Kontrollstuhlraum

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Elizabeth Weir
Expeditionsleiterin Atlantis
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Beitrag von Elizabeth Weir » 06.02.2024, 00:14

Funkspruch aus dem Kontroll- und Torraum

„Carson, auch Dr. Zelenka hat festgestellt, dass wir von einer Art Stahl in die Bucht gezogen werden und das dort sogar eine Art Landevorrichtung vorbereitet wird. Da wir also keine andere Wahl haben landen sie die Stadt dort, aber lassen sie den Schild auf jeden Fall oben. Mit Hilfe der Rapiditas sollten wir noch eine Weile genügend Energie dafür haben. Weir Ende.“

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Carson Beckett
Chefarzt Atlantis
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Beitrag von Carson Beckett » 13.04.2024, 09:37

Direkt nachdem er seinen Funkspruch an Dr. Weir beendet hatte, hatte Carson seine Aufmerksamkeit wieder auf die Systeme der Stadt gerichtet. Seine Augen hielt er weiterhin geschlossen, auch wenn er dennoch weit genug aus der Trance aufgetaucht war, um mitzubekommen was um ihn herum geschah. Er musste schließlich auf Dr. Weirs Antwort und die darin enthaltenen Anweisungen für ihr weiteres Vorgehen warten. Aber er wollte es währenddessen nicht riskieren die Stadt und ihre Systeme unbeobachtet zu lassen.

Es war nicht so, dass Carson der Stadt selbst beziehungsweise ihren Systemen misstraute. Wie könnte er das, wo er doch auf der Krankenstation inzwischen auf diverse Antiker-Systeme und Gerätschaften zurückgriff um seine Patienten zu untersuchen und zu behandeln. Aber er war vorsichtig im Umgang mit diesen Dingen. Denn auch wenn das Misstrauen nicht der Technologie selbst galt, so stellte er sehr wohl die Antiker selbst und ihre Machenschaften und Absichten in Frage.
Bei alldem was sie in den letzten Jahren hier in der Pegasus Galaxie über dieses Volk gelernt hatten, bei den Erfahrungen die sie bei der Erforschung ihrer Entwicklungen und Projekte gemacht hatten, ging es auch kaum anders.

Carson musste unwillkürlich an einen bestimmten Tag zurückdenken, der noch gar nicht allzu lange zurücklag und ihm fast das Leben gekostet hätte. Wäre nicht ein Sicherheitssystem der Stadt über Sensoren rechtzeitig getriggert worden, um eine verborgene Schutztür zu schließen, hätten ihn die Wucht und Hitze der Explosion sicher getötet. So aber war er mit Verbrennungen an einer Schulter, zwei geplatzten Trommelfellen und einem kollabierten Lungenflügel davongekommen. Alles Verletzungen, die dank der schnellen medizinischen Versorgung, die er erhalten hatte, zwar für einen verlängerten Aufenthalt in der Krankenstation gesorgt aber immerhin nicht tödlich geendet hatten.
Es schauderte den Mediziner immer noch, wenn er daran zurückdachte, dass sie das Leben einer jungen Wissenschaftlerin und des tapferen Offiziers verloren hatten, der ihm den explosiven Tumor an diesem Tag abgenommen und somit in unmittelbarer Nähe zu dem Detonationsherd gestanden hatte. Die Schutzkleidung des Mannes, so gut sie auch war, hatte sein Leben leider nicht retten können... Und dann waren da noch die diversen Verletzten nach der ersten Explosion unweit von einem der Hauptkorridore nahe der Kantine. Und all das geschah dank einem Experiment der Antiker, die offenbar nicht davor zurückschreckten Menschen als "lebende Bomben" gegen die Wraith einsetzen zu wollen.
Der Schotte konnte es drehen und wenden, wie er wollte, ein solches Vorgehen war mit seinen eigenen moralischen Grundsätzen absolut nicht vereinbar und mit nichts zu entschuldigen. Nicht einmal mit dem Kampf gegen die Wraith.

Carson behielt aufmerksam die Sensordaten zur aktuellen Flugbahn im Auge und registrierte parallel die vertraute Stimme von Janet Fraiser. Aus seiner Sicht gab es nur zwei mögliche Gründe, um ihn sobald als möglich auf die Krankenstation zu zitieren. Entweder wollte Janet ihn nach diesem Flug sofort ausführlich durchchecken und die folgenden Stunden engmaschig überwachen, um jegliche Form von Nachwirkungen seiner Arbeit hier in diesem Stuhl auszuschließen oder, sollte doch etwas passieren, zumindest direkt eingreifen zu können.
Oder aber es ging um den Zustand von Colonel Sheppard. Es war erleichternd gewesen von Darien zu hören, dass Sheppard wieder selbstständig geatmet hatte, als man ihn zur Krankenstation brachte. Allerdings war das leider keine Garantie dafür, dass es keine weiteren Komplikationen gab. Carson hatte bereits während John die Stadt noch gesteuert hatte mit Medikamenten eingreifen müssen, um den Kreislauf des Offiziers zu stabilisieren. Und er erinnerte sich sehr gut an die Darstellung seiner Hirnströme, die mehr als nur beunruhigend gewesen waren. Er fürchtete daher, dass derzeit noch alles passieren konnte und der junge Mann alles andere als über den Berg war.
Aber egal welcher Grund Dr. Fraiser zu dieser Bitte veranlasste, der Mediziner hatte nicht die Absicht länger als unbedingt notwendig in diesem Stuhl zu sitzen. Ganz im Gegenteil. Er sehnte sich danach die Bedienung der Stadtsysteme wieder vollständig in die Hände fähiger Leute wie Lieutenant Nelson und Radek Zelenka zu geben. Als von Elizabeth schließlich der Auftrag erging die Landung trotz der Einflussnahme dieses „Leitstrahls“ fortzusetzen, zögerte er keine Sekunde.

Sofort ließ sich Carson erneut tiefer in die Systeme gleiten. Die Stadt hatte bereits Vorkehrungen getroffen und die Gott sei Dank recht einfach gehaltenen Checkliste aufgerufen, die von Rodney für solche Fälle erarbeitet worden war. Und mit der er auch mehrfach im Rahmen seiner Übungen in diesem Stuhl von dem Physiker getriezt worden war. Rodney war überzeugt davon gewesen, ihm bestimmte Dinge einbläuen zu müssen, schließlich wisse man nie was noch auf sie zukäme. Carson tat es nicht gern, aber nach den aktuellen Erlebnissen würde er gegenüber seinem Freund wohl zugeben müssen, dass er Recht gehabt hatte. Auch wenn das hieß, dass er in den kommenden Tagen, Wochen und vielleicht sogar Monaten, immer wieder von Rodney in Erwartung eines erneuten Lobs bzw. einer erneuten Anerkennung seiner Leistung und Voraussicht an dieses Thema erinnert werden würde.
Obwohl ihre Reise noch nicht vollends abgeschlossen war, schlich sich der Ansatz eines leichten Lächelns auf das Gesicht des Arztes. Gewissenhaft arbeitete er sich durch all die Dinge, die die Checkliste vorsah, und überprüfte dabei jede Reaktion der Stadt. Die stetige Reduktion ihrer Geschwindigkeit, die für die Landung erforderliche Neuausrichtung der Stadt (immerhin wollten sie nicht seitlich auf dem Wasser aufklatschen) und alles was sonst noch an Arbeitsschritten vorgesehen war, ließen sich ohne die kleinsten Probleme umsetzen. Ganz im Gegenteil, Atlantnis schien aktiv mitzuarbeiten oder aber der Leitstrahl war der Grund dafür, dass die Prozesse der Landung herrlich synchronisiert abliefen. Vielleicht auch eine Kombination aus beidem.

Carson war so sehr in seine Arbeit vertieft, dass die Minuten verstrichen ohne dass er es wirklich wahrnahm. Kurzzeitig nahmen die Vibrationen der Stadt erneut zu bis es schließlich einen finalen Ruck gab, als Altantis auf den sanften Wellen der Bucht aufsetzte. Carson fühlte regelrecht, wie das Wasser unter ihnen kurzzeitig von ihrem Schild verdrängt wurde und an diesem empor spritze. In Sekundenbruchteilen erfolgte eine Anpassung der Schildausprägung an der Unterseite der Stadt und der Rumpf schwamm nun endgültig auf dem sich wogenden Wasser, während der Schild weiterhin die in den Himmel ragenden Gebäude schützend umspannte.

Der Schotte atmete erleichtert aus und schlug die Augen auf, während er sich nun gedanklich aus den Schiffssystemen löste. Die weitere Steuerung der Schilde und Schiffssysteme konnte nun problemlos manuell von den vielen über die Stadt verteilten Konsolen erfolgen. Der Kontrollstuhl richtete sich unter seinem Körper wieder in eine sitzende Position auf und Carson aktivierte nebenher sein Funkgerät.


„Beckett an Kontrollraum, die Landung ist abgeschlossen. Der Andockvorgang dürfte noch laufen, aber dieser sollte von euch überwacht werden können. Ich erbitte Erlaubnis mich zur Krankenstation begeben zu dürfen.“

Nachdem Carson ausgesprochen hatte, blickte er sich im Raum um und warf sowohl der jungen Lieutenant als auch dem Sanitäter einen aufmunterndes Lächeln zu.

„Sieht aus, als hätten wir es tatsächlich geschafft. Was für ein Ritt.“

Der Blick des Arztes ging dann zielgerichtet zu dem Sanitäter: „Und keine Sorge, ich fühle mich gut. Mein Körper ist definitiv fernab von einem Kreislaufstillstand, wenn auch etwas ausgelaugt…“
Genau in diesem Augenblick fing der Magen des Schotten lautstark an zu knurren.
„…und hungrig. Und Müde wohl auch… Ich frage mich, ob hier irgendwer überhaupt noch einen Überblick darüber hat, wie viele Stunden wir wach waren und welches Datum wir haben.“

Carson stieß sich mit den Handflächen von den Armlehnen ab und kam auf die Füße. Seine Beine fühlten sich einen kurzen Augenblick etwas wackelig an, ob vom Sitzen oder einfach dem Wissen, dass sie nun wieder Wasser unter ihren Füßen hatten, wusste er nicht. Aber nach ein, zwei Schritten und ein wenig begleitenden Bewegungen seiner Arme, war das Gefühl verschwunden. Sobald er die Freigabe von Elizabeth bekam, würde er sich auf den Weg zu Krankenstation machen, weshalb Carson schon mal seinen vorhin in der Hektik abgestreiften Kittel vom Boden aufhob und sich überzogen.
“We are going to fight. We are going to be hurt. And in the end, we will stand.”
― "Roland Deschain" aus Stephen King, "The Drawing of the Three"
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Sandra Nelson
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Beitrag von Sandra Nelson » 17.07.2024, 03:06

Sie hatten es geschafft. Sie hatten es wirklich geschafft! Sandy konnte es fast nicht glauben, aber endlich hatten sie wieder festen Boden oder besser gesagt, Ozean unter sich. Die Vibrationen waren am Ende ihres Fluges zwar noch einmal stärker geworden und der Ruck, als Atlantis auf dem Wasser gelandet war, hatte sie fast aus dem Gleichgewicht gebracht, aber es gelang ihr stehen zu bleiben. Glücklicherweise hatten sie die Trägheitsdämpfer andernfalls wäre die Landung wahrscheinlich deutlich rauer oder zumindest viel schwerer für ihren Piloten gewesen. Aber sie waren gelandet und das war das einzige, das im Moment zählte. Sie hatten diesen Höllenritt überlebt, obwohl es einige Male so ausgesehen hatte, als wären sie zwar dem Gammablitz entkommen, aber würden von irgendeiner anderen verrückten Laune des Universums vernichtet werden.

Erstaunt blickte Sandy auf, als sie merkte, dass Darien neben sie getreten war und ihr die Hand auf die Schulter gelegt hatte. Er grinste über beide Wangen und sie konnte es ihm nicht verdenken. Dieser Flug hatte ihnen allen sehr viel abverlangt und nun fühlte es sich zumindest für Sandy so an, als wäre ihr eine gigantische Last von den Schultern gefallen.

Als Doktor Beckett sich aus der Pilotentrance löste und dem Kontrollraum mitteilte, dass die Landung abgeschlossen war, gab es für Sandy endgültig kein Halten mehr. Obwohl sie sonst eigentlich niemand war, der aus sich herausging, spielte sie für einen Augenblick sogar mit dem Gedanken den Chefarzt der Expedition zu umarmen, doch im Endeffekt entschied sie sich doch dafür ihm einfach nur zu applaudieren.

“Das haben Sie großartig gemacht.”, jubelte sie ihm zu und schließlich stimmte auch Darien in ihren Applaus ein, obwohl ihm deutlich anzusehen war, dass er sich Gedanken, um den Gesundheitszustand des Chefarztes machte.

Da Darien erst mit Doktor Fraiser in den Kontrollstuhlraum gekommen war, wusste er nicht, dass es schon vorher sehr schlecht um Colonel Sheppard bestellt gewesen war und man ihm die Belastung deutlich angesehen hatte. Auch wenn sein Zusammenbruch erschreckend gewesen war, im Nachhinein war es kein Wunder gewesen, dass er irgendwann nicht mehr in der Lage gewesen war, die Stadt zu steuern. Aber bei Doktor Beckett konnte sie keine der Anzeichen für eine Überanstrengung erkennen. Daher glaubte sie ihm auch sofort, als er behauptete, dass es ihm gut ging. Müde waren sie wahrscheinlich alle und Sandy musste zugeben, dass sie ebenfalls hungrig war. Die Zeit hatte sie dagegen vollkommen aus den Augen verloren. Ein Blick auf ihre Uhr zeigte ihr dann jedoch, dass sie gar nicht so lang unterwegs gewesen waren, wie es ihr vorgekommen war. Besonders die Zeit in der Subraumblase hatte sich wie eine Ewigkeit angefühlt und auch die Landung hatte sich gefühlt stark in die Länge gezogen. Ganz zu schweigen von dem Zeitraum, in dem Doktor Fraiser um das Leben von Colonel Sheppard gekämpft hatte.

“Wir sind ca. 18 Stunden unterwegs gewesen. Auf Lantea wäre es nun Mitternacht.”, sagte Sandy und sah dann noch einmal auf die Uhr. Sie waren sechs Stunden länger unterwegs gewesen als geplant und dabei hatte niemand von ihnen mehr daran gedacht, was heute Abend auf Lantea geschehen würde. Nun war Atlantis ehemaliger Heimatplanet schon seit etwas mehr als vier Stunden fort. Traurig ließ Sandy den Kopf hängen. Sie war noch nicht lange auf Atlantis gewesen und hatte noch nicht einmal das Festland von Lantea besucht, aber der Gedanke an all das, was der Gammablitz nun zerstört hatte, war furchtbar.

“Lantea ist inzwischen wahrscheinlich nur noch ein toter Steinplanet. Alle Lebewesen, die auf dem Planeten zurückgeblieben sind, sind tot.” Sandy musste besonders an die Wale denken. Laut den Berichten hatten sie deutlich gezeigt, dass sie mindestens so intelligent wie die Wale auf der Erde waren und nun war diese wunderbare Spezies fort. Und dann kam ihr noch etwas anderes in den Sinn. Sandy blickte rasch auf den Bildschirm ihrer Konsole und dann wieder zu Doktor Beckett.

“Wir können jedoch nicht mit absoluter Sicherheit sagen, dass wir uns tatsächlich zu einem Zeitpunkt 18 Stunden nach unserem Start befinden. Die Subraumblase hat außerhalb unserer Raumzeit gelegen und es ist nicht auszuschließen, dass wir zu einem vollkommen anderen Zeitpunkt wieder in den normalen Raum eingetreten sind. Es ist durchaus möglich, dass wir bei dem Flug durch das Wurmloch nicht nur durch den Raum sondern auch durch die Zeit gereist sind. Wir könnten uns in der Zukunft aber auch in der Vergangenheit befinden. Um hierzu genauere Aussagen zu treffen, sind umfangreiche Scans und Berechnungen notwendig.”, erklärte Sandy und musste schlucken.

Eine Reise in die Vergangenheit könnte ihnen vielleicht sogar hilfreich sein, wenn sie irgendwann auf die Erde zurückkehren und den Kampf gegen die Ori aufnehmen würden. Sollten sie aber in die Zukunft gereist sein, dann hätten sie den Ori wertvolle Zeit geschenkt und Sandy wollte sich nicht ausmalen, wie die Ori diese Zeit genutzt haben mochten. Aber noch wussten sie weder das eine noch das andere mit Sicherheit. Wichtig war nur, dass sie lebten und die Expedition weitergehen konnte.

“Möchten Sie vielleicht einen Energieriegel?”, fragte Sandy schließlich und zog den Riegel aus ihrer Tasche. Noch hatte Doktor Weir ihnen nicht die Erlaubnis erteilt ihren Posten hier im Kontrollstuhlraum verlassen zu dürfen, also konnten sie durchaus auch das beste daraus machen und zumindest eine Kleinigkeit essen, bevor Doktor Beckett auf der Krankenstation benötigt wurde und sie sich wahrscheinlich in den Kontrollraum begeben würde.

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Carson Beckett
Chefarzt Atlantis
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Beitrag von Carson Beckett » 21.12.2024, 19:55

Carson bewegte etwas die Schultern und den Nacken, worauf das eine oder andere erleichternde Knacken zu hören war. Nachdem er sich wieder sicher auf den Beinen fühlte, spürte er nun auch, wie sich die Anspannung in seinen Schultern löste. Tja, manchmal beneidete er Menschen wie John Sheppard und General O’Neill, es war für ihn ein absolutes Rätsel wie diese Personen nicht nur mit einem gewissen Grad der Entspannung sondern auch Freude oder Gelassenheit solche monströsen Raumschiffe durch das All steuern konnten. Aber gut, er war schließlich kein Pilot. Vielleicht sähe es anders aus, wenn er sich nicht für die Medizin entschieden hätte. Allerdings waren Einsätze in Krisengebieten nie wirklich reizvoll gewesen, es sei denn es ging um humanitäre Arbeiten um die Not der zivilen Bevölkerung zu verringern.
Als die junge Lieutenant plötzlich anfing zu applaudieren und ihn zu loben, hob der Arzt beschwichtigend die Hände. Es war ihm etwas unangenehm ein solches Lob zu erhalten. Wäre nicht ausgerechnet er eine der wenigen Personen mit einer starken Ausprägung des Antikergens, die für den reibungslosen Betrieb des Stuhles erforderlich war, hätte es sicher bessere Piloten gegeben.


„Danke, Lieutenant, aber nun wirklich nicht ohne einiges an Vorarbeit und Hilfe.“, erwiderte Carson und sah die junge Frau dabei aufrichtig an. Sie selbst hatte auch ihren Teil zum Erfolg dieser Reise beigetragen.
Als Lieutenant Nelson ihm dann nach einem Blick auf ihre Uhr mitteilte, dass die Reise 18 Stunden gedauert hatte, blickte Carson mit hoch gezogenen Augenbrauen zu der jungen Offizierin. Das war ihm alles irgendwie länger vorgekommen. Vielleicht weil er für seinen eigenen Geschmack viel zu lange neben Sheppard gestanden und beobachtet hatte, wie sich dessen Zustand verschlechterte, ohne dass er direkt eingreifen konnte. Zumindest nicht ohne John aus diesem Stuhl zu holen. Und er war sich absolut sicher, dass er es selbst nicht geschafft hätte Atlantis aus dieser Subraumblase hinaus zu steuern.
Tja 18 Stunden. Mit anderen Worten Lantea war mitsamt all seiner tierischen und pflanzlichen Bewohner inzwischen zerstört worden. Dieser Gedanke weckte einen Anflug von Melancholie in dem Mediziner. Sie waren zwar erst ein paar Jahre in der Pegasus-Galaxie aber irgendwie hatte es sich auf Lantea trotzdem irgendwie wie zuhause angefühlt. Den klaren Sternenhimmel, mit den so völlig anderen Sternenbildern als auf der Erde und das endlose, sie umgebende Meer würde er definitiv vermissen. Andererseits hatte er ja bereits die Sensordaten von Atlantis zu ihrem neuen Aufenthaltsort zu sehen bekommen und war sich daher sicher, dass sie auch hier auf dieser neuen Welt der eine oder andere atemberaubende Ausblick auf den Balkonen erwarten würde.

Carsons Magen meldete sich erneut mit einem leichten Grummeln und der Arzt fuhr sich mit einer Hand über die noch etwas schweren Augenlider. Die Müdigkeit, die er nun verspürte, war natürlich nicht nur auf den zurückliegenden Flug zurückzuführen, sondern ebenso auch auf die letzten stressigen Tage auf Lantea. Alleine die ganzen Arbeiten, die im Vorfeld zum Start der Stadt, umgesetzt werden mussten, um zu verhindern, dass Bestandteile ihrer Ausrüstung unterwegs beschädigt werden konnten…
Das vor der Ankunft der Rapiditas vorherrschende Bangen hinsichtlich der Frage, ob sie überhaupt in der Lage sein würden mit Atlantis abzuheben, war absolut kräftezehrend gewesen. Eine ganze Weile hatte es mehr danach ausgesehen, dass sie die Stadt evakuieren mussten und für diesen Fall waren er und sein Team natürlich sehr bemüht darum gewesen, so viele Dinge wie möglich mitzunehmen, um auch außerhalb dieser schützenden Mauern die medizinische Versorgung der Expeditionsteilnehmer zu gewährleisten. Und auch um Dinge zu haben, die man gegebenenfalls im Tausch anderen Welten anbieten konnte, denn auf irgendeine Form des sicheren Hafens wären sie angewiesen gewesen…
Gott sei Dank war das letztendlich doch nicht der Fall gewesen. Und Carson wusste, dass er sobald die noch notwendigen Versorgungen von Verletzten abgeschlossen waren, wie ein Stein in sein Bett fallen würde. Und mit etwas Glück konnte er vorab irgendwo ein MRE abstauben um etwas in seinen Magen zu bekommen. Welche Sorte war ihm dabei reichlich egal.

Beckett entging nicht der traurige Unterton in den folgenden Worten der jungen Frau hinsichtlich der Geschehnisse auf Lantea. So wie ihm ging es wohl den meisten Menschen, die das Glück gehabt haben den Planeten ein wenig kennenzulernen. Er wollte sich Sandy gerade nähern um ihr aufmunternd eine Hand auf die Schulter zu legen und suchte ergänzend nach den richtigen Worten in seinem Kopf, als die Offizierin weiter sprach und von den noch bestehenden Ungewissheiten berichtete, allerdings nicht hinsichtlich des üblichen „Wo“ sondern eher „Wann“. Carson war absolut kein Freund von Zeitreisen und hatte nicht umsonst seinen Abschluss in Medizin statt in Physik. Es bereitete ihm schon beinahe Kopfschmerzen darüber nachzudenken, was es bedeuten konnte, wenn sie tatsächlich in der Vergangenheit oder Zukunft gelandet waren. Wäre es bei ersterem nachher möglich, dass er sich irgendwann selbst auf einem anderen Planeten über den Weg lief? Oh, er hoffte inständig dass die Physiker an Board zu diesen Fragen zeitnah eine Lösung finden würden.


„Das ist nicht gerade ein beruhigender Hinweis… Fernab von jeglicher Faszination, die das Thema Zeitreisen grundsätzlich bei Menschen hervorzurufen scheint, fürchte ich, dass sowohl das eine als auch andere überwiegend mit Problemen für uns verbunden sein dürfte.“

Was bedeutete es wohl hinsichtlich der Wraith Population in der Galaxis, sollten sie ernsthaft in die Zukunft gereist sein? Nein, daran wollte er jetzt definitiv nicht denken. Sollte Themen sollten angefasst werden, wenn man sich sicher war. Und jetzt gerade gab es dringendere Anliegen, wie beispielsweise die medizinische Versorgung von allen Personen, die ihm Rahmen des Fluges möglicherweise verletzt worden waren. Sei es durch Stürze aufgrund der Erschütterungen oder umfallender Ausrüstung und so weiter. Das war definitiv seine Hauptpriorität für die nächsten Stunden. Und er hoffte inständig, dass sie keine Verluste zu beklagen hatten.

Lieutenant Nelson hielt Carson einen Energieriegel entgegen, der prompt ein Lächeln auf das Gesicht des Schotten zauberte. Er bedankte sich und nahm den Riegel entgegen, doch noch ehe er die Verpackung vollständig geöffnet hatte, ertönte die Stimme von Elizabeth Weir aus seinem Funkgerät:
„Natürlich Carson. Gehen sie ruhig, alles weitere werden wir hier überwachen. Und vielen Dank. Sie haben alles großartig gemacht.“
Carson betätigte sofort das Mikrofon an seinem Ohrhörer, um zu antworten:


„Danke, Elizabeth! Ich bin unterwegs.“
Nachdem das gesagt war, hielt Carson kurz den halb ausgepackten Riegel hoch und sah Lieutenant Nelson erneut dankbar an.

„Vielen Dank, Lieutenant! Wir sehen uns später, denken Sie daran sobald sich alles beruhig hat auch zu einem Routine-Checkup auf die Krankenstation zu kommen. Wir wissen nicht, was uns auf dieser Welt an heimischen Erregern erwartet oder wie sich Dinge, die wir einschleppen, entwickeln könnten. Daher sollten wir vorerst besonders vorsichtig sein!“

Bevor Carson sich in Bewegung setzte, sah er auch noch zu dem Sanitäter.
„Darien, Sie haben wahrscheinlich den besseren Überblick was wo los ist. Ich überlasse es ihnen mit mir zur Krankenstation zu kommen oder anderswo nach dem Rechten sehen. Aber danke für das stets wachsame Auge!“

Nach diesen Worten verabschiedete sich der Arzt mit einem kurzen Winken der linken Hand und setzte sich in Bewegung. Während er durch die Tür des Kontrollstuhlraumes auf den Flur hinaus trat, nahm er den ersten Biss des wunderbar nach Schokolade und Cranberry schmeckenden Energieriegels.

Tbc: Zeitsprung/Atlantis
“We are going to fight. We are going to be hurt. And in the end, we will stand.”
― "Roland Deschain" aus Stephen King, "The Drawing of the Three"
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