seinen Körper langsam wieder ab, als das der Fall war, und füllte seine Lunge anschließend mit schnellen flachen Atemzügen wieder mit dem notwendigen Sauerstoff. Seine Rippen brannten fast genauso wie sein Oberschenkel. Verdammt… Es graulte ihm zugegeben davor sein Bein hier rausziehen zu müssen.


OOC: Beitrag inhaltlich am 12.02.21 minimal abgeändert/ergänzt
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Beitrag von Jack O'Neill (Klon) » 12.02.2021, 17:40

Jack konzentrierte sich zunächst erstmal auf seine Aufgabe und ging nicht auf Tobias Frage ein. Er konnte sich noch gut daran erinnern, wie Carter ihm – also dem anderen ‚ihm‘ - in der Antarktis das gebrochenes Bein geschient hatte. Das hier würde sicher nicht weniger schmerzhaft werden.
Als der junge Offizier seiner Aufforderung nachkam, beeilte er sich die Bandage zweimal um das Bein und unter ihm hindurch zu führen. Anschließend unterstützte er ihn sachte dabei, sich wieder abzulegen.


„Erledigt. Hol erstmal kurz Luft, ehe wir weitermachen“, bot er dem jungen Mann nun eine kurze Pause an. Natürlich hatte er die geprellten Rippen nicht vergessen. Bei der Körperspannung, die er eben aufgebaut haben musste, hatten sich die Rippen sicher ordentlich zu Wort gemeldet. Auch hier hatte Jack selbst mehr als genug Erfahrung aus seinen Erinnerungen.

Nebenher hatte der Klon bereits ein kleines Fragment mit einer Mullbinde dick umwickelt und bereit gelegt. Als nächstes musste er ertasten, wo genau er an der rechten Leiste den Puls fühlen konnte, damit er auch die richtige Stelle hatte. Es brachte ihnen reichlich wenig, wenn Tobias statt auf die Gefäße irgendwo auf die Muskeln und Sehnenansätze Druck ausübte.
Eine Schlaufe der Bandage verlief direkt entlang dem Übergang zwischen Gesäß und Oberschenkel, bei der zweiten Schlaufe würde er Tobias Gürtelschlaufe miteinbeziehen um einen schrägen Verlauf in Richtung Hüfte und somit entlang der Leiste hinzubekommen. Er hoffte, dass beide zusammen zumindest kurzzeitig genug Stabilität gaben. Es ging in diesem Schritt nur um das tatsächliche Herausziehen der Stangen aus dem Oberschenkel. Sobald das erledigt war und er Tobias hier sitzen hatte, konnte er die Wunde ordentlich erstversorgen.

Die Atmung des Offiziers war, wie er feststellte, inzwischen wieder ruhig und gleichmäßig, also konnte es weitergehen.


„Nun... ich muss jetzt als nächstes die richtige Position ertasten. Vielleicht könntest du nebenher dafür sorgen, dass... nichts Unangenehmes im Weg ist?“, sprach Jack den Verletzten an und deutete dabei mit einer Hand auf den Schritt des jungen Mannes.
Immerhin waren sie beide Männer und sich somit der entsprechenden Anatomie bewusst. Trotzdem war das hier sicher für keinen von Ihnen in der Standard-Komfortzone. Aber von diesem Konstrukt der ‚Komfortzonen‘ musste man sich im Militärdienst früher oder später verabschieden. Das hatten Gefechtssituationen und die damit einhergehenden, teils sogar tödlich verlaufenden, Verletzungen so an sich.

Der Klon wartete die Zustimmung seines Gegenübers ab, ehe er begann dessen Leiste abzutasten. Es gelang ihm im Nu die richtige Stelle zu finden. Das Hüftgelenk war ein sehr guter Anhaltspunkt für die Lage. Nachdem auch das nun erledigt war, machte er sich an die Vollendung von seiner provisorische Konstruktion. Nebenher sah er kurzzeitig Tobias an und nutze die zwischen ihnen entstandene Stille, um doch noch auf die letzte Frage einzugehen.


„Ich bringe dich nach NORAD“, sagte Jack direkt, ohne das Thema ergänzend einzuleiten, „Ich kenne dort ein paar Leute. Die können dich sicher wieder zusammenflicken.“

Jack überprüfte noch einmal die Knoten, die er gefertigt hatte und nickte dann zufrieden. Besser als nichts. Also konnten sie sich nun endlich ans Eingemachte heranwagen.

„Ich will ehrlich sein, das wird jetzt höllisch wehtun. Ich werde mich unter deine rechte Schulter hacken und dich hochziehen. Versuch du bitte hier ordentlich Druck auszuüben und nebenher nicht ohnmächtig zu werden. Ich brauche deine Mithilfe, um dich da rauszukriegen. Alles klar soweit?“

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Beitrag von Tobias Wilson » 12.02.2021, 19:12

Es dauerte noch einen Moment bis Tobias wirklich wieder zu Atem gekommen war. Die ersten Atemzüge waren eher oberflächlich, aber dafür schnell gewesen. Doch allmählich reduzierte sich sein Schmerzempfinden. Sein Brustkorb, der kurzzeitig aufgrund der muskulösen Anspannung nur noch widerwillig die erforderlichen Bewegungen mitgemacht hatte, entspannte sich und er erlangte wieder mehr Bewegungsspielraum zurück.
Er war innerlich dankbar für die Pause, die Jack im einräumte. Schmerzen waren zwar weiß Gott nichts Unbekanntes für ihn, aber er hatte mehr Erfahrung mit beständigem Schmerz als mit diesen Extremen wie er sie hier jetzt erlebte. Egal wie die Laune von ihm gewesen war, krankenhausreif war er im Ausgang nie gewesen. Das hätte auch nicht zu seinem Charakter gepasst, immerhin war das was in den eigenen vier Wänden bei ihnen ablief nichts, was an die Öffentlichkeit kommen sollte.
Die körperlichen Schmerzen waren etwas gewesen, woran er sich über die Jahre tatsächlich etwas gewöhnt hatte. Anders sah es aber mit dem aus, was in seinen Kopf dadurch passierte. Er hatte diese Dinge noch nicht aufgearbeitet und auch keine Ahnung, ob ihm das überhaupt irgendwann gelingen würde. Er hatte einfach Glück gehabt, dass er trotzdem in der Lage war nach außen hin Selbstbewusstsein auszudrücken und ebenso, dass er trotz seinem Hang zum alleine sein auch teamfähig sein konnte. Andernfalls hätte er den Einstieg in die Air Force Akademie nicht schaffen können.

Tobias hatte seine Augen geschlossen und sich mal einen Augenblick nur auf sich selbst und sein innerstes konzentriert. Da Jack ihm seine Frage offensichtlich nicht beantworten wollte, sah er keine Notwendigkeit zu reden. Smalltalk war das letzte, woran er jetzt gerade Interesse hatte. Erst als Jack ihn erneut ansprach, öffnete er die Augen und sah den Neunzehnjährigen an. Natürlich verstand er, worauf dieser hinaus wollte. Er nutzte seine linke Hand um der Aufforderung nachzukommen und sicher zu stellen, dass Jack "ungestört" seine Leiste abtasten konnte. Aber zu mehr als einem kurzen Nicken als Antwort rang er sich nicht durch.

Wie nicht anders erwartet, zeigte sich sein Sparringpartner auch hier wieder sehr geschickt und routiniert, indem er im Nu die Arterie fand. Der junge Lieutenant ergänzte dies auf seiner mentalen Strichliste. Er hatte selbst keine Medic-Ausbildung durchlaufen, sondern nur die Standardgrundkenntnisse, die man im Rahmen des Studiums vermittelt bekam. Aber auch die waren gut, immerhin konnte jederzeit das Leben eines Kameraden in den eigenen Händen liegen. Und trotzdem war Jack ihm um einiges voraus.

Es traf Tobias unerwartet, als der Braunhaarige plötzlich von NORAD sprach. Eilig sah er ihn prüfend an und suchte nach Signalen, die ihm etwas darüber verraten konnten, ob diese Aussage ehrlich oder falsch war. Er fand keine Anzeichen für falsch.
Es war eine Überraschung für ihn, dass Jack ausgerechnet auf den Bunker im Cheyenne Mountain zu sprechen kam.
Der Second Lieutenant erinnerte sich daran wie er am heutigen morgen, also gerade mal vor ein paar Stunden, im Büro von General Kerrigan gestanden und einen Umschlag in die Hand gedrückt bekommen hatte. Ein sofortiger Versetzungsbefehl nach NORAD… in einer Sache der nationalen Sicherheit…
Das wirkte als hinge Jack tatsächlich irgendwie in dieser ganzen Sache hier drin. Aber es war auch ein Anzeichen dafür, dass er dabei auf der richtigen Seite stand. Tobias hatte keine Ahnung, was das besondere an dem NORAD Bunker war. Die Abkürzung stand für North American Aerospace Defense Command und im Berg befand sich außerdem die Weltraumsatelliten-Überwachung SPADATS. Es war seit Jahren immer mal im Gespräch, die Basis aus dem aktiven Dienst zu nehmen. Sie war ein Relikt aus dem kalten Krieg und er hatte keine Ahnung, wie die Arbeit jetzt im 21ten Jahrhundert dort unten aussehen konnte. Aber inzwischen brannte er darauf das herauszufinden. Wenn NORAD das Ziel war, dann kam er genau dorthin, wo er hin musste.

Schließlich kamen sie tatsächlich an den Punkt, an dem es ernst wurde. Als Reaktion auf Jacks Worte, zuckte Tobias Mundwinkel auf der linken Seite kurz etwas nach oben. Mithelfen und nicht ohnmächtig werden… das sollte doch irgendwie zu schaffen sein.


„Ich bin so weit“, erwiderte der junge Offizier.
Er konzentrierte sich auf einige weitere ruhige Atemzüge. Dann machte er sich daran seinen Oberkörper aufzurichten. Er stützte sich dafür zunächst mit den Ellenbogen und schließlich mit den Handflächen neben sich ab. Seine Hände ballten sich langsam zu Fäusten, als seine Muskulatur aufgrund der steigenden Schmerzen zunehmend verkrampfte.
Jack hackte sich wie angekündigt ein, wodurch ein unangenehmer und schmerzhafter Druck auf seinen Rippen entstand. Tobias legte dennoch seinen rechten Arm um die Schultern des Neunzehnjährigen und griff mit den Fingern fest in den lockeren Stoff seines T-Shirts. Mit der linken Hand versuchte er zeitgleich Druck auf seine Leiste aufzubauen. Auch das linke Bein hatte er nun angewinkelt und mit dem Fuß einigermaßen Halt innerhalb der Trümmer gefunden. Dank der Unterstützung, die er bekam, schaffte er es tatsächlich sein Gesäß von dem unebenen Untergrund zu heben.
Er bemühte sich nicht aufzuschreien, als Jack ihn weiter hochhob und sich mit jedem Zentimeter die Eisenstangen weiter aus seiner Muskulatur zogen. Aber er hatte keine Ahnung, ob es ihm gelang. Die Schmerzen in seinem Oberschenkel explodierten regelrecht. Er hatte den Eindruck einen Widerstand fühlen zu können und für einen Sekundenbruchteil schoss ihm der Gedanke durch den Kopf, dass er hier entweder weiter festhing, oder der nächste Zentimeter sein Bein abreisen würde. Doch dann verschwand der Widerstand plötzlich.

Tobias realisierte nur noch eingeschränkt, wie Jack ihn weiter hoch zog. Mit einem Male fand er sich auf seinen Füßen wieder. Der junge Offizier blickte an sich hinunter. Tatsächlich stand er auf beiden Füßen... und dann wurde es mit einem Mal schwarz vor seinen Augen.
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Jack O'Neill (Klon)
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Beitrag von Jack O'Neill (Klon) » 13.02.2021, 17:37

Jack war nicht wirklich überrascht, als der junge Offizier in sich zusammen sackte, kaum dass er auf seinen Füßen gestanden hatte. Genau genommen hatte er sogar fest damit gerechnet. Die entscheidende Frage war nur an welchem Punkt es passieren würde. Aber das Timing hatte hervorragend gepasst. Tobias hatte mitgeholfen sich hochzustemmen, bis sie tatsächlich die Eisenstangen vollständig aus seinem Oberschenkel gezogen hatten. Damit war der schwerste Teil erledigt.

Problemlos fing der Klon das Gewicht des 21jährigen auf und zog ihn ein Stück in den Gang hinein, weg von den Trümmern, auf denen er gelegen hatte, und den vermutlich einsturzgefährdeten Treppenresten schräg über ihnen. Er legte den jungen Mann flach auf den Boden, kontrollierte rasch Puls und Atmung und beeilte sich anschließend seine Verletzungen zu versorgen. Bei der bestehenden Kombination aus dem bisherigen Blutverlust, der Zeit, die Tobias ohne großartigen Bewegungsspielraum hier rumliegen musste, dem Schmerzlevel und dem Umstand, dass er ihn direkt aus dem Liegen auf die Beine stellen musste, war es wirklich nicht verwunderlich, dass sein Blutdruck nicht mehr mitgekommen war. Und eigentlich war es auch gar nicht schlecht, dass der Kreislauf des Jungen erstmal kapituliert hatte. So konnte er jetzt ungestört und gründlich arbeiten und brauchte weniger Wert darauf legen, die Behandlung der Wunden so schmerzfrei wie möglich zu gestalten.

Jack hatte die vorhandenen Löcher im Hosenbein der Air Force Uniform so groß gerissen, dass er gut an die Verletzungen herankam, und sich eilig die Einmalhandschuhe aus dem Erste-Hilfe-Koffer übergestreift. Natürlich hatte eine Blutung aus beiden Wundkanälen eingesetzt. Aber sie war nicht übermäßig stark, daher konnte er sich sogar noch kurz etwas Zeit nehmen, um nach offensichtlichen Fremdkörpern zu tasten. Er fand keine, allerdings würde das von Ärzten noch einmal ordentlich überprüft werden müssen. Jetzt im Nachhinein sah er wie lang die beiden Eisenstangen gewesen waren. Zu lang für seinen Geschmack… Es war wahnsinniges Glück, dass diese Stangen bei ihrem Eintritt anscheinend weder den Oberschenkelknochen noch eines der Hauptgefäße ernsthaft verletzt hatte. Andernfalls war er sich nicht sicher, ob er es geschafft hätte Tobias lebend von diesem Gelände zu schaffen.
Der Brauhaarige desinfizierte die Wundkanäle soweit es ihm mit den begrenzten Mitteln hier möglich war und bedeckte die nur wenige Zentimeter auseinanderliegenden Verletzungen mit einer sterilen Wundauflage. Anschließend umwickelte er den Oberschenkel mit einer elastischen Binde und achtete dabei auf genug Zug. Der Verband sollte nicht zu locker sitzen und Gefahr laufen zu verrutschen, wenn sie sich auf den Rückweg nach Colorado Springs machten. Aber andererseits durfte er auch nicht so fest sein, dass er dem jungen Mann die Blutzufuhr ins Bein abschnürte. Dank den jahrelangen Erfahrungen seines Originals mit solchen Situationen, fiel es ihm nicht schwer den schmalen Grad zwischen beidem zu finden. Aber er vermisste zugegeben die militärische Erste Hilfe Ausrüstung, da die wesentlich simpler in der Handhabung war.
Um einer erneuten Zunahme der Blutung vorzubeugen, positionierte Jack nach ein paar Wickeln ein ungeöffnetes Verbandspäckchen als Druckpolster auf der Verletzung, ehe er die elastische Binde vollständig aufwickelte und sorgfältig befestigte. Er beobachtete die Wunde einen Moment. Er konnte keine Anzeichen für eine Durchblutung feststellen. Trotzdem würde er Tobias noch ein paar Minuten Ruhe gönnen, in der Hoffnung, dass das hilfreich war um die Blutung in Schach zu halten.

Jack nutze die Zeit, um sich noch einmal kurz in der hiesigen Umgebung umzusehen. In einem der zugänglichen Zimmer fand er eine schwarze Umhängetasche ordentlich im Kleiderschrank hängen. Schnell verschaffte er sich einen Überblick über das Innenleben. Die Tasche enthielt ordentlich zusammengefaltete weibliche Sportkleidung, die er nun direkt ausräumte. Lediglich ein bisschen Kleinkram, wie Taschentücher, Sporttape und Nagelschere beließ er in der Tasche. Und auch ein kleines Handtuch.

Anschließend kehrte er mit der Tasche unter dem Arm zu Tobias zurück und verstaute in ihrem Inneren die Reste des Verbandskastens. Wer wusste, was er davon noch brauchen würde. Es konnte jederzeit passieren, dass die Blutungen wieder einsetzten und für diesen Fall brauchte er genug Material für einen zweien Druckverband. Und im absoluten Worst-Case-Szenario brauchte er auch etwas, zum Abbinden des Beines. Aber der Klon hoffte inständig darauf, dass das nicht erforderlich sein würde.

Als alles verstaut war, stülpte er sich den Riemen der Tasche über den Kopf und ließ ihn auf seiner linken Schulter zum Liegen kommen. Die Tasche, die anfangs an seiner rechten Hüfte hing, schob er eher in seinen Rücken und holte dafür die Pistole in seinem Hosenbund weiter nach vorne, damit er jederzeit ungehinderten Zugriff auf die Waffe hatte.

So gerne er dem jungen Offizier noch ein paar weitere Minuten gegönnt hätte, es wurde langsam echt Zeit, dass sie hier rauskamen. Sie hatten noch einen weiten Weg vor sich. Er rechnete nicht damit, dass er ein funktionierendes Auto für die Fahrt finden würde. Vielleicht höchstens ein Fahrrad, wobei das zu zweit mit der Verletzung vermutlich keine ideale Idee war…
Mangels verfügbarer anderer Optionen blieb es jetzt aber eh erstmal dabei, dass sie es zu Fuß hier wegschaffen mussten. Und das besser früher als später. Es war bereits früher Abend, in wenigen Stunden würde es komplett dunkel sein, keine gute Grundlage um ohne jegliche Beleuchtung durch die Gegen zu marschieren.


„Tobias? … Hey, Tobias! Aufwachen!“, sprach Jack den Verwundeten daher an und klopfte ihm dabei locker widerholt mit der flachen Hand auf die Wange.

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Tobias Wilson
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Beitrag von Tobias Wilson » 20.02.2021, 16:55

Tobias stöhnte auf, als er nun schon zum zweiten Mal an diesem Tag erleben durfte, wie sich die Schwärze in seinem Kopf allmählich verflüchtigte und er ins Bewusstsein zurück fand. So viel zum Thema nicht ohnmächtig werden…

Der junge Mann griff sich mit der linken Hand zunächst an die Stirn und lies sie dann über seine Brauen zu den Augen gleiten und dort zum Liegen kommen. Himmel, so etwas brauchte er echt kein zweites Mal.
Langsam drehte er seinen linken Arm und schob ihn wieder etwas hoch, wodurch sein Handrücken nun auf seiner Stirn ruhte. Parallel öffnete er seine Augen. Das ging dieses Mal wesentlich leichter und schneller, als beim ersten Mal. Er brauchte weder großartig Zeit, um sich an die Lichtverhältnisse zu gewöhnen, noch musste er erneut Staub aus seinen Augen reiben.
Sein Blick fiel direkt auf eine weitestgehend intakte Flurdecke. Vereinzelt hatten sich Teile der Deckenverkleidung gelöst, aber sonst sah er keine großartigen Beschädigungen. Tobias war erleichtert über den veränderten Anblick, denn das bedeutete, dass er nicht mehr auf den Trümmern bei der Treppe lag und ebenso auch, dass er keine Eisenstangen mehr im Oberschenkel stecken hatte. Sie hatten es also tatsächlich geschafft.

Der Second Lieutenant drehte seinen Kopf und sah zu der Person auf, die neben ihm hockte. Jack sah entspannt aus. Das war für ihn schon mal ein gutes und beruhigendes Zeichen. Hätte er ein Bein weniger oder wäre er wortwörtlich am Ausbluten, würde er eine andere Mimik erwarten.


„Wie lange war ich weg?“, fragte Tobias und begann darauf seine Augen über seine Umgebung wandern zu lassen.
Es war wirklich verrückt zu sehen, dass im Umfeld des Treppenhauses ganze zwei Zwischenböden fehlten, während ein paar Meter weiter die Decke in Takt zu sein schien und nochmal ein paar Meter weiter der Flur gänzlich unpassierbar wurde. Er hatte keine Vorstellung davon, was die bestehenden Schäden für Auswirkungen auf die Stabilität des Gebäudes hatten. Kaum vorstellbar, dass Jack freiwillig hier rein gekommen war...
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Jack O'Neill (Klon)
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Beitrag von Jack O'Neill (Klon) » 20.02.2021, 17:00

„Ich schätze etwa 10 bis 15 Minuten“, antwortete Jack, als Tobias sich zu Wort meldete. Er deutete kurz auf das verbundene Bein, ehe er fortfuhr:
„Sieht alles ganz gut aus soweit. Die Blutung war Überschaubar und auch gut zu stoppen, also schon mal keine zerrissene Arterie. Ich habe auch ein paar Tabletten eines Schmerzmittels gefunden, falls du was brauchst. Allerdings würde ich dir nur eine kleine Dosis geben, ich brauche dich leider auf den Füßen und bei Sinnen, wenn wir hier wegkommen wollen. Denkst du, du kannst laufen?“

Die abschließende Frage war eigentlich mehr eine rhetorische Frage. Tobias hatte schließlich noch ein gesundes Bein, solange er ihn stützte, würden sie vorankommen. Zumindest solange der Einundzwanzigjährige nicht zu zimperlich war, aber das war der letzte Eindruck, denn der Klon von dem jungen Offizier hatte. Immerhin hatte er es tatsächlich geschafft sein Bein von diesen beiden Eisenstangen zu ziehen, ohne einen Schrei über seine Lippen kommen zu lassen. Und er hatte den Mut gehabt es überhaupt zu versuchen. Das war auch keine Selbstverständlichkeit.

„Übrigens, wie ich gesehen habe, bist du befördert worden“, begann Jack mit einem kurzen deuten auf die verdreckten neuen Schulterklappen an dem ehemals hellblauen Uniformhemd des Offiziers und deutete eher salopp einen Salut an, „Gratulation, Second Lieutenant!“

Anschließend streckte er Tobias auffordernd eine Hand entgegen: „Komm, ich helf‘ dir hoch.“

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Tobias Wilson
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Beitrag von Tobias Wilson » 21.02.2021, 00:20

Für Tobias war es ein beschwerlicher Weg die Treppe hinunter gewesen. Aber gemeinsam hatten sie es irgendwie gemeistert und nun setzten die beiden jungen Männer ihren Weg im Erdgeschoss fort. Tobias konnte nicht sagen, wie sie zeitlich dastanden. Nachdem Jack ihm auf die Füße geholfen hatte, hatte er seine Armbanduhr aus der Gesäßtasche gefischt. Leider musste er feststellen, dass sie kurz nachdem er sein Zimmer verlassen hatte stehen geblieben sein musste. Warum wusste er nicht. Offensichtliche Beschädigungen konnte er nicht entdecken und es wäre ein etwas zu großer Zufall, wenn ausgerechnet jetzt die Batterie leer war. Er hatte sie daher erstmal wieder eingesteckt. Vielleicht gab es später die Gelegenheit sich dieser Sache anzunehmen.
Jack hatte ihn anschließend gefragt, ob es hier in der Nähe Snack- oder Getränkeautomaten gab. Erst in diesem Moment war Tobias bewusst geworden, wie durstig er war. Und eine Kleinigkeit zu essen könnte er ebenso vertragen.

Der junge Lieutenant lotste Jack daher nun durch den Flur im Erdgeschoss zur gegenüberliegenden Gebäudeseite. Auf der Seite, auf der ihr Startpunkt gelegen hatte, wurde ein Teil des Erdgeschosses als Parkfläche genutzt. Die anderen Stockwerke standen in diesen Bereichen auf Säulen. In den ausgebauten Bereichen handelte es sich bei den vorhandenen Räumen meist um Zimmer für die Kadetten, wie auch in den oberen Stockwerken. Auf der anderen Gebäudeseite gab es im Erdgeschoss nur eine Fensterseite zum Innenhof, da dort das dritte Stockwerk ebenerdig lag. Das insgesamt sechsstöckige Gebäude (inklusive Erdgeschoss) war dort in einen Hang hinein gebaut worden.
Auf dieser Seite befanden sich im Erdgeschoss keine Zimmer, sondern Räume für die Allgemeinheit. Zum Beispiel Wasch- und Trockenräume oder auch Gemeinschaftsräume, die von den Kadetten sowohl unter sich als auch mit Besuchern von Außerhalb der Akademie frei genutzt werden konnten. Und genau dorthin versuchte der junge Offizier Jack nun zu lotsen.

Bei seinem Ziel handelte es sich um einen der größeren Gemeinschaftsräume, ausgestattet mit einem Fernseher, Sitzgelegenheiten für einen gemeinsamen Filmeabend, einem Billardtisch und einer Tür zum Innenhof, in dem man auch grillen durfte. Es gab auch eine Einbauküche mit Waschbecken, einem kleinen Kühlschrank und Herdplatten. Falls man weniger Lust hatte sich selbst zu verpflegen, gab es noch einen kleinen Nebenraum, wo sowohl Getränke- als auch Snackautomaten standen. Insbesondere zu späterer Stunde am Abend wurden diese ganz gerne angesteuert und sie wurden regelmäßig aufgefüllt. Dort würden sie also sicher fündig werden, sofern der Raum noch zugänglich war.

Bezüglich des Schmerzmittels hatte Tobias vorerst dankend abgelehnt. Da er noch immer keine Ahnung hatte, was hier los war, wollte er es nicht riskieren Medikamente einzunehmen und dadurch weniger aufmerksam und träge mit seinen Reaktionen zu sein. Aber Jack hatte die Tabletten mit in die Umhängetasche gesteckt, die er sich irgendwoher beschafft hatte. Für den Fall, dass er seine Meinung doch noch ändern sollte. Diese Möglichkeit bestand durchaus. Die Schmerzen in seinem Bein waren nun ohne die Fremdkörper zwar anders, aber trotzdem nicht wesentlich angenehmer.
Belasten konnte er das rechte Bein nur eingeschränkt, wenn er den Schmerzlevel in einem akzeptablen Rahmen halten wollte. Durchgängig Hochhalten konnte er den Fuß nicht, da er dafür ausgerechnet den Oberschenkelmuskel angespannt halten müsste. Allerdings war es eh nicht praktikabel auf dem linken Bein umher zu hüpfen und das rechte vollständig zu entlasten. Selbst dann nicht, wenn Jack ihn stützte. Wenn es wirklich stimmte, dass sie zu Fuß das Gelände verlassen mussten, dann hatten sie noch einige Meilen vor sich und waren noch eine ganze Weile unterwegs… Und je nachdem wie es draußen aussah, konnte er es sich wahrscheinlich auch einfach nicht leisten ein Bein hochzulegen. Nein, er ging fest davon aus, dass er letztendlich beide Füße brauchen würde, um hier wegzukommen.
Jack lief auf seiner rechten Seite und der junge Offizier stützte sich auf die Schulter des etwa gleichgroßen 19jährigen. Das war auch nicht sonderlich angenehm für seine geprellten Rippen auf dieser Seite, aber ohne Hilfe Laufen war nichts, was er sich im Moment zutraute. Und es machte Sinn, dass Jack ihn auf dieser Seite stützte, da er so zumindest seine eigene rechte Hand frei hatte, die seine Schusshand war. Daher hieß es für Tobias den Schmerz hinzunehmen und sich durchzubeißen.

Sie kamen zwar nicht sonderlich schnell voran, aber sie schafften es tatsächlich ihr Ziel zu erreichen. Glücklicherweise gab es in dem Bereich, in dem sie sich bewegten, keine größeren Beschädigungen. Als Umweg hätte ihnen nur der Weg direkt durch den Innenhof des Gebäudes zur Verfügung gestanden und das war taktisch eine eher schlechte Wahl, da sie dort keinerlei Deckung hatten.
Tobias war während des Laufens deutlich ins Schwitzen gekommen und sichtbar erleichtert, als er die Tür zum Gemeinschaftsraum ausmachte. Er hielt an, worauf auch Jack stehen blieb, und deutete dann mit der linken Hand auf die richtige Tür.


„Dort ist der Gemeinschaftsraum. Die nächste Tür führt ins Lager, wo auch die Automaten sind“, erklärte er Jack, „Vielleicht lohnt sich auch ein Blick in den Kühlschrank, manchmal stellen Kadetten dort morgens bereits Sachen für den Abend kalt.“

Tobias löste sich nun von Jack und stütze sich an der Wand zu seiner linken ab. Er brauchte eine kleine Pause.

„Ich würde hier warten, wenn du keine Einwände hast.“
Zuletzt geändert von Tobias Wilson am 22.02.2021, 20:55, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von Jack O'Neill (Klon) » 21.02.2021, 01:40

Jack war heilfroh, als sie endlich das Treppenhaus hinter sich gelassen hatten und nun zumindest aus dieser Sackgasse im ersten Stock heraus waren. Natürlich hätte er im Notfall immer noch aus einem der Fenster springen können, aber für Tobias mit seinem Bein wäre das schon eine größere Herausforderung gewesen. Und so eine Aktion wäre potentiell sehr gut dafür geeignet die Verletzung zu verschlimmern und eine Blutung erst richtig einsetzen zu lassen. Daher war es gut, dass sie den Weg über die Treppe nach unten nehmen konnten.
Der Klon versuchte weiterhin penibel auf Geräusche zu achten, während sie den nur spärlich beleuchteten Flur entlang gingen. Das einzige Licht, was sie hier drinnen hatten, stammte von dem Treppenhaus in ihrem Rücken. Immerhin wusste Tobias wo sie hin mussten, um etwas zu essen und, was noch viel wichtiger war, etwas zu trinken zu finden. Seine Zeit hier war viel zu lange her, um sich noch an solche Kleinigkeiten erinnern zu können. Und es war auch erst ein paar Jahre her, dass hier ordentliche Modernisierungsarbeiten durchgeführt worden waren, also war vermutlich eh alles anders, als vor fünfunddreißig Jahren.

Glücklicherweise war die Etage hier weitestgehend intakt. Er konnte auch nichts hören, weder Schritte noch Personen, die auf sich aufmerksam machten. Eigentlich war es ihm ein Bedürfnis jeden einzelnen Raum, den sie passierten zu überprüfen, wie er es auch anfangs gemacht hatte. Aber mit dem Bein war es für Tobias eine Qual von Raum zu Raum zu pendeln, daher hatte er nun den direkten Weg einfach gerade den Flur entlang gewählt. Dafür musste er insgesamt einfach aufmerksamer sein. Aus diesem Grund hielt der Klon auch die Pistole nun wieder sicher in der rechten Hand. Er ließ die Mündung zwar nach unten zeigen, war aber bereit das in Sekundenbruchteilen zu ändern, sollte es erforderlich sein.
In regelmäßigen Abständen musste er jedoch doch einen Schwenker zu einer der Zimmertüren machen. Die Zimmer waren alle mit großen Fenstern ausgestattet. Umso weiter sie sich vom Treppenhaus entfernten, umso weniger Licht hatten sie im Flur. Die einzigen verfügbaren Lichtquellen stellten die Fenster in den Zimmern dar. Es war zwar nur ein Tropfen auf den heißen Stein, denn Lichtdurchflutet wurde der Flur auch nicht, wenn alle paar Meter eine Zimmertür offen stand. Aber es half ihnen zumindest nicht in völliger Dunkelheit umherirren zu müssen.

Jack spürte inzwischen durchaus auch das Gewicht seines Begleiters auf seiner linken Schulter, aber für ihn war das Ganze definitiv weniger anstrengend, als für den jungen Second Lieutenant. Er merkte, wie Tobias zunehmenden aus der Puste kam. Wahrscheinlich eine Folge von dem Blutverlust. So wie es aussah, würden sie regelmäßige Pausen einlegen müssen. Das war etwas, was sie sich nicht unbedingt dauerhaft leisten konnten. Jetzt hier im Gebäude war es noch unproblematisch. Hier hatten sie immerhin Deckung. Aber früher oder später würden sie draußen über offenes Gelände müssen und das schnell. Er hoffte, dass Tobias fit genug war um dann die Zähne zusammen zu beißen und sich von ihm mitziehen zu lassen.

Als sie schließlich an ihrer potentiellen Nahrungsquelle ankamen, hielt Tobias an und löste sich von seiner Schulter. Stattdessen lehnte er sich gegen die Wand, um sein rechtes Bein nicht belasten zu müssen.


„Na klar, mach es dir bequem. Aber lass dich nicht von Fremden anquatschen“, stimmte er dem Vorschlag des Einundzwanzigjährigen zu. Er würde dem Jungen gerne eine eigene Waffe in die Hand drücken, damit er sich im Notfall zumindest verteidigen konnte. Aber dummerweise hatten sie momentan nur die eine. Und die brauchte er, um den Raum zu sichern. Sie mussten also etwas Glücksspiel betreiben und hoffen, dass ihnen das Glück nicht in den Hintern treten wollte.

Jack begab sich zu der Tür zu dem besagten Lagerraum. Die Pistole hielt er sicher und schussbereit in beiden Händen vor sich. Als er vor dem Raum ankam, blieb er einen Moment seitlich vom Türrahmen an der Wand stehen und lauschte. Er konnte keinerlei Geräusche aus dem Inneren hören. Er griff mit der linken Hand zur Türklinke und drückte diese nach unten. Dann gab er der Tür einen Schubs, um sie vollständig aufgehen zu lassen. Durch ein kleines Fenster drang direkt Licht in den Raum, was es Jack leichter machte das Innere des Raumes zu betrachten. Er war nicht sonderlich groß und bot mit den offenen Regalen auf der einen und den Automaten und Mülltonnen auf der anderen Seite, kaum Versteckmöglichkeiten. Trotzdem bewegte er sich langsam in den Raum hinein und überprüfte alle potentiellen Verstecke, inklusive natürlich der Ecke hinter der Tür. Er konnte niemanden finden. Die Verbindungstür zu dem von Tobias erwähnten Gemeinschaftsraum stand offen, daher setzte er seinen Weg direkt auch in diesen Raum fort. Aber auch hier war alles leer.

Nachdem beide Räume gesichert waren, kehrte er zu den Automaten zurück. Er hatte natürlich kein Kleingeld dabei und die Dinger hatten eh keinen Strom, also gab es nur einen Weg an den Inhalt zu kommen. Jack sah sich kurz um bis er etwas Geeignetes fand, um die Frontscheiben der Automaten einzuschlagen. Mit einigen Hieben war das erledigt und er wickelte sich rasch ein Spülhandtuch, von einem der Stapel im Regal, zum Schutz um den Unterarm, ehe er in die entstandene Öffnung hineingriff. An Getränken bediente er sich bei den 0,5 l PET Wasserflaschen. Das ganze andere Zeug mit Zucker mochte zwar gut schmecken, aber brachte ihren Körpern nicht das, was sie brauchten. Jack hielt kurz inne. Vielleicht war es für Tobias als Backup gar nicht verkehrt, wenn er auch noch etwas Cola dabei hatte. Koffein und Zucker in der Kombi konnten hilfreich sein, wenn man den Kreislauf wieder etwas aufputschen musste. Der Klon entschied sich daher für zwei 0,2l Dosen mit Cola und acht der 0,5 l PET-Flaschen mit Wasser. Anschließend war der Snackautomat dran. Hier arbeite er sich einmal quer durch die verfügbaren Müsliriegel. Als er genug beisammen hatte, schlug Jack noch einmal den Weg zum Kühlschrank im Nachbarraum ein. Er öffnete diesen und späte hinein. Tatsächlich enthielt er ein paar Flaschen, allerdings mit alkoholischem Inhalt und somit nichts, was ihnen jetzt weiterhalf.

Der Klon schloss die Kühlschranktür wieder, als er plötzlich eine Lichtreflektion wahrnehmen konnte. Aus Reflex ging er sofort in die Hocke und in Deckung. Die Pistole hielt er dabei nahe an seinem Körper. Vorsichtig spähte er durch das Fenster in den Innenhof. Auf der gegenüber liegenden Seite war die Fensterfront stark beschädigt. Die Zimmer waren nicht nur nach außen freigelegt sondern teilweise auch eingestürzt. Aufmerksam beobachtete er weiter den Bereich und versuchte dabei die Quelle der Lichtreflektion ausfindig zu machen.

Es dauerte einen Moment und er musste leicht die Augen zusammen kneifen, aber dann sah er etwas. Da war Bewegung hinter, beziehungsweise zwischen den Trümmern... im Erdgeschoss und etwas versetzt im ersten Stock... Personen... drei, vier... acht insgesamt, die er von hier sehen konnte... Ihre Kleidung hatte metallische Applikationen... sie trugen Helme... das sah nach Rüstungen aus...


„Scheiße“, murmelte Jack vor sich hin. Im 21ten Jahrhundert trug hier auf der Erde keiner mehr solche Rüstungen, mit Ausnahme von Mittelalterfesten natürlich, es war daher nicht schwer darauf zu schließen, dass es sich hierbei um die Angreifer handeln musste. Und denen wollte Jack auf keinen Fall in die Hände fallen.
Vorsichtig, damit er sich selbst nicht verriet, bewegte er sich in gebückter Haltung zurück ins Lager und dort zur offen stehenden Zugangstür zum Flur. Bevor er diese durchquerte, warf er prüfende Blicke nach rechts und links in den Gang hinein. Aber außer Tobias konnte er niemanden erkennen. Er ließ das Lager hinter sich und ging auf den Second Lieutenant zu.


„Tobias, wir haben Besuch. Und ich fürchte leider nicht von der eigenen Truppe… Wie kommen wir so schnell wie möglich aus diesem Gebäude raus?“

Nachdem er ausgesprochen hatte, griff Jack in die Umhängetasche und zog eine der Wasserflaschen hervor. Trinken war wichtig, insbesondere um Tobias Kreislauf zu stabilisieren. Er öffnete den Drehverschluss und nahm selbst ein paar Schluck, ehe er Tobias die Flasche mit noch etwa 2/3 Inhalt entgegen hielt.

„Hier, trink das aus und lass die Flasche liegen. Wir müssen zusehen, dass wir hier wegkommen. Und zwar schnell!“

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