Hotel Elegante

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Samantha Carter
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Hotel Elegante

Beitrag von Samantha Carter » 27.02.2021, 22:11

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Jeannie Miller
Beiträge: 10
Registriert: 30.01.2021, 21:41

Beitrag von Jeannie Miller » 13.03.2021, 19:40

Es war schon Vormittag, als Jeannie Miller langsam aufwachte und sich ein wenig streckte, immer darauf bedacht ihre Tochter, die neben ihr schlief, nicht zu wecken. Jeannie hatte zwar ein Zimmer mit zwei Betten gebucht, aber im Endeffekt hatte sich Maddison dazu entschieden bei ihr im Bett zu schlafen. Jeannie konnte es ihr nicht verübeln. Sie waren zum ersten Mal in einem anderen Land, ihr Vater war nicht dabei und ihre Mutter hatte durch die Konferenz in den letzten Tagen auch viel zu wenig Zeit für sie gehabt. Außerdem wollte sie die Zeit, in der ihre Tochter noch ihre Nähe suchte, so lange wie möglich genießen. Die Zeit mit ihrer Tochter verging viel zu schnell und schon bald würde aus dem kleinen Mädchen eine junge Dame werden, die sich immer mehr von ihren Eltern abnabelte. Aber aktuell war Maddie noch ihr kleines Mädchen und sie würde weiterhin versuchen so viel Zeit wie möglich mit ihr zu verbringen.

Heute war ihr zweiter freier Tag und nachdem sie sich gestern nur im Spielbereich und am Pool des Hotels aufgehalten hatten, hatte sie für heute einen Besuch im Zoo von Colorado Springs geplant. Leise stand Jeannie auf und ging zu dem großen Fenster ihres Zimmers. Das Wetter war perfekt für einen Ausflug geeignet und Jeannie war schon gespannt, wie Maddie auf die Überraschung reagieren würde, die sie für sie geplant hatte. Seit Maddie auf dem Animal Planet eine Dokumentation über Erdmännchen gesehen hatten, schwärmte sie von den posierlichen Säugetieren und heute würde sie im Zoo sogar bei der Fütterung der Erdmännchen helfen dürfen.

Immer noch so leise wie möglich schlich Jeannie zum Schrank und wollte gerade die Sachen für ihre Tochter und sich bereitlegen, als ihr Handy anfing zu vibrieren. Genervt verdrehte sie die Augen und zog das brummende Ding aus ihrer Tasche. Eilig klappte sie es auf und sah, dass sie zwei verpasste Anrufe und mehrere Kurznachrichten erhalten hatte. Jeannie öffnete die erste SMS und sofort gefror ihr das Blut in den Adern. Die SMS enthielt nur zwei Worte: “Alpha Protokoll”. Auch die anderen Kurznachrichten waren ähnlich gestaltet. Die Anrufe waren von Caleb. Scheinbar wusste er bereits, was ihnen bevorstand. Sonst hätte er sie nie mitten in der Nacht angerufen und sie hatte einfach ihr Handy in ihrer Handtasche in den Schrank gestellt und dadurch keinen dieser Anrufe mitbekommen.

Nachdem Mer dafür gesorgt hatte, dass ihre Familie und sie auf die Evakuierungsliste gesetzt wurden, hatte sie genaue Instruktionen erhalten, was sie im Notfall zu tun hatte und wie sie bei einer Evakuierung kontaktiert werden würde. Seit diesem Zeitpunkt hatte sie gehofft, dass sie niemals diese Nachricht erhalten würde. Doch nun versuchte die Air Force sie schon seit fast vier Stunden vergeblich zu erreichen und selbst ihr Mann musste bereits in größter Sorge sein, weil sie sich nicht meldete. Mit zittrigen Händen gab sie die vereinbarte Antwort ein und sendete die Kurznachricht ab. Dann ließ sie ihren Blick über das Hotelzimmer, in dem überall Spielzeug auf dem Boden verteilt lag, schweifen und hinaus zu dem blauen, fast wolkenlosen Himmel gleiten. Doch der Tag wirkte nicht im Geringsten mehr so schön und ruhig wie noch vor ein paar Minuten. Ganz im Gegenteil… Möglicherweise lauerten die Wraith schon unsichtbar im Erdorbit und wurden vielleicht gerade so von den Raumschiffen der Erde zurückgehalten. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sich dieser friedliche Tag in eine reale Variante von Roland Emmerichs Katastrophenfilmen verwandeln würde.

Zitternd vor Schock blickte sie noch einmal zu ihrer Tochter, die immer noch in Unwissenheit in ihrem Bett lag und schlief, und zog sich dann in das Bad ihres Hotelzimmers zurück. Ihre Hände waren so zittrig, dass es ihr kaum gelang das Telefonbuch in ihrem Handy zu öffnen und Calebs Nummer auszuwählen, doch nach wenigen Sekunden läutete endlich sein Telefon und Jeannie wartete mit einem fürchterlichen Gefühl im Magen darauf, dass er auf den Anruf reagieren würde.
„Jeannie.“, seine Begrüßung klang furchtbar gehetzt und Jeannie konnte sich gut vorstellen, was er wohl in den letzten Stunden durchgemacht hatte. Er konnte seine Frau nicht erreichen und selbst wenn er das Hotel angerufen haben sollte, hatte das Personal an der Lobby wahrscheinlich ihre Anweisung befolgt, dass sie nicht gestört werden wollte. Vermutlich waren sie von einem Ehestreit ausgegangen und dass Jeannie genau deshalb nicht gestört werden wollte. Dabei hatte sie sich nur ein wenig Ruhe gewünscht, nachdem ein übereifriger Student herausgefunden hatte, in welchem Hotel sie war und sie nun mit Fragen zu ihren Theorien bombardierte. Sie hatte ja nicht ahnen können, dass sie mit dieser Anweisung möglicherweise den größten Fehler ihres Lebens machte.

„Caleb.“, erwiderte sie und konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme brach. Sie bekam kein weiteres Wort heraus und sank weinend zu Boden. Sie machte sich riesige Vorwürfe. In der Leitung war ein starkes Knacken zu hören und Jeannie konnte ihren Mann zuerst nicht verstehen, doch dann wurde die Verbindung wieder besser. „… so froh, dass du dich meldest. Hast du… Nachricht… gesehen?“

„Ja, das habe ich.“ Tränen liefen ihr über die Wangen und Jeannie schloss schnell die Tür des Badezimmers ab. Selbst wenn Maddison aufwachen sollte, sollte sie sie nicht in diesem Zustand sehen.

„… bin auf… Weg nach Colorado… Springs.“ Die Verbindung wurde immer schlechter, dennoch fiel Jeannie ein Stein vom Herzen. Ihr Mann saß offenbar schon im Flugzeug. Vielleicht würde er doch noch rechtzeitig nach Colorado Springs kommen.

„Wann landest du?“

„… eineinhalb Stunden… Fahr schon...“ Sie wusste, dass Caleb wollte, dass sie sich schon einmal in Sicherheit begab. Aber das konnte sie einfach nicht. Sie konnte und wollte ihren Mann nicht alleine lassen.

„Nein, ich hole dich am Flughafen ab.“

„Jeannie...“, versuchte ihr Mann sie umzustimmen, doch die Verbindung war inzwischen so schlecht, dass Jeannie befürchtete, dass sie bald den Kontakt zu ihm verlieren würde.

„Ich werde da sein, Caleb.“ Für einen Augenblick hielt sie inne, doch ein weiteres Knacken in der Leitung riss sie aus ihrer Starre.

„Ich liebe dich.“ Sie hörte noch etwas, was sie mit Mühe und Not als eine Antwort interpretieren konnte, dann riss die Verbindung ab.

Für einen Augenblick lehnte Jeannie sich noch gegen die Wand des Badezimmers und versuchte wieder zur Ruhe zu kommen. Aber die Tatsache, dass ihr Mann bereits im Flugzeug saß und auf dem Weg zu ihr war, gab ihr neue Kraft. Sie würden sich in wenigen Stunden wiedersehen und dann gemeinsam aufbrechen. Eilig wischte Jeannie sich die Tränen aus dem Gesicht, wusch sich und zog sich an, bevor sie dann zurück zu ihrem Bett ging und sanft ihre Tochter weckte.
„Maddison. Es ist Zeit aufzustehen.“, sprach sie sie freundlich an und versuchte ihre Angst und Unruhe so gut wie möglich zu verbergen, damit ihr kleines Mädchen keine Angst bekam.

Jeannie Miller
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Registriert: 30.01.2021, 21:41

Beitrag von Jeannie Miller » 09.05.2021, 00:44

Verschlafen öffnete Maddie ihre Augen und ihr unschuldiger, noch schlaftrunkener Blick traf Jeannie wie ein Stich ins Herz. Dieses kleine Mädchen, das eigentlich in wenigen Wochen eingeschult werden sollte, hatte keine Ahnung, was ihnen bevorstand. Sie wusste nichts von Aliens, davon dass ihr Onkel in einer fernen Galaxie arbeitete und dass ihre Mutter schon einmal mit einem Raumschiff geflogen war und ihren Bruder in dieser fernen Galaxie besucht hatte. In der Welt dieses kleinen Schatzes gab es nur das Spielen mit ihren Freundinnen, den Ballettunterricht und die Liebe ihrer Eltern. Doch wenn Jeannie sie ansah, wusste sie genau, dass sie alles tun würde, um sicherzustellen, dass ihrem kleinen Mädchen nichts geschehen würde. Sie würde dafür kämpfen, dass ihre Familie zusammenblieb und dafür, dass ihr Kind zumindest weiterhin in ihrer einigermaßen heilen Welt leben konnte.

“Guten Morgen, mein Schatz.”, begrüßte sie Maddison und wurde von einem Gähnen gefolgt von einem Lächeln begrüßt. Gemütlich streckte Maddison sich und rieb sich dann den Schlaf aus den Augen. “Hast du gut geschlafen?”, frage sie ihr Mädchen und versuchte weiterhin so ruhig und natürlich zu wirken wie nur möglich. Es fiel ihr gar nicht leicht, besonders da sie wusste, dass jeden Moment die Hölle losbrechen konnte, aber zumindest aktuell kaufte Maddie ihr ihr Schauspiel scheinbar noch ab.

“Gut, Mami. Ist es Zeit für das Frühstück?”, fragte ihre Kleine und Jeannie schüttelte den Kopf.

“Wir werden heute Morgen nicht hier frühstücken. Ich lasse uns ein Lunchpaket packen. Du musst dich nun anziehen und deine Spielsachen einpacken.”

Lächelnd sah Jeannie ihre Tochter an und doch schien das Mädchen nun das Gefühl zu bekommen, dass irgendetwas nicht stimmte. Manchmal schien Maddison regelrecht Gedanken lesen zu können und die Tatsache, dass sie ihre gesamten Planungen für den heutigen Tag über den Haufen zu werfen schien, machte Maddison stutzig.
“Wieso soll ich packen?”, hakte sie nach, doch Jeannie hatte sich bereits eine Ausrede zurechtgelegt.

“Weil ich eine Überraschung für dich habe. Wir fahren jetzt gleich zum Flughafen und treffen uns dort mit jemandem.” Jeannie wollte eigentlich noch sagen, was sie danach tun würden, aber Maddison war bereits “Papi” rufend aus dem Bett gehüpft.

Die Tatsache, dass sie schon in Kürze ihren Vater wiedersehen würde, spornte die Kleine an. Maddison war noch nie in ihrem Leben so schnell angezogen gewesen. Das morgendliche Waschen hatte sie ausgelassen, aber Jeannie ließ sie zumindest heute gewähren. Nun wirbelte Maddie durch das Zimmer und packte in Windeseile alles ein, was ihr gehörte. Schmunzelnd beobachtete Jeannie ihre Tochter für einen Augenblick, bevor sie an der Rezeption anrief und zwei Lunchpakete bestellte. Dann begann auch Jeannie ihre Kleidungsstücke zu packen. Sie hatte nie gedacht, dass sie es schaffen würde mit ihrer kleinen Tochter so schnell ihr Zimmer aufräumen zu können, aber innerhalb einer Stunde hatten sie alles gepackt, ausgecheckt und die Koffer in den Leihwagen gepackt.

Nun saß Maddison aufgeregt auf dem Rücksitz des fast nagelneuen Ford Mondeos und konnte es kaum erwarten ihren Vater wiederzusehen. Den eigentlich geplanten Zoobesuch schien Maddie vollkommen verdrängt zu haben. Stattdessen plauderte sie darüber, was sie machen würde, wenn Caleb endlich bei ihnen war. Die Kinderbetreuung auf der Konferenz hatte sie dazu inspiriert Astronautin zu werden und wenn sie sich nicht täuschte, malte Maddie gerade ein weiteres Bild von sich in einem Raumanzug auf der internationalen Raumstation. Wahrscheinlich sollte das ihr Willkommensgeschenk für ihren Vater werden. Jeannie bog gerade auf den Academy Boulevard ein, als ihr einige Busse auffielen, die mit überhöhter Geschwindigkeit von der Peterson Air Base in Richtung der Berge fuhren. Ihr Ziel war Jeannie klar. Eigentlich sollte sie in dieselbe Richtung fahren, aber sie war fest entschlossen ihren Mann abzuholen und dann gemeinsam mit ihm in den Cheyenne Mountain zu gehen.

Jeannies Herz schlug immer schneller und sie stellte erschrocken fest, dass nicht nur die Busse sondern inzwischen auch sie die Geschwindigkeitsbegrenzung brach. Obwohl es ihr schwer fiel, zwang sie sich dazu wieder langsamer zu fahren. Das letzte, was sie jetzt brauchte, war von der Polizei angehalten zu werden.


TBC: Flughafen von Colorado Springs

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