Studentenheim

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Jack ONeill
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Beitrag von Jack ONeill » 16.03.2021, 22:46

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Melissa Cory
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Beitrag von Melissa Cory » 17.03.2021, 23:28

„Schluss für heute.“ Mit diesen Worten schlug Melissa das Buch, in dem sie den ganzen Mittag über gelernt hatte, zu und machte es sich etwas gemütlicher auf dem Stuhl, auf den sie saß. Sie fragte sich ob sie den Stoff jemals in ihren Kopf bringen würde. Doch sie musste sich anstrengen, denn sie musste die Klausur in einer Woche unbedingt schaffen. Aus diesem Grund lernte sie in den letzten Tagen auch fast die ganze Nacht über, aber trotzdem hatte sie immer noch das Gefühl nicht alles zu können.

Müde nahm sie ihre Tasse mit Tee, die auf dem Tisch vor ihr stand und nahm einen Schluck. Natürlich war der Tee inzwischen kalt geworden und schmeckte nicht mehr so besonders, aber der Durst trieb das Getränk hinein. Danach schloss sie die Augen und genoss die Sonne, die durchs Fenster schien. Sie träumte ein wenig vor sich hin und dachte dabei an ihre Ersatzmutter, die sich immer gut um sie gekümmert hatte, nachdem ihre Mutter vor ein paar Jahren gestorben war. Wie gerne wäre sie damals bei ihr gewesen, aber leider ging alles so schnell, dass sie keine Chance mehr gehabt hatte zu ihr zu kommen. Seit diesem Zeitpunkt hatte sie keinen Kontakt mehr zu jemanden aus ihrer Familie, denn ihr Vater saß im Gefängnis und dort konnte er ihr nach auch gerne für den Rest seines Lebens bleiben. Sie wollte ihn auf jeden Fall nicht mehr sehen. Schließlich hatte er die Familie zerstört. Melissa ertappte sich dabei wie sie bei diesen Gedanken leicht stöhnte. Gut verständlich, denn das was sie ab dem zehnten Lebensjahr alles erlebt hatte war auf keinen Fall schön gewesen.

Doch plötzlich fiel ihr noch etwas anderes ein. Fast hätte sie vergessen, dass sie heute Abend eigentlich mit Cassie zusammen ins Kino gehen wollte. Erschrocken blickte sie zur Uhr an der Wand und stellte fest, dass es schon ziemlich spät war. Dabei hatte sie eigentlich noch schnell duschen gehen wollen. Dafür war allerdings keine Zeit mehr. Es reichte nur noch dazu sich ein wenig frisch zu machen und sich anders anzuziehen.

Schnell sprang Melissa auf, zog sich aus, eilte ins Bad und begann sich zu waschen. Fertig damit holte sie sich frische Sachen aus dem Schrank und zog sich wieder an. Nun brauchte sie nur noch ihr Geld und das Handy. Beides lag zum Glück zusammen auf dem kleinen Tischchen neben der Eingangstür, sodass sie es nur noch schnell nehmen musste, als sie das Zimmer verließ.

Anschließend stürmte sie die Treppen hoch zu Cassies Zimmer. Ziemlich außer Puste klopfte sie an und als ihre Freundin öffnete meinte sie.
"Sorry, dass ich ein wenig zu spät bin, aber ich habe noch gelernt. Doch ich denke wir schaffen es noch bis zum Beginn des Filmes ins Kino zu kommen. Es ist ja nicht so weit entfernt.“ Dann musste sie erst ein paar Mal Luft holen. „Oh man, ich glaube ich muss mal wieder öfters Sport treiben. Früher hatte ich mal mehr Ausdauer. Liegt wohl an dem vielen Lernen. Was hältst du davon wenn wir hin und wieder mal Joggen gehen?“

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Cassandra Fraiser
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Beitrag von Cassandra Fraiser » 19.03.2021, 21:35

„Das darf doch nicht wahr sein… Wo ist das verfluchte Teil?!“, grummelte Cassandra Fraiser, während sie nun schon zum dritten Mal in Folge ihren Kleiderschrank durchwühlte. Beziehungsweise das, was davon übrig war. Sie hatte in den letzten Jahren immer mal wieder Phasen gehabt, in denen sich der Zustand ihres Zimmers nicht unbedingt im obersten Drittel ihrer Prioritätenliste wiederfand. Inklusive ihrer Wäsche.
Hauptsächlich trat das in Verbindung mit den Prüfungsphasen oder Fristen für ihre Midterm oder Term Papers auf. Als Freshman war es besonders schlimm gewesen. Sie konnte sich noch sehr gut daran erinnern wie unangenehm es ihr damals gewesen war, als Samantha Carter plötzlich vor ihrer Tür gestanden hatte und das Chaos und den Dreck zu sehen bekam, in dem sie zu der Zeit gehaust hatte...
Seit diesem Tag war sie zumindest darum bemüht die Staubmäuse regelmäßig einzufangen und Essensreste plus Verpackungen zu entsorgen. Allerdings blieben darüber hinaus immer noch genug andere Unordnungsquellen.

Die junge Studentin hatte ihre Wäsche jetzt vorm Wochenende erst gewaschen. Eine Kommilitonin war so nett gewesen mit ihr zu einem Waschsalon in die Stadt zu fahren, da sie kein eigenes Auto besaß. Mit dem Waschraum hier im Studentenwohnheim war sie nach wie vor auf Kriegsfuß, daran hatte sich in den letzten zwei Jahren nichts geändert. Sie hatte dem Ganzen mehrfach eine Chance gegeben, aber auf die eine oder andere Art hatte sie es im Nachgang immer bereut. Von zerrissener Kleidung bis zur Überschwemmung des Waschraumes, weil die Maschine mitten im Programm eine Fehlfunktion hatte und dann weder das Programm beenden noch das Wasser abpumpen wollte, war so ziemlich alles dabei gewesen.
Allerdings war sie in den letzten zwei Tagen noch nicht wirklich dazu gekommen die Sachen ordentlich zusammen zu legen und in ihren Schrank zu räumen. Statt Stapeln und Körben mit dreckiger Kleidung hatte sie jetzt daher das gleiche in Grün mit sauberer Kleidung. Doch das eine Oberteil, das sie jetzt gerade suchte, hatte sie definitiv nicht mit zum Waschsalon genommen. Da war sie sich sicher. Sie hatte es nicht angehabt, da sie wegen der ganzen Lernerei kaum dazu gekommen war mal auszugehen. Sie war daher davon ausgegangen, dass das schicke und Figurbetonte schwarze Oberteil mit den lockeren kurzen Ärmeln, in ihrem Kleiderschrank einfach weiter nach hinten gewandert war. Aber egal wie häufig sie nachschaute, sie fand es nirgends.
Cassandra schob noch einmal die ehemals gut zusammengelegten Kleidungsstücke in dem Fach zur Seite und seufzte dann laut. Na toll… jetzt musste sie sich doch für was anderes entscheiden.

Die junge Frau warf einen Blick auf die Uhr. Sie hatte nicht mehr sonderlich viel Zeit bis Mel vorbei kam. Sie wollten heute Abend ins Kino gehen und zwar in einen der neusten Leinwandstreifen: Fluch der Karibik – Am Ende der Welt. Sie war sehr gespannt auf diesen dritten Teil der Reihe und hoffte, dass er mit den ersten beiden mithalten konnte. Wobei sie schon die eine oder andere kritische Stimme dazu gehört hatte… Aber Cassie hielt nichts davon sich von sowas eine ihrer Lieblingsfilmreihen verderben zu lassen. Sie würde sich den Streifen selbst anschauen und dann entscheiden.
Die Studentin wandte sich nun doch dem Korb mit der frisch gewaschenen Kleidung zu, der vor dem Kleiderschrank auf dem Boden stand, und begann in diesem zu wühlen. Im Hintergrund lief ihr Radio mit dem Lied „Glamorous“ von Fergie. Der Song war gerade sehr beliebt, es kam gerne auch drei oder viermal am Tag vor, dass sie ihn spielten.
Es dauerte nicht lange bis Cassandra ein passables dunkelblaues Top gefunden hatte. Es war Sommer und auch zur später Stunde meist noch angenehm draußen. Daher reichte ihr das dunkelblaue Top mit einer lockeren Jacke darüber. Sie beeilte sich damit sich fertig umzuziehen und trug noch etwas Make Up auf. Sie hatte sich gerade eine hellbraune Handtasche geschnappt und wollte ihr Handy vom Nachttisch holen, als es auch schon klopfte.
Cassie war mit zwei Schritten an der Tür und öffnete diese. Sie lächelte, als sie ihre Freundin Melissa sah. Man konnte ihr direkt ansehen, dass sie offenbar mal wieder die Treppe hinaufgerannt war.


„Hey! Kein Problem. So scharf bin ich nicht auf die Werbung vorweg. Außerdem bin ich selbst grad erst fertig geworden.“
Cassie deutete Mel mit der Hand kurz zu warten und ging nochmal rasch ein paar Schritte in den Raum hinein, um das Radio auf ihrem Schreibtisch auszuschalten. Anschließend griff sie nach ihrem Portmonee, das noch auf dem Tisch lag, stopfte es in die Handtasche und kehrte zur Tür zurück. Sie zog noch den Schlüssel ab, den sie in der Regel innen im Schloss stecken hatte, und verschloss ihre Zimmertür hinter sich, nachdem sie in den Flur hinausgetreten war.

„Sport ist ein gutes Stichwort. Da würde man auch den Kopf mal etwas vom Lernen frei bekommen“, stimmte Cassie zu, „Klar, bei einer Laufrunde bin ich dabei. Zu zweit kann man sich zumindest gegenseitig anstacheln und leichter den inneren Schweinehund überwinden. Ich war die letzten Wochen auch alles andere als sportlich unterwegs.“

Die junge Frau dachte an ihre regelmäßigen Pizzabestellungen aus den letzten Wochen. Sie war nicht der Typ Frau, der sich ständig auf die Waage stellte und bisher gab es kein Problem mit ihrer Konfektionsgröße, aber früher oder später würde sich ihr aktueller Ernährungsstiel gekoppelt mit dem vielen rumsitzen sicher negativ auswirken.

„Sag mal, hast du was dazu gehört, wann Marc und Andrew in den Film wollten? Mein letzter Stand war Samstagabend oder heute, also vielleicht laufen wir ihnen sogar zufällig über den Weg.“

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Melissa Cory
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Beitrag von Melissa Cory » 10.04.2021, 19:10

Als ihre Freundin öffnete und ihr mitteilte, dass sie auch gerade erst fertig geworden war, war Mel froh, denn sie hasste es eigentlich zu spät zu kommen. Lieber wartete sie noch ein wenig. Dabei fiel ihr auf, dass Cassie sich heute Abend ganz besonders schick gemacht hatte und das obwohl sie eigentlich nur ins Kino gehen wollten. Sie hatte es eher vorgezogen einfach eine etwas weitere Hose und ein T-Shirt zu tragen. Damit konnte man es sich, zumindest ihrer Meinung nach, im Kino um einiges bequemer machen. Doch sie sagte nichts dazu. Sie freute sich eher darüber, dass ihre Freundin sie beim Joggen begleiten wollte. „Oh ja. Das stimmt. Mir brummte von dem vielen Lernen auch häufig richtig der Kopf. Ich bin so froh, wenn diese Klausur endlich vorbei ist und ich wieder etwas mehr Zeit habe. Ich glaube in den nächsten Semesterferien werde ich erst einmal mehrere Tage durchschlafen und dann die freie Zeit so richtig genießen.“, meinte sie lachend. „Und mit dem Anstacheln hast du Recht. Wenn ich alleine laufe, dann ist es mir schon oft genug passiert, dass ich am Anfang ziemlich eifrig war und nach einer Weile bin ich immer langsamer geworden, bis ich mich irgendwo hingesetzt und es mir gut gehen gelassen habe. Das war es dann auch mit dem Laufen.“

Inzwischen hatten sie das Studentenheim verlassen und waren auf dem Weg zum Kino, als Cassie wissen wollte, ob sie wusste wann Marc und Andrew in den Film gehen wollten. Nun wusste Melissa auch, warum sich ihre Freundin so schick gemacht hatte. Schnell veränderte sich ihre Lachen zu einem schelmigen Grinsen.
„So so. Jetzt weiß ich auch warum du dich so flott angezogen hast. Könnte es sein, dass du ein Auge auf einen der beiden geworfen hast?“, fragte sie keck und stupste sie dabei mit dem Ellbogen leicht an. „Aber ich weiß es nicht genau. Als ich Marc gestern in der Mensa gesehen habe, hat er auf jeden Fall gemeint, dass er auch noch lernen müsste. Gut möglich, dass er deswegen heute Abend nicht ins Kino gehen will. Aber vielleicht hast du ja Glück und sie kommen doch. Welchen der beiden magst du eigentlich am meisten?“ Sie wusste das Cassie früher schon einmal einen Freund gehabt hatte und deswegen gerne wieder einen hätte. Mel hingegen hatte bisher noch überhaupt kein Verlangen danach einen festen Freund zu haben. Sie traf sich gerne mal mit einem Jungen oder ging auch mal auf eine Party mit ihm, aber mehr nicht. Vermutlich lag das an ihrer Kindheit. Schließlich hatte sie oft genug miterlebt was ihr Vater mit ihrer Mutter getan hatte und darauf, vielleicht auch einmal so etwas erleben zu müssen, hatte sie wirklich keine Lust. Da blieb sie lieber alleine und lebte so wie sie wollte.

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Cassandra Fraiser
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Beitrag von Cassandra Fraiser » 17.04.2021, 23:17

„Oh ja!“, seufze Cassie zustimmend, als Mel äußerte, dass sie froh war, wenn diese ganze Lernerei und Klausurvorbereitung endlich durch war, „Durchschlafen steht bei mir auch an erster Stelle. Und danach Leben! Himmel, ich bin die letzten Wochen kaum rausgekommen. Ein Wunder, dass ich noch weiß, wie die Sonne aussieht…“

Die junge Studentin musste leicht lachen, als Melissa von ihrem schwindenden Eifer inmitten einer Laufrunde berichtete. Wenn sie selbst sich erstmal aufraffen konnte, dann zog sie das Training auch durch. Ihr Knackpunkt lag daher eher vor dem Training als währenddessen. Cassie hackte sich im Laufen bei ihrer Freundin ein und erhöhte leicht das Schritttempo, während sie erwiderte:

„Keine Sorge, ich werde dich mitziehen. Und wir können ja direkt mal einen Testlauf starten.“

Eigentlich hatte Cassandra versucht ihre Frage nach den beiden Männern so beiläufig wie möglich klingen zu lassen, aber offenbar war ihr das nicht sonderlich gut gelungen. Oder Mel konnte einfach zu gut zwischen den Zeilen lesen… Als Reaktion auf das schelmische Grinsen ihrer Freundin, schlich sich doch tatsächlich eine leichte Röte auf Cassis Wangen.

„Nicht direkt ein Auge geworfen… wir hatten jetzt nur wegen einem Projektauftrag etwas mehr miteinander zu tun und, naja, er wirkt einfach ganz nett...“, versuchte die 21jährige Mels Eindruck etwas zu relativieren. Aber bereits während sie sprach, merkte sie, dass sie sich das vermutlich selbst nicht abkaufen würde.

Die junge Studentin verfolgte aufmerksam Melissas Schilderung von dem Mensa-Gespräch und nickte zwischendurch leicht. Ja, das Thema Lernen beschäftigte momentan sehr viele aus ihrem Umfeld. Ihr fielen nur zwei, drei Personen ein, die es schafften das ganze Semester über ihre Strebermanier aufrechtzuerhalten. Die hatten jetzt natürlich keinen Berg an Informationen mehr in ihren Schädel zu prügeln… Aber dafür nahmen sie kaum am sozialen Leben teil.
Wenn Cassandra ehrlich war, dann waren ihr persönlich ihre Freizeit und die Möglichkeit in ihrem jetzigen jungen Alter viel zu erleben, wesentlich wichtiger als ihre letztendlichen Noten. Das gehörte schließlich auch zum Erwachsen werden dazu. Und das wollte sie auf keinen Fall verpassen. Sie würden alle noch früh genug in den tatsächlichen Arbeitsalltag einsteigen und dann einige Jahrzehnte darin festhängen, ehe es wieder so etwas wie „Freiheit“ gab.


„Andrew. Marc ist auch ein echt netter Kerl, aber vielleicht schon ein bisschen zu lieb“, beantwortete die 21jährige die Frage ihrer Freundin und sah sie dann mit leicht zusammengekniffenen Augen an. „Was ist denn eigentlich mit dir? Wäre Marc nicht vielleicht was für dich? Dann könnten wir es mal auf ein Doppeldate ankommen lassen.“

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Melissa Cory
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Beitrag von Melissa Cory » 01.05.2021, 22:33

„Stimmt.“, Mel war stehen geblieben und sah ihre Freundin an. „Du bist auch schon ganz schön blass. Man sieht dir deutlich an, dass du kaum draußen warst.“ Sie begann zu lachen und ging langsam weiter. „Verreist du eigentlich in den Ferien? Ich würde zu gern mal nach Italien fliegen, aber ich weiß nicht ob meine Mutter mir das bezahlen wird. Und so eine Reise selbst zu bezahlen ist wohl noch nicht drin. Leider.“

Als Cassie sich dann bei ihr einhackte, stutzte Melissa zunächst, ging dann aber auch in einen schnelleren Laufschritt über, nachdem ihre Freundin gemeint hatte, dass sie ja schon mal einen Testlauf machen könnten. So kamen sie auch um einiges schneller bei dem Kino an. Dort fiel Mel auf, dass Cassie plötzlich etwas Rot geworden war. Vermutlich war das durch ihre Frage wegen den beiden Jungs gekommen.
„Oh ja, Klar. Wenn du nicht so rot geworden wärst, dann würde ich dir vielleicht noch abnehmen, dass du ihn einfach nur nett findest, weil es so angenehm war mit ihm zusammen zu arbeiten. Aber so nicht. Doch ich kann dich gut verstehen. Ich habe zwar noch nicht mit ihm zusammen gearbeitet, aber ich finde ihn auch ganz nett. Außerdem sieht er verdammt gut aus. “

Bei Marc fügte ihre Freundin noch hinzu, dass er ihr zu lieb war. Das sah Mel nicht so. In ihren Augen war er gerade richtig, so wie er war. Allerdings suchte sie jetzt noch keinen Freund. Deshalb schüttelte sie auch sofort den Kopf. „Nein, ich möchte noch niemanden. Vielleicht später einmal. Ich werde einfach mal sehen was noch so alles kommt.“ Sie begann wieder zu lachen. „Schließlich soll man sich ja nicht schon so früh alles verbauen. Oder? Aber das mit dem Date können wir ja dennoch machen. Was hältst du davon wenn wir sie fragen ob sie nächstes Wochenende mit zu der Party an der Uni kommen?“ schlug sie noch schnell vor, denn inzwischen war es höchste Zeit sich um die Karten für den Film zu kümmern. „Der Film beginnt bald. Ich denke es ist am besten wenn ich die Karten hole und du kümmerst dich um das Popcorn und etwas zu trinken. Okay?“, erkundige sie sich, während sie schon mal langsam zu Eingangstür des Kinos ging.

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Cassandra Fraiser
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Beitrag von Cassandra Fraiser » 08.05.2021, 23:40

Auf Melissas Erwiderung, dass sie auch total blass sei, musste Cassandra ebenfalls lachen. Sie mochte den leicht sarkastischen Unterton, der bei der Antwort mitschwang. Vielleicht lag das an dem Einfluss von Jack O’Neill. Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass sie als Kind auf Hanka mal mit dieser Art des Humors konfrontiert worden war. Ihre Erinnerungen an diesen frühen Abschnitt ihres Lebens waren inzwischen allerdings auch bereits deutlich am Verblassen. Sie konnte natürlich nicht ausschließen, dass es daran lag oder dass sie einfach zu jung gewesen war, um mit Sarkasmus überhaupt etwas anfangen zu können. Aber ihre Hauptprägung kam wahrscheinlich tatsächlich von einem gewissen US Air Force General, damals noch Colonel.
Cassie konnte sich noch sehr gut daran erinnern, wie Jack ihrer Mum den kleinen Hund angedreht hatte, den er ihr bereits vorweg auf dem Spielplatz einfach so eigenmächtig als Geschenk präsentiert hatte. Janet war alles andere als begeistert gewesen, auch weil Hundehaare ebenfalls auf ihrer nicht gerade kurzen Allergieliste standen. Aber ihr zuliebe hatten sie den kleinen Welpen dennoch behalten und ihre Mum hatte extra eine Hyposensibilisierungstherapie gemacht.
Bei dieser Erinnerung machte sich ein unangenehmes flaues Gefühl im Bauch der jungen Studentin breit. Das letzte Telefonat gestern mit Janet war nicht gerade gut gelaufen… Am Anfang war alles in Ordnung gewesen, aber dann kamen sie doch wieder auf eines dieser Triggerthemen und es hatte sich einfach irgendwie hochgeschaukelt. Cassandra mochte es überhaupt nicht ein Gespräch im Streit zu beenden. Nicht nach diesem Tag, an dem sie ihrer Mum Vorwürfe gemacht hatte, weil sie kurzfristig wegen der Arbeit nicht zu ihrem Spiel kommen konnte, und nur wenige Stunden später erfahren musste, dass ihre Mum überhaupt nicht mehr zu ihr zurückkommen würde. Die 21jährige schob diese Erinnerungen beiseite und bemühte sich, sich wieder auf ihre Begleiterin und ihre Frage zu konzentrieren. Sie würde nach dem Kino zuhause anrufen oder ihrer Mum zumindest eine Nachricht schicken.


„Richtig verreisen nicht, denke ich. Zumindest hab ich da bisher nichts geplant. Ich wollte nur für ein oder zwei Wochen nach Colorado Springs zu meiner Mum und meiner Co-Mum. Zumindest falls die beiden Zeit für mich haben, sie sind von der Arbeit her leider immer sehr eingespannt und ich habe keine Lust alleine in der Wohnung zu hocken, während die zwei eine 12-Stunden-Schicht nach der anderen schieben“, antwortete Cassandra und überlegte dann kurz. Italien war eine schöne Idee, aber ja, preislich war es echt nicht ohne mal eben einen anderen Kontinent zu besuchen. Innerhalb der USA zu reisen war da schon angenehmer. Wobei sie aber auch da immer ihre „Hintergrundverpflichtungen“ erfüllen musste… Die Air Force und der NID wollten am liebsten auf die Geokoordinate genau wissen, wo sie sich wann aufhielt, was ganz schön nervig war. Allein bei dem Gedanken an dieses Thema bekam sie Lust darauf sich in den nächsten Flieger nach Florida zu setzen und diesen Schreibtischheinis statt einem Reiseantrag nur den ausgestreckten Mittelfinger zuzusenden.

„Und was wäre mit einer kleinen Reise hier innerhalb der USA? Richtung San Francisco zum Beispiel? Da gibt es auch schöne Strände zum Baden. Allerdings natürlich kein Venedig…“

Dann kam das Thema Männer und Cassandra musste kurz seufzen. Aber hallo sah Andrew gut aus! Und sie war es langsam leid Single zu sein. Nach der Trennung von Dominic hatte sie anfangs echt keinen Bock mehr auf Männer gehabt, aber inzwischen sah es doch wieder anders aus. Vielleicht auch, weil sie nicht mehr ständig nur zusehen wollte, wie die ganzen Pärchen an der Uni rumturtelten und die Finger nicht voneinander lassen konnten.
Auf Mels Antwort, dass sie noch niemanden möchte, warf sie kurz einen Blick zu ihrer Freundin. Seid sie sich kannten hatte Mel noch keinerlei Interesse an einer festen Beziehung mit jemandem aus ihrem männlichen Umfeld gezeigt. Genauso wenig aber auch beim weiblichen. Sie war aber auch nicht eine dieser Frauen, die auf ein Abenteuer nach dem anderen aus waren. Langsam fragte sie sich, ob da mehr dahinter steckte.
Cassie verbrachte gerne ihre Zeit mit der blonden Mitstudentin und sie verstanden sich auch gut, aber sie selbst hatte ihr gegenüber bei weitem noch nicht alles erzählt, was es über sie zu erzählen gab. Und sie nahm an, dass es andersrum genauso war.

Inzwischen waren sie auch schon am Kino angekommen. Melissa erklärte sich tatsächlich zu ihrer Idee mit dem Doppeldate bereit und schlug dann vor, dass sie sich um die Karten kümmern und Cassandra die Verpflegung übernehmen sollte. Die 21jährige grinste breit auf diesen Vorschlag:

„Das mit der Party ist eine klasse Idee! Falls wir sie heute nicht sehen, schreibe ich Andrew morgen eine Nachricht. Und wird erledigt! Popcorn XXL und große Cola, wir wollen ja was zum Abtrainieren haben.“

Nach diesen Worten kümmerte Cassie sich wie angekündigt um die Verpflegung und sie trafen sich vor dem Einlass wieder. Sie war schon wirklich gespannt auf den Film und spürte, dass sie überraschend gute Laune hatte. Selbst, wenn ihnen Marc und Andrew nicht mehr über den Weg laufen würden, würde es ein guter Abend werden. Es tat einfach unglaublich gut mal wieder rauszukommen und zumindest für ein paar Stunden das Thema Lernen aus dem Kopf zu verdrängen.

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Melissa Cory
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Beitrag von Melissa Cory » 29.05.2021, 22:10

Hatte sie jetzt etwas falsches gesagt und ihre Freundin etwa beleidigt? Das hatte sie nicht gewollt. Sie hatte doch nur einen kleinen Scherz mit dem ‚du siehst wirklich blass aus‘ machen wollen. Und zunächst hatte Cassie ja auch darüber gelacht. Doch dann war sie ernst oder besser gesagt recht nachdenklich geworden. Warum verstand Mel nicht. Kurz überlegte sie ob sie ihre Freundin fragen sollte, entschied sich dann aber dagegen, denn wenn sie darüber hätte reden wollen, dann hätte sie es mit Sicherheit auch getan. Schließlich kannten sie sich schon eine ganze Weile und waren, zumindest aus ihrer Sicht, recht gute Freundinnen.

Bei dem Gespräch über den Urlaub konnte sie sich jedoch nicht zurück halten.
„Co-Mum?“, fragte sie verwundert. War das jemand der ihre Mutter unterstützte, weil sie vielleicht krank war. So hörte es sich für Melissa auf jeden Fall an. Doch als ihre Freundin weiter sprach wurde alles klar. Die zwei waren viel unterwegs und deshalb kümmerten sie sich beide um Cassie. So war die Wahrscheinlichkeit, dass wenigstens immer einer für sie Zeit hatte am größten. „Das kann ich verstehen. Aber bei mir ist es ähnlich. Meine Mum kommt auch meistens erst sehr spät nach Hause. Doch daran habe ich mich schon gewöhnt. Und manchmal ist es auch ganz schön alleine zu Hause zu sein. Dann macht einem keiner Vorschriften was man tun soll.“, meinte sie grinsend, stutzte dann aber leicht, denn die Vorschläge wegen einer Reise klangen fast so als ob ihre Freundin überlegte mit ihr zusammen in Urlaub zu fahren. Wobei das bestimmt auch nicht schlecht wäre. So wäre keiner von ihnen alleine. „Ja, San Francisco wäre auch nicht schlecht. Lust mit mir zusammen dorthin zu fahren? So ein gemeinsamer Urlaub wäre bestimmt schön. Wir könnten es uns am Tag an irgendeinem schönen Strand gemütlich machen und abends das Nachtleben genießen. Das stell ich mir schön vor.“

Dann nickte sie.
„Ja, tue das, wenn wir sie wirklich nicht sehen sollten. Ich kann Marc morgen fragen, denn meistens sehe ich ihn mittags in der Mensa.“ Aufmerksam sah Melissa sich unter den Menschen, die vor dem Kino standen, um, konnte aber die beiden Jungs nicht entdecken. Auch vor der Kasse sah sie keinen der beiden. Nun war es nur noch möglich, dass sie bereits im Kinosaal waren. „Also ich habe keiner der beiden Jungs gesehen.“, teilte sie Cassie mit, als sie sich vor dem Kinosaal wieder trafen. „Jetzt ist es nur noch möglich, dass sie bereits drin sind. Wir können uns ja im Saal noch einmal umsehen.“ Aber auch dort hatten sie keinen Erfolg. Die beiden schienen nicht da zu sein.

Doch auch ohne sie genoss Mel den Film. Es war einfach schön mal wieder lachen zu können und die Uni für eine Weile aus dem Kopf zu bekommen. Leider war der Film viel zu schnell vorbei.
„Schade das er schon vorbei ist. Ich fand ihn schön. Allerdings bin ich immer noch der Meinung, dass der Erste der Beste war.“, meinte sie, als sie auf dem Weg zurück zum Studentenheim waren.

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Cassandra Fraiser
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Beitrag von Cassandra Fraiser » 04.06.2021, 18:09

Auf Cassis Mundwinkeln zeichnete sich ein leichtes Grinsen ab, als Mel wegen der Bezeichnung `Co-Mum´ nachhackte. Natürlich könnte sie Sam auch einfach als beste Freundin der Familie bezeichnen oder als Tante. Aber wenn sie daran zurückdachte, was Samantha Carter für sie bereits alles auf sich genommen hatte, dann reichte das irgendwie nicht aus, um widerzugeben, was Cassandra in der Offizierin sah. Sam war es damals gewesen, die sie in dem Atombunker nicht alleine gelassen hatte, sie war zu ihr zurückgekommen und hatte sie in den Arm genommen, damit sie keine Angst bekam. Und Sam hatte sich auch wahnsinnige Mühe nach der Sache mit Janet gegeben. Auch wenn Cassie zu der Zeit nicht gerade zugänglich und kooperativ war, hatte sie sie weder alleine gelassen noch ihre Beziehung zueinander aufgegeben. Und auch in der Phase von Janets Rückkehr war sie immer da gewesen, sowohl für sie als auch für Janet. Sam war damit so etwas wie ihre dritte Mum, ergänzend zu Janet und ihrer leiblichen Mutter, geworden.

„Ja, das stimmt. Ich kann nicht behaupten, dass ich es immer schlecht fand, für einen Teil des Tages oder auch mal ein oder zwei Tage mein eigener Herr zu sein. Und als wir noch das Haus hatten, hatten wir auch eine echt liebe Nachbarin, die mich mit warmem Abendessen versorgt und `nach dem Rechten´ geschaut hat. Aber wenn ich jetzt schon extra dorthin fahre, dann will ich nicht nur alleine rumsitzen. Von meinen Freunden früher ist kaum noch jemand in Colorado Springs. Irgendwie hat es nach der High School alle aus der Stadt weggezogen. Hast du noch viele Freunde in deinem Heimatort?“, ergänzte und fragte die junge Studentin noch, nachdem Mel ihr erzählt hatte, dass auch ihre Mum häufig lange arbeiten musste. Schon schade, dass das Berufsleben hier so wahnsinnig viel Zeit in Anspruch nahm. Auf Hanka war das anders gewesen. Natürlich gab es da über das Jahr auch viel zu tun und die unterschiedlichsten Aufgaben. Aber diese Aufgaben wurden in der Regel gemeinsam erledigt. Wenn es an die Feldarbeit ging, konnten die Kinder mitkommen und je nach Alter parallel auf den Wiesen oder Nachbarfeldern spielen oder mithelfen. Man war in der Regel nie Stundenlang alleine zuhause. Selbst wenn man krank war und nicht mit raus konnte, gab es jemanden, der bei einem war. Meist waren das die älteren Leute, für die die Feldarbeit langsam zu schwer wurde, oder die Frauen mit Babys und Kleinkindern. Diese bereiteten gemeinsam das Essen vor und bespaßten die Kleinsten der Gemeinschaft.

Auf die Frage von Mel, ob sie nicht zusammen eine Tour nach San Francisco machen wollten, überlegte Cassandra kurz. Das war eigentlich wirklich keine schlechte Idee. Allerdings ging das nicht allzu kurzfristig, da sie ja noch den verhassten Papierkram für die Air Force erledigen musste… Aber da noch nicht alle Prüfungen durch waren, hatten sie bestimmt noch genügend Zeit für diesen Kram. Und bei der Aussicht auf die Vorzüge von San Francisco und das dortige Nachleben, würde sie auch definitiv keinen unnötigen Tag verstreichen lassen, ehe sie sich an die notwendigen Formalitäten machen würde.


„Ja klar, da wäre ich dabei! Welcher Zeitraum würde dir am besten passen? Ich wollte eh spätestens morgen mit meiner Mum telefonieren. Dann könnte ich ihr schon mal Bescheid geben, ob der Besuch bei ihr eher am Anfang oder am Ende der Semesterferien ansteht.“

Als sie am Kino angekommen waren, hatte auch Cassandra sich immer wieder aufmerksam umgesehen. Doch genauso wenig wie Melissa konnte sie die beiden besagten Männer irgendwo erblicken. Auch beim Popcorn holen liefen sie ihr nicht über den Weg. Aber dieser Umstand war gar nicht so tragisch, da sie zum einen den Plan mit der Uniparty hatten und zum anderen die diesjährigen Ferien nun versprachen weitaus interessanter zu werden, als sie bisher angenommen hatte.

Mit der Verpflegung in beiden Armen kam die 21jährige zum Kinosaal zurück. Nachdem Mel ihr mitgeteilt hatte, dass sie selbst sie nicht hatte finden können, zuckte Cassandra leicht mit den Schultern.


„Na ja, es war ja nicht mal eine 50/50 Chance, wenn man die unterschiedlichen Spielzeiten bedenkt. Ich werd’s überleben, denke ich.“
Der letzte Satz war natürlich von einem kleinen Zwinkern begleitet. Cassandra ging nicht wirklich davon aus, dass sie sie im Kinosaal selbst noch finden würden. Und das bestätigte sich kurz darauf auch. Trotzdem nahm die junge Studentin gut gelaunt und gespannt auf den Film auf ihrem Sitz Platz. Auf der Leinwand gab es schließlich auch genug Männer zum Anhimmeln.

Auch für Cassie war der Film trotz seine Länge von fast drei Stunden viel zu schnell vorbei. Insgesamt war aus ihrer Sicht die Storyline zwar nicht hundertprozentig zufriedenstellend, aber es waren trotzdem einige gute Witze und klasse Bilder dabei gewesen. Die Tickets hatten sich somit definitiv gelohnt.
Natürlich sprachen sie auf ihrem Rückweg zu Fuß zum Studentenwohnheim noch etwas über den Film und die 21jährige nickte zustimmend, als Mel sagte, dass ihr der erste Teil insgesamt immer noch am besten gefallen hatte.


„Ja, der Erste war echt der absolute Wahnsinn! Klar, dass es da schwierig ist, das nochmal zu toppen. Aber mir hat er insgesamt auch gefallen. Rebecca aus meinem Biochemie Kurs hat sich Freitagmorgen echt Mühe gegeben den Film allen im Raum madig zu reden. Aber so schlecht ist er bei weitem nicht geworden, finde ich“, antwortet Cassie, während sie sich allmählich dem Studentenwohnheim näherten. Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr, es war schon echt spät geworden… Aber irgendwie hatte sie trotzdem noch keine Lust sich jetzt einfach schlafen zu legen.

„Sag mal hast du jetzt noch was vor? Oder Zeit? Irgendwie habe ich noch keine Lust mich hinzulegen. Ich hätte noch ein paar von diesen Cocktaildosen in meinem Minikühlschrank, falls du Lust hast gemütlich noch was zusammen zu trinken?“, schlug die junge Frau vor und kramte nebenher in ihrer Handtasche schon mal nach ihrem Schlüssel. Sie hatte vorhin im Kino zu ihrem Schreck feststellen müssen, dass sie ihr Handy glatt vergessen hatte. Auch das wollte sie sich unbedingt noch holen. Ihre Mum hatte sowohl heute als auch morgen Tagschicht, daher lag sie sicher schon im Bett. Doch eine kurze Nachricht wollte sie ihr trotzdem noch schreiben und vielleicht konnten sie sich in ihrer Mittagspause morgen dann ja nochmal zusammen telefonieren.

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Melissa Cory
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Beitrag von Melissa Cory » 26.06.2021, 20:25

Auch Cassie fand es schön, zumindest für den Teil des Tages, auch mal alleine zu Hause sein. Nur für die ganzen Ferien wollte sie es nicht. Das war auch zu verstehen. Dann erzählte sie von einer netten Nachbarin, die sie immer mal wieder, wenn ihre Mutter nicht da war, mit Essen versorgt hatte. Ja, an so jemand konnte sie sich ebenfalls erinnern. Damals, als sie noch in ihrem kleinen Häuschen gelebt hatten. Die Nachbarn dort waren auch sehr freundlich gewesen und wenn sie Lust gehabt hatte, hatte sie sie manchmal besucht. Aber nachher in dem Wohnblock war es schrecklich gewesen. Ihre Familie und auch sie hatten so gut wie keinen Kontakt zu den anderen gehabt.

Und dann kam eine Frage die ihr so gar nicht gefiel. Cassie wollte wissen ob sie zu Hause noch viele Freunde hatte. Was sollte sie nur darauf antworten. Von der letzten Zeit bei ihrer richtigen Familie wollte sie eigentlich nicht sprechen und von der Schule, auf die sie danach gegangen war und wo sie zumindest einige Freunde gehabt hatte, irgendwie auch nicht. Mel wäre es am liebsten wenn niemand erfahren würde wie beschießen ihr Leben bisher größtenteils gewesen war.
„Nein, meine früheren Freunde sind auch fast alle weggegangen.“, antwortete sie und versuchte dabei zu verbergen wie unangenehm ihr diese Frage war. Allerdings hatte sie noch nicht einmal gelogen, denn die meisten, die so alt wie sie gewesen waren, hatten nach ihrem Abschluss die Schule verlassen und waren zurück zu ihren Eltern gegangen oder irgendwo anders hin.

Glücklicherweise kam keine weitere Frage mehr zu ihrer Vergangenheit, sondern ihre Freundin teilte ihr mit, dass sie die Idee, gemeinsam nach San Francisco zu fahren, gut fand. Nur wann war es am besten dorthin zu fahren? Melissa überlegte und entschied sich dann für das Ende der Semesterferien.
„Was hältst du vom Ende der Ferien. Dann können wir vorher alles erledigen was so ansteht und dann noch einmal richtig entspannen, bevor es wieder los geht.“

Auf dem Rückweg zum Studentenheim unterhielten sie sich natürlich noch weiter über den Film und auch Cassie war der Meinung, dass der Film zwar nicht schlecht war, aber auch nicht unbedingt der Renner.
„Ja, aber das passiert ja bei den meisten Filmen, bei denen sie versuchen noch weitere zu drehen. An die ersten Filme kommen die meist nicht mehr heran. Wahrscheinlich weil sie keine richtig gute Story mehr dafür finden. Aber sie wollen halt unbedingt noch Geld damit verdienen. Kann man ja auch verstehen. Aber bei uns im Kurs haben auch ein paar der Mitstudenten den Film total auseinander genommen und dabei so richtig schlecht gemacht. Muss halt einfach so sein.“

Langsam ging Mel den Weg zur Eingangstür des Heimes hinauf und öffnete die Tür.
„Bitte eintreten.“, scherzte sie lachend, denn irgendwie hatte sie heute Abend gute Laune. Aber ihrer Freundin schien es ähnlich zu gehen, denn sie hatte, obwohl es schon ziemlich spät war, noch keine Lust ins Bett zu gehen. Ehrlich gesagt war es bei ihr nicht anders. Sich jetzt einfach in ihr Zimmer zu verziehen und schlafen zu gehen fand sie blöd. Da klang der Vorschlag von Cassie schon besser. Nur einen Cocktail zu trinken war nicht gut. Besonders da sie ihrer Mum versprochen hatte nie mehr etwas zu trinken. Wenn sie das nämlich durch einen dummen Zufall erfahren würde, gäb es großen Ärger. Außerdem hatte sie auch selbst Angst vor den Konsequenzen die sie womöglich durch den erneuten Alkoholkonsum erwarten würden. So ein Entzug war nämlich wirklich kein Kinderspiel. [/i}„Nein, ich habe nichts mehr vor. Nur…...“, stammelte sie ein wenig verlegen herum und überlegte dabei ob sie mit der Wahrheit herausrücken, oder lieber irgendeine Ausrede benutzen sollte. Eigentlich konnte man ja mit guten Freunden so ziemlich über alles reden, aber waren sie denn wirklich so gute Freunde. Schließlich kannten sie sich ja noch nicht so lange. Und Mel hatte auch keine Lust darauf Cassie wieder zu verlieren, nur weil sie vielleicht mit einem ehemaligen Trinker nichts zu tun haben wollte. Ach, wieso musste nur alles so schwer sein. Und wieso konnte man seine Vergangenheit nicht einfach auslöschen und noch einmal von vorne beginnen. „auf einen Cocktail habe ich heute Abend keine Lust mehr. „, fuhr sie fort. „Ich hol mir lieber einen Saft aus meinem Zimmer und komm dann zu dir. Dann können wir ja noch ein wenig quatschen. Okay?“ Fragend sah sie ihre Freundin an und hoffte das sie damit einverstanden war und nicht wissen wollte warum sie keinen Alkohol wollte, wo es doch bei den Studenten eigentlich üblich war bei fast jeder Gelegenheit Alkohol zu trinken.

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Cassandra Fraiser
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Beitrag von Cassandra Fraiser » 03.07.2021, 23:17

Cassie kam nicht umhin kurz zu kichern, als Mel ihr galant die Tür aufhielt. Sie mochte ihre blonde Kommilitonin irgendwie. Sie trafen sich zwar noch nicht sehr lange zu Unternehmungen außerhalb von den gemeinsamen Vorlesungen, aber bisher hatte Cassandra diese Treffen immer als sehr angenehm empfunden. Daher kam ihr auch die Idee sich einfach noch etwas zum Plaudern aufs Zimmer zu setzten.
Als Melissa indirekt zustimmte, indem sie sagte, dass sie nichts mehr vorhatte, begann die Brünette breit zu grinsen. Sie freute sich bereits auf ein paar ausführliche Mädchengespräche. Und vermutlich war es auch sinnvoll, wenn sie sich noch etwas besser kennen lernten, wenn sie tatsächlich in den Semesterferien gemeinsam nach San Francisco reisen wollten. Cassie machte sich erneut eine mentale Notiz ja so schnell wie möglich die notwendigen Unterlagen hierfür vorzubereiten. Man wusste ja nie, welcher Schreibtischheini das Papier auf den Tisch bekam und wie lange die Bearbeitung letztendlich dauerte…
Da sie so sehr mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt war, realisierte sie den Augenblick von Verlegenheit auf Seiten ihrer Gesprächspartnerin gar nicht. Sie sah Melissa erst wieder an, als diese vorschlug etwas Saft aus ihrem Zimmer zu holen und damit zu ihr hoch zu kommen. Die 21jährige ließ etwas theatralisch den Kopf in den Nacken fallen und seufzte laut, da sie ihre ganz eigene Interpretation für den Umstand hatte, dass ihre Kommilitonin keinen Alkohol trinken wollte. Sie befanden sich immerhin in einer heißen Lernphase und nicht wenige der Studenten legten in dieser Zeit eine Trinkpause ein, um zum einen den bisherigen Lernfortschrift nicht zu ruinieren und zum anderen nicht durch einen Kater von der noch ausstehenden Büffelei abgehalten zu werden. Die Partys im Nachgang zu den Klausuren fielen dafür, nach ihren bisherigen Erfahrungen, dann umso wilder aus…


„Oh man, sorry! Klar, ist das okay!“, erwiderte Cassie eilig, „Ich werde mich doch auch auf Cola beschränken. Irgendwie hatte ich für einen Moment glatt vergessen, was noch an Arbeit auf unseren Schreibtischen liegt… Und wenn ich ehrlich bin, befinde ich mich nicht gerade in einer Position, in der ich problemlos auf einen Teil meiner Gehirnzellen verzichten kann.“

Der letzte Satz wurde von einem kurzen Grinsen begleitet. Cassandra blieb dann vor der Treppe stehen und wandte sich Mel vollständig zu.

„Tja, wird echt Zeit, dass die Prüfungen durch sind. Aber die paar Wochen kriegen wir auch noch rum! Dann düse ich schon mal nach oben und mache etwas Ordnung. Komm dann einfach hoch! Ich lasse die Tür angelehnt, du brauchst also nicht klopfen“, schlug sie der Blondine vor und warte noch ihre Reaktion ab, ehe sie ihren Vorschlag in die Tat umsetzte und mit eifrigen Schritten die Treppenstufen hinaufstieg.
Tatsächlich lief sie dabei keiner Seele mehr über den Weg, was natürlich auch auf die Klausurzeit zu schieben war. Am Anfang des Semesters war nicht selten bis 3 Uhr früh reger Betrieb auf den Fluren und in den Treppenhäusern des vielstöckigen Gebäudes. Und dazu kamen die Zimmerpartys, die so ziemlich jedes Wochenende auf irgendeinem Stockwerk veranstaltet wurden. Aber eigentlich empfand Cassandra es mit der aktuellen Ruhe sogar als angenehm, da man so definitiv einen erholsameren Schlaf hatte.

Als Cassandra an ihrer Zimmertür ankam, entriegelte sie das Schloss und trat in den Raum ein. Ihre rechte Hand fand zielsicher den Lichtschalter neben der Tür und wie sie es eben bereits angekündigt hatte, lehnte sie die Tür hinter sich nur locker an. Kurz verschaffte sich die 21jährige einen Überblick über ihr Zimmer. An sich ging es sogar, insbesondere wenn sie bedachte, wie es zu anderen Zeiten bereits hier ausgesehen hatte. Nur die unzähligen Kleidungsstücke, die von ihrer Suche und der Anprobiererei vorhin noch verstreut überall rumlagen, machten echt keinen guten Eindruck…

Die Studentin hing ihre Handtasche an den Garderobenhaken auf der Innenseite der Zimmertür und machte sich direkt daran die unzähligen Oberteile einzusammeln. Zwei oder drei Hosen waren auch dabei, aber die Oberbekleidung stellte für sie immer die größere Herausforderung dar. Eilig stopfte sie alles, was sie greifen konnte, in ihren Kleiderschrank und schloss diesen. Wie sagte man so schön, „Aus den Augen, aus dem Sinn“…

Da Cassandra so sehr auf ihr Zimmer und den anstehenden Besuch fixiert war, widmete sie dem stumm herumliegenden Klapphandy auf ihrem Nachttisch zunächst doch keinerlei Aufmerksamkeit.

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Melissa Cory
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Beitrag von Melissa Cory » 17.07.2021, 19:53

Zum Glück war Cassie ihre kurze Unsicherheit, als sie den Cocktail abgelehnt hatte, nicht aufgefallen. Vermutlich weil sie zu dieser Zeit mit ihren Gedanken woanders gewesen war, beziehungsweise, weil sie, wie sie nur wenig später erfuhr, dachte sie wollte es wegen dem vielen Lernen nicht. Sollte sie ruhig so denken, dass ersparte ihr nämlich mit der Wahrheit heraus zu rücken. „Ja, da hast du Recht. Ich muss morgen auch wieder fit sein und darf keinen Brummschädel haben.“ Sie hörte sich noch an was ihre Freundin noch zu sagen hatte, dann nickte sie. „Okay. Ja, bald ist ja alles vorbei. Ich komm dann gleich hoch zu dir.“

Mel wandte sich ab und ging den Flur, der zu ihrem Zimmer führte, entlang. Schön fand sie es hier wirklich nicht. Alles war so eng und dunkel. Manchmal sehnte sie sich wieder zurück zu der Blue Lake High. Ihre Hütten, in denen sie gewohnt hatten waren zwar auch nicht gerade sehr groß gewesen, aber doch um einiges gemütlich als die Zimmer hier. Aber gut. Alles hier war halt nur dafür gedacht, dass die Studenten ein Dach über dem Kopf hatten und einen Ort an dem sie lernen und schlafen konnten.

An ihrem Zimmer angekommen, schloss Mel die Tür auf und ging zu dem Schreibtisch. Dort hatte sie noch eine Flasche mit Orangensaft und ein Glas stehen. Schnell goss sie etwas von dem Saft in das Glas, schnappte noch eine Tüte Chips, die in der Nähe lag, und verließ danach, mit dem Glas in der Hand, wieder das Zimmer. Da ihre Freundin noch aufräumen wollte, ließ sie sich ein wenig Zeit und ging langsam den Flur entlang. Eigentlich hatte sie gedacht, dass sie um diese Zeit niemanden mehr hier treffen würde, doch da hatte sie sich getäuscht. Plötzlich kamen ihr drei Jungs entgegen. Darunter auch der, dessen Zimmer in der Nähe von ihrem war. Sie mochte den Kerl einfach nicht. Er hatte sie schon öfters so richtig blöd angesehen und heute, wo sie mit dem Glas Orangensaft in der Hand an ihm vorbei ging, starrte er sie regelrecht an. Melissa ließ sich davon jedoch nicht irritieren. Festen Schrittes ging sie weiter und ignorierte die Jungs einfach. Als sie sich jedoch einige Schritte von ihnen entfernt hatte, hörte sie sie lachen. Vermutlich machten sie sich über sie lustig. Wie es Jungs nun mal gerne taten. Doch das störte sie nicht. Sollten sie doch.

An dem Zimmer von Cassie angekommen, schob sie die angelehnte Tür langsam auf und trat ein. So schlimm sah ihr Zimmer doch gar nicht aus. Zumindest in Mels Augen nicht.
„Hi, bin da. Aber so unordentlich ist dein Zimmer doch gar nicht. Da war meins schon um einiges schlimmer.“, meinte sie zur Begrüßung und hob dann die Hand mit der Tüte Chips. „Ich hab uns noch etwas zum knabbern mitgebracht. Denn da ich noch nichts zu Abend gegessen habe, hab ich langsam Hunger. Ich weiß, dass ist kein Abendessen, aber zur Not geht es.“ Sie lachte kurz, dann ließ sie sich auf einen Stuhl fallen, der neben Cassies Bett stand. „Oh man. Mir ist eben auf dem Gang der blöde Typ begegnet, der in den Zimmer schräg gegenüber von meinen wohnt. Ich mag den Kerl einfach nicht und nachdem er sich eben mit seinen beiden Freunden noch über mich lustig gemacht hat schon einmal gar nicht mehr. Wieso müssen manche Jungs sich auch so blöd verhalten.“ Klar, Mädchen waren auch nicht viel besser. Aber darüber redete man als Mädchen ja nicht. „Aber trotzdem, es war ein schöner Abend. So was müsste man einfach öfters machen können. Wenn man nur etwas mehr Zeit hätte und vor allem auch mehr Geld. Hast du schon mal daran gedacht dir einen kleinen Job zu suchen? Ich hab vor ein paar Tagen beim Einkaufen gesehen das sie jemand suchen der ihnen für ungefähr zehn Stunden hilft die Regale einzuräumen. Ich bin am überlegen ob ich das mache. Dann hätte ich etwas mehr Geld um mal etwas zu unternehmen.“

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Cassandra Fraiser
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Beitrag von Cassandra Fraiser » 20.08.2021, 16:15

Cassandra war gerade dabei die Tür ihres kleinen Minikühlschranks zu schließen, der etwas versteckt neben ihrem Schreibtisch stand, als sie Melissas Stimme in ihrem Rücken hörte und sich mit einem Grinsen auf den Lippen umdrehte.

„Jeah, Chips! Ich kann noch ‘ne angebrochene Packung Käsecracker ergänzend“, erwiderte Cassy und ließ dann kurz ihren Blick über ihr Zimmer schweifen, „Schlimmer war es hier definitiv auch schon, aber seit einem Spontanbesuch meiner Co-Mum gebe ich mir tatsächlich etwas mehr Mühe. Es war mir echt wahnsinnig peinlich, als sie gerade mal einen Trampelpfad zum Bett gefunden und sich dort mittig zwischen leere Chips-Tüten und Pizzakartons auf die Matratze gesetzt hat… “

Cassie ging zur Tür hinüber, um diese hinter ihrem Gast zu schließen, griff nach der erwähnten Crackerpackung von ihrem Schreibtisch und ging anschließend weiter zu ihrem Bett. Die Zimmer waren nicht gerade geräumig, daher konnte sie weder mit einer Couch noch mit genug Stühlen dienen, um hier mit mehreren Personen zu sitzen. Aber das Bett erfüllte als Gegenstück zu dem einsamen Stuhl, auf dem Mel saß, auch seinen Zweck und diente ihr nicht selten zusätzlich als Ablage für ihre Knabbersachen. Wobei sie selbst wohl nie so cool aussehen können würde wie Sam, als diese hier inmitten ihres Chaos gesessen hatte und trotzdem noch zu 100% der Inbegriff einer Badass Offizierin war.
Die Brünette hatte sich vorweg eine Cola-Dose aus dem Kühlschrank geholt und öffnete diese nun mit einem deutlichen Zischen, während sie Mels Worten lauschte. Sie selbst hatte vorhin während dem Lernen noch ein Sandwich gegessen, das als Rest von ihrem Mittag übrig geblieben war, und damit im Gegensatz zu ihrem Besuch zumindest ein bisschen was zum Abendessen gehabt. Oh man, sie sollten sich wohl beide ein bisschen mehr auf ihre Ernährung besinnen…


„Meinst du diesen blonden, großen mit dem arroganten Blick und der viel zu großen Nase?“, hackte Cass nach, während sie versuchte den Typ zuzuordnen. Sie hoffte, dass sie das richtige Gesicht im Kopf hatte. Falls ja, dann konnte sie Melissas Standpunkt nur zustimmen. Das war wirklich ein blöder Kerl, der sich selbst offensichtlich für eine der größten Augenweiden hier auf dem Campus hielt. Nach einer Nasenverkleinerung mochte das vielleicht auch stimmen, aber vorher…

„Vermutlich die Hormone. Es ist ja kein Geheimnis, dass die Männer erst dann in die Pubertät kommen, wenn wir schon durch sind. Ich wette insgeheim steht der Typ auf dich“, konnte die Studentin es sich nicht verkneifen ihre Kommilitonin etwas zu necken und nahm danach einen Schluck von ihrer Cola, um ihr eigenes freches Grinsen zu kaschieren.
Cassie freute sich, dass Melissa vorschlug öfter etwas zusammen zu unternehmen. Der Faktor Zeit war wirklich ein Problem, der zweite Punkt Geld ging bei ihr selbst eigentlich, da ihre Mum sie dank ihres eigenen Offiziersgehalts gut unterstützten konnte. Wobei sie aber natürlich auch nicht ewig davon abhängig sein wollte.


„Ich habe bis vor drei Monaten in der Bibliothek auf dem Campus ausgeholfen. Bücher einsortieren und den Staub abklopfen…“, erzählte Cass und griff nach ein paar Chips aus der Tüte, „Aber aktuell habe ich auch keinen Nebenjob. Stand bei dem Laden schon etwas zur Bezahlung? Wenn die in Ordnung ist, wäre es leicht verdientes Geld. Und definitiv angenehmer, als zu Kellnern und sich dabei dumme Sprüche anhören zu müssen.“

Cassies Blick fiel wieder auf das Handy auf ihrem Nachttisch, nach dem sie nun griff.

„Ich schreib meiner Mum nur schnell, damit sie für das Telefonat vorgewarnt ist“, erklärte sie an die blonde junge Frau gerichtet. Sie wollte nicht einfach nebenher am Handy tippen und Mel damit nachher vermitteln, dass sie ihre Unterhaltung hier langweilig fand. Sobald Cassandra das Klapphandy in der Hand hatte, öffnete sie es mit routinierten Fingern. Auf dem Bildschirm erwarteten sie direkt mehrere Benachrichtigungen über verpasste Anrufe.

„Was zum Teufel soll das denn jetzt…“, brummte die Studentin. Sie musste an das Telefonat mit ihrer Mum vom Vortag denken. Ja okay, ihre Unterhaltung hatte zugegeben nicht ideal geendet. Und ja, sie war wieder etwas hitzköpfig gewesen, obwohl sie sich echt Mühe gab. Aber manchmal…
Cassie wollte den Gedanken nicht weiterführen und die Anspannung und Wut vom Vortag wieder aufsteigen lassen. Denn genau das geschah gerade in ihrem Inneren. Sie betrachtete mit zusammengepressten Lippen die Uhrzeiten von den verpassten Anrufen, bis ihr eine Sache in die Augen sprang, die die innere Wut mit einem Mal verpuffen und in etwas völlig anderes umschlagen ließ. Eine Mitteilung über eine Nachricht auf ihrer Mailbox… Ihre Mum hinterließ ihr keine Nachrichten auf der Mailbox… Sam tat das, aber nicht Janet. Nicht seit….

Die Einundzwanzigjährige spürte wie ihr Pulsschlag sich schlagartig erhöhte und ihre Finger feucht wurden. Sie biss sich fest auf die Unterlippe, während sie nun eilig die Mailbox anwählte und das kleine Nokia Handy mit bereits leicht zittrigen Fingern an ihr rechtes Ohr hielt.


“Cassie, ich bin es, Mum. Sam und Jack…” - “wurden auf eine Mission geschickt und sind bisher noch nicht zurückgekehrt. Sie gelten als im Einsatz verschollen. In den letzten Stunden gab es einige Angriffe und es damit zu rechnen, dass auch Golf Sierra bald angegriffen werden wird. Ich weiß, dass du mitten im Semester bist, aber…”- “ich möchte, dass du nach Hause kommst. Ich brauche dich. Bis bald, Janet.”

Die Farbe wich Cassie bereits aus dem Gesicht, als sie die erwähnten Namen hörte, und ließ sie mit einem Male Kreidebleich erscheinen.
Sam… und Jack… im Einsatz verschollen…? Die Einundzwanzigjährige wusste nur zu gut, was mit diesem Ausdruck gemeint war. Niemand wurde leichtfertig als MIA eingestuft, das tat man nur wenn… wenn… Der Brünetten stiegen Tränen in die Augen. Das konnte nicht stimmen… nicht Sam… nicht so…
Cassandra hatte Schwierigkeiten dem Rest der Nachricht wirklich zu folgen, aber die Worte „Angriff“, „Golf Sierra“ und "nach Hause" brannten sich regelecht ein. Ihre Finger verfärbten sich weiß, so fest umgriff sie inzwischen ihr Handy, um es davon abzuhalten ihr aus der zittrigen Hand zu fallen. Sie war geschockt und in diesem Augenblick völlig überfordert von dem, was ihr die vertraute Stimme ihrer Mum in dieser Nachricht mitteilte…



Link: Nachrichten aus der Vergangenheit

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Melissa Cory
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Beitrag von Melissa Cory » 18.09.2021, 19:54

„Prima, dann haben wir doch das perfekte Abendessen.“ ,antwortete Mel lachend. „Aber das sollten wir nicht unsere Mütter wissen lassen. Meine würde mich auf jeden Fall für verrückt erklären.“ Dabei aßen doch die meisten Studenten solche Dinge. Schließlich waren sie billig und man konnte sie einfach so neben dem Lernen futtern, ohne das man erst lange etwas kochen musste.

Das ihre Mum einfach mal so herein geplatzt war, war nicht gerade nett von ihr. In diesem Alter, in dem sie jetzt waren, wollte man doch auch so seine Privatsphäre. [/i}„Das kann ich verstehen. So was wäre mir auch enorm peinlich gewesen. Aber zum Glück tut das meine Mum nicht. Wenn sie mal Zeit hat und mich besuchen will, dann ruft sie vorher an. Dadurch habe ich genügend Zeit um vorher aufzuräumen, denn häufig sieht es bei mir auch so aus wie du es eben beschrieben hast.“

Während Cassie ihre Coladose öffnete, nahm Mel einen kleinen Schluck von ihrem Saft, dann nickte sie.
„Ja, genau den. Ich hasse diesen Typen.“ Bei diesen Worten verdrehte sie leicht die Augen. Besonders als ihre Freundin dann meinte, dass sein Verhalten auch darauf deuten konnte, dass er sie mochte. „Diesen Kerl!!!! Den möchte ich schon einmal ganz und gar nicht. Selbst wenn er der reichste Mann auf der Welt wäre und ich keinen Cent hätte.“

Melissa war froh, dass Cassie nun das Thema wechselte und ihr erzählte, dass sie eine Weile in der Bibliothek des Campus ausgeholfen hatte. Dieser Job wäre natürlich bestimmt interessanter als in dem Laden. Doch bisher war ihr noch nicht aufgefallen, dass sie dort jemand suchten.
„Hast du eine Ahnung ob die in der Bibliothek vielleicht noch jemand suchen, denn das würde ich natürlich um einiges lieber machen, als in dem Laden die Regale einzuräumen.“ Dann schüttelte sie den Kopf. „Nein, was sie bezahlen weiß ich jetzt nicht. Da müsste ich erst einmal fragen.“

Plötzlich hörte sie ein deutliches knurren ihres Magens. Ein Zeichen das es jetzt wohl wirklich Zeit wurde mal etwas zu essen. Schnell griff sie nach den Chips und aß ein paar davon. Dabei sah sie wie ihre Freundin zu ihrem Handy blickte, es in die Hand nahm und ihr dann mitteilte, dass sie nur schnell eine Nachricht für ihre Mutter schreiben wollte.
„Klar, mach doch. Ich beschäftige mich noch ein wenig mit den Chips.“ Erneut schnappte sie sich ein paar Chips und aß sie, stutzte dann jedoch, als sie hörte wie Cassie etwas vor sich hin brummelte. Was verstand sie zunächst nicht. Erst als sie aufhörte zu kauen, konnte sie die Worte verstehen. „Was ist denn los.“, fragte sie besorgt, besonders weil ihr Blick auf nichts Gutes schließen ließ. Und dann wurde ihre Freundin immer blasser und begann sogar heftig zu zittern, während sie ihr Handy an ihr Ohr hielt, um den Rest der Nachricht zu verfolgen. Mel verhielt sich zunächst erst einmal ruhig und beschränkte sich darauf ihre Freundin zu beobachten, doch als sie auf einmal kreidebleich war und man deutlich sehen konnte wie ihre Augen nass wurden, stand sie auf, ging zu ihr und legte ihr die Hand auf die Schulter. [/i}„He, was ist denn los?“, fragte sie erneut. „Ist etwas Schlimmes passiert?“

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Cassandra Fraiser
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Beitrag von Cassandra Fraiser » 26.09.2021, 00:10

Cassies Blick senkte sich einen Moment etwas verlegen, als Mel ihr erzählte, dass ihre Mum sie immer anrufen und somit vorwarnen würde. Sie wollte Sam nicht in ein schlechtes Licht rücken, denn letztendlich hatte sie genau das ja auch versucht. Und ihr sogar auf die Mailbox gesprochen… Der Fehler lag daher definitiv nicht bei ihr, sondern ganz klar auf der Seite der jungen Studentin, die einmal zu häufig ihr Telefon ignoriert hatte.

„Genau genommen hat sie das ja auch versucht… ich war nur so abgelenkt, dass ich es nicht mitbekommen habe. Ich hatte sogar vergessen, dass ich an dem Wochenende nach Colorado Springs fliegen wollte. Ich kann es meiner Co-Mum daher nicht übel nehmen, dass sie nach ihrer vermeintlich verschollenen Ziehtochter gesucht hat“, ergänzte Cassandra noch als Erklärung, ehe ihr Gespräch auf das Thema Männer fiel. Oder eher Jungs… denn als vollwertige Männer konnte man einige dieser Kerle hier an der Uni wohl kaum bezeichnen. Sie waren dafür viel zu albern und kindisch. Und nicht selten sogar unfreundlich oder beleidigend gegenüber den jungen Frauen, die keine Mitglieder im Cheerleader-Club waren und sich regelmäßig in ihren kurzen Röcken anhimmeln ließen.
Immerhin teilten Melissa und sie sich was diese Typen anging wie es aussah eine Meinung. Das war schön und Cassie gelang es nur mit Mühe ein lautes Lachen zu verkneifen, als Mel klar und deutlich ausdrückte, was sie von dem Blondie hielt. Auch das würde sie vollumfänglich unterschreiben. Für nichts in der Welt würde sie sich so einem Kerl unterordnen. Und genau das verlangte die „Macho-Klasse“ unter den Studenten offensichtlich. Oh nein, sie hatte ihren eigenen Kopf und den würde sie auch weiterhin durchsetzen.

Die Brünette überlegte kurz, als ihre Kommilitonin sie wegen dem Bibliotheksjob ansprach:
„Ich weiß es nicht sicher - ich glaube momentan ist da alles belegt. Aber bei der Administration hängt für gewöhnlich ein Schreiben aus, wenn sie jemanden suchen. Und ganz so begehrt ist das Bücherschubsen glaube ich nicht. Ein Blick aufs schwarze Brett dort schadet sicher nicht.“

Der gedankliche Fokus der Studentin landete schließlich bei ihrem Handy, welches sie an sich nahm, um Janet eine SMS zu schreiben. Zum einen wollte sie mit ihrer Mum einen Zeitpunkt für das nächste Telefonat absprechen und zum anderen auch signalisieren, dass sie nicht mehr so geladen war, wie am vorherigen Abend.
Wobei da doch noch etwas in ihr zu schlummern schien, wenn man bedachte, wie schnell sie wegen einigen Anrufversuchen mit ihren Gedanken wieder genau bei diesem Streitgespräch und den damit verbundenen Gefühlen gelandet war. Zumindest für die paar Sekunden bis ihr die Mitteilung über die Mailbox-Nachricht ins Auge gefallen war...

Cassandra realisierte kaum das Rascheln der Chips-Tüte, während sie die Sprachnachricht ihrer Mum abhörte. Sie hörte das Pochen ihres eigenen beschleunigten Pulsschlages in ihren Ohren und biss sich unbewusst auf die Unterlippe. Ihre Gedanken waren das reinste Chaos, Fragen über Fragen dazu was passiert war, wohin Sam und Jack für diese Mission gegangen waren und warum ausgerechnet sie diejenigen waren, die nicht zur Erde zurückkehren konnten. Sie erledigten ihre Aufträge doch in Teams! Teams aus Mitgliedern, die aufeinander aufpassten! Sam und Jack hatten immer aufeinander aufgepasst und ebenso Daniel und Teal’C.

Die Einundzwanzigjährige war so sehr in ihre Gedankenwelt vertieft, dass sie Melissas erste Frage gar nicht realisierte. Erst als die blonde Kommilitonin vor ihr stand und ihr eine Hand auf die Schultern legte, sah Cassandra beinahe überrascht zu ihr auf.
In genau diesem Moment wurde ihr erst die Bedeutung der restlichen Nachricht ihrer Mutter bewusst. Es hatte bereits mehrere Angriffe gegeben und Sierra Golf würde wahrscheinlich bald ebenfalls ein Ziel sein… oh scheiße!

Hektisch sah die junge Studentin sich plötzlich in ihrem Zimmer um. Da vor dem Schrank lag ihre Sporttasche! Sie musste ein paar Sachen einpacke und dann sofort los. Sie durfte keine Zeit verlieren, um nach Colorado Springs zu kommen! Wenn ihre Mum Recht hatte, dann war es nur eine Frage der Zeit, bis das Alpha Protokoll gestartet werden würde. Und sie vertraute der Einschätzung ihrer Mutter. Das war das letzte Thema zu dem Janet Fraiser sich einen Scherz erlauben würde.
Cassandra sah schließlich zu Mel auf und griff nach der Hand, die ihre Mitstudentin noch immer auf ihrer Schulter liegen hatte.


„Mel, ich brauche deine Hilfe! Ich muss sofort nach Hause, nach Colorado Springs“, begann Cassie, während sich in ihren Gedanken ein Plan zusammen setzte. Es war mitten in der Nacht, einen Flug würden sie frühstens in 6 Stunden bekommen, vermutlich sogar eher in 8, aber bis dahin konnte es längst zu spät sein. Sie selbst hatte kein Auto, aber Melissa hatte eines. Und wenn es wirklich eine Evakuierung zum Alpha Stützpunkt gab, dann würde sie alles tun, um ihre Freundin hier mitnehmen zu können!

„Bitte komm mit mir? Wir können dein Auto nehmen und morgen früh in Salt Lake City sein. Ich weiß es ist spät, aber wir können uns mit dem Fahren abwechseln, damit jeder ein bisschen schlafen kann. Bitte, es ist wirklich dringend…“

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Melissa Cory
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Beitrag von Melissa Cory » 16.10.2021, 21:08

„Ich verstehe, dann ist es aber nur verständlich wenn sie zu dir gekommen ist. Das hätte meine dann auch getan. Vielleicht solltest du deine Termine in deinem Handy speichern, dann wirst du benachrichtigt. Dadurch kann dir so etwas nicht mehr passieren. Aber ich denke sie hat dir die Unordnung nicht übel genommen. Möglich das es früher, als sie studiert hat, bei ihr im Zimmer auch nicht viel besser ausgesehen. Und was den Job betrifft, dann werde ich immer mal auf das schwarze Brett schauen, denn in der Bibliothek würde ich um einiges lieber arbeiten, als in einem Supermarkt. Auf jeden Fall danke für den Tipp.“, bedankte sie sich bei Cassie, während ihre Freundin sich inzwischen mit ihrem Handy beschäftigte. Dadurch hatte sie vermutlich ihre erste Frage, was denn los war, überhaupt nicht gehört. Und als sie das zweite Mal fragte, wirkte sie auf einmal so überrascht. Melissa verstand überhaupt nicht was los war. Besonders nicht warum sie sich plötzlich so hektisch in ihrem Zimmer umzusehen begann. So hatte sie ihre Freundin auf jeden Fall noch nie erlebt.

Ruhig ließ sie ihre Hand weiterhin auf Cassies Schultern liegen und wartete einfach ab was nun noch geschehen würde. Kurz darauf ergriff sie dann auch ihre Hand und erklärte ihr, dass sie ihre Hilfe brauchte und sofort nach Colorade Springs müsste. Fragend sah Mel sie an da sie nicht wusste warum sie nach Colorado musste und dabei ihre Hilfe brauchte. Nur wegen ihres Autos? Es gab doch genügend Mittel um nach Colorado Springs zu kommen. Sie könnte die Bahn nehmen, mit einem Flugzeug fliegen oder einen Fernreisebus.

Noch während sie überlegte, fuhr ihre Freundin fort. Sie sollte mit ihr kommen. Sie wollt das sie mit ihrem Auto fuhren, weil das am schnellsten ging. „He, wie stellst du dir das denn vor. Ich helfe zwar gerne, aber ich habe morgen früh Vorlesung und brauche sie auch, denn sonst fehlt mir Stoff für die demnächst anstehende Klausur. Und ich denke bei dir ist es ebenso. Ich kann also nicht so einfach verschwinden. Es sei denn ich habe einen triftigen Grund. Ist denn etwas so Schlimmes in deiner Familie passiert?“, wollte sie wissen. „Wenn das nicht der Fall ist, denke ich es ist am besten wenn du fliegst, die Bahn nimmst oder einen Fernreisebus. Ich kann dir auch gerne mein Auto leihen. In den nächsten Tagen brauche ich es eh nicht. Wenn du zurück kommst, kannst du es mir ja wieder zurück geben. So lange wird das ja bestimmt nicht dauern, da du ja auch wieder in die Vorlesungen musst. Ich muss dann nur schnell die Schlüssel holen.“

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Cassandra Fraiser
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Beitrag von Cassandra Fraiser » 20.10.2021, 22:28

Cassandra biss sich fest auf die Unterlippe, als sie Melissas erste Reaktion hörte. Verdammt, die Uni… sie hatte völlig vergessen, dass es Sonntagabend beziehungsweise Nacht war und am nächsten Morgen der reguläre Vorlesungsbetrieb wieder losging. Noch ein Grund mehr unbedingt mit dem Auto direkt loszufahren, bei dem ganzen üblichen Pendelverkehr von Studenten und Berufstätigen am Flughafen und Bahnhof zu Wochenbeginn und Ende standen die Chancen nicht gerade gut ein frühes Ticket zu bekommen. Zumindest auf einem verhältnismäßig kleinen Flughafen wie dem hier in Reno. Salt Lake City stand da schon auf einem anderen Blatt.
Genau genommen war ein Flugzeug im Falle eines Angriffs auf die Erde aus dem Weltraum so ziemlich der letzte Ort, an dem sich die junge Studentin befinden wollte… Aber dummerweise gab es kein anderes Transportmittel, das von der Geschwindigkeit her mithalten konnte. Wenn sie mit dem Auto die gesamte Strecke durchfahren würden bräuchten sie locker um die 16 Stunden. Das war viel zu lang für ihren Geschmack...
Cassandra warf erneut einen flüchtigen Blick auf ihr Handy und betrachtete die Datums und Uhrzeitanzeigen der Nachrichten, in denen ihr Netzbetreiber ihr die verpassten Anrufe und die Mailboxnachricht mitgeteilt hatte. Kurz nach halb zehn und kurz vor Mitternacht… Die letzte Nachricht war also noch nicht so lange her.

Aber sie stand immer noch vor dem Problem ihrer Kommilitonin erklären zu müssen, warum sie jetzt direkt losfahren und damit die anstehenden Vorlesungen sausen lassen mussten. Etwas unsicher blickte Cassandra in Melissas Gesicht. Sie konnte ihr schlecht die ganze Wahrheit erzählen, a la ‚die Erde wird wahrscheinlich innerhalb kürzester Zeit von Aliens angegriffen und wir müssen uns auf einen anderen Planeten evakuieren lassen‘… Aber sie war sich absolut sicher, dass die Situation ernst war. Sie hatte häufig genug sowohl mit ihrer Mum als auch mit Sam entsprechende Szenarien durchgesprochen. Die Brünette versuchte sich an die jeweiligen Worte der beiden Frauen, die zu ihrer engsten Familie geworden waren, zu erinnern. Das Erste was ihr bewusst einfiel, war der Hinweis einen klaren Kopf zu bewahren. Ja, das war definitiv ein guter Tipp, denn jetzt gerade war sie alles andere als klar.

Die Einundzwanzigjährige fuhr sich mit einer Hand über die Stirn und durch ihr langes Haar, während sie tief durchatmete und sich damit bemühte ruhiger zu werden. Es half niemandem, wenn sie hier zu einem absoluten Nervenbündel mutierte. Und wenn sie ordentliche und nachvollziehbare Erklärungen lieferte, war Melissa vielleicht eher dazu geneigt sich auf diese Reise mit ihr einzulassen. Sie musste es auf jeden Fall versuchen, denn sie wollte sie nicht einfach hier zurücklassen. Und sie wollte auch nicht alleine diesen Weg antreten, der unzählige Unsicherheiten beinhaltete. In schwierigen Situationen brauchte man ein Team, das war etwas, was sie von Janet und SG-1 gelernt hatte, oder mindestens einen Partner, der einem den Rücken freihalten konnte.


„Meine Mum, Janet, hat mir eine Nachricht auf der Mailbox hinterlassen“, begann Cassie einleitend und versuchte nebenher gedanklich weiterhin mit den wenigen Informationen die sie teilen konnte ein Konstrukt zu bilden, mit dem sie Mel überzeugen konnte.

„Sie arbeitet für die Air Force, ebenso wie Sam, meine Co-Mum, und Jack, einer meiner besten Freunde. Es… es gab einen Zwischenfall. Ich weiß nicht was genau, aber es besteht die Möglichkeit, dass…“, Cassandra machte zwangsweise eine Pause, da ihr wortwörtlich die Worte im Hals stecken zu bleiben schienen. Sie konnte kaum gedanklich ausformulieren, was die Aussage ihrer Mum zu Sams und Jacks Schicksal bedeuten konnte… Sie begann unruhig ihre Finger zu kneten und sie spürte, dass in ihren Augen deutlich mehr Feuchtigkeit stand als üblich.

„Sam und Jack wurden als MIA eingestuft – das bedeutet, dass sie mit hoher Wahrscheinlichkeit tot sind“, flüsterte Cassie mehr als das sie es wirklich sagte und hielt dabei ihren Blick gesenkt. Sie brauchte noch ein, zwei Atemzüge, ehe sie ihre Mitstundentin wieder ansehen konnte.
„Bitte, ich muss dringend nach Hause. Ich kann nicht hier sitzen und Stundenlang darauf warten wer weiß wann in einem Flugzeug, Zug oder Bus zu sitzen. Ich muss meine Mum finden und wissen, was passiert ist. Und ich glaube, ich schaffe das nicht alleine… nicht noch einmal.“

Cassandra hatte bisher zwar niemandem hier in Reno im Detail erzählt, dass sie über Monate in der Annahme gelebt hatte, ihre Mutter sei bei einer Mission getötet worden... dass sie sogar neben einem leeren Sarg auf ihrer Trauerfeier gestanden hatte. Das war kein Thema über das sie gerne und bereitwillig sprach. Aber sie würde es Mel erzählen, wenn das half sie dazu zu bringen, mit ihr zu kommen. Auch wenn es ihr eine höllische Angst machte diese Dinge auszusprechen. Insbesondere jetzt, da sie mit der Nachricht über Sam und Jack wieder zur Realität wurden. Aber das war definitiv die bessere Alternative, als mit einer Geschichte über Aliens, Angriffe mit Raumschiffen und Evakuierungsmaßnahmen auf andere Planeten zu kommen...

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Melissa Cory
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Beitrag von Melissa Cory » 06.11.2021, 22:52

Auf den Vorschlag ihr Auto zu nehmen, ging Cassi nicht ein. Mel verstand überhaupt nicht warum. Sie brauchte das Auto in den nächsten Tagen nicht und ihre Freundin hatte genauso den Führerschein wie sie auch. Wobei es auch gut möglich war, dass sie diesen Vorschlag nicht so richtig mitbekommen hatte. Auf jeden Fall wirkte sie immer noch so beunruhigt und ängstlich. Besonders als sie sie ansah. Melissa hoffte, dass sie ihr nun endlich richtig sagen würde was los war, aber das war nicht der Fall. Sie schwieg weiter. Lieber fuhr sie sich durch die Haare und holte tief Luft, was wohl bedeutete, dass sie angestrengt über irgendetwas nachdachte. Gut möglich das sie einfach nicht wusste wie sie ihr das, was geschehen war, sagen sollte.

Langsam, inzwischen ein wenig ungeduldig, holte auch Mel tief Luft.
„Nun sag schon was ist los. Man sieht dir doch deutlich an, dass dich etwas enorm belastet.“, wollte sie wissen, in der Hoffnung, dass sie dann endlich mit der Sprache heraus rückte. Wenig später begann Cassandra dann auch zu reden. Sie meinte, dass sie eine Nachricht von ihrer Mutter bekommen hatte. Danach dauerte es wieder einen Moment bis sie fort fuhr. Und dann erklärte sie ihr das ihre Mum bei der Air Force arbeitete, genauso wie auch ihre Co-Mum und auch ein gewisser Jack. Wer das war wusste Melissa nicht. Aber das war ja auch egal. Auf jeden Fall waren die beiden zuletzt genannten eventuell tot. Und deshalb wollte ihre Freundin so schnell wie möglich zu ihrer Mutter. Nun konnte Melissa das Verhalten ihrer Freundin auch verstehen.

Schnell ging sie neben Cassy in die Knie und hielt ihre Hände fest, um sie zu trösten, da sie schon leicht feuchte Augen hatte..
„He, jetzt beruhige dich. Ich vermute mal das nach deiner Co-Mum und ihrem Kollegen bestimmt schon gesucht wird und sie werden sie mit Sicherheit schon bald irgendwo finden.“, versuchte sie ihre Freundin mitfühlend zu trösten. Allerdings fragte sie sich schon ein wenig wieso ihre Freundin meinte, dass sie das alles nicht noch einmal durchmachen konnte, Doch sie wollte sie jetzt nicht danach fragen. Vielleicht später im Auto. Da hatten sie jede Menge Zeit, um über so etwas zu sprechen. „Aber ich kann verstehen, dass du nun so schnell wie möglich nach Hause möchtest. Nur ….“, sie begann zu überlegen wie sie das mit den Vorlesungen, die sie in dieser Zeit verpasste, machen sollte. Dann fiel ihr jedoch etwas ein. „Ich denke es wird nicht länger als drei oder vier Tage dauern, bis ich dich nach Hause begleitet habe und wieder zurück bin.“, schätzte sie. ,Das heißt ich werde nur ein paar Vorlesungen verpassen. Und ich kenne da jemanden der alles was wir in den Vorlesungen machen eifrig mitschreibt. Von ihm kann ich mir bestimmt seine Notizen kopieren und habe dadurch nichts verpasst.“, schlug sie vor, denn wenn Cassie erst einmal bei ihrer Mutter war, hatte sie ja jemanden der ihr half alles was noch kommen würde durchzustehen.

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Cassandra Fraiser
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Beitrag von Cassandra Fraiser » 14.11.2021, 12:52

Cassie spürte erst, dass sie sich unbewusst auf die Innenseite der Unterlippe gebissen hatte, als sie den typischen Blutgeschmack auf ihrer Zunge wahrnahm. Verdammt... vielleicht war das was sie letztendlich mit Mel geteilt hatte, doch in Wirklichkeit das schwierigere Thema gewesen…
Wenn sie ihrer Kommilitonin etwas von Aliens und einem Angriff auf die Erde erzählt hatte, wäre sie zwar sicher für verrückt gehalten worden, aber das änderte nichts daran, dass sie selbst wusste, dass diese Bedrohung real war. Es war ihr klar, dass kaum einer, der nicht selbst im SGC arbeitete, eine Vorstellung von der teils durchaus prekären Situation hatte, in der sich dieser Planet befand. Aber hey, bisher hatten sie es auch immer irgendwie geschafft sich durchzusetzen. Die Erde hatte damit wesentlich mehr Glück als viele andere Planeten, die unter den Goa’Uld, den Replikatoren, den Ori und wer wusste wem sonst noch alles leiden mussten. Ihre eigene Heimat war ein hervorragendes Beispiel dafür… sie war die einzige Überlebende ihres gesamten Volkes und zudem als trojanisches Pferd auf diesen Planeten hier geschickt worden, der inzwischen zu ihrer neuen Heimat geworden war.
Sam und Jack allerdings... sie hatte diesen Abschnitt der Nachricht ihrer Mum beinahe automatisch gedanklich zunächst zurückgedrängt und sich stattdessen auf eine mögliche Evakuierung in den kommenden Stunden und Tagen konzentriert. Sie hatte nicht daran denken wollen, denn umso mehr sie darüber nachdachte, umso stärker wurden auch ihre Emotionen dazu. Sie wollte sich nicht vorstellen, dass Sam und Jack tatsächlich auf einer Mission getötet worden waren. Sie wollte, dass es ihnen, wo auch immer sie gerade waren, gut ging und dass sie nach Hause kamen. Aber sie kannte ihre Mum. Es hatte schon mehr als einmal Situationen geben, in denen die Chancen für eine Rückkehr von SG-1 schlecht gestanden hatten. Und ihre Mum hatte sie in der Regel behüten wollen, indem sie ihr eben nicht direkt etwas dazu sagte. Mehr als einmal hatte sie erst im Nachhinein durch die Geschichten von Jack, Daniel und Teal’C erfahren, wie knapp es in der einen oder anderen Situation mal wieder für sie gewesen war. Aber das war okay so. Sie hatte es Janet nie übel genommen diese Dinge vor ihr zu verheimlichen. Und ebenso wenig hatte sie es Sam übel genommen, wenn ihre Darstellungen der Missionsverläufe weit weniger dramatisch ausfielen, als die ihrer Teamkollegen. Doch jetzt… jetzt hatte ihre Mum ihr diese Information mitgeteilt und das auch noch über eine Mailbox-Nachricht, was völlig untypisch für sie war. Dieser Umstand gab den Worten ihrer Mutter eine ganz andere Gewichtung. Cassie spürte förmlich, wie sich ihre Brust zuschnürte.

Als Mel schließlich ihre Hände ergriff und festhielt war die 21jährige dankbar. Ihre Finger fühlten sich unangenehm kalt an, beinahe wie Eiszapfen. Sie war ihr auch dankbar für die aufmunternden Worte, dass sicher schon nach Sam und Jack gesucht werden würde. Aber sie war sich insgeheim innerlich sicher, dass das wohl eher nicht mehr der Fall war. Es hatte sicher schon eine Suchaktion gegeben, bei der man nicht weitergekommen war oder Dinge gefunden hatte, die die Annahme bestätigten, dass die beiden tot waren. So war der standardisierte Ablauf. Wenn eine bestimmte Zeitspanne überschritten und keine weiteren Anhaltspunkte dafür vorlagen die Suche auszudehnen, erfolgte die Einstufung als im Dienst vermisst. Noch dazu kam der Umstand mit dem potentiellen Angriff auf die Erde… Die Ressourcen der SG-Teams mussten nun sicher anders genutzt werden, als innerhalb einer gesamten Galaxie nach Sam und Jack zu suchen.

Als Mel dann tatsächlich zustimmte sie zu begleiten, schlich sich ein erleichtertes Lächeln auf Cassandras Gesicht. Sie nahm einen kräftigen Atemzug, nachdem sie ebenfalls unbewusst anscheinend sogar die Luft angehalten hatte. Ohne zu zögern fiel sie ihrer Kommilitonin für eine Umarmung um den Hals.
Sie war so unendlich dankbar dafür, dass sie nicht alleine nach Colorado Springs fahren musste um sich all dem zu stellen, was noch kommen würde. Und, falls es notwendig werden sollte, war sie fest entschlossen alles dafür zu tun, dass ihre Freundin mit auf die Evakuierungsliste kam! Aber sie hatte jetzt bereits kaum Zweifel daran, dass das klappen würde. Sie hatte im Verlauf der letzten Jahre genug Leute im SGC kennengelernt und sie wusste, dass die Männer und Frauen, die dort ihren Dienst versahen, alles dafür tun würden so viele Menschen wie möglich in Sicherheit zu bringen. Welcher Name auf welcher Liste stand mochte da in er Anfangsphase noch interessant sein, aber nicht sobald es wirklich ernst wurde.


„Danke, Mel! Vielen, vielen Dank!“, bedankte sie sich auch mit Worten. Dabei lief ihr vor Erleichterung auch tatsächlich eine einzelne Träne übe die Wange. Trotzdem löste sie sich schnell wieder, denn der Faktor Zeit konnte noch entscheidend sein.

„Für Benzinkosten und alles weitere können wir meine Kreditkarte nehmen. Die ist extra für Notfälle. Ich brauche noch ein paar Minuten, um ein paar Sachen zusammen zu packen… Soll ich dich an deinem Zimmer abholen oder wollen wir uns irgendwo treffen?“

Cassandras Gedanken wanderten bereits wieder zu ihrer Sporttasche. Sie würde definitiv nur das Wichtigste einpacken, Wechselkleidung und Wäsche für zwei maximal drei Tage, hauptsächlich bequeme und praktische Sachen und die paar Dinge, die sie auf keinen Fall zurücklassen wollte.

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Melissa Cory
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Registriert: 17.03.2021, 23:07

Beitrag von Melissa Cory » 04.12.2021, 22:14

Als sie Cassies Bitte, sie zu begleiten, zustimmte, wirkte ihre Freundin sofort erleichtert und begann leicht zu lächeln. Danach holte sie tief Luft, sprang auf und umarmte sie so plötzlich, dass Mel erst einmal völlig überrascht einen Schritt zurück trat. „He, du wirfst mich ja fast um.“ Sie legte ebenfalls die Arme um sie und lachte dabei laut, bis sie hörte wie überschwänglich Cass sich bei ihr bedankte. Das sie ihre Freundin begleiten würde, musste ihr sehr viel bedeuten. Sogar so viel, dass ihr sogar eine Träne die Wange herunter lief. Dabei war das für sie doch selbstverständlich. Schließlich waren sie doch gute Freunde und Freunde halfen sich wenn es notwendig war. Früher hatte sie zwar nicht immer so gedacht, doch heute schon. „Es ist doch selbstverständlich, dass ich dich begleite.“, meinte sie, während Cassandra sie los ließ und schon dabei war sich Gedanken über die Benzinkosten zu machen. Sie wollte dafür und auch für alle anderen Kosten ihre Kreditkarte, die sie für Notfälle hatte, benutzen. Dagegen hatte Mel nicht im geringsten etwas einzuwenden, denn meist reichte ihr Geld im Monat immer gerade so. „Okay, wenn du für solche Fälle Geld hast, dann ist es mir Recht, denn ich müsste erst einmal sehen wie ich es finanziere.“ Dann nickte sie. „Ja, ich brauche ja auch noch ein paar Minuten bis ich fertig bin. Ich geh dann schon mal nach unten, denn ich denke es ist das Beste wenn du mich abholst. Schließlich musst du ja eh nach unten. Bis dann.“, verabschiedete sie sich und verließ das Zimmer.

Auf dem Weg nach unten überlegte sie schon einmal was sie für die paar Tage brauchte. Viel musste es ja nicht sein. Halt etwas frische Unterwäsche, eine Hose, zwei Oberteile und die üblichen Dinge um sich zu waschen. Diese paar Dinge sollte sie schnell eingepackt haben.

In ihrem Zimmer angekommen, schnappte sie sich ihre kleine Reisetasche und begann die Dinge, die sie sich auf dem Weg bereits überlegte hatte, hinein zu legen. Gerade ordentlich war sie dabei nicht, aber sie hatte es schon immer gehasst Koffer zu packen. Anschließend schloss sie die Tasche, schnappte sich die Autoschlüssel und ihre Jacke und wartete dann bis Cassie kam.

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