Air Force Akademie

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Jack O'Neill (Klon)
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Beitrag von Jack O'Neill (Klon) » 29.08.2021, 00:50

Jack zog seine Augenbrauen nach oben und seufze leise, als er den jungen Second Lieutenant vor sich ansah. Tobias hatte sich aus seiner Sicht bisher gut geschlagen, wenn man bedachte wie Grün er genau genommen noch hinter den Ohren war.

Dem Klon kamen einige Erinnerungen aus einer Zeit weit vor dem Stargate Center in den Sinn. Er bemühte sich zwar darum diese Erinnerungen in erster Linie seinem Original zuzuschreiben, aber letztendlich beeinflussten sie ihn selbst ebenso sehr wie General Jonathan Jack O’Neill. Sie waren ein Bestandteil seiner Geschichte und seines Charakters, auch wenn faktisch jemand anderes diese Erfahrungen gemacht hatte und sein jugendlicher Körper hier gerade mal ein paar Jahre alt war.
Senior war 1970 der Air Force beigetreten, hatte sich in den ersten Jahren nach dem Abschluss der Akademie einen Namen als exzellenter Pilot gemacht und war dann 1981 den Special Forces, genau genommen der Delta Force zur Terrorismusbekämpfung, zugeteilt worden. Dem Klon kamen gleich mehrere Missionen aus den Achtzigern in den Sinn, die gelinde ausgedrückt „missglückt“ waren. Colonel Michaels, der 1982 während einer Mission in der DDR getötet wurde… Der Tod von Woods durch Feuer aus den eigenen Reihen nur wenige Jahre später… Kurz darauf der eigene Fallschirmabsturz im iranisch-irakischen Grenzgebiet, während einer inoffiziellen Mission, und die folgenden neun Tage, die er sich mit einem Schädelbruch durch das feindliche Gelände gequält hatte. Und dann waren da Ende der Achtziger noch die vier Monate in irakischer Gefangenschaft, weil Cromwell ihn angeschossen zurückgelassen hatte...

Es gab inzwischen eine ganze Liste von Namen in seinem Kopf, Kammeraden aus seiner eigenen oder nahestehenden Einheiten, die es nicht geschafft hatten nach Hause zurück zu kehren. Nicht einer dieser Fälle war einfach zu schlucken gewesen. Weder zu der Zeit als Senior noch als Pilot im Flugzeug saß um die Bodentruppen zu unterstützen, noch als er selbst mit den Special Forces die Aufträge am Boden ausführte. Aber er war langsamer mit der Thematik konfrontiert worden, als es nun bei Tobias der Fall war.

Jack hatte keine Ahnung, was in dem jungen Mann vor sich gehen musste, der noch nie zuvor einen Außeneinsatz absolviert und nun auf einen Schlag einen Großteil seiner Kammeraden, Ausbilder und Dozenten verloren hatte und das gepaart mit der Zerstörung des gesamten Stützpunktes, einem Rückzugsraum und Ort der Sicherheit hier in Colorado Springs und somit mitten in den USA. So gut er bisher mitgezogen hatte, er konnte sehen, dass das alles den frischen Second Lieutenant belastete. Dummerweise hatten sie hier vor Ort aktuell nicht die Zeit das ordentlich aufzuarbeiten. Es gab nur zwei Dinge, die aktuell wichtig waren, erstens einen klaren Kopf bewahren und zweitens hier rauskommen. Letzteres würde ohne das erste definitiv schwierig werden.

Der Blick des Klons wanderte für einen kurzen Augenblick ebenfalls zu den beiden getöteten Soldaten, ehe er sich zwar mit ruhiger aber ebenso nachdrücklicher Stimme an seinen Begleiter wandte:


„Tobias, es gibt im Moment nichts was wir für die beiden tun können. Mit der einen Ausnahme selbst zu überleben und von diesem Gelände runter zu kommen.“

Jack bemühte sich mit dem offiziell zwei Jahre älteren jungen Mann Blickkontakt zu halten.
Wie gut wäre es jetzt doch, wenn sein optisches Alter seinem geistigen entsprach und er weiterhin das Abzeichen eines Colonel der US Air Force tragen würde. Aber nichts davon war der Fall. Er konnte daher nur hoffen, dass Tobias ihn und seine Wort weiterhin ernst nahm und sich nicht von seinem Milchbubi-Äußeren blenden ließ.
Da er keine Antwort auf seine Frage erhalten hatte, näherte der Klon sich in gehockter Haltung seinem Partner und warf selbst einen prüfenden Blick auf den Druckverband an dessen Oberschenkel. Zu seiner Zufriedenheit konnte er feststellen, dass es keine Anzeichen für eine Durchblutung gab. Die Verletzung war zwar zweifelsfrei schmerzhaft, aber immerhin war es ihnen erfolgreich gelungen die Blutung zu stoppen und somit weiteren Komplikationen vorzubeugen. Er hoffte nur, dass es trotz der aktuellen Belastung des Beines auch weiterhin dabei blieb.

Der 19jährige ließ seine Augen prüfend über ihre Umgebung wandern und auch ihm fiel die Zugangstür zum Fairchild Hall auf der anderen Straßenseite ins Auge. Er zog es definitiv vor sich an einem Ort fortzubewegen, der weniger gut von allen Richtungen einsehbar war. Ihr Weg würde sie noch früh genug über offenes Gelände führen…


„Was hältst du von einem Abstecher in die Bibliothek?“

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Tobias Wilson
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Beitrag von Tobias Wilson » 31.08.2021, 16:29

Tobias fühlte sich innerlich auf eine Art hin und her gerissen, die er so bisher noch nicht gekannt hatte. Man konnte es beinahe als eine emotionale Achterbahnfahrt beschreiben, die einen Looping nach dem anderen enthielt. Er bemühte sich wirklich darum Distanz zu wahren und sich auf seine eigenen Handlungen zu konzentrieren. Aber das gestaltete sich als weit weniger leicht, als man annehmen mochte. Die Bilder, Geräusche und Gerüche, denen er hier ausgesetzt war, waren einfach erschlagend… Und die eigenen Schmerzen, die im Hintergrund zu einem kontinuierlichen Begleiter geworden waren, den es zu ertragen galt, nagten ebenfalls an ihm.

Als Jack ihn direkt mit seinem Namen ansprach, sah der junge Second Lieutenant zu seinem Begleiter hinüber. Seine braunen Augen wanderten unruhig über die Statur des 19jährigen. Es war ein wirklich merkwürdiges Gefühl, eine absolut surreale Situation. Dieser Kerl war gerade mal 19, hatte keine militärische Ausbildung (von der er wusste) und schien ein so viel dickeres Fell zu haben. Diese Realisation sorgte dafür, dass ein unangenehmes Schamgefühl in dem Einundzwanzigjährigen aufstieg. Er musste sich verdammt noch mal zusammen reißen. Und das endgültig!

Nachdem sein Partner ausgesprochen hatte, dauerte es noch einige Sekunden, aber schließlich gelang es Tobias das Gedankenwirrwarr in seinem Kopf wortwörtlich hinunter zu schlucken und als Antwort leicht zu nicken. Jack hatte Recht. Dort vorne bei den Kadetten gab es keine Deckung und sie könnten jederzeit weiteren dieser seltsamen Soldaten in die Arme laufen. Ihr erstes Ziel musste es sein zu überleben und von diesem Gelände runter zu kommen. Er hatte kein Bedürfnis danach sein Leben für irgendwelche sinnlosen Aktionen zu verschwenden, die nichts weiter als einen emotionalen Wert hatten. Er konnte sich in Ruhe um all das hier Gedanken machen, wenn sie in Sicherheit waren. Der junge Lieutenant hoffte nur inständig, dass es so etwas wie Sicherheit überhaupt noch in dieser Stadt gab…

Tobias berappelte sich somit innerlich und folgte bereits Jacks Blick in Richtung der Fairchild Hall, ehe er dessen locker formulierten Vorschlag eines Bibliotheksbesuchs hörte.


„Viel“, gab der junge Offizier zunächst knapp seine Zustimmung, ehe er seine Hockposition minimal anpasste, um einen besseren Blick auf das Gebäude zu haben.

„Im Erdgeschoss sind überwiegend Arbeitsplätze mit Computern, sowie die Regale mit Fachzeitschriften zu verschiedenen Themengebieten“, begann Tobias zu erzählen, um sich selbst zu helfen, seine Gedanken voll auf die nächste Etappe ihres Weges zu fokussieren. Er hob leicht die Hand und deutete in Richtung der Zugangstür, die ziemlich verbeult aussah und halb offen stand.

„Das ist ein Nebeneingang, der an den Spinden für die Taschen vorbeiführt und dann in den Hauptstudienraum. Eigentlich gibt es ein elektronisches Schloss, aber das hat sich wie du siehst erledigt. Es gibt im Erdgeschoss, abgesehen von den Sanitärräumen, kaum mit Mauerwerk abgetrennte Räumlichkeiten, aber dafür jede Menge hohe Regale und Trennwände, die einem das ungestörte Arbeiten erleichtern sollen.“

Tobias warf einen Blick auf die Beiden verbeulten Fahrzeuge, die zwischen ihnen und der besagten Tür auf der Straße standen. So hatten sie zumindest einen weiteren Deckungspunkt auf dem Weg zu ihrem Zielgebäude.
Der 21jährige streckte Jack auffordernd seine Hand entgegen. So ungerne er es gerade wörtlich zugeben wollte, er brauchte definitiv ein wenig Unterstützung von seinem Begleiter um aus seiner hockenden Position wieder hoch zu kommmen.
Das nebenstehende Avatarbild basiert auf dem Bild "Theo James at the Westwood premiere of Divergent, 18 March 2014" aus der freien Mediendatenbank Wikimedia Commons und wurde unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0 Generic Lizenz veröffentlicht. Der Urheber des Bildes ist Christopher William Adach.

Jack O'Neill (Klon)
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Beitrag von Jack O'Neill (Klon) » 25.09.2021, 23:05

Als der junge Second Lieutenant ihm dieses Mal direkt eine Antwort gab und diese dann auch noch mit weiteren Informationen zur Bibliothek ausschmückte, nickte Jacke zufrieden. Wenn man genau hinsah, konnte man sogar den winzigen Ansatz eines Lächelns an seinen Mundwinkeln ausmachen. Wie es aussah, waren sie wieder zurück im Spiel.
Der Klon folgte aufmerksam den Schilderungen seines Begleiters und versuchte sich so schon mal ein grobes Bild zu machen. Kaum Mauerwerk bedeutete kaum ernsthaften Schutz gegenüber Schusswaffen, egal ob es sich um Projektil- oder Energiewaffen handelte. Aber dafür hatten sie mit den vielen Regalen und Trennwänden gute Chancen sich ungesehen zu bewegen. Ein Feuergefecht war eh nichts, worauf sie sich hier einlassen konnten. Nicht mit einer einzigen 9mm Pistole und zwei dazugehörigen Magazinen als einzige Bewaffnung... Ihr Hauptziel musste es weiterhin sein unentdeckt zu bleiben. Er hoffte nur, dass im Inneren des Gebäudes durch den Angriff keine zu großen Schäden entstanden waren. Eine Sackgasse wäre nicht gerade ideal für sie.
Wenn er einen Blick die Straße entlang in Richtung der fast vollständig eingestürzten Mitchell Hall warf, sah der Weg dorthin mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nach einer Sackgasse aus. Die sich ihnen bietenden Alternativen um weiter zu kommen waren somit ziemlich begrenzt. Sie mussten also ihre Entscheidungen treffen und dann sehen, wo sie landen würden.

Als Tobias ihm seine Hand entgegenstreckte, brauchte Jack keine weitere Aufforderung. Da er in der rechten Hand die Pistole hielt, nutzte er seine linke, um die Umhängetasche in seinem Rücken kurz zurecht zu schieben. Anschließend ergriff er fest den Unterarm des jungen Mannes und zog ihn hoch auf die Füße. Dabei richtete er sich auch selbst wieder weitestgehend auf. Sie kamen wesentlich besser voran, wenn sie hier nicht in der Hocke umherkrochen. Der Klon legte den linken Arm um seinen Partner und gab ihm so wieder die Möglichkeit sich beim Laufen auf seiner Schulter abzustützen.


„Na dann schauen wir mal, was von der Inneneinrichtung noch übrig ist“, kommentierte Jack, während er noch einmal einen prüfenden Blick in Richtung Rampe und ebenso hinauf zum Rand der Terrazzo warf. Aktuell konnte er niemanden entdecken, aber dieser Umstand war kein Freifahrtschein um zu trödeln. Er gab daher ein ordentliches Tempo vor, als er loslief und seinen 21jährigen Begleiter über die asphaltierte Straße führte. Seine Augen wanderten noch einmal prüfend zu den unzähligen Fenstern in der Fairchild Hall und ebenso über seine Schulter nach hinten zu dem zwei Ebenen höher liegenden Rand der Terrazzo. Es war definitiv kein angenehmes Gefühl, wenn man sich gegenüber höher gelegenen Ebenen wie auf einem Präsentierteller wiederfand.

Die beiden Männer näherten sich mit jedem Schritt den verunfallten Fahrzeugen auf der Fahrbahn. Die verbeulten Wagen befanden sich direkt zwischen ihnen und der Eingangstür zu dem großen Gebäude auf der anderen Straßenseite.
Nach einer kurzen gedanklichen Abwägung entschied Jack sich dazu zwischen den beschädigten Wagen hindurch, statt außen um eines davon herum zu gehen. Es war der direkteste Weg und ihm fiel kein guter Grund ein um jetzt von diesem abzuweichen. Der Abstand zwischen den Fahrzeugen war gerade groß genug, um sie beide problemlos hindurchkommen zu lassen.

Der Klon gab die Richtung vor und zog Tobias weiter mit sich. Jack bemühte sich darum, sich auf ihr Ziel zu fokussieren, aber zumindest kurzzeitig wanderten seine Augen zum Innenraum des Fahrzeugs zu ihrer linken. Die Stoßstange war halb abgerissen, Kühler und Motorhaube stark eingedrückt und verformt. Die Windschutzscheibe war mehrfach gerissen und ermöglichte einem daher nur noch einen sehr eingeschränkten Blick in das Innere des Fahrzeugs. Dennoch konnte Jack einen luftleeren Airbag erkennen und die Umrisse eines Kopfes mit langem welligen Haar, welcher auf den Überresten des ehemaligen Luftkissens ruhte. Rote Flecken sprenkelten sowohl die Windschutzschreibe, als auch die Innenseite des Fensters in der Fahrertür. Jack verzog kurz den Mund. Noch eine Person mehr für die es nichts mehr zu tun gab.
Von diesen Beobachtungen kurz abgelenkt, übersah der einstige Air Force Colonel ein Rinnsal aus dunkler, stellenweise bunt schimmernder Flüssigkeit auf dem rauen Asphalt vor seinen Füßen... Es traf ihn daher völlig unerwartet, als mit einem Mal sein rechter Fuß auf der glitschigen Flüssigkeit ins Rutschen geriet.

Alles spielte sich innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde ab. Jacks wegrutschender Fuß ließ ihn den Halt verlieren und brachte sein Gleichgewicht ins Wanken. Er versuchte die sich einstellende Seitwärtsbewegung seines Körpers irgendwie auszugleichen, aber mit Tobias auf seiner linken Schulter hatte er keine Chance schnell genug seinen Schwerpunkt zu verlagern. Er nahm aus den Augenwinkeln wahr, wie ihm das Fahrzeugheck zu seiner Rechten gefährlich nahe kam. Aus einem Reflex heraus nutzte er den rechten Arm um sich abzufangen, schlug aber dennoch mit seiner Körperseite hart gegen das verbeulte Metall des zweiten Unfallbeteiligten Fahrzeugs.
Ein lauter Knall begleitete seinen Aufprall, gefolgt von dem klackernden Geräusch der Pistole, die ihm kraftvoll aus der Hand schleuderte und nach einem kurzen Aufschlag unruhig über den Asphalt schlitterte.

Jack hörte das Rauschen seines Blutes in den Ohren, begleitet von einigen schnellen Atemzügen. Scheiße! Den Schlag seines Aufpralls konnte man wer weiß wie weit hören!
Der Klon zögerte keine weitere Sekunde, sondern stieß sich kraftvoll von der Fahrzeugkarosse ab. Tobias riss er dabei unsanft mit sich. Der 19jährige sprintete los in Richtung der Gebäudezugangstür. Seine Augen suchten nebenher den Fußboden nach der Pistole ab, die er bis vor wenigen Sekunden noch sicher in der Hand gehalten hatte. Doch obwohl er sie eben gehört und auch aus den Augenwinkeln grob ihre Flugrichtung gesehen hatte, konnte er sie nicht finden. So ein verdammter Mist! Sie hatten nicht die Zeit ausgiebig nach der Waffe zu suchen, daher tat Jack das einzige, was er als nächstes tun konnte.
Die halb offen stehende Zugangstür zur Bibliothek war inzwischen direkt vor ihnen und der Klon zögerte nicht, die metallene Tür kraftvoll mit seiner rechten Schulter aufzustoßen. Ein leichter Schmerz erinnerte ihn dabei daran, dass er mit genau dieser Seite eben gegen den deformierten Sprinter geprallt war. Aber er hatte jetzt definitiv andere Sorgen, als ein paar blaue Flecken.

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SG-NPC
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Beitrag von SG-NPC » 25.10.2021, 10:38

Tomin war stumm in gebührendem Abstand neben dem Prios entlang gelaufen, während sie die grau und trostlos wirkende Rampe hinauf gegangen waren. Am oberen Ende angekommen, deute er seinem spirituellen Führer mit einer Hand die weitere Richtung an, indem er auf einen Zugang zu dem Gebäude zu ihrer Rechten zeigte.

„Hier entlang, mein Prior“, kommentierte er die Geste und erhielt als Antwort den kurzen Ansatz eines Lächelns seitens des Priors.
Tomin war dankbar dafür, dass er es auf sich genommen hatte die beiden Bewohner dieser Welt zu bestrafen. Und auch dankbar für die Art der Durchführung, es war eine Genugtuung für ihn, dass das Leben dieser beiden Sündiger durch die Macht der Ori selbst ausgelöscht wurde. Das war zumindest ein kleiner Trost hinsichtlich des Verlustes seiner eigenen Leute. Aber immerhin war dies bisher der einzige Fall eines solch hinterhältigen Angriffs, von dem der Anführer der kleinen Soldatengruppe wusste.
Natürlich waren sie nur mit einer begrenzten Anzahl von Männern in diesem Bereich unterwegs und konnten daher auch nur nach und nach die hiesigen Ruinen durchkämen. Diese Welt war riesig, insbesondere wenn am man die schiere Masse an Bewohnern bedachte. Tomin hatte noch nie zuvor eine Welt gesehen, die so reich an menschlichem Leben war. Es hatte unglaublich viele Ziele gegeben, denen sie sich direkt hatten widmen müssen. Sehr viele Orte auf dieser Welt dienten offenbar der Ausbildung und als Heimat für die Soldaten und ihrer Technologie. Dank den, von gefangenen Erdenteams gewonnenen, Informationen und dem Einsatz ihrer Sensoren, hatten sie sehr schnell sehr viele dieser Orte ausfindig machen und mit einigen gezielten Schüssen zerstören können. Jetzt, wo er den Zustand dieser Welt sah und die Hartnäckigkeit ihrer Soldaten selbst erlebt hatte, wunderte es ihn nicht mehr, dass diese Soldaten so präsent auf den anderen Welten dieser Galaxie waren, die die Priore in jüngster Zeit selbst besucht hatten. Der Grad der Einmischung dieses Volkes in die Geschehnisse in dieser Galaxie war erschreckend.

Tomin geleitete weiterhin den Prior in Richtung des Zugangs zu dem Gebäude, dass sie vorweg mit zwei Teams parallel durchsucht hatten. Als sie an der zersplitterten Zugangstür aus Glas ankamen, war plötzlich ein dumpfer Schlag zu hören, der metallisch widerhallte. Aus Reflex blieb Tomin stehen und sah in die Richtung zurück, aus der das Geräusch gekommen war. Sein Blick fiel direkt auf eines der riesigen Gebäude, das tatsächlich noch zur Hälfte stand. War dieses Geräusch natürlichen Ursprungs gewesen? Es klang jedenfalls nicht wie eine Waffe für ihn und das Mauerwerk von vielen der hiesigen Gebäude war weiterhin am Zerfallen.
Unschlüssig blickte er in die Reihe seiner Soldaten, durch den Verlust von drei Mann konnte er nun nicht mehr viele Leute entbehren, denn es stand außer Frage für ihn, dass der Prior nur mit Geleitschutz diese Gebäude betreten durfte. Für nichts auf der Welt würde er es riskieren den Schutz des Priors zu vernachlässigen, nicht nach dem was er jetzt erst mit diesen aufmüpfigen Menschen erlebet hatte.

Letztendlich blieb Tomins Blick auf zweien seiner Leute haften und er adressierte sie direkt:
„Überprüft den Ursprung dieses Geräusches und kehrt dann hierher zurück. Sobald der Prior unsere verlorenen Männer segnen konnte, werden wir uns wieder hier zusammen finden.“

Die beiden Soldaten bestätigten den Auftrag und senkten ergiebig ihre Köpfe, ehe sie sich von der nun deutlich kleineren Eskorte des Priors abwandten und in joggendem Tempo die Rampe hinunter liefen.

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Tobias Wilson
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Beitrag von Tobias Wilson » 25.10.2021, 12:05

Tobias ergriff dankbar Jacks Arm und ließ sich von dem jüngeren Mann auf die Füße ziehen. Ein stechender Schmerz durchzog erneut sein rechtes Bein und der Second Lieutenant konnte es sich dieses Mal nicht verkneifen einen zischenden Laut durch seine zusammengebissenen Zähnen entweichen zu lassen.
Er legte ohne Zögern wieder seinen rechten Arm über die Schulter seines Begleiters und verlagerte einen Anteil seines eigenen Gewichtes auf diesen, um das verletzte Bein zu entlasten. Jacks folgende Bemerkung zum Zustand der Inneneinrichtung in der Bibliothek beantwortete er lediglich mit einem kurzen Blick zu dem Neunzehnjährigen. Seine Augenbrauen waren dabei zusammen und leicht nach oben gezogen, wodurch seine Stirn in Falten lag. Mehr wusste er zu diesem vermeintlichen Ausdruck von Humor definitiv nicht zu sagen. Was aber auch daran liegen konnte, dass ihre derzeitige Gesamtsituation für ihn keinerlei Ansätze für Humor bot.

Als Jack mit schnellen Schritten loslief, humpelte Tobias erneut neben dem Braunhaarigen her. Es war anstrengend das Tempo mitzuhalten, insbesondere da die Muskulatur seines rechten Beines dank der zuvor hockenden Position noch etwas steif war. Er bemühte sich hauptsächlich das Ziel vor ihnen zu fixieren und erlaubte sich nur aus den Augenwinkeln kurze seitliche Blicke, um nach potentiell feindlichen Soldaten Ausschau zu halten. Auf keinen Fall wollte er es riskieren ihr Ziel aus den Augen zu verlieren. Zudem erforderte es dank seinem gehandicapten Bein besonders viel Konzentration seine Füße sicher voreinander zu setzen. Tobias hatte daher nicht wirklich die Kapazitäten, um sich mit den sich nähernden Fahrzeugen und dem Zustand der Insassen zu befassen. Er konnte es sich aus seiner Sicht auch nicht leisten, sich erneut ablenken zu lassen.

Der junge Second Lieutenant blickte auf die leicht offen stehende Zugangstür zur Fairchild Hall. Nicht nur das Metall der Tür selbst, sondern auch der Rahmen war verzogen. Der hiesige Bereich schien von den umliegenden Explosionen und deren Druckwellen in Mitleidenschaft gezogen worden zu sein. Er hoffte, dass dieser Gebäudeteil in seiner Statik noch weitestgehend stabil war. Es war kein angenehmes Gefühl mehrere Stockwerke und somit Tonnen an Stahl und Beton über den eigenen Köpfen zu haben, ohne zu wissen, welche verborgenen Schäden möglicherweise vorlagen.
Aber Tobias kam nicht dazu sich hierzu weitere Gedanken zu machen, denn aus heiterem Himmel spürte er, wie Jack zur Seite wegkippte und ihn dank des Umstandes, dass er sich auf seine Schultern stützte, ungewollt mit sich zog.

Der Einundzwanzigjährige wollte irgendwie gegenzusteuern und helfen, aber der Versuch sich mit dem rechten Bein gegen die Bewegung zu stemmen ließ ihn vor Schmerz aufstöhnen und erneut fest die Zähne zusammen beißen. Er konnte das Bein nicht stabil halten und somit letztendlich nichts dagegen tun, dass er mit Jack gemeinsam und knapp neben diesem gegen das Heck des zweiten verunfallten Fahrzeugs prallte.
Ein Ächzen kam über seine Lippen, als er mit der rechten Seite und somit seinen eh schon geprellten Rippen gegen das verbeulte Metall prallte. Die multiplen durch seinen Körper ziehenden Schmerzen, hinderten ihn für einen kurzen Augenblick daran Luft zu holen und ein leichtes Gefühl von Benommenheit breitete sich in seinem Kopf aus.
Der Second Lieutenant hatte nicht die Chance vollständig zu realisieren, was gerade passiert war, und seinen Körper wieder vollends unter Kontrolle zu bringen, ehe Jack ihn bereits kraftvoll mit sich riss. Tobias hatte Mühe seine Füße voreinander zu setzten, ohne zu stolpern und konnte für den Moment an nichts anderes denken, als die Bewegungen seiner Beine.
Dennoch gelang es ihm weiß Gott wie mit Jack bis zur Tür zu gelangen, ohne selbst zu stürzen.

Der 19jährige rammte die bereits leicht offen stehende Tür regelrecht mit seiner Schulter auf und ehe Tobias sich versah, stolperte er in dem dahinter liegenden Flur halb über einen Stapel von Flyern und die Überreste eines kleinen Regales für diese. Die Atmung des Braunhaarigen raste, während er krampfhaft versuchte wieder richtig zu sich zu kommen. Immerhin war Jack endlich stehen geblieben. Der Second Lieutenant stützte sich mit dem linken Arm an der Wand ab und lehnte auch seinen Kopf kurz gegen diese, während er seinen anderen Arm von seinem Begleiter löste.
Heilige Scheiße, wenn irgendwer diesen Rumps gehört hatte, könnte es hier im Nu von diesen Kutten- und Mittelaltertypen wimmeln...

Nach zwei, drei Atemzügen fühlte Tobias sich wieder weitestgehend klar und richtete seinen Kopf auf. Er bezweifelte, dass sein Körper jemals zuvor mit einer vergleichbaren Menge an Adrenalin überschüttet wurde. Prüfend blickte er zu Jack, der bereits wieder die paar Schritte zur nun weit offen stehenden Tür zurückgegangen war und vorsichtig aus dieser hinausspähte. Die Tasche, die der 19jährige in seinem Rücken trug, wies nun einige Risse in der oberen Stoffschicht auf, die vorher nicht da waren. Zweifelsfrei Folgen des Kontaktes mit den verbogenen und teils scharfkantigen Überresten der Fahrzeugkarosserie. Aber sie erfüllte immerhin weiterhin ihre Aufgabe und transportierte ihre Getränke und Snacks. Auch wenn das eine oder andere inzwischen ordentlich zerbeult beziehungsweise zerdrückt sein dürfte.
Der Blick des Einundzwanzigjährigen wanderte weiter an der Statur seines Partners entlang und er stieß etwas kräftiger die Luft aus seiner Lunge, als er frische Abrinnspuren aus Blut an dessen rechtem Arm erkennen konnte.

Tobias humpelte die paar sie trennenden Schritte auf seinen Partner zu und hielt sich dabei stützend an der Wand neben sich fest.


„Du blutest den Teppich voll, Jack“, teilte er ihm mit und versuchte sich mal daran seine Art von Humor zu kopieren. Anschließend griff er ohne weitere Vorwarnung an die Umhängetasche. Der Reisverschluss war im Nu geöffnet und Tobias brauchte nicht lange um aus den überschaubaren Inhalten zwei ungeöffnete Päckchen Mullverband hinaus zu fischen. Anschließend griff und zog er an dem verletzten Arm seines Begleiters, um Jack dazu zu zwingen sich ihm ein kleines bisschen zuzudrehen.

Bei genauerer Betrachtung der Verletzung konnte er nun erkennen, dass sich eine längere Schnittwunde über den seitlichen Ellenbogen und das obere Drittel des Unterarmes zog. Kurz ließ Tobias die Wundränder durch etwas Druck seiner Finger auseinanderklaffen. Gott sei Dank war die Verletzung nicht sehr tief, bluten tat sie aber trotzdem ganz ordentlich.
Der Second Lieutenant rief gedanklich das Training aus den Erste-Hilfe-Lehreinheiten ab und umwickelte die Verletzung straff mit dem ersten Verband und überlagerte diesen direkt mit dem Zweiten. Da er keine Klebestreifen zur Hand hatte, riss er das Ende der zweiten Mullbinde etwa mittig ein und fertigte einen Knoten direkt oberhalb von Jacks Ellenbogen.
Als er damit soweit fertig war, schnellten seine Augen zu dem Gesicht seines Begleiters hinauf.


"Wo ist die Pistole?"
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Jack O'Neill (Klon)
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Beitrag von Jack O'Neill (Klon) » 15.11.2021, 21:33

Jacks Puls raste noch immer, als er nun auf der Innenseite des metallischen Rahmens der Zugangstür zur Fairchild Hall stand und vorsichtig hinaus spähte. Seine Augen wanderten unruhig über die Straße und den höher gelegenen Rand der Terrazzo. So ein verdammter Scheiß... das war ein absolut unnötiger Anfängerfehler gewesen! Wie konnte er bloß zwischen diesen beiden Schrotthaufen hindurchlaufen ohne daran zu denken, dass Öl oder andere Betriebsmittel ausgelaufen sein könnten.
Jack hatte echt absolut nicht damit gerechnet, dass es ihm so plötzlich die Füße wegreißen würde. Und dann auch noch ausgerechnet der rechte Fuß, mit dem er Tobias' Gewicht auf seiner linken Schulter ausgleichen musste. Himmel, in diesen paar Sekunden war wirklich alles schief gelaufen. Wäre die Rutschbewegung nach rechts gewesen, hätte er das Ganze sicher abfangen können. Aber in dem Moment, in dem seine Fußsohle nach links abrutschte und seinen gesamten Körper plus Tobias in eine Seitwärtsbewegung nach rechts katapultierte, war es vorbei gewesen.

Der Klon versuchte seine Atmung und seinen Puls zur Ruhe zu zwingen, während er Ausschau nach möglichen Verfolgern hielt. Verdammt, sie hatten bisher nicht mal den Innenraum hier gesichert... Da sie jetzt sogar ohne Waffe dastanden, hatte sich die Gesamtsituation aus seiner Sicht innerhalb der letzten zwei Minuten definitiv gewaltig verschlechtert.
Jack hörte die halb humpelnd, halb hüpfenden Schritte hinter sich und war nicht wirklich überrascht, als Tobias ihn ansprach. Nur die Worte selbst von dem jungen Offizier irritierten ihn im ersten Moment. Der Klon sah an sich hinunter und musste tatsächlich ein paar Blutstropfen auf dem Fußboden neben seinen Füßen feststellen. Sein Blick wanderte zu seinem rechten Arm, auf dessen Haut er nun die Bewegung von etwas warmem, flüssigen wahrnehmen konnte.


"Auch das noch...", grummelte Jack, während er den Ellenbogen etwas drehte, um einen Blick auf die Außenseite seines Armes werfen zu können. Na da hatte er sich aber einen hübschen neuen Kratzer zugezogen...
Ohne dass der körperlich 19jährige einen weiteren Ton sagen musste, spürte er bereits wie Tobias sich an der Umhängetasche in seinem Rücken zu schaffen machte. Probehalber bewegte Jack währenddessen die Finger seiner rechten Hand. Er konnte keinerlei Einschränkungen feststellen, was die Beweglichkeit des Armes anging. Aber er realisierte langsam das Brennen der gerissenen Haut. Der Klon stufte dies aber nur als kleinere Unannehmlichkeit ein. Insgesamt schien die Verletzung eher oberflächlich zu sein, zumindest eine positive Sache für den Moment.

Jack drehte den Körper leicht ein, blieb aber so stehen, dass er weiterhin leicht vorgebeugt aus dem Türrahmen hinausspähen konnte. Er spürte wie Tobias den Schnitt an seinem Arm verband und ließ ihm auch die notwendige Zeit dazu. Es war keine gute Option hier überall Blutspritzer zu verteilen und mögliche Verfolger ausgerechnet dadurch auf ihre Fährte zu bringen.
Gerade als das vertraute Geräusch von reißendem Stoff ertönte, erblickte Jack in einiger Entfernung am Rampenaufgang zur Terrrazzo zwei Gestalten. Jackpot...


"Weg", antwortete der Klon knapp auf die Frage nach dem Verbleib der Pistole und nahm sich dann noch ein paar weitere Sekunden, um die feindlichen Soldaten zu beobachten. Soweit er erkannte, tauchten keine weiteren Nasen am Fuße der Rampe auf, also blieb es immerhin bei zwei Personen. Doch dummerweise taten diese beiden genau das, was Jack befürchtet hatte. Sie sahen sich kurz um, schienen ein paar Worte miteinander zu wechseln und kamen dann genau in ihre Richtung.

"Wir bekommen Besuch!", mit diesen Worten wandte Jack sich von der Tür ab. Er ergriff seinen Partner am Oberarm und zog ihn mit sich weiter ins Innere des Gebäudes hinein. Sobald diese Kerle an den Autowracks ankamen, würden sie sowohl die öligen Fußabdrücke von ihm, als auch die frischen Blutflecken auf dem Weg zur Tür sehen können. Sie brauchten daher einen Plan, einen guten, und das verdammt nochmal schnell!

Jack sah sich aufmerksam und suchend in ihrer Umgebung um, während sie einen kurzen Gang durchquerten. Auf einer Seite gingen Türen zu den Sanitärräumen ab. Da das in der Regel Sackgassen waren, schied das schon mal als Versteckmöglichkeit aus.
Nur wenige Schritte weiter kamen sie in einen weitläufigen Raum, in dessen Zentrum jede Menge mit etwa schulterhohen Trennwänden abgetrennte Arbeitskabinen mit eigenen Schreibtischen und Computern aufgebaut waren. Etwa 2/3 der darum liegenden Fläche bestand aus hohen Regalen mit unzähligen Büchern. Die Regale waren so aufgestellt, dass die eine Stirnseite in Richtung der Arbeitsfläche zeigte und die andere zu den fast bodentiefen Fenstern, die in die Außenwände eingebaut waren. Es kam daher ordentlich Licht bis ins Zentrum des Raumes und bis vor einigen Stunden war das hier sicher ein herrlicher Anblick gewesen. Doch inzwischen lagen die Fenstergläser in Scherben, mehrere Regale waren umgestürzt und waren nun teils schräg ineinander verkeilt. Unzählige Bücher, Zeitschriften und was man sonst noch alles in so einer Bibliothek finden konnte, lagen auf dem ehemals sauberen Fußboden verteilt und eine grau-bräunliche Staubschicht hatte sich auf den vorhandenen Oberflächen abgesetzt.

Der Klon sah sich weiter um und begann die Vor- und Nachteile der diversen Standorte in diesem Raum gegeneinander abzuwägen. Außerdem brauchten sie dringend noch irgendetwas, was sie als Waffen verwenden konnten...

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Tobias Wilson
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Beitrag von Tobias Wilson » 17.11.2021, 21:30

„Weg?“, wiederholte Tobias mit zusammengezogenen Augenbrauen und gekräuselter Stirn. Na prima… er hatte es bereits befürchtet, als er Jacks leere rechte Hand gesehen hatte. Immerhin hatte der 19jährige die Pistole seit ihrem Zusammentreffen kaum aus der Hand gelegt.
Es war nicht gerade ein gutes Gefühl hier nun komplett ohne Bewaffnung zu stehen. Insbesondere mit den seltsamen Typen im Nacken, die es irgendwie hinbekamen mit leuchtenden Stäben Menschen umzubringen… Aber was sollten sie machen. Die Air Force Akademie war zwar ein militärischer Stützpunkt, aber einer der mitten in den USA lag und in dem das Hauptaugenmerkt auf dem Studium und der Ausbildung neuer Offiziere lag. Natürlich gab es eine bewaffnete Geländesicherung und eine große Schießanlage mit entsprechenden Waffen- und Munitionslagern, aber nichts davon war für sie nun auf die Schnelle erreichbar. Und außerdem besaß er als frischer Absolvent weder eine Zugangskarte mit den nötigen Berechtigungen, noch einen Generalschlüssel für diese Bereiche.

Tobias sagte zunächst nichts weiter, da er erkennen konnte, dass Jack seine volle Konzentration auf den Außenbereich vor der Tür gerichtet hatte.
Um die kurze Verschnaufpause sinnvoll zu nutzen, drehte der junge Mann sich leicht und lehnte sich anschließend mit dem Rücken gegen die kühle Wand. Während er die Verletzung an Jacks Arm versorgt hatte, hatte er freihändig und mit seinem Hauptgewicht auf dem linken Fuß gestanden. Das rechte Bein hatte er leicht angewinkelt gehabt und lediglich die vordere Spitze des schwarzen Schuhs locker auf dem Boden aufgesetzt. Durch das Anlehnen versuchte er seine Beine nun wieder etwas zu entlasten.
Gleichzeitig nutzte er die Chance um mit der rechten Hand vorsichtig über den breiten Verband auf seinem Oberschenkel zu fahren. Das einst weiße Verbandsmaterial war inzwischen voller Dreck und dunkler Flecken. Aber er konnte weiterhin keine durchsuppende Feuchtigkeit in dem Bereich ertasten, in dem die Einstichstellen von den Eisenstangen lagen, die sich so schmerzhaft in das Muskelgewebe seines Beines gebohrt hatten. Hoffentlich blieb es weiterhin dabei.
Die Augen des jungen Offiziers wanderten in Richtung des Gebäudeinneren. Bisher waren keinerlei Geräusche aus dieser Richtung zu hören. Die Beleuchtung war auch hier nicht funktionstüchtig, nicht einmal die Notausgangsbeschilderung. Wahrscheinlich hatte der gesamte Stützpunkt keine intakte Stromversorgung mehr. Bei den ganzen Kabeln, die aufgrund der vielen Beschädigungen an den Gebäudewänden, frei lagen, war das aber vermutlich auch besser so. Das Licht, das von außen bis hier rein drang, war zwar ausreichend, um sich halbwegs zu orientieren, aber weit entfernt von idealen Sichtverhältnissen.

Tobias Kopf fuhr ruckartig herum, als Jack plötzlich meinte, dass sie Besuch bekamen. Er hatte sich gerade grob von der Wand abgestoßen, als der 19jährige ihn auch schon fest am rechten Oberarm ergriff und mit sich zog. Der junge Second Lieutenant stützte sich ergänzend mit der linken Hand an der Wand ab, während er eilig neben seinem Begleiter in Richtung des Hauptraumes humpelte. Dort angekommen hielt Jack inne und auch Tobias blieb stehen.
Durch die großen Fensteröffnungen waren die Lichtverhältnisse wesentlich besser als im Gang. Aber Tobias war sich nicht sicher, ob das jetzt gerade tatsächlich ein vorteilhafter Umstand war.

Während Jack sich mit ihrem Umfeld und den daraus resultierenden Möglichkeiten vertraut machte, ließ auch Tobias seine Augen durch den Raum wandern und machte sich seine Gedanken. Es war klar, dass sie hier nicht zu lange rumstehen durften. Ihre „Besucher“ konnten jeden Moment die Tür erreichen und ebenfalls die Fairchild Hall betreten.
Der 21jährige erblickte zu seiner Linken ein halb in sich zusammengefallenes Regal, in dem zuvor diverse Fachzeitschriften zur Aeronautik einsortiert gewesen waren. Das Regal war mit Aluminiumstangen, etwa 80cm lang, als Verstrebungen ausgestattet. Der junge Offizier löste sich von seinem Partner und humpelte die paar Schritte zu dem zerbrochenen Regal. Er ergriff eine der Stangen und wackelte kurz an dieser, um ein Gefühl dafür zu bekommen wie fest sie noch saß. Anschließend riss er die Stange mit einem kräftigen Ruck aus ihrer Verankerung.

Der Braunhaarige betrachtete die schmale Stange kurz, sie war nicht ideal um sich zu verteidigen, aber sie verlängerte zumindest etwas die Reichweite und war somit besser als gar nichts.

„Jack!“, kam es mit gedämpfter Stimme über Tobias Lippen. Sobald er die Aufmerksamkeit von seinem Begleiter hatte, warf er ihm die Stange zu und wiederholte anschließend die vorherige Prozedur, um sich auch selbst wieder einen improvisierten Schlagstock zu beschaffen.

Tobias hatte das gerade erledigt und noch kurz die Lage und das Gewicht der Aluminiumstange in seiner rechten Hand getestet, als die ersten Geräusche aus Richtung der Zugangstür zu ihnen drangen. Instinktiv ging der 21jährige in einer kleinen Nische in Deckung, die dank eines halb umgestürzten und verschobenen Bücherregalblocks in einem ehemaligen Durchgang zwischen den Schriftensammlungen entstanden war. Die Nische war zumindest aus Richtung der Zugangstür, die sie selbst genutzt hatten, nicht einsehbar.

Der junge Mann drückte seinen Rücken gegen das noch aufrecht stehende Regal. Die Metallstange lag in einem festen Griff zwischen den Fingern seiner rechten Hand. Eine gewisse Grundanspannung ergriff die gesamte Muskulatur seines trainierten Körpers. Sein Puls beschleunigte sich in Vorbereitung auf die wohl unumgehbare Konfrontation mit diesen seltsamen Typen. Sein Oberschenkel wurde von einem schmerzhaften Pochen ergriffen, aber Tobias war klar, dass er sich jetzt keine Schwächen leisten durfte. Dieses verfluchte Bein musste das leisten, was notwendig war. Und wenn nicht… tja dann war sein Leben sicher genauso beendet, wie das der beiden Kadetten draußen.

Aufmerksam lauschte der junge Offizier nach jeglichen Geräuschen. Er hatte keine Ahnung wo genau sich Jack befand, aber er war etwa mittig im Raum gewesen, als er ihn zuletzt gesehen hatte. Vermutlich hatte er hinter diesen halbhohen Kabinenabtrennungen Deckung gesucht. Kein schlechter Platz, da sich ihm dort die Möglichkeit bot sich noch in verschiedene Richtungen zu bewegen. Seine eigenen Möglichkeiten diesbezüglich sahen sehr eingeschränkt aus. Aber das musste er nun so hinnehmen und einfach den richtigen Moment abpassen, um in den Angriff über zu gehen.
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Jack O'Neill (Klon)
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Beitrag von Jack O'Neill (Klon) » 30.01.2022, 02:46

Jack hatte sich direkt zu Tobias gedreht, als dieser ihn ansprach, und kurz darauf gekonnt die Aluminiumstange aufgefangen, die dieser ihm zuwarf. Der Klon betrachtete die Stange und passte seinen Griff an dem leichten Metall an. Kein Vergleich zu der Pistole, die er bis vor kurzem noch in den Händen gehalten hatte, aber zumindest besser als nichts. Und insbesondere besser als die Optionen aus seinem direkten Umfeld hier, es sei denn er wollte mit Schreibtischgegenständen und Computerzubehör nach ihren Angreifern werfen…
Als der 19jährige ebenfalls die ersten Geräusche aus Richtung der Zugangstür vernahm, ging er augenblicklich zwischen den aufgebauten Kabinen im Zentrum des Raumes in Deckung. Sein Blick fiel auf die Staubschicht auf dem Fußboden. Na toll, selbst dort konnte man ihre Fußabdrücke ausmachen, wenn man ganz genau hinsah… aber mit etwas Glück spielten ihnen die mäßigen Lichtverhältnisse hier in die Karten. Ihm selbst war das jetzt auch erst aufgefallen, wo er sich in der Hocke befand und einen anderen Blickwinkel hatte.

Der Klon warf einen vorsichtigen Blick hinter einer der Kabinenabtrennung hervor und lauschte aufmerksam. Er konnte noch nichts sehen, aber er konnte Schritte hören. Und leises Gemurmel. Wie es aussah, waren die beiden Typen dabei sich abzusprechen. Jack wusste nicht, was ihm lieber sein sollte. Die Option, dass beide hier rein kamen und sie somit zwei dieser Aliens ausschalten mussten, oder wenn nur einer diesen Schritt wagte, weil er zweite Verstärkung besorgen wollte. Er hoffte, dass diese Typen keine Art Funkgeräte bei sich hatten. Falls ja, war es vermutlich bereits zu spät und sie würden im Nu der Verstärkung in die Hände laufen.
Dummerweise war es dank Tobias Verletzung keine Option einfach loszurennen und den Angreifern mit reiner Geschwindigkeit zu entkommen. Insbesondere nicht bei der ganzen Freifläche, die sie noch zu überwinden hatten bis sie endlich zu den halbwegs Schutz bietenden Waldstücken kamen, die die baulichen Zentren des Akademiegeländes umgaben. Er wusste bereits, wo genau er hinwollte. Wenn sie dieses Gebäude hier durchquert hatten, kamen sie am Vandenberg Drive heraus, den sie ohne zusätzliche Deckung überqueren mussten. Dahinter lag die lange Rampe, die hinunter zum Stillman Field führte und an beiden Seiten mit Parkflächen ausgestattet war. Sie würden nicht zum Beginn der Rampe laufen können, dazu müssten sie in Richtung der Kreuzung Vandenberg Drive und Fairchild Drive zurück, eine zu riskante Angelegenheit, da aus dieser Richtung eben der Kuttenträger gekommen war. Aber die Rampe flachte langsam ab, es bot sich daher an den direkten Weg zu nehmen und von dem Vandenberg Drive hinunter zu springen bzw. sich das letzte Stück fallen zu lassen, wenn man sich vorher schön an das dortige Edelstahlgeländer hing.
Aber noch waren sie nicht soweit diesen Schritt gehen zu können. Sie saßen hier immer noch in der Bibliothek fest mit mindestens zwei Angreifern im Nacken. Daher machte es keinen Sinn jetzt detaillierte Pläne zu schmieden.

Jack konzentrierte sich wieder voll auf das hier und jetzt. Er festigte noch einmal seinen Griff an der Metallstange. Sein Atem und Puls hatten sich bereits deutlich beschleunigt. Sein Mund wurde unangenehm trocken. Er konzentrierte sich darauf kontrollierte Atemzüge zu nehmen, während er aufmerksam weiterhin die Geräusche verfolgte. Die Stimmen verstummten und die Schritte wurden klarer. Dazu kam das Knarzen von Leder und das Geräusch der aneinander reibenden Metallplatten, die den Angreifern als Rüstungselemente dienten. Der Klon wagte es bisher nicht einen weiteren Blick aus seinem Versteck heraus zu werfen, sondern konzentrierte sich vollständig auf das was er hören konnte.
Die Schritte wirkten zurückhaltend… vorsichtig. Es handelte sich definitiv um zwei Paar Füße, was leicht herauszuhören waren, da sich die Typen in ihrem Gang deutlich unterschieden. Okay, also weiterhin zwei. Im Idealfall.
Jack verfolgte die Geräuschkulisse und achtete dabei darauf selbst nicht hörbar zu sein. Er wagte es bisher nicht sich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Auch seinen Atem zwang er zur Ruhe. Seine Atemzüge waren nicht zu tief, aber auch nicht zu flach und schnell. Er bemühte sich um den schmalen Grad, der ihm genug Sauerstoff für die kommenden Sekunden lieferte und dabei so leise wie möglich war. Er konnte an den sich veränderten Richtungen heraushören, dass sich die Typen aufgeteilt haben mussten. Einer war wahrscheinlich seitlich abgebogen, während der Andere etwa die Mitte des Raumes ansteuerte. Das war gut, denn genau dort befand er sich nun und wartete… geduldig…

Die Schritte wurden noch einmal zögerlicher, als würde der Besitzer regelmäßig stehen bleiben und sich umsehen... seine Umgebung sichern. Jack konnte es ihm nicht verübeln. Er würde es nicht anders machen, wenn er mittig durch eine Ansammlung von diesen Trennwänden hindurch müsste. Hinter jedem einzelnen könnte ein Angreifer lauern… das hieß aber für ihn, dass er langsam handeln musste. Option eins war eine Art Katz und Maus Spiel anzufangen. Er könnte versuchen sich hier weg zu bewegen und hinter den Kerl kommen. Aber er konnte momentan kaum ausmachen, wo sich der zweite Typ befand. Und er hatte sich immer noch nicht wirklich vergewissert in welchem Abstand Nummer 1 zu ihm war. Also war es riskant seine Position für solch ein Spielchen zu verlassen. Diese Kerle waren bewaffnet und auch wenn die Stäbe nach einer Gabel mit abgebrochener Zacke aussahen, musste er die Teile ernst nehmen. Er hatte keinen Zweifel daran, dass es sich um eine Art Waffe handelte, vermutlich irgendeine High-Tech Energiewaffe. Aber die Spitzen sahen auch nach einer geeigneten Stichwaffe im Nahkampf aus. Dazu trugen die Kerle augenscheinlich Schwerter an ihren Gürteln. Nein, er konnte es sich nicht leisten wegzulaufen. Er musste in den Angriff übergehen, wenn er Nummer 1 daran hindern wollte seine überlegenen Waffen gegen ihn einzusetzen. Und zeitgleich dafür beten, dass es Tobias gelang Nummer 2 abzulenken…

Jack fuhr sich einmal mit der Zunge über seine trockene Unterlippe, ehe er es endlich wagte sich vorsichtig zu bewegen und einen flüchtigen Blick hinter seiner Deckung hinaus zu werfen. Bingo… Nummer 1 war tatsächlich genau in dem Gang zu seiner Linken gelandet und bewegte sich in seine Richtung. Der Klon sah sich um und versuchte etwas für eine kurze Ablenkung zu finden. Aber ihm fiel nichts Überzeugendes ins Auge. Er biss sich leicht auf die Unterlippe und dachte weiter angestrengt nach. Bis seine Gedanken zu der Aluminiumstange in seinen Händen wanderten. Oh das Teil klirrte sicher herrlich, wenn es auf dem steinernen Fußboden aufprallte.
Im Nu formte sich ein Plan in seinem Kopf und der körperlich 19jährige wagte erneut einen flüchtigen Blick aus seinem Versteck, um den Abstand zu dem feindlichen Soldat zu überprüfen. Ja, das sah schon ganz gut aus. Er war noch weit genug weg, um nicht mit den nächsten Schritten über ihn zu stolpern, aber nah genug um Jack die Sicherheit zu geben, dass er ihn mit wenigen Schritten erreichen konnte. Der frühere Air Force Colonel bewegte vorsichtig die Aluminiumstange in seinen Händen und wartete noch einige Sekunden. Sobald der feindliche Soldat seine Sicherung der sich vor ihm auftuenden Gänge abgeschlossen hatte, setzte er sich erneut in Bewegung. Und Jack wartete genau diesen Augenblick ab, um die Alustange kraftvoll von sich zu werfen. Natürlich war die Richtung nicht willkürlich gewählt und die Flugbahn der Stange brachte sie nicht über den Rand der Trennwände, immerhin sollte sie im Idealfall ohne gesehen zu werfen, ihren Aufprallpunkt finden.

Nur Sekundenbruchteile später, erklang das erwartete Klirren und Klackern der über den Boden schlitternden, hohlen Metallstange. Ohne zu zögern stieß Jack sich kraftvoll mit den Beinen ab und stürmte hinter der Trennwand hervor. Wie er mit Zufriedenheit feststellen konnte, hatte sich der mittelalterlich gekleidete Soldat leicht zur Seite eingedreht und seinen komischen Stab in Richtung des Geräusches zeigend vor sich in die Höhe gehoben. Natürlich registrierte er die plötzliche Bewegung neben sich und war bereits im Begriff sich Jack zuzuwenden, aber der zeitliche Vorsprung des Klons war ausreichend.
Der junge Mann rammte wie bei einem Football-Tackle in den feindlichen Soldat und riss ihn mit der ihn begleitenden Wucht von den Füßen. Die Rüstungselemente Schepperten ohrenbetäubend, als der Kerl auf dem Boden auftraf. Auch sein Kopf mit einem metallenen Helm schlug kraftvoll auf dem Boden auf und sorgten für eine kurze Benommenheit des Helmträgers, da es ihm durch den festen Griff an seiner Stabwaffe nicht gelang seinen Sturz im Geringsten abzufangen.
Jack beeilte sich seine Füße wieder halbwegs unter sich zu kommen. Hastig krabbelte er auf dem Soldaten entlang und fixierte dabei das seitlich am Gürtel hängende Schwert mit seinem Bein und seine Arme mit der darin befindlichen Stabwaffe, so gut er konnte. Sobald er eine gute Position und einen guten Griff über dem Kerl hatte, der inzwischen begonnen hatte sich unter ihm zu winden, holte er mit der Rechten zu einem kräftigen Faustschlag aus, der den Rüstungstyp unterhalb seiner Helmmaske am Kiefer traf. Der Klon konnte fühlen, wie der Kopf des Soldaten von der Wucht seines Schlages zur Seite gedrückt wurde. Ohne Zeitverzug holte er erneut aus, um auf den Typen einzuprügeln… bis ihm hoffentlich zeitnah das Licht ausging.

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Tobias Wilson
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Beitrag von Tobias Wilson » 03.02.2022, 00:06

OOC: Eine Warnung vorweg, dieser Post enthält intensive Beschreibungen einer Kampfszene!


Tobias blieb zunächst regungslos hinter seiner Deckung. Er hatte den Kopf leicht geneigt und verfolgte aufmerksam die in dem großen Raum leicht wiederhallenden Schritte der beiden Neuankömmlinge. Seine Augen wanderten unruhig über seine direkte Umgebung und der Einundzwanzigjährige hatte unbewusst begonnen leicht auf seiner Unterlippe zu kauen. Auch er konnte hören, dass sich die beiden Personen inzwischen unabhängig voneinander fortbewegten. Aber durch seine Position zwischen diesen riesigen Regalen war es schwer eine verlässliche Einschätzung zu den Richtungen und Abständen vorzunehmen.
Der junge Second Lieutenant richtete seinen Kopf wieder auf und belastete vorsichtig sein rechtes Bein, von dem er bisher wieder weitestgehend sein Gewicht ferngehalten hatte. Er wagte einen vorsichtigen Schritt mit dem verletzten Bein. Um die mögliche Geräuschkulisse untergehen zu lassen, achtete er auf ein passendes Timing zu den Bewegungen ihrer Verfolger. Der Schritt gelang und soweit konnte er sein Bein stabil halten. Als nächstes wagte er es daher sich ein wenig vorzubeugen und, ohne sich direkt aus seiner Deckung heraus zu begeben, einen Blick auf den zentralen Bereich des Raumes zu werfen.

Tobias lief ein kalter Schauer den Rücken hinunter, als er nun das erste Mal aus relativer Nähe einen dieser feindlichen Soldaten sehen konnte. Der Kerl bewegte sich vorsichtig durch die Arbeitsplatzabtrennungen. Klar hatte er vorher schon realisiert, dass diese Typen eine Art Rüstung trugen. Aber nun konnte er wesentlich besser erkennen woraus diese bestand und die entsprechenden Konsequenzen für sich selbst ableiten.
Ein stimmloses „Fuck“ lag auf seinen Lippen. Brust, Rücken und Schulterpartie waren durch sich überlappende metallene Platten geschützt. Auch von den Handgelenken aus bis über die Ellenbogen waren Schutzelemente verarbeitet. Die Oberbekleidung war zudem ziemlich lang, das hatte er draußen schon gesehen. Er musste also davon ausgehen, dass auch der Beckenbereich gut geschützt war, und vermutlich hatte man an den Beinen dann auch nicht mehr gespart... Dazu kamen diese metallenen Helme, die sowohl bis hinab in den Nacken reichten, als auch die Ohrenpartie abdeckten. Im Gesicht um die Augenpartie herum gab es schmale Stege, die die Nasenwurzel und das Jochbein schützen.
Mit anderen Worten, die einzigen Schwachstellen, die er aktuell erkennen konnten befanden sich an den Oberarmen, dem Kinn und dem vorderen Hals.
Der junge Offizier lehnte seinen Oberkörper wieder zurück in Deckung und ließ seinen Blick ganz kurz zu der Aluminiumstange in seiner rechten Hand wandern. Damit allein kam er hier definitiv nicht weit… Im nächsten Augenblick griff er eilig mit der linken Hand nach der dunkelblauen Krawatte, die als Bestandteil seiner ehemals blauen Air Force Uniform noch immer um seinen Hals hin. Mit routinierten Bewegungen seiner Finger hatte er den Knoten der Krawatte im Nu gelöst und sich den langen Stoff mit einem kurzen Ruck vom Hals gezogen. Er umwickelte mit dem einen Ende fest seine linke Handfläche, ließ aber den Großteil von dem schmalen Stoff lose herunter hängen. Jetzt musste er es nur irgendwie schaffen hinter einen dieser Kerle zu kommen… und das nah genug, um die einzige ihm gerade einfallende Taktik umzusetzen, die ihm eine halbwegs gute Chance bot Leben aus dieser Konfrontation heraus zu kommen.

Tobias hatte den Gedanken gerade erst beendet, als seine Ohren ein inzwischen erschreckend nahes Paar Schritte ausmachen konnten. Seine Augen weiteten sich und sein Puls wurde schneller, während seine Muskulatur wieder die typische Grundanspannung annahm, die er vom Zweikampftraining kannte. Der Einundzwanzigjährige wagte es kaum zu atmen, während er hören konnte, wie die Schritte des zweiten feindlichen Soldaten praktisch neben ihm entlang führten, mit dem massiven Bücherregal als einzige halbwegs Schutz bietende Abtrennung zwischen ihnen.
Er zwang sich dazu ruhig zu bleiben und abzuwarten. Vielleicht ergab sich eine Chance für ihn, wenn dieser Typ es wagte einen Blick um die Regalecke herum zu werfen. Allerdings wäre das wohl eine ziemlich beschissene Ausgangssituation für ihn, da er mit hoher Wahrscheinlichkeit einen dieser komischen zweizackigen Stäbe vor der Nase hätte… Tja, manchmal musste man einfach nehmen, was man kriegen konnte. Und dafür beten, dass es irgendwie gut ausging.

Plötzlich ertönte ein lautes Klirren und Scheppern in einiger Entfernung. Wie aus einem inneren Impuls heraus, verdrängte Tobias jegliche Gedanken und setzte sich sofort in Bewegung. Es reichten drei schnelle Schritte, um ihn aus seinem Versteck hinaus zu bringen und direkt vor seinem Verfolger auftauchen zu lassen. Oder besser hinter diesem, denn der Kerl hatte augenscheinlich ebenfalls auf das laute Geräusch reagiert und sich zur Raummitte gedreht. Der junge Offizier nahm nur am Rande wahr, dass der zweite feindliche Soldat gerade zwischen den Arbeitskabinen umgeworfen wurde. Seine Konzentration lag vollständig auf dem Typen vor sich, der seinen zackigen Stab bereits erhoben hatte und plötzlich eine Art Lichtblitz aus diesem Teil abfeuerte.
Tobias hatte bereits während der Annäherung an den Feind mit der Aluminiumstange ausgeholt und verpasste dem Rüstungsträger nun, zeitgleich mit dem sich lösenden Lichtblitz, mit voller Kraft einen Schlag in die Kniekehlen. Ein überraschter Aufschrei entwich seinem Gegner und Tobias konnte beinahe in Zeitlupe vor sich sehen, wie ihm wortwörtlich die Beine wegsackten und er im Begriff war auf seine Knie zu fallen.
Der Second Lieutenant ließ die Stange los und griff stattdessen mit der rechten Hand nach dem anderen Ende der Krawatte. Mit einigen hastigen Drehungen seines Handgelenkes hatte er sich auch hier den Stoff fest um die Mittelhand gewickelt. Parallel hatte er irgendwie den restlichen Abstand zu seinem Gegner hinter sich gebracht und mit ordentlich Schwung seine Arme so über dem nun deutlich niedrigeren Kopf des Rüstungsträgers entlang geführt, dass die Stoffkrawatte ihren Weg um seinem Hals fand. Mit einem anschließenden kräftigen Ruck seiner Arme wurde der feindliche Soldat nach hinten gerissen und prallte gegen den angespannten Körper des Einundzwanzigjährigen.

Tobias hielt seine Hände fest zu Fäusten geballt neben seinem eigenen Körper und versuchte so viel Druck wie nur möglich auf die vordere, weiche Partie des Halses seines Gegners aufzubauen. Der Kerl befand sich auf einem Knie und versuchte mit dem anderen Fuß hektisch irgendwo Halt zu finden. Seinen seltsamen Stab hatte er fallen gelassen und stattdessen mit beiden Händen an die eng an seinem Hals liegende Stoffkrawatte gegriffen. Er versuchte sich zu drehen und zu wenden und irgendwie mit den Fingern unter den Stoff zu kommen. Aber die dicken Handschuhe, die seine Finger bedeckten und in anderen Situationen sicher gut schützten, hinderten ihn nun daran so einfach unter den schmalen Stoff der Krawatte zu kommen.
Der junge Second Lieutenant versuchte währenddessen unter großem Krafteinsatz stabil stehen zu bleiben, um den Zug und somit Druck auf den Hals des feindlichen Soldaten nicht zu verlieren. Sein linkes Bein fungierte als Standbein, das etwas nach hinten versetzt stand und den Hauptteil der Arbeit daran hatte sich selbst und den Körper des Fremden, der inzwischen vollständig gegen ihn gesackt war, zu halten. Sein rechtes Bein befand sich weiter vorne und drückte in die Rückseite des sich windenden Soldaten. Der Oberschenkelmuskel pochte unter dem eng sitzenden Verband. Die zunehmenden Schmerzen durch die Muskelanspannung und den unbeständigen Kontakt zu seinem Gegner, sowie die körperliche Anstrengung, die es mit sich brachte jemanden auf diese Art unter Kontrolle zu halten, trieben Schweißperlen auf Tobias Stirn. Aber er biss die Zähne zusammen und ließ nicht locker. Er konnte nicht locker lassen, er durfte nicht einmal für wenige Sekunden nachlassen, wenn er hier lebend rauskommen wollte. Und das wollte er unbedingt.

Mit einem Male ließ der fremde Soldat sich kurz etwas nach unten sacken. Irgendwie hatte er es tatsächlich geschafft mit dem einen Fuß eine Regalkante zu erwischen, er stieß sich von dieser ab und versuchte Tobias in eine Rückwärtsbewegung zu drängen. Erst mit etwas Verzögerung realisierte der Einundzwanzigjährige, dass der Kerl parallel anscheinend im Begriff war nach dem Schwert linksseitig an seinem Gürtel zu greifen.
Der junge Second Lieutenant wagte es nicht nachzudenken, sondern handelte erneut instinktiv. Ohne den Druck auf die Krawatte am Hals seines Gegners zu lösen, hörte er auf sich gegen die Bewegung des feindlichen Soldaten zu stemmen, sondern nutzte den von diesem erzeugten Bewegungsimpuls aus um sie beide nach links hinten umfallen zu lassen. Er konzentrierte sich darauf die Krawatte straff zu halten, statt irgendetwas dafür zu tun sich abzufangen und zog lediglich die Schultern hoch und den Kopf etwas ein, um zu verhindern, dass ihm der Aufprall das Licht ausknipsen konnte.
Ein Stöhnen kam über seine Lippen, als er mit der linken Schulter auf dem harten Fußboden aufprallte. Und auch dem Soldaten entfuhr ein deutliches Ächzen. Tobias wappnete sich dafür, dass er Kerl erneut mit aller Kraft versuchen würde, sich auf seinem Griff beziehungsweise der engen Krawatte um seinen Hals heraus zu winden. Sein Kopf und Körper arbeiteten auf Hochtouren daran mögliche Handlungsabläufe auszuarbeiten und eine Gegenstrategie zu finden. Aber es geschah nichts.

Es dauerte mehrere Sekunden, bis der junge Offizier vollends realisiert hatte, dass der Körper seines Gegners nur noch schlaff vor ihm lag. Die linke Seite des metallenen Helmes lag auf dem harten Boden auf, die Schultern und Arme hatten jegliche Spannung verloren und seine Beine blieben bewegungslos.
Tobias nahm plötzlich das Rauschen seines eigenen Blutes in seinen Ohren wahr. Er spürte wie seine Hände, die weiterhin kraftvoll die Krawatte hielten am Zittern waren. Er wartete noch mehrere Sekunden, wollte sicher gehen, dass das kein Trick sein konnte, um ihn zum Loslassen zu bringen. Aber es geschah wirklich gar nichts, er konnte nicht die geringste Regung wahrnehmen.
Schließlich wagte der Second Lieutenant es seinen Griff zu lockern. Er stieß den Körper des Soldaten kraftvoll von sich weg, um sich selbst genug Raum zum Aufstehen zu schaffen, ehe er eilig versuchte seine Beine sicher unter sich zu bekommen. Tobias war sich nicht einmal sicher wie genau er es geschafft hatte, aber er hockte schließlich auf dem dreckigen Boden, während der fremde Soldat weiterhin regungslos auf seiner linken Seite lag. Der Einundzwanzigjährige sah sich mit schnellen Blicken um und konnte die seltsame Stabwaffe des feindlichen Soldaten hinter sich ausmachen. Ohne Zögern griff er nach dieser. Auch wenn er keine Ahnung hatte, wie man diesen Lichtblitz auslösen konnte, zum Zustechen eignete sich das Teil allemal.

Mit diesem zweizackigen Stab bewaffnet, näherte er sich schließlich wieder vorsichtig dem reglosen Körper. Natürlich ohne aufzustehen, denn er wollte kein leichtes Ziel für den Begleiter seines Gegners darstellen. Als Tobias an der Schulter des Soldaten zog, ließ sich der schlaffe Körper ohne viel Mühe auf den Rücken drehen. Der Einundzwanzigjährige zog scharf die Luft ein, als er erkannte, dass im Bereich des Bauches ein fremdartig verzierter Griff in dem weichen Gewebe direkt zwischen dem ledernen Gürtel und dem unteren Rand der metallen Rüstungsplatten steckte. Ein Messer… Der Kerl hatte nicht versucht sein Schwert zu ziehen, sondern nach einem Messer gegriffen. Und dieses offenbar auch zu fassen bekommen.
Der Second Lieutenant schluckte schwer und ließ die Luft, die er unbewusst kurzzeitig angehalten hatte, wieder aus seiner Lunge entweichen. Er wollte sich nicht im Detail ausmalen, was hätte anders laufen können. Wie diese ganze Situation ausgegangen wäre, wenn er sich nicht für den Fall zur Seite entschieden hätte, der augenscheinlich dafür gesorgt hatte, dass sein Gegner wortwörtlich in seine eigene Klinge gestürzt war. Heilige Scheiße, das war ein knappes Ding gewesen…
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Jack O'Neill (Klon)
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Beitrag von Jack O'Neill (Klon) » 27.07.2022, 23:52

OOC: Hinweis: dieser Post enthält eine intensive Beschreibung einer Kampfszene

Jack biss die Zähne zusammen, als die Knöchel seiner rechten Hand zum wiederholten Male mit dem Kiefer des fremdartigen Soldaten kollidierten und sich ein nur allzu vertrauter Schmerz in seiner Faust ausbreitete. Tja jetzt konnten die kleinen Titanplättchen und Schrauben an seinen Mittelhandknochen mal zeigen, ob sie auch im Ernstfall einer solchen Belastung standhalten konnten.
Der Kopf des Soldaten war erneut durch die Wucht seines Schlages zur Seite gedrückt worden, aber der Kerl versuchte inzwischen ernsthafter sich zur Wehr zu setzten. Er hatte von seinem Zackenstab abgelassen, dessen derzeit eingekeilte Position auf dem Oberkörper des Mannes Jack weiterhin half ihn und zumindest seine Oberarme auf dem Boden zu fixieren. Dennoch riss er nun mit seinen klobigen Handschuhen an Jacks Kleidung und strampelte wild mit den Beinen, um den Mann über sich aus dem Gleichgewicht zu bringen.

Der Klon gab sich Mühe dagegen zu halten, unwillig seine derzeitige Oberhand aufzugeben. Doch dann registrierte er ein vertrautes Zischen, als eine bläuliche Energiesalve ein Stück oberhalb seines Kopfes vorbei zuckte und schließlich mit einem Knall in die eh schon beschädigte Raumdecke einschlug und Betonstaub sowie Fragmente der Deckenverkleidung hinunterregnen ließ. Aus einem Reflex heraus rollte Jack sich zur Seite ab, um weiteren potentiellen Angriffen zu entgegen und in Bewegung ein schlechteres Ziel abzugeben. Das gab aber auch dem fremden Soldaten die Möglichkeit wieder etwas zu sich zu kommen und sich halbwegs aufzurappeln.
Der körperlich 19jährige Klon blieb nahe am Boden in Bewegung und warf einen kontrollierenden Blick in die Richtung, aus der die Energiewaffe nur Sekunden vorher abgeschossen wurde. Dabei konnte er erkennen, dass Tobias sich in eine körperliche Auseinandersetzung mit dem zweiten Soldaten eingelassen hatte. Ein Umstand, der ihm etwas Sicherheit verschaffte und ihn seine Konzentration im Nu wieder vollends auf seinen eigenen Gegner richten ließ.

Der Soldat befand sich bereits auf den Knien, das unhandliche Schwert hing weiterhin in der Schwertscheide an seiner Hüfte, aber der Typ schien diese Waffe nicht nutzen zu wollen. Vielleicht, weil es hier im Umfeld einfach zu viele Hindernisse gab, die ein ordentliches Ausholen mit der antiken Waffe beinahe unmöglich machten. Stattdessen versuchte er erneut an den zackigen Stab zu kommen, den Jack beim Abrollen mit sich gezogen hatte. Keiner von ihnen beiden war weit von dieser Waffe entfernt, die etwa mittig auf dem Boden zwischen ihnen zum Liegen gekommen war. Jack zögerte daher nicht die Handlungen des Soldaten zu kopieren. Er stieß sich kraftvoll mit den Beinen ab und preschte vor, mit der festen Absicht noch vor seinem Gegner die außerirdische Waffe an sich zu nehmen. Oder zumindest dafür zu sorgen, dass der Kerl sie nicht gegen ihn einsetzten konnte.

Der winzige Vorsprung des Soldaten reichte aus, um ihn zuerst seine Hände um die längliche Waffe legen zu lassen. Allerdings begab er sich dafür ihn eine hockende Position und Jack hatte keine Skrupel den dadurch entstehenden Größenunterschied auszunutzen. Er verlangsamte seine Annäherung nicht im Geringsten, sondern nutze all den Schwung, den er aufgebaut hatte. Seinen linken Arm hatte er auf Schulterhöhe angehoben, den Ellenbogen angewinkelt und die Hand zu einer festen Faust geballt, was sämtliche Muskeln in diesem Arm in eine Form der Anspannung brachte. Statt direkt in den Soldaten hinein zu rennen, korrigierte er seinen Laufweg um knapp rechts an dem Typ vorbei zu kommen.
Im dem Augenblick, indem sein Fuß neben dem Knie des Außerirdischen aufsetzte, prallte auch sein Oberarm schwungvoll gegen den Kopf des Rüstungsträgers, der gerade im Begriff war aufzublicken.

Die Wucht des Zusammenstoßes, ließ seinen Gegner leicht nach hinten sacken, in genau dem Moment, indem Jack eine Drehung auf einem Fuß einleitete. Die Finger seiner linken Hand legten sich zeitgleich um ein Ende der Stabwaffe und zogen auch diese zurück. Auch die Hände des Soldaten waren noch an der Waffe, aber durch die Rückwärtsbewegung, in die er gezwungen war, hatte Jack leichtes Spiel auch die Waffe mit sich zu ziehen.
Durch die Drehung gelang er hinter den Rücken des Rüstungsträgers. Seine rechte Hand schoss ebenfalls nach vorne um die Stabwaffe auch am anderen Ende ergreifen zu können und gerade als sein Gegner halbwegs die Stabilität auf einem Fuß und Knie zurückerlangt hatte, riss Jack mit einem heftigen Ruck an der gezackten Waffe. Der Soldat keuchte auf, als sich der kalte metallische Stab kraftvoll von vorne gegen seine Kehle drückte.

Jack spürte, wie sein Gegner mit aller Kraft versuchte die Waffe von seinem Hals weg zu drücken, aber er hielt unnachgiebig kraftvoll dagegen. Doch dann schlug der mit Rüstungselementen geschützte Ellenbogen des Soldaten plötzlich kraftvoll in seine linke Seite und der Klon keuchte auf, als ein stechender Schmerz durch seinen Oberkörper zog. Dieser verdammte Mistkerl...
Erneut schlug der Außerirdische mit seinem Ellenbogen zu und Jack blieb bei dem Aufprall der metallenen Schutzplatten auf seinem Körper für einen kurzen Augenblick die Luft weg. Er drückte sich näher an den Rücken des Soldaten und verstärkte den Zug an der Stabwaffe, die noch immer auf dem Kehlkopf seines Gegners lag. Er konnte regelrecht das Zittern des rechten Armes fühlen, mit dem der Soldat noch immer versuchte gegen zu halten und die Stange von seinem Hals wegzudrücken, während er mit dem anderen Arm zu weiteren Schlägen ausholte. Aber Jack konnte nicht zulassen, dass sich dieser Kerl aus seinem Griff befreite, nicht wenn er selbst lebend aus dieser Auseinandersetzung herauskommen wollte. Und ebenso wenig konnte er so noch mehr von diesen Ellenbogenschlägen einstecken...
Der Klon entschied sich daher noch einmal in die Bewegung zu gehen. Er drehte sich erneut über einen Fuß zur Seite weg und nutze den nun frei gewordenen Fuß, um dem Soldaten kraftvoll gegen das aufgestellte Knie zu treten. Ein qualvoller Schrei entwich seinem Gegner, als ein beunruhigendes Knirschen in dem Gelenk ertönte und das aufgestellte Bein seine Stabilität verlor. Der Neunzehnjährige nutze diesen Umstand und drückte den Kerl in eine Seitwärtsbewegung.
Nur Sekundenbruchteile später verlor der Soldat endgültig sein Gleichgewicht und begann zur Seite zu stürzen. Jack hielt mit seinen Händen weiterhin kraftvoll den Stab fest und ließ sich wortwörtlich mitziehen und auf den Rücken des Soldaten fallen, der nun reflexgesteuert seine Arme nutzen wollte, um sich irgendwie abzufangen. Doch der Aufprall des Klons auf seinem Rücken, presste ihm nicht nur überraschend die Luft aus den Lungenflügeln, sondern ließ auch seinen Abstützversuch kläglich scheitern und ihn unsanft auf dem harten Steinboden aufprallen.
Jack verstärkte noch einmal einen Zug an der stabförmigen Waffe und realisierte nun, wie sein Gegner langsam in Panik verfiel. Er begann wild zu strampeln und auch der Einsatz seiner Arme und Hände wurde zunehmend unkoordinierter, jetzt nachdem er aus einem dummen Reflex hinaus seine rechte Hand von der Stange an seinem Hals gelöst hatte und keinerlei Gegendruck mehr aufbauen konnte.

Der Klon hielt seine Arme so eng am eigenen Körper wie es ihm möglich war und zog weiter an der Waffe, um den Druck auf den Kehlkopf noch einmal zu erhöhen. Sein eigenes Blut in seinem Körper rauschte und seine Sinne waren von dem Adrenalin, das als Folge des Kampfes durch seine Adern schoss, geschärft. Er hörte und spürte klar und deutlich, wie der Soldat unter ihm zunehmend nach Luft rang. Jack konzentrierte sich vollends darauf den Druck zu halten, während das Strampeln und Zappeln des Außerirdischen allmählich begann schwerfälliger zu werden. Seine Bewegungen wurden zunehmend langsamer, wirkten beinahe mechanisch in ihrer hölzernen Ausführung.
Der ehemalige Air Force Colonel hatte keine Ahnung wie lange genau es dauerte, ob es reine Sekunden waren oder zeitlich bereits in die Minuten ging, aber schließlich verstummte auch der letzte Versuch der Bewegung seines Gegners. Endgültig.

Jack hörte seinen eigenen schwerfälligen Atem, während er noch mehrere Sekunden nachhielt, ohne seinen Kraftansatz auch nur im Geringsten zu reduzieren. Er zählte die Sekunden mit bis er sich wirklich sicher sein konnte keiner Täuschung zu unterliegen. Wobei er nicht ernsthaft erwartete, dass dieser Kerl auch nur in der Lage wäre ihm hier gerade etwas vorzumachen. Der Überlebenskampf, wenn einem die Luft abgedrückt wurde, war etwas, was er selbst (oder besser Senior) bereits erfahren durfte. Er wusste daher nur zu gut, dass irgendwann der Punkt kam, an dem die Selbstbeherrschung ausgeschaltet wurde und der körperliche Todeskampf, in dem man sich befand, die Oberhand erhielt. Das war definitiv kein angenehmes Gefühl…

Der Klon registrierte plötzlich sich ihm nähernde Schritte, kein gleichmäßiges Gangbild, sondern humpelnd. Er löste daher seinen Druck auf den Hals des leblosen Soldaten und hob vorsichtig optimistisch den Kopf, war aber sehr wohl bereit erneut in den Angriff über zu gehen, sollte er nicht das sehen, was er erwartete. Aber das war nicht erforderlich, denn in seine Richtung kam Tobias.
Der junge Air Force Offizier sah noch ramponierter und mitgenommener aus als zuvor, aber er befand sich auf beiden Beinen, auch wenn er sich beim Laufen wo immer möglich seitlich mit den Armen abstützte. Jacks Augen wanderten zurück zu dem leblosen Soldaten, auf dem er immer noch lag. Eine seiner Hände wanderte vorsichtig zur seitlichen Position der Halsschlagader und verharrte dort für einige Sekunden. Aber ertasten konnte er tatsächlich nichts.
Jack richtete sich in seine sitzende Position auf und zog die gezackte Stabwaffe unter dem toten Soldaten hervor, ehe er vollends aufstand. Sein Blick wanderte erneut zu Tobias, der jetzt so aus der Nähe betrachtet doch etwas blass um die Nase herum aussah. Tja, wenn er jetzt hier vor ihm stand musste auch er sich in seinem Zweikampf behauptet haben. Und er konnte sich vorstellen, was das für den noch unerfahren jungen Mann bedeutete.


"Alles okay bei dir?", erkundigte sich Jack und brachte parallel vorsichtig eine Hand an seine linke Seite. Verdammt, dieser Kerl hatte echt ordentlich zugelangt... und die ziemlich spitz zulaufenden Rüstungselemente hatten natürlich auch ihren Teil beigetragen. Das würde wohl ein weiteres unangenehmes Andenken an diese Erfahrung hier bleiben, das ihn noch über Tage begleitete.

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Tobias Wilson
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Beitrag von Tobias Wilson » 30.09.2022, 17:05

Tobias schluckte erneut und versuchte mit seiner Zunge seine raue Unterlippe zu befeuchten. Sein Mund war unangenehm trocken, sein Hals rau. Und er wusste nicht genau, ob das an dem ganzen Staub, Dreck und der Asche lag, die sich hier in der Luft befanden, oder eine Reaktion seines geschundenen Körpers auf die Geschehnisse der letzten… naja vermutlich Stunden, war. Vielleicht auch einfach beides.

Der junge Mann ließ seine Augen noch einmal über den leblosen Körper vor sich auf dem Boden gleiten. Die Rüstung des fremden Mannes wirkte im Bereich um die Einstichstelle seines Messers am Bauch feucht und klebrig. Zumindest soweit Tobias das in dem dämmrigen Licht erkennen konnte. Und er erkannte nun auch das aus der Wunde suppende Blut, das sich innerhalb von kurzer Zeit bereits zu einer beachtlichen Lache ausgebreitet hatte. Es gab eigentlich keinerlei begründeten Zweifel daran, dass dieser Kerl tot war. Und dennoch streckte der junge Lieutenant vorsichtig eine Hand aus, um am Hals unterhalb des Helmrandes nach einem Puls zu fühlen.
Als seine, zugegeben noch etwas zittrigen, Finger die Haut seines Gegners berührten, nahm er noch die typisch menschliche Wärme wahr. Aber ein Pulsschlag war nicht mehr zu fühlen. Tobias löste seine Hand wieder und spürte nebenher ein leichtes Zucken seiner Kiefermuskulatur. Auch seine Lippen zitterten noch immer von den Nachwirkungen des intensiven Zweikampfes. Er presste fest die Zähne und Lippen aufeinander, um das Zittern zu unterbinden und zwang sich zu einem tiefen Atemzug durch die Nase. Dann einen zweiten. Langsam aber sicher spürte er wie die nervöse Anspannung in seinem Körper weniger wurde. Und zeitgleich das schmerzende Pochen in seinem Bein und das unangenehme Brennen seiner geprellten Rippen bei jedem Atemzug wieder in den Bereich seiner Wahrnehmung rückten.

Der junge Second Lieutenant begann sich umzusehen und nach Jack zu suchen. Er konnte Geräusche hören, allerdings gedämpft, und das spornte ihn dazu an wortwörtlich auf die Füße zu kommen. Seine Augen suchten aufmerksam sein näheres Umfeld nach irgendetwas ab, was ihm hilfreich sein konnte. Aber leider lagen hier weder Gehstöcke noch Krücken rum. Er nutzte daher kurzerhand die von seinem Angreifer erbeutete fremdartige Stabwaffe, um sich darauf abzustützen und mit einem unterdrückten Ächzen auf den Lippen aufzustehen. Die beiden Stabspitzen waren zwar schmal aber boten trotzdem einigermaßen Stabilität. Sobald Tobias auf seinen Füßen war, begann er erneut aufmerksam seine Umgebung mit den Augen abzusuchen. Gerne hätte er den Stab nach oben genommen und als Waffe schützend vor sich gehalten, aber bereits der geringste Versuch seinen rechten Fuß zu belasten, verursachte höllische Schmerzen. Er brauchte den Stab also zumindest solange als Hilfsmittel, bis er sich woanders festhalten konnte.
Der Einundzwanzigjährige humpelte los in Richtung der halbhohen Trennwände. Die Geräusche, die er zuvor noch aus deren Inneren gehört hatte, wurden weniger. Und er rechtete damit, dass jederzeit entweder Jack oder der zweite Soldat irgendwo aufstehen würde. Er beeilte sich daher zu den Arbeitskabinen zu kommen. Sobald er dort mit der linken Hand halt finden und sich abstützten konnte, richtete er die rechte mit der seltsamen Stabwaffe nach oben. Er hatte immer noch keine Ahnung wie man das Teil bediente, wobei er gesehen hatte, dass diese Mittelaltertypen grundsätzlich zwei Hände an der Waffe hatten. Tja das war ein Luxus, den er sich gerade nicht leisten konnte.
Vorsichtig arbeitete er sich weiter vor und spähte in die nächsten Abgänge hinein. Beim zweiten Mal wurde er schließlich fündig und entdeckte zwei Gestalten, die auf dem Boden lagen. Seine Schultern senkten sich vor Erleichterung, als ihm klar wurde, dass Jack auf dem Rücken des seltsamen Soldaten lag und dessen Hals noch immer mit irgendetwas fixiert hatte. Bewegungen konnte er nicht mehr ausmachen.

Mit langsamen und humpelnden Schritten arbeitete Tobias sich in den Gang vor. Jack sah dabei augenblicklich zu ihm auf. War da etwa der kurze Ansatz eines Lächelns auf seinen Lippen? Der Second Lieutenant beobachtete, wie der Neunzehnjährige ebenfalls nach dem Puls seines Gegners fühlte und offenbar schnell zu dem Schluss kam, dass es da nichts mehr gab. Er sah ihn einen dieser Stäbe unter dem Hals seines Gegners hervorzuziehen und beneidete ihn zugegeben etwas um die Leichtigkeit, mit der er anschließend von dem Rücken des Toten aufstand. Als er ihn dann fragte, ob alles okay sei, hob sich Tobias Mundwinkel auf der linken Seite unbewusst zu dem kurzen Ansatz eines bitteren Lächelns. Er stieß etwas kräftiger die Luft aus seinen Lungen begann dann zu nicken.


„Ja, klar.“ Seine Augen wanderten, ohne dass er es verhindern konnte, zu dem Leichnam hinunter. Aber sobald ihm das bewusst wurde, zwang er sich wieder zu seinem Begleiter aufzublicken. „Alles okay.“
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Jack O'Neill (Klon)
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Beitrag von Jack O'Neill (Klon) » 30.09.2022, 17:38

Jack studierte den jungen Offizier vor sich aufmerksam und ließ seinen Blick vor allem auch zu dem Verband an dessen Oberschenkel hinuntergleiten. Dreck und Staub hatten ihn gelb und bräunlich verfärbt. Aber immerhin konnte er nichts Rotes daran erkennen. Das war gut. Denn jetzt, wo sie auch noch die Dreistigkeit besessen hatten zwei dieser außerirdischen Soldaten zu killen, war definitiv Zeit hier abzuhauen! Und das so schnell wie möglich.

„Gut“, antwortete der Klon mit einem zufriedenen Nicken und bot dem Second Lieutenant dann erneut seine linke Schulter als stützte an. Er wollte echt keine weitere unnötige Minute mehr in diesem Raum verbringen.


----------*-**-*----------

Die beiden Männer schafften es die Räumlichkeiten der Fairchild Hall ohne weitere Zwischenfälle zu durchqueren. Auf der anderen Seite des Gebäudes überquerten sie den Vandenberg Drive und setzten Jacks zuvor bereits gesponnen Plan eins zu eins in die Tat um. Die vielen auf dem Parkstreifen abgestellten Fahrzeuge waren durch die umliegenden Explosionen entweder erheblich beschädigt oder sogar durch die Gegend geschleudert worden. Die verbeulten Karosserien boten eine gute Deckung während die jungen Männer nacheinander über das Geländer stiegen und auf die dahinter liegende Rampe hinunter sprangen bzw. sich fallen ließen. Das gleiche wiederholten sie auf der anderen Seite der Rampe erneut und gelangten so auf die große freie Fläche des Stillman Field.
Jack stützte seinen Begleiter erneut, als sie sich nun auf den Weg machten an der langsam höher werdenden Betonwand entlang zu gehen. Sein Ziel war der mit Bäumen bewachsene Bereich, der zwischen Stillman Field und dem kleinen Parkplatz lagen, an dem er schon auf dem Weg hierher vorbei gekommen war.
Im Schutz der Bäume und Sträucher lotste der Klon den Second Lieutenant nun nach rechts, in Richtung des Parade Loop. Kurz vor der Gabelung eines Fußweges neben dem Kadetten Parkplatz stoppte er schließlich und half Tobias dabei sich an einem der größeren Bäume hinzusetzen. Sobald der 21jährige halbwegs bequem zu sitzen schien und sein verletztes Bein einigermaßen ausgestreckt auf dem unebenen Waldboden abgelegt hatte, streifte Jack sich seine Umhängetasche von der Schulter. Er stellte sie neben Tobias aus dem Boden ab, öffnete sie und zog eine leicht eingedrückte aber immerhin noch ganze PET Wasserflasche heraus.


„Hier, trink einen Schluck. Und bedien‘ dich bei dem Süßkram“ , wies er Tobias an, als er ihm die Flasche entgegen hielt. „Ich muss noch etwas erledigen, bin aber gleich zurück.“

Jack nahm die Stabwaffe, die er noch immer bei sich hatte, nun in beide Hände. Er tarierte die Waffe kurz in seinen Fingern aus und betrachtete sie aufmerksam, um nach dem Auslöser für die Energiesalve zu suchen. Die Lichtverhältnisse waren auch hier draußen immer noch ziemlich bescheiden. Die dunklen Rauchsäulen, die von den vielen zerstörten Gebäuden aufstiegen, hatten begonnen sich in höheren Luftschichten zur Seite auszubreiten und verschluckten einen Großteil des eigentlich zu dieser Tageszeit vorhandenen Sonnenlichts. Dennoch war es ihm dank seines Erfahrungsschatzes im Hinblick auf außerirdische Technologie schnell möglich den Schalter zu finden, mit dem diese Waffe zu bedienen war.
Ehe er nun also seine nächstes Vorhaben in die Tat umsetzte, und Tobias für einen Augenblick alleine ließ, wandte er sich noch einmal an den Second Lieutenant.


„Siehst du den Knopf hier?“, Jack hielt ihm seinen zweizackigen Stab entgegen. Das Teil erinnerte schon irgendwie an die Folterstäbe der Goa’Uld, aber das war kein Gedanke, den er hier jetzt weiter verfolgen wollte. „Damit kann man die Teile abfeuern. Aber Vorsicht, die Reichweite ist meist nicht schlecht und wir wollen unseren Standort hier nicht verbraten, ja? Also nur benutzten, wenn es notwendig ist.“

Der Klon wartete noch die Reaktion seines Partners ab und griff dann kurz seitlich an seinen Hals. Er konnte die dünne metallene Kette unter seinen Fingerspitzen fühlen, an der er bis vor ein paar Jahren noch regelmäßig seine Dog Tags getragen hatte. Wobei nein, das war wieder falsch. Senior hatte sie getragen und er selbst hatte nur das Glück eine Kopie von dessen Bewusstsein in einem viel zu jungen Körper zu sein. Aber immerhin erlaubte ihm dieser junge Körper einiges mehr einzustecken, als sein deutlich älteres Original. Beruhigt, dass die Kette noch an ihrem Platz war, machte Jack sich nun fertig aufzubrechen.

„Also dann, bis gleich. Und versuch mich nicht zu erschießen.“

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Tobias Wilson
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Beitrag von Tobias Wilson » 08.11.2022, 21:42

Tobias war mehr als erleichtert, als Jack endlich stoppte und ihm dabei half, sich neben einem der größeren Bäume auf den Waldboden zu setzen. Ein Seufzten entglitt seinen rauen Lippen, während er seinen Allerwertesten auf den, mit angenehm weichem Moos bedeckten, Boden absenkte. Der üppige Stamm einer großen Lärche diente seinem Rücken als Lehne und fühlte sich trotz der furchigen Oberfläche überraschend bequem an. Aber nach den jüngsten Strapazen war es einfach eine absolute Erleichterung sich hinsetzten und etwas verschnaufen zu können. Das gab ihm auch endlich die Möglichkeit seinem verletzten Bein eine dringend notwendige Pause und etwas Entlastung zu gönnen.
Der junge Offizier nahm einige kontrollierte Atemzüge und spürte wie die inzwischen überaus vertrauten Schmerzen in seinem Körper langsam etwas nachließen. Erschöpft lehnte er seinen Kopf gegen den Baumstamm in seinem Rücken und schloss für einen kurzen Moment die Augen.

Aber ihm war keine lange Ruhe vergönnt, denn sein Begleiter stellte plötzlich die leicht demoliert aussehende Umhängetasche direkt neben ihm auf dem erdigen Waldboden ab. Von der dabei entstehenden Geräuschkulisse angespornt, öffnete der Einundzwanzigjährige seine schweren Augenlider und wandte seinen Blick zu Jack, der nun seitlich neben ihm kniete. Der Neunzehnjährige hielt ihm im selben Moment eine Wasserflasche entgegen, die Tobias mit einem dankenden Nicken annahm. Er war bereits im Begriff den Schraubverschluss zu öffnen, als Jack davon sprach noch etwas erledigen zu wollen. Im ersten Impuls wollte Tobias nachfragen, was dieses „etwas“ denn sei, aber als er erneut aufsah, wurde er davon überrascht mit welcher Routine und gezielten Aufmerksamkeit der junge Mann die seltsame, stabförmige Waffe in den Händen hielt und betrachtete. Irgendwie veranlasste dieser Anblick den jungen Second Lieutenant dazu seinen Mund zu halten. Und abzuwarten.

Es dauerte weniger als eine Minute, bis Jack ihm plötzlich die fremdartige Waffe entgegen streckte und ihn auf einen Knopf hinwies, der so gut in den Stab selbst eingearbeitet war, dass er auf die Schnelle selbst bei guten Lichtverhältnissen sicher niemandem ins Auge fiel. Die begleitenden Worte des Neunzehnjährigen, der ihm nun voller Überzeugung die Bedienung dieser Waffe erläuterte, verdutzen Tobias. Seine Lippen öffneten sich und er zog kurz etwas Luft ein, als wolle er selbst etwas erwidern. Aber die genauen Worte entfielen ihm. Letztendlich bestand seine Antwort an den jungen Mann lediglich aus einem zustimmenden Nicken.
Woher zum Teufel wusste dieser Kerl das alles? Wie hatte er so schnell diesen Knopf finden können? Und woher kam sein „Wissen“ hinsichtlich der Reichweite?
Hatte er so Dinger vor dem heutigen Tag schon einmal gesehen? Nein, das war völlig absurd. Wo sollte ein Kerl wie Jack, der seit seinem High-School Abschluss als Fahrradkurier arbeitete, eine solche Waffe gesehen haben?…
Oder streckte da doch mehr dahinter… Hatte Jack vielleicht tatsächlich etwas mit diesem Angriff hier zu tun?
Aber nein, das war ein genauso bescheuerter Gedankengang. Er hatte immerhin selbst einen dieser seltsamen Soldaten im Mittelalterlook getötet und ihm aus den Trümmern des nun teils zerstörten ehemaligen Wohnblocks geholfen. Trotz mehrfacher Gelegenheit und all den Schwierigkeiten, die sein gehandicaptes Bein mit sich brachten, hatte er ihn weder zurückgelassen, noch an ihre Verfolger ausgeliefert. Es machte daher keinen Sinn, dass Jack mit diesen Typen unter einer Decke steckte. Aber trotzdem stimmte hier irgendetwas nicht. Die Leichtigkeit, mit der der Neunzehnjährige sich auf diesem Gelände bewegte… das präzise, militärisch geprägte Vorgehen… die Sicherheit im Umgang mit Waffen und letztendlich die überraschende Gelassenheit, die dieser Typ ausstrahlte, direkt nachdem er einen dieser seltsamen Soldaten erdrosselt hatte… Das alles passte so absolut nicht zu dem Bild des 19jährigen Fahrradkuriers. Irgendetwas steckte da noch dahinter, er wusste nur nicht was. Aber wie bereits zuvor sah Tobias immer noch ein, dass das hier gerade keine gute Situation für eine längere Diskussion war. Er war auf Jacks Hilfe angewiesen, wenn er von diesem Gelände runterkommen wollte. Und sie konnten sicher beide jemanden gebrauchen, der dem anderen im Notfall den Rücken freihalten konnte.


„Klar“, antwortete Tobias lediglich knapp, nahm die fremdartige Waffe entgegen und legte sie auf seinen Oberschenkeln ab, während er mit den Augen der Statur des 19jährigen folgte, der nun mit schnellen Schritten zwischen einigen Bäumen und Sträuchern verschwand. Es dauerte nicht lange, ehe nicht mal mehr das leiseste Geräusch zu hören war. Der Second Lieutenant blickte seinem Begleiter dennoch noch einen Augenblick nach und lauschte dabei aufmerksam auf seine Umgebung. Bis auf das gelegentliche Rascheln von einigen Blättern im Wind war nicht wirklich etwas zu hören. Die Stille war seltsam, beinahe gespenstisch…

Der Einundzwanzigjährige seufzte stimmlos, nachdem er noch einige weitere Momente abgewartet hatte. Dann öffnete er endlich die Wasserflasche und fischte sich außerdem noch einen Müsliriegel aus der Umhängetasch.
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Jack O'Neill (Klon)
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Beitrag von Jack O'Neill (Klon) » 27.11.2022, 04:27

Mit schnellen aber dennoch leisen Schritten durchquerte Jack das kleine Waldstück. Er hatte es nicht eilig genug um zu riskieren sich entdecken zu lassen, daher stand der Punkt Vorsicht definitiv oberhalb der Schnelligkeit. Aber andererseits war er auch in gewisser Weise ungeduldig. Er war eine ganze Weile in den Trümmern unterwegs gewesen. Länger, als er anfangs beabsichtigt hatte. Und er wusste zwar, dass er seiner Hündin vertrauen konnte, aber ihr Gehorsam hinsichtlich seiner Kommandos alleine war kein Garant dafür, dass es ihr gut ging. Wer wusste, wo auf diesem Gelände die eindeutig außerirdischen Soldaten noch alles unterwegs waren?
Der Klon meinte ein Geräusch gehört zu haben und blieb augenblicklich stehen. Aufmerksam sah er sich um und lauschte. Aber was auch immer er gehört hatte, tauchte nicht wieder auf. Vielleicht war es nichts weiter als ein Tier gewesen, das sicher auch im Flucht- oder Versteckmodus war. Ähnlich wie er selbst.

Jack setzte seinen Weg fort und bemühte sich im Schutz der Bäume und Büsche zu bleiben, auch wenn das seinen Weg erheblich verlängerte.
Gedanklich beschäftigte er sich nebenher bereits mit der Frage, wie er mit Tobias am besten hier wegkam. Zu Fuß den gesamten Weg bis runter zu Stadt würden sie wohl kaum schaffen. Zumindest nicht vor Einbruch der Dunkelheit und bis dahin würde er selbst es definitiv vorziehen einen halbwegs sicheren Ort gefunden zu haben. Falls man überhaupt sagen konnte, dass es so etwas wie "Sicherheit" noch gab… Aber alles was vier Wände hatte und zumindest ein bisschen Schutz bot, war besser als eine Nacht mit einem Verwundeten und ohne jegliche militärische Ausrüstung unter freiem Himmel.

Der Klon wurde erneut langsamer, als er schließlich die Straße erreichte, an der entlang er vorhin hier hochgelaufen war. Am Rande des Gebüsches hielt er vollständig an und nahm sich die Zeit sich genauer umzusehen. Inzwischen war ein leichter Wind aufgekommen, der die Blätter in den Bäumen sanft rascheln ließ. Aber darüber hinaus war absolut nichts zu hören. Jack ließ seine Augen erneut über seine Umgebung wandern. Durch den Staub in der Luft und das diffuse Licht wirkte die Umgebung regelrecht unwirklich. Zumindest dann, wenn man noch nie in einem Kriegsgebiet unterwegs war.
Ein stimmloser Seufzer lag auf den Lippen des Neunzehnjährigen. Er hatte echt nicht damit gerechnet jemals zu sehen zu bekommen, wie seine Heimat, Colorado Spring, und wer wusste wie viele andere Städte auf der Erde nach einem Angriff aus dem Weltall aussahen… und eben selbst zu einem solchen Kriegsgebiet mutierten.
Natürlich war dieses Risiko immer da gewesen, von dem ersten Tag an, an dem sie das Stargate benutzt hatten. Aber die Erfolge der letzten Jahre und die Unterstützung ihrer Verbündeten hatten ihn in einer gewissen Sicherheit gewogen. Tja, aber das war’s dann wohl mit Sicherheit. Er hatte immer noch keine Ahnung wer die Angreifer überhaupt waren und mit welcher Technologie sie es zu tun hatten. Er erkannte immerhin ein paar Ähnlichkeiten zu den Goa’Uld, aber da diese ziemlich gut darin waren von anderen Völkern zu klauen, war das letztendlich keine sonderlich hilfreiche Information. Aber genug jetzt der Grübelei, er würde mehr zu dem Thema erfahren, sobald er es zum SGC geschafft hatte. Und genau das war sein nächstes Ziel, nicht nur um Tobias Verletzungen ordentlich behandeln zu lassen.

Noch ein weiteres Mal verschaffte sich Jack einen Überblick und lauschte. Aber er konnte weiterhin nichts hören oder sehen, was in irgendeiner Form verdächtig war. Der Klon fuhr sich mit der Zunge über die Lippe und griff parallel zu der Kette an seinem Hals, an deren Ende eine Hundepfeife hing. Er hatte hin und her überlegt, ob er es riskieren sollte die Pfeife zu verwenden. Er wusste er hatte Yuki in dem Waldstück auf der anderen Straßenseite abgelegt. Aber es war schwer einzuschätzen wo genau und er fürchtete die Hundedame in dem bald dunkler werdenden Licht nicht so schnell zu finden. Wenn sie etwas konnte, dann unauffällig zwischen einigen Sträuchern liegen und warten. Das hatte sie bei ihren Ausflügen nach Sibirien mehr als einmal bewiesen.
Letztendlich zog Jack daher die Hundepfeife aus seinem T-Shirt hervor und pustete in der gewohnten Art und Weise hinein. Nicht lauter als üblich, das war nicht notwendig, immerhin hatten die Vierbeiner wesentlich bessere Ohren.

Nachdem er den eintrainierten Signalton abgegeben hatte, hielt er inne und wartete. Dabei wanderten seine Augen erneut aufmerksam über seine Umgebung. Er suchte regelrecht nach irgendwelchen verräterischen Geräuschen oder Farbkleksen, die nicht in die Umgebung gehörten. Aber er fand nichts. Abgesehen von dem vertrauten Schimmern von Fell kurze Zeit später auf der anderen Straßenseite.
Ein erleichtertes Lächeln breitete sich auf dem Gesicht des Klons aus, als die Hundedame freudig aber dennoch nicht übermütig auf ihn zugelaufen kam. Jetzt wo er seine vierbeinige Partnerin wieder bei sich hatte, war er mehr als bereit von diesem Gelände zu verschwinden.

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Tobias Wilson
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Beitrag von Tobias Wilson » 27.11.2022, 13:10

Tobias spürte zunehmend wie seine Augenlider schwerer und schwerer wurden. Mit jedem weiteren Blinzeln musste er härter darum kämpfen seine Augen wieder geöffnet zu bekommen. Die fremdartige Stabwaffe lag fest in seinen Händen, die er nah am Bauch locker auf seinen Oberschenkeln abgestützt hatte. Doch auch hier drohte sein Griff langsam lockerer zu werden.

Es war bereits einige Minuten her, dass Jack im Unterholz des kleinen Waldstücks verschwunden war. Er war dem Rat seines Begleiters gefolgt und hatte zunächst etwas von dem Wasser getrunken. Sobald die Flüssigkeit seine Zunge berührt hatte, realisierte er erst, wie durstig er doch war. Obwohl er sich zurückhielt um nicht zu schnell zu trinken, war die 0,5 Liter Flasche schnell geleert. Und gegen das Knurren seines Magens, das sich zusätzlich ebenfalls eingestellt hatte, hatte er einen der Müsliriegel gegessen.
Doch jetzt im Anschluss, war er sich nicht mehr sicher, ob Essen und Trinken eine gute Idee gewesen war. Denn der Umstand, dass seine Verdauungsorgane endlich etwas zu tun hatten, förderte noch einmal seine Schläfrigkeit. Dazu ließ nun auch endgültig die Wirkung des Adrenalins nach, das ihn die letzten Stunden auf den Beinen gehalten hatte. Dabei war ihm durchaus bewusst, dass er noch lange nicht aus der Gefahrenzone hinaus war. Aber es wurde schwerer und schwerer gegen die Erschöpfung seines Körpers anzukämpfen.

Das stetige Pochen in Tobias‘ Bein war deutlich schwächer geworden und auch seine Rippen fühlten sich besser an, obwohl er mit dem Rücken noch immer an einem harten Holzstamm lehnte und seine Sitzposition kaum verändert hatte. Das sanfte Rascheln, das den Weg des Windes durch die Blätter begleitete, wirkte beruhigend und regelrecht einlullend. Er spürte es gar nicht, aber sein Kopf sackte zunehmend zur Seite. Und es dauerte nicht lange, bis seine Augen tatsächlich endgültig zugefallen waren…
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Jack O'Neill (Klon)
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Beitrag von Jack O'Neill (Klon) » 27.11.2022, 16:49

„Komm her, Yuk“, flüsterte Jack, obwohl die Hundedame nach einem kurzen Halt am Straßenrand und einem prüfenden Blick auf ihre Umgebung längst dabei war die asphaltierte Fahrbahn zu überqueren. Ihr Schwanz wedelte freudig, als sie nun langsam schneller wurde und der Neunzehnjährige zögerte nicht die Hündin auch seinerseits freudig in Empfang zu nehmen. Er ging auf die Knie und hatte prompt die feuchte Radiergumminase der Hündin in seinem Gesicht. Selbst überaus erleichtert kraulte er sie hinter beiden Ohren und erlaubte ihr sogar mit ihren Vorderpfoten auf seine Knie zu steigen um ihm einen ihrer Hundeküsse aufzudrücken.

„Gutes Mädchen“, lobte er sie erneut mit gedämpfter Stimme und klopfte ihr locker gegen die Seite. Yuki machte mit ihrer Nase einen Luftstups nach oben als Antwort, aber bellte nicht. Genauso wie sie es beim Jagen geübt hatten. Und er war jetzt hier in diesem Moment wirklich froh darüber, dass die junge Hundedame sich mit Bellen zurückhalten konnte.
Nach einem abschließenden Rubbeln durch das lange Fell auf ihrem Rücken, deutete Jack mit dem Kopf in die Richtung aus der er gekommen war und forderte die Mischlingshündin auf mitzukommen. Diese passte ihr Tempo direkt seinem Schritt an und blieb mit ihren Schultern zuverlässig auf Höhe seiner Knie, während sie sich nun auf den Rückweg durch den Wald zu Tobias machten.

Es dauerte gefühlt nicht sehr lange bis sie sich der Weggabelung näherten, bei der Jack Tobias zurückgelassen hatte. Erneut achtete der Klon darauf, dass Yuki direkt neben ihm blieb, während sie sich dem jungen Offizier nun gemeinsam vorsichtig annäherte. Mist, vielleicht hätten sie daran denken sollen einen Code auszumachen, mit dem er sich bemerkbar machen und zugleich verhindern konnte, dass der Grünschnabel nachher auf ihn schoss... Aber daran hatte vorhin dummerweise nicht gedacht.

Der Klon war daher äußert vorsichtig und bemühte sich aus genau der Richtung zu kommen, in der er sich vorhin von Tobias entfernt hatte. Sobald er nah genug war, warf er einen vorsichtigen Blick neben einem breiten Baumstamm vorbei in die Richtung des jungen Second Lieutenant und brummte dabei so laut er wagen konnte seinen Namen:

„Tobias?“

Doch zu seiner Überraschung rührte sich der junge Mann nicht. Nicht einmal ein bisschen. Und jetzt bei genauerem Hinsehen wurde auch deutlich, dass der Kopf des jungen Mannes nach vorne hing.

„Verdammt“, fluchte Jack, warf noch einen prüfenden Blick in alle Richtungen und beeilte sich dann in gebeugter Haltung zu Tobias zu kommen. Er befürchtete bereits das Schlimmste, doch als er sich neben dem jungen Mann auf die Knie fallen ließ, bemerkte er wie dieser erschrocken zusammen zuckte.
Blitzartig griff er mit einer Hand nach der Stabwaffe, die der Einundzwanzigjährige die ganze Zeit über in seinen Händen gehalten zu haben schien, um diese festzuhalten und ein Missgeschick mit der außerirdischen Waffe zu verhindern. Seine zweite Hand wanderte parallel zur Schulter des jungen Soldaten, die Jack nun vorsichtig drückte.


„Ganz ruhig, Tobe, ich bin‘s nur. Alles okay?“

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Tobias Wilson
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Beitrag von Tobias Wilson » 27.11.2022, 17:24

Ein plötzliches Geräusch direkt neben sich, ließ Tobias regelrecht aufschrecken. Wie aus einem Instinkt heraus, erhob er die fremdartige Stabwaffe in seinen Händen. Doch noch bevor er beginnen konnte sie in die richtige Richtung auszurichten, spürte er einen Widerstand und wie die Waffe letztendlich auf seinen Schoß zurückgedrückt wurde. Ein innerlicher Anflug von Panik kam in dem jungen Mann auf. Seine noch müden Augen waren zwar nun weit geöffnet, aber wirklich verarbeiten können, hatte er seine Umgebung noch nicht. Doch dann spürte er eine Berührung an seiner Schulter und hörte eine ihm vertraute Stimme, die ihn ansprach.
Erleichtert stieß Tobias die Luft aus seiner Lunge aus, die er unbewusst angehalten hatte. Sein Kopf sackte dabei in seinen Nacken, eine schärfere Kante der rauen Baumrinde machte sich unangenehm an seinem Hinterkopf bemerkbar. Aber dieses Gefühl half ihm dabei wieder wirklich zu sich zu kommen.


„Shit…“, murmelte der Einundzwanzigjährige mit zusammengebissenen Zähnen. Nebenbei löste er seine linke Hand von der unbekannten Waffe und fuhr sich mit den dreckigen und rauen Fingern über Stirn und Augenlider. Sein Herzschlag raste noch immer von dem Schrecken. Verdammt, wie konnte es ihm nur passieren, dass er tatsächlich eingeschlafen war!
Noch einmal massierte er kurz seine geschlossenen Augenlider, ehe er seine Hand langsam sinken und seinen Blick zu Jack wandern ließ.


„Sorry. Das passiert nicht nochmal… versprochen.“

Aus den Augenwinkeln nahm Tobias plötzlich noch etwas anderes wahr und als er seinen Blick vor sich richtete, sah er direkt in die tiefbraunen Augen eines Hundes. Die schwarze Nase war ebenso wie die Augen neugierig auf ihn gerichtet. Und dennoch saß sie ruhig vor ihm, ohne Anstalten zu machen sich ihm anzunähern. Ihre Schnauze war leicht geöffnet und die locker über die Zähne hängende rosafarbene Zunge stand im Kontrast zu dem braun-schwarzen, längerem Fell.

„Hey, wer bist du denn?“, sprach Tobias die Hündin an und hielt ihr vorsichtig seine Hand entgegen, damit sie daran schnuppern konnte.
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Jack O'Neill (Klon)
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Beitrag von Jack O'Neill (Klon) » 27.11.2022, 23:34

Jack war wahnsinnig erleichtert, als sich herausstellte, dass Tobias lediglich eingenickt war. Als dieser endlich begann zu realisieren, was geschehen war, löste der Klon seine rechte Hand von der Stabwaffe, beließ seine linke aber noch immer auf der Schulter des jungen Mannes. Einfach mit der Intension in irgendeiner Form beruhigend auf den jungen Mann einzuwirken, denn sein beschleunigter Atem war noch immer ein deutlicher Indikator für den Schreck, denn er eben bekommen haben musste.

„Nah, halb so wild. Und genau genommen nicht wirklich überraschend.“

Wenn man es genau betrachtete… Eigentlich hätte Jack den Second Lieutenant gar nicht so zurücklassen dürfen. Ihn mitschleppen um Yuki zu holen wäre allerdings auch nicht ideal gewesen, das hätte sie nicht nur zusätzliche Kraft sondern auch einiges mehr an Zeit gekostet. Aber stattdessen hätte er sich zumindest die Zeit nehmen können ein richtiges Versteck zu basteln und Tobias ordentlich zu tarnen, damit dieser den Bedürfnissen seines geschundenen Körpers nachkommen und sich ernsthaft etwas ausruhen konnte. Aber dieser Zug war abgefahren und es war soweit alles gut gegangen, also taugte es nichts an dieses Thema weitere Gedanken zu verschwenden.

Als Tobias die Hündin vor sich entdeckte, formten sich Jacks Lippen zu einem Lächeln.


„Das ist Yuki. Yuk, sag hallo zu unserem neuen Freund!“

Ohne jegliche Vorwarnung sprang die Hündin auf und schleckte dem für sie neuen Bekannten mit ihrer langen Zunge mittig über das Gesicht. Jack beobachtete das Schauspiel amüsiert und stellte zufrieden fest, dass Tobias offenbar kein Problem mit Hunden zu haben schien. Er wirkte nicht einmal angewidert von dem Hundekuss, sondern regelrecht erheitert, während er Yuki nun ausgiebig das Fell streichelte.

Da die beiden neuen Bekannten noch damit beschäftigt waren sich kennen zu lernen, nutze Jack die Zeit um sich selbst mit etwas zu trinken und einem Schokoriegel zu versorgen. Sobald er etwas im Magen hatte, würde es an die nächste Etappe ihres Weges gehen.
Der ehemalige Colonel dachte an den Hinweg zurück und bemühte sich die Entfernungen abzuschätzen, die er vor einigen Stunden mit Yuki zurückgelegt hatte. Bis zu dem Transporter, an dem er mit Yuk kurz Halt gemacht hatte, waren es locker 1 1/2 Meilen. Dank Tobias Bein konnten sie wahrscheinlich locker eine Dreiviertelstunde einrechnen, ehe sie das Fahrzeug erreichten. Und dann hoffte er, dass sie die Karre wirklich ins Rollen bringen konnten. Er hatte schon ewig kein Auto mehr angeschoben, genau genommen war diese Erfahrung nur seinem Original in dessen Jugendzeit vergönnt. Aber bekanntlich kam alles nochmal wieder und diesen Spruch gab es nicht grundlos.

Jack nahm einen großen Biss von seinem Schokoriegel und plante gedanklich weiter ihren Weg durch. Er hoffte inständig, dass sie durch das Gefälle genug Schwung bekamen, um sich bis zum Airfield hinunter rollen zu lassen. Der danach folgende Weg war noch lang genug…



OOC: Zeitsprung – tbc: Straßen von Colorado Springs (Link: viewtopic.php?t=1028)

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