Air Force Akademie

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Tobias Wilson
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Beitrag von Tobias Wilson » 22.02.2021, 21:44

Während Jack sich den Lagerraum vornahm, war Tobias mit zwei kleinen Sprüngen auf dem linken Bein noch näher an die Wand heran gekommen, an der er sich zuvor bereits mit dem linken Arm abgestützt hatte. Er drehte sich so, dass die Wand in seinem Rücken lag und er sich gegen diese lehnen konnte. Sein Gewicht trug ausschließlich das linke Bein. Den rechten Fuß hatte er nur locker aufgestellt und die Ferse etwas erhöht gegen die Wand gestützt. Diese Position empfand er momentan als recht angenehm.
Während sein neunzehnjähriger Begleiter in den Lagerraum hinein trat und diesen durchsuchte, hatte Tobias sich noch einen Moment aufmerksam seiner eigenen Umgebung angenommen. Er sah sich immer wieder um und lauschte. Aber er konnte weder etwas sehen noch hören, was darauf hindeutete, dass sie nicht alleine hier waren. An gewöhnlichen Tagen wurde dieser Bereich meistens erst ab dem späten Nachmittag durch die Kadetten genutzt. Es wunderte ihn daher nicht, dass sie bisher auf keine Menschenseele getroffen waren. Auch im Falle einer Notsituation waren diese Räume hier sicher nicht die erste Anlaufstelle. Sie waren also vermutlich ernsthaft alleine hier.

Nach einem weiteren Moment des Abwartens lehnte der junge Offizier seinen Hinterkopf gegen die kühle Wand in seinem Rücken und schloss die Augen. Die Luft war sommerlich warm, aber nicht mehr ganz so stickig. Das lag vermutlich daran, dass es hier weniger Schäden am Gebäude gab und somit auch weniger Dreck und Staub in der Luft lagen. Die angenehm temperierte Wand hatte einen entspannenden Effekt auf seine strapazierten Rückenmuskeln.

Der junge Offizier nutzte die Verschnaufpause um sich erneut einen Moment auf sich selbst zu konzentrieren. Er fühlte sich besser, jetzt wo er endlich wieder auf den Beinen war. Es machte einen gewaltigen Unterschied endlich wieder in der Lage zu sein sich zu bewegen. Auch wenn er noch mit einigen Handicaps zu kämpfen hatte.
Immerhin sorgten die Bewegung und körperliche Anstrengung dafür, dass die kleineren Wehwehchen, wie die diversen Prellungen, in den Hintergrund seiner Wahrnehmung rückten. Schmerztechnisch nahm er aktuell hauptsächlich seine Rippen und den rechten Oberschenkel wahr.

Tobias öffnete die Augen wieder und neigte seinen Kopf, um in Richtung der Tür zu blicken, in der Jack verschwunden war. Nebenher fuhr er sich mit der Zunge über die Lippen. Sie waren trocken und er schmeckte Zementstaub auf ihnen. Zu einem Schluck Wasser würde er jetzt echt nicht nein sagen.

Wie auf Kommando erkannte er Jacks Kopf am Türrahmen. Er konnte immer noch nicht fassen, dass dieser Neunzehnjährige so routiniert all die Bewegungsabläufe durchführte, die er selbst innerhalb der letzten 4 Jahre trainiert hatte. Es beunruhigte ihn weiterhin, dass Jack nicht durchblicken ließ, woher seine Kenntnisse diesbezüglich stammten. Aber er sah ein, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für eine Diskussion war.

Als Jack auf ihn zukam, teilte er ihm mit gedämpfter Stimme mit, dass sie nicht alleine in diesem Gebäude waren und vermutlich nicht auf Freundlichkeiten hoffen brauchten. Tobias Augen wanderten kurz zur Tür zurück. Er würde gerne selbst sehen, was Jack gesehen hatte. Einfach um sicher zu sein. Aber so wenig graziös wie er sich momentan bewegen konnte, war das ein zu großes Risiko. Wenn er sich entdecken ließ, verriet er ihre Position.

Tobias griff nach der Wasserflasche von Jack und leerte sie in wenigen Zügen, während er über die Frage des jungen Mannes nachdachte.
Der Innenhof schied als Option aus, da Jack nur durch die Fensterfront dort ihre „Besucher“ gesehen haben konnte. Sie wollten wem auch immer sicherlich nicht in die Hände laufen. Hier befanden sie aktuell zwischen zwei Treppenhäusern auf dieser Gebäudeseite. An einem davon waren sie eben bereits vorbei gekommen und der Weg dorthin zurück war überschaubar. Das Treppenhaus war allerdings unnatürlich dunkel gewesen. Es besaß keine Glasfront oder Fenster, wie auf der gegenüberliegenden Gebäudeseite, da es in einen Hang hinein gebaut worden war. Das gleiche galt für die weiteren Treppenhäuser auf dieser Seite. Ohne Lichtquelle waren sie alle nicht angenehm zu passieren. Dummerweise funktionierte nicht einmal die Beleuchtung der Notausgangschilder. Erst ab dem dritten Obergeschoss gab es Fenster beziehungsweise ab dort war das Treppenhaus nach zwei Seiten ein Glaskasten und bot daher keine Versteckmöglichkeiten und Deckung.

Tobias setzte die Wasserflasche ab und drückte sie aus Gewohnheit mit der Hand zusammen, ehe er sie entsprechend Jacks Aufforderung fallen ließ.


„Es gibt zwei Treppenhäuser in unserer Nähe. Das hinter uns dürfte das Nächste sein. Aber in beiden gibt es hier unten keine Fenster, sprich es wird stockdunkel sein. Wenn wir ins dritte Obergeschoss kommen, sind die beiden Außenwände fast vollständig aus Glas. Unterhalb von Ebene 4 können wir entweder in östliche oder westliche Richtung weiter durchs Gebäude gehen oder natürlich den Weg zurück, den wir hergekommen sind, aber ich nehme mal an, dass das keine gute Idee ist. Die Vandenberg Hall ist ziemlich lang. Das Gebäude der Länge nach zu durchqueren, egal in welche Richtung wir starten, wäre daher kein schneller Weg hier raus. Es gibt noch mehrere Zugänge zu den Innenhöfen, allerdings sind die sehr ordentlich angelegt und bieten nicht wirklich Deckung. Wir wären praktisch auf dem Präsentierteller“, erklärte Tobias nach und nach seine Gedanken.
„Wenn wir hier hinten nach oben gehen, gibt es auf Ebene 4 den Ausgang zum Zentralplatz vor dem Gebäude. Rechtsseitig der Tür sind einige Büsche und Bäume angepflanzt. Der Platz selbst ist weitläufig und es gibt nichts, was uns ordentlich Deckung liefern kann. Aber von dem Ausgang aus sind es nur ein paar Meter zur Rampe, über die wir runter auf den Fairchild Drive kommen würden.“

Für Tobias selbst machte es am meisten Sinn tatsächlich das Treppenhaus zu nehmen und von oben die Rampe Richtung Fairchild Dr zu nutzen, wenn sie nicht die Option hatten zurück zu gehen und das Gebäude direkt hier unten zu verlassen. Er war grundsätzlich bereit aufzubrechen, sobald Jack ihm wieder seine Schulter als Stütze anbot.

„Was genau hast du gesehen?“, stellte er allerdings noch eine für ihn wichtige Frage. Er musste schließlich ebenfalls wissen, was los war und mit wem sie es zu tun hatten. Die Antwort hörte er sich auch wenn nötig im Laufen an, hauptsache er bekam überhaupt eine.
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Jack O'Neill (Klon)
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Beitrag von Jack O'Neill (Klon) » 26.02.2021, 22:14

Jack folgte aufmerksam der Schilderung des jungen Second Lieutenant, die zu den richtigen Punkten so ausführlich ausfielen, wie er es erwartet hatte. Das Studium und die militärische Ausbildung an dieser Akademie hatten sich ausgezahlt. In diesem Moment musste der Klon feststellen, dass er es irgendwie als angenehm empfand, hier zu sein, einen Offizier an seiner Seite zu haben und endlich wieder das zu tun, was in seinen Erinnerungen über Jahrzehnte sein Lebensinhalt gewesen war. Wäre der Situation insgesamt nicht so ernst, würde er das hier glatt genießen. Aber leider war der Anlass alles andere als erfreulich und der Umstand, dass sein Partner hier einiges an Verletzungen mit sich rumschleppte, war auch nichts, was er sich gewünscht hätte. Gerade deswegen war es ihm so wichtig Tobias hier rauszubringen und für eine ordentliche medizinische Versorgung dieses Jungen zu sorgen.

„Dunkelheit ist nicht unbedingt ideal, aber immerhin sieht man uns genauso wenig wie wir andere", begann Jack und ergänzte gedanklich, dass er inständig hoffte, dass diese Mittelalterhelme nicht mit Nachsichtfunktion ausgestattet waren.

"Das bedeutet allerdings, dass wir zusehen müssen, nicht zu viele Geräusche zu verursachen“, Jacks Blick fiel auf Tobias rechtes Bein. Weniger Geräusche verursachen bedeutete im Umkehrschluss, dass der Junge sein verletztes Bein mehr belasten musste, um flüssiger zu Laufen. Immerhin gab es im Treppenhaus wahrscheinlich ein Geländer, an dem er sich unterstützend entlanghangeln konnte. Und er selbst hatte dadurch hoffentlich die Möglichkeit mit der Pistole im Anschlag vorzugehen und die Folgeebene auszukundschaften.

„Dann nichts wie los“, hing Jack an und bot dem 21jährigen dabei erneut seine linke Schulter als Stütze an.

Die Personen, die er eben gesehen hatte, waren nicht durch die Zimmer gehastet, sondern eher langsam und gründlich vorgegangen, aber dennoch sollten sie hier nicht zu viel Zeit verschwenden. Noch hatten sie einen guten Abstand zu diesen Kerlen. Es blieb nur zu hoffen, dass auf dieser Seite nicht parallel auch noch ein paar Helmträger unterwegs waren. Aber selbst wenn änderte das nichts an ihrem Vorgehen. Sich irgendwo einschließen und auf Unterstützung warten, war nun mal in dieser Situation keine Option. Oder zumindest keine sinnvolle, wenn sie langfristig am Leben bleiben wollten. Also blieb ihnen nur vorwärts zu gehen und das Beste aus dem zu machen, was als nächstes auf sie zukam.

Nachdem Tobias sich wieder auf seiner Schulter abgestützt hatte, lief Jack direkt los in Richtung des angesprochenen Treppenhauses. Natürlich war ihm bewusst, dass er noch ein paar Infos zu den potentiell feindlichen Personen rausrücken musste. Das war nur gar nicht so einfach, wenn man diese ganze Alien Thematik erstmal außen vor lassen wollte...


„Acht Personen, verteilt auf Erdgeschoss und 1. Obergeschoss auf der gegenüberliegenden Gebäudeseite. Ich konnte sie erkennen, weil die Außenfassade des Gebäudes dort schwer beschädigt ist bzw. schlicht und einfach fehlt. Sie tragen weder Air Force Blau noch gängige Tarnkleidung sondern… naja irgendwas Rüstungsähnliches. Ist schwer zu beschreiben, aber sieht auf jeden Fall nicht amerikanisch aus“, versuchte Jack sein Glück mit einer Antwort.
Er hoffte, dass keine weiteren Nachfragen zum Thema der Rüstungen kamen, aber passenderweise lag das Treppenhaus nun direkt vor ihnen. Er zweifelte nicht daran, dass Tobias so bewusst war wie ihm selbst, dass sie ihre Kommunikation nun auf das absolut Notwendigste beschränken mussten. Auch militärische Handzeichen fielen in der Dunkelheit als Option leider weg.


„Okay, ich gehe am besten vor. Packst du es am Geländer alleine die Stufen rauf?“

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Tobias Wilson
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Beitrag von Tobias Wilson » 27.02.2021, 21:55

Natürlich hatte Tobias nicht gezögert die angebotene Unterstützung anzunehmen und sich daher erneut auf der Schulter des Neunzehnjährigen abgestützt. Während Jack loslief und das Tempo vorgab, bemühte sich der Second Lieutenant mit gleicher Geschwindigkeit neben ihm her zu humpeln. Dabei setzte er jedes Mal vorsichtig den Vorderfuß des rechten Beines auf und achtete darauf das Bein auf keinen Fall durchzustrecken, sondern sein Gewicht hauptsächlich auf Jacks Schulter zu stützten, während er mit dem linken Fuß den nächsten Schritt tat.
Trotz seiner Bemühungen und Vorsicht wurde jeder einzelne Schritt von einem schmerzhaften Stechen in seinem Oberschenkel begleitet. Aber dennoch versuchte Tobias nichts an seinem Bewegungsablauf zu ändern. Er wollte weder noch mehr Gewicht auf seinen Begleiter abwälzen noch ihre Geschwindigkeit reduzieren. Nicht, solange er nicht wusste, was um sie herum geschah. Er bewegte sich daher einfach stur weiter vorwärts in Richtung des Treppenhauses, dass er Jack empfohlen hatte, und ignorierte den Schmerz.

Der Braunhaarige war beinahe überrascht, als Jack etwas verspätet zu seiner Schilderung ansetzte. Acht Personen… das war schon mal eine Hausnummer, wenn man bedachte, dass sie hier zu zweit waren und nur eine Pistole bei sich hatten. Ohne seine Verletzungen hätte er sich durchaus zugetraut ein paar davon im Zweikampf klein zu kriegen. Der Knackpunkt wäre nur gewesen erstmal auf Zweikampfdistanz zu kommen, falls der Gegner mit Fernkampfwaffen ausgestattet war. Doch so instabil, wie er mit seinem rechten Bein aktuell war, konnte er das eh vergessen.
Eine Verteilung der acht auf zwei Stockwerke war auch ein weiterer Alarmpunkt. Wenn diese beiden Etagen abgesucht wurden, dann sicher auch der Rest. Blieb nur die Frage, ob es sich um eine kleine Gruppe handelte, die die Flure nach und nach abklapperte, oder ob noch wesentlich mehr in diesem Gebäude unterwegs waren, die sie bisher nicht gesehen hatten.
Auch wenn Tobias immer noch keine Ahnung hatte, was hier eigentlich vor sich ging und wer die Angreifer waren, tendierte er dazu vom Worst-Case-Szenario auszugehen. Und sollte es sich wirklich um einen Islamistisch motivierten Anschlag handeln, dann bestand durchaus die Möglichkeit, dass sie es hier mit Angriffsteams zu tun hatten.

Ein Detail in Jacks Schilderung ließ den jungen Mann jedoch aufhorchen und fragend die Stirn kräuseln. Etwas Rüstungsähnliches? Was sollte das denn heißen?
Das erste Bild vor seinem inneren Auge war eine klassische Ritterrüstung, aber das war Schwachsinn. Dafür waren sie eindeutig im falschen Jahrhundert…
Erneut meldeten sich seine inneren Zweifel zurück. Entsprach das was Jack ihm sagte tatsächlich der Wahrheit? Er wusste immer noch nicht, was die Rolle des 19jährigen in diesem ganzen Szenario war. Aber er hatte weiterhin viel zu wenige Informationen, um eine neue Entscheidung zu treffen. Momentan war er auf Jack angewiesen, also würde er vorerst weiter mit ihm gehen.

Sie kamen schließlich am Treppenhaus an. Es war so düster, wie er es in Erinnerung hatte. Jack führte ihn direkt bis an die Treppe heran. Die Konturen der ersten paar Stufen waren noch ganz gut erkennbar, aber danach wurde es abenteuerlich. Tobias blinzelte einige Male in der Hoffnung, dass seine Augen sich noch etwas besser an die Dunkelheit gewöhnen würden. Aber letztendlich brauchte das menschliche Auge zumindest etwas Restlicht, um ein Bild zusammen zu fügen. Wenn er die Treppe nun weiter nach oben blickte, sah es ziemlich schlecht aus mit Restlicht…

Als Jack vorschlug vorzugehen, schnaubte Tobias kurz. Klar, das war sinnvoll. Einen Krüppel ohne eigene Waffe an vorderster Front und in der Schusslinie war keine gute Idee. Jack hatte alleine mehr Bewegungsspielraum und das war wichtig, da sie keine Ahnung von dem hatten, was sie erwartete.
Die Mundwinkel des Einundzwanzigjährigen zuckten, als er es wagte etwas mehr Gewicht auf sein rechtes Bein zu stützten. Das fühlte sich nicht gut an… Doch was blieb ihm für eine andere Wahl.
Tobias griff mit der linken Hand nach dem Geländer und verlagerte sein Gewicht vollständig auf das linke Bein, ehe er den rechten Arm von Jacks Schulter nahm und auch mit der zweiten Hand den Weg zum Treppengeländer suchte. Erst jetzt fiel im auf, dass er das Geländer auf der Außenseite genommen hatte. Das war keine gute Idee. In absoluter Dunkelheit die Seite wechseln, um im ersten Stock die Fortsetzung der Treppe zu finden, konnte nicht gut für ihn enden. Sobald Jack vorgegangen war, würde er direkt auf die Innenseite wechseln.

Tobias sah sich kurz um und beugte sich schließlich weit genug nach vorne, um mit der rechten Hand auf eine der Treppenstufen klopfen zu können. Er klopfte zweimal auf die Betonstufe. Das entstehende Geräusch war dumpf und dadurch wahrscheinlich nicht allzu weit zu hören. Er sah wieder zu Jack auf:


„Geh. Ich schaff das schon irgendwie. Klopf zweimal, wenn im ersten Stock alles klar ist. Dann folge ich dir.“
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Jack O'Neill (Klon)
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Beitrag von Jack O'Neill (Klon) » 03.03.2021, 17:29

Jack versuchte auf Tobias Schnauben hin die Mimik seines Partners zu mustern, aber aufgrund der Lichtverhältnisse hatte er absolut keine Chance. Er zweifelte nicht daran, dass es für Tobias eine Herausforderung sein würde die Treppenstufen hinauf zu kommen. Aber ebenso wenig auch, dass der junge Mann damit überfordert sein würde. Er war grundsätzlich körperlich fit, das wusste er vom Training, und hatte mehr als genug Kraft im linken Bein und den Armen, um die Verletzung auszugleichen. Er würde seinen Weg hier hoch also schon finden.

Als der Second Lieutenant sich zu den Stufen hinunter beugte, folgte Jack ihm mit den Augen. Zweimal Klopfen okay, damit konnte er Leben. Weniger auffällig als ein `Etage gesichert!´ war es definitiv.


„Geht klar. Dann wollen wir mal“, stimmte Jack zu und umschloss die Pistole in seiner Rechten nun auch wieder mit der linken Hand. Natürlich konnte er auch einhändig schießen und das nicht mal schlecht, aber die Unterstützung seiner Schusshand sorgte so noch einmal für eine deutlich höhere Treffsicherheit.
Langsam ging Jack los und nahm so leise wie es ihm möglich war die ersten Stufen. Dabei winkelte er die Knie etwas an, um seinen Schwerpunkt nach unten zu verlagern. Die Pistole hielt er mit angewinkelten Ellenbogen auf Brusthöhe vor seinem Körper. Er drehte sich leicht ein, wodurch seine rechte Schulter nach vorne zeigte und er mit der rechten Hüfte beim Laufen Kontakt zum Handlauf des Geländers hatte. Das Stabilisierte ihn und eine Änderung in der Führung des Handlaufes konnte ihm auch eine Richtungsänderung der Treppe frühzeitig anzeigen.

Bereits nach wenigen Schritten sah Jack nichts anderes als Schwärze vor sich. Wenn seine Augen ihm nichts mehr brachten, mussten halt wieder seine Ohren und die restlichen Sinne ran.
Jack ging leise weiter und lauschte jede zweite Stufe nach fremden Geräuschen, aber er konnte absolut nichts hören. Auch der Geruch veränderte sich, es roch weniger nach Beton, Staub und Dreck. Die Luft wirkte zwar auch nicht frisch, was dafür sprach, dass in den letzten Stunden wohl nicht groß gelüftet wurde, aber auch nicht alt und abgestanden. Eigentlich ein Standart-Zwischending, wie er es in so einem großen Gebäude zu dieser Jahreszeit erwarten würde.

Es dauerte nicht lange, ehe der Klon an der Krümmung des Geländers feststellte, dass er das Ende des Treppenaufganges erreicht hatte. Kurz überprüfte er die Annahme, in dem er vorsichtig einen Fuß vorschob. Aber er konnte direkt vor sich keine weitere Stufe ausmachen.
Er wusste, dass nun nach zwei Seiten Gänge abgehen mussten und blickte sich daher aufmerksam um. Auf der einen Seite konnte er nichts als Schwarz erkennen, auf der anderen war in einiger Entfernung jedoch Licht zu sehen. Nur spärlich aus zwei oder drei augenscheinlich offen stehenden Türen, aber das war schon mal besser als gar nichts. Er konnte keine Beschädigungen sehen. Vielleicht hielten sich hier sogar noch irgendwo Kadetten auf, die sich versteckten. Aber er alleine konnte leider nicht die ganze Welt retten. Er hatte jetzt bereits eine verletzte Person gefunden, für die er sich verantwortlich fühlte. Und daher war es seine erste Priorität Tobias in sichere Entfernung zu bringen.
Jack dachte an seine Hündin Yuki, die er in der Nähe in einem Waldstück zurückgelassen hatte. Wenn sie es bis zu ihr schafften, konnte Tobias sich vielleicht erstmal etwas ausruhen und er selbst konnte einen zweiten Anlauf wagen. Und vielleicht tauchten auch endlich Einsatzkräfte hier oben auf, die sie unterstützten konnten.

Jack ließ noch weitere Sekunden verstreichen, ehe er akzeptierte, dass sie wohl alleine waren. Er ging langsam in die Knie und klopfte mit der linken Faust wie abgesprochen zweimal auf die oberste Stufe. Das Geräusch war wirklich sehr dumpf und er hoffte, dass Tobias es überhaupt mitbekam. Um sicher zu gehen, entschied er sich erstmal zu warten, bis sein Partner zu ihm aufgeschlossen hatte, ehe er seinen Weg ins zweite Obergeschoss fortsetzen würde.

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Tobias Wilson
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Beitrag von Tobias Wilson » 05.03.2021, 01:54

Tobias beobachtete wie Jack langsam und kontrolliert die Treppenstufen hinauf stieg. Seine Schritte waren kaum zu hören. Der Second Lieutenant fuhr sich mit der rechten Hand über seinen staubigen und verschwitzten Nacken. Laufend würde er es auf keinen Fall schaffen auch nur annähernd so leise die Treppe hinauf zu kommen…

Der Einundzwanzigjährige betrachtete den Handlauf, an dem er sich momentan noch mit der linken Hand festhielt. Er konnte versuchen sich an diesem hoch zu ziehen. Aber er war in einer ungünstigen Höhe. Es sei denn er würde sich so drehen, dass sein Rücken zur Wand zeigte. Wenn er sich mit den Handballen auf dem Geländer aufstützte und sich alleine mit den Armen hielt, sobald er den linken Fuß vom Boden hob, war das Ganze praktisch eine Standard Trizeps-Übung… Aber wenn er das tat musste er die linke Seite des Geländers nehmen. Nur so konnte er den linken Fuß ungehindert auf die Folgestufe aufsetzen. Somit hatte sich der Wechsel auf die Innenseite der Treppe erledigt und er würde im nächsten Stockwerk zusehen müssen, wie er im Dunkeln sicher zum etwas versetzt gelegenen nächsten Treppenaufgang gelang.

Tobias kam aber noch eine andere Idee. Er beugte sich vor und stützte sich mit beiden Armen auf den Treppenstufen auf. Anschließend ging er auf das linke Knie, das rechte Bein versuchte er gestreckt zu halten. Vielleicht konnte er sozusagen auf allen vieren, beziehungsweise dreien, die Treppe hoch. Er versuchte mal eine Stufe zum Test, musste dabei aber feststellen, dass er das rechte Bein nicht gut genug halten konnte. Es einfach über die Stufen hinweg mitschleifen war nicht nur schmerzhaft, sondern auch alles andere als geräuschlos.

Der junge Mann presste die Lippen aufeinander. Es musste doch eine Technik geben, mit der er leise hier hochkam. Halb aus Frust setzte er sich mit der linken Seite seines Gesäßes auf eine der Treppenstufen. In dem Augenblick, in dem er an seinem ausgestreckten rechten Bein hinabsah, erschien der Ansatz eines Lächelns in seinen Mundwinkeln. Ihm kam da noch eine weitere Idee...

Tobias blieb mit der linken Seite seines Beckens auf der Stufe sitzen und drehte seinen Oberkörper soweit, dass er die Treppe hinaufsehen konnte. Oder hätte sehen können, wenn es weniger dunkel gewesen wäre. Mit der linken Hand stützte er sich zwei Stufen oberhalb seiner Sitzstufe ab, mit der rechten Hand direkt auf der Folgestufe. Dann nutzte er seine Arm- und Brustmuskulatur um seinen Rumpf anzuheben. Mit dem linken Bein unterstütze er die Bewegung, während er das rechte halbwegs gestreckt hielt. Es war eine Leichtigkeit seinen Allerwertesten so auf die nächste Stufe zu heben. Und er verursachte keinen unnötigen Lärm.

Kurze Zeit später hörte er bereits das zweimalige Klopfen von Jack. Er blickte noch einmal in den Gang hinaus, in dem weiterhin niemand zu sehen war, ehe er sich daran machte mit seiner Technik Stufe für Stufe die Treppe empor zu klettern.

Nach ein paar Stufen merkte er langsam die Anstrengung seiner Schulter- und Armmuskulatur, aber irgendwie tat das gut. Die Schmerzen in seinem Bein konnte er mit seiner Technik hervorragend in Schach halten, lediglich seine Rippen merkte er, allerdings auch nicht mehr so schlimm wie anfangs. Inzwischen war er sich weitestgehend sicher, dass es sich nur um eine Prellung handelte. Solange kein direkter Druck auf den Knochen lastete, war der Schmerz wesentlich schwächer.

Dem Second Lieutenant gelang es schneller als er selbst erwartet hatte die Stufen bis hinauf ins erste Obergeschoss zu überwinden. Und das erfolgreich ohne jeden im Umkreis von 100 Yard auf sich aufmerksam zu machen. Die Biegung in der Treppe war auch kein Problem gewesen. Er ertastete daher im Nu einen Turnschuh und ein dazugehöriges Bein mit dem typischen lockeren Stoff einer Sporthose.


„Weiter“, flüsterte er Jack leise zu, um ihm deutlich zu machen, dass er seinen Weg fortsetzten sollte. Er wusste in etwa wo er sich nun befinden musste und sah sich um. Insgesamt konnte man von hier aus in drei Richtungen gehen. Aber eine davon war aufgrund der Mauer, an der die Betonstufen zum nächsten Obergeschoss entlangführten, nicht einsehbar. Auch in den Gängen war es weitestgehend dunkel. Nur in einer Richtung konnte er in einiger Entfernung Licht ausmachen. Allerdings war das Licht zu weit weg und zu schwach, um das hiesige Treppenhaus mit zu erleuchten. Aber es ermöglichte ihnen zumindest einen Einblick in die Fortführung des Flures.

Obwohl Tobias inzwischen oberhalb des Treppenabsatzes saß, machte er sich nicht die Mühe aufzustehen, sondern blieb auf dem Boden sitzen. Er bewegte sich mit Hilfe seiner Arme und dem linken Fußes so weit vor, dass sein rechtes, gestrecktes Bein nicht mehr in die Stufen hinein ragte. Dann legte er es vorsichtig ab, um seiner Muskulatur eine Verschnaufpause zu geben. Es war anstrengend eine gewisse Grundspannung in dem Bein aufrecht zu erhalten. Aber zwei weitere Etagen würde er das schon noch hinbekommen.

Der Second Lieutenant bewegte sich etwas zur Seite und tastete mit einer Hand nach der Fortführung der Treppe. Es dauerte einen Moment bis er fündig wurde und seine Hand die unterste Stufe zum nächsten Stockwerk erreicht hatte. Dann wartete er erstmal geduldig auf das Signal weiter zu klettern.
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Jack O'Neill (Klon)
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Beitrag von Jack O'Neill (Klon) » 13.03.2021, 21:11

Ebenso geschmeidig wie die erste, schafften die beiden jungen Männer es auch die folgende Etage zu erreichen und ab dort sah die Welt schon wieder anders aus. Wie Tobias bereits angekündigt hatte, bestanden die Wände des Treppenhauses im dritten Stockwerk auf zwei Seiten aus Glas. Dadurch kam auch bereits Licht auf den Treppenabschnitt zwischen dem zweiten und dritten Stock, der nun als nächsten vor ihnen lag.

Jack blickte noch einmal zu dem Second Lieutenant hinunter, der neben seinen Füßen auf dem Boden saß. Durch das Licht von oben würde Tobias nun problemlos seine Handzeichen erkennen. Kurz nachdem er die zweite Etage erreicht hatte, war er der Meinung gewesen von oberhalb Schritte hören zu können. Deswegen hatte er auch etwas länger gezögert, ehe er dem verletzten Offizier das Signal gegeben hatte zu folgen. Aber letztendlich konnten sie nicht ewig hier warten, irgendwann mussten sie weiter.

Der Klon wollte nun definitiv jedes unnötige Geräusch vermeiden, daher tippte er Tobias auf die Schulter, um seine volle Aufmerksamkeit zu bekommen, und teilte ihm über militärische Handzeichen das weitere Vorgehen mit.
Er würde erneut vorgehen und die Lage checken. Allerdings würde er nicht direkt bis ganz oben durchstarten, sondern auf der Treppenmitte eine Pause einlegen, damit Tobias direkt bis dorthin aufschließen konnte. Für den Fall der Fälle, dass sie entdeckt wurden und fluchtartig in Richtung Ausgang mussten, wollte er Tobias so nah wie möglich bei sich haben. Dann wäre es auch egal was sie an Geräuschen verursachten oder nicht. Er würde Tobias auf die Beine ziehen, ihn stützen und losrennen. Aber er hoffte inständig, dass das nicht erforderlich war.
Er hatte immer noch keine Ahnung, mit wem sie es hier zu tun hatten. Aber egal ob es die Goa’Uld oder sonst wer war, wenn er eines gelernt hatte, dann das die Tyrannen der Galaxie genauso irre und sadistisch waren, wie die Exemplare in den Krisengebieten auf diesem Planeten. Und sie waren dazu technologisch noch wesentlich fortgeschrittener, was sich nicht gerade negativ auf ihre Kreativität auswirkte. Das Wichtigste war daher auf keinen Fall in ihre Hände zu geraten.
Vor Jacks innerem Auge tauchte plötzlich ein Bild eines Raumes auf, mit einer in der Luft hängenden Klinge eines Messers, welches ihm beziehungsweise seinem Original über Monate Alpträume beschert hatte. Aber er verdrängte diese Erinnerung sofort energisch. Aktuell war kein guter Zeitpunkt für so etwas. Eigentlich war sogar nie ein guter Zeitpunkt für solche Dinge, aber insbesondere nicht jetzt.

Jack begann langsam Stufe für Stufe den nächsten Treppenabschnitt empor zu steigen. Es wurde deutlich heller, insbesondere als er die Mitte der Treppe erreichte. Der junge Klon blieb stehen und lauschte erneut nach Geräuschen. Aber dieses Mal konnte er nichts hören. Er nahm noch zwei weitere Stufen und drehte seinen Rücken zur Außenwand. Er konnte über sich bereits den Beginn der Glasfront erkennen. Einerseits natürlich etwas positives, aber andererseits auch ein Risiko, da sie sich auf der Treppe schwer verstecken konnten. Sie mussten daher so schnell wie möglich durch diesen Bereich durch. Mit einem erneuten Handzeichen signalisierte er Tobias, dass er ihm folgen sollte. Er wartete geduldig, bis das geschehen war, ehe er sich die nächsten drei Stufen vornahm.

Während dem Aufstieg ging der Klon von seiner aufrechten in eine gebückte und schließlich sogar hockende Haltung über. Er wollte möglichst spät gesehen werden. Erneut wartete er bis Tobias zu ihm aufgeschlossen hatte, ehe es an die folgenden Stufen ging.
Sein Kopf war nun oberhalb des Fußbodens der dritten Etage, er konnte somit in den langen Flur blicken, der den Eingangsbereich hier oben darstellte. Auf einer Seite waren große Glasfronten, die mehr oder minder intakt waren. Er konnte außerdem das Schild eines Friseurladens und den dazugehörigen Shop-Eingang erkennen.
Gleichzeitig befand er sich nun auch auf einer Höhe, in der er durch die Glasfront des Treppenhauses nach draußen blicken konnte. Es lagen immer noch dicke Rauchschwaden in der Luft. Das Licht hatte einen rotbräunlichen Schimmer. Und das was man dort draußen sehen konnte, war alles andere als angenehm. Er rechnete damit, dass Tobias einen Moment brauchen würde, um mit diesem Anblick fertig zu werden, aber diesen Moment sollten sie sich nicht unbedingt hier ohne Deckung nehmen.

Jack spähte erneut in den Gang und durch die Fenster, er konnte nirgends eine andere Person oder irgendwelche Bewegungen ausmachen. Der Ausgang nach draußen war praktisch neben der Treppe, nicht allzu weit weg und dort hatten sie zumindest an zwei Seiten Schutz von einer Wand. Er zögerte daher nicht, sondern griff seinem Partner unter den Arm und zog ihn auf die Füße. Es waren nur noch wenige Stufen, die er nun mit Tobias auf seiner Schulter deutlich schneller überquerte. Er zog ihn direkt in Richtung des Ausgangs und stoppte, als sie an der massiven Mauer ankamen. Er lehnte seinen Rücken gegen die Wand und arbeitete sich nun langsam bis an den Ausgang vor, von dem aus man einen ungehinderten Blick auf den großen zentralen Platz zwischen den Akademiegebäuden hatte.

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Tobias Wilson
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Beitrag von Tobias Wilson » 14.03.2021, 00:52

Tobias war Jacks Anweisungen auf der Treppe präzise gefolgt. Seine Augen waren zwischendurch immer wieder in Richtung des schmalen Glassteifens gewandert, der deutlich über ihm den Übergang zum dritten Stock anzeigte. Umso näher sie dem Ausgang kamen, umso mehr beschäftigte ihn die Frage, was da draußen los war. Aber dadurch, dass er praktisch im Sitzen die Stufen empor kletterte, hatte er keinen guten Blickwinkel. Er erkannte gerade mal, dass der Himmel in ein dreckiges braun getaucht war, vermutlich von Rauchschwaden, wie er sie bereits in dem Treppenhaus gesehen hatte, in dem sie gestartet waren. Aber dort war der Rauch so dicht gewesen, dass er keine 50 Meter hatte weit schauen können. Hier konnte er das noch nicht einschätzen.

Der Second Lieutenant bemühte sich weiter darum leise zu sein, während er sich nach Jacks Vorbild die Stufen empor zog. Auch ihm war bewusst, dass sie nun einen kritischen Bereich durchqueren mussten. Daher war er nicht direkt überrascht, als Jack ihm plötzlich unter den Arm griff und ihn auf die Füße zog. Schnell stützte er sich auf der Schulter des etwas jüngeren Mannes ab und bemühte sich mit seinen Füßen hinterherzukommen. Jack gab ein ordentliches Tempo vor und Tobias geriet einen kurzen Moment ins Straucheln, als ihm das rechte Bein bei dem Versuch die nächste Stufe zu nehmen, regelrecht wegsackte. Aber dank Jacks sicherem Griff schaffte er es sich wieder zu fangen.

Gemeinsam überquerten sie den Treppenabsatz und waren auch schon in wenigen Schritten am Ausgang.

Tobias war erleichtert, als Jack dort anhielt und sich mit dem Rücken gegen die Wand lehnte. Der Second Lieutenant löste sich wieder von seinem Begleiter und gab ihm so den nötigen Spielraum um sich weiter nach vorne zu arbeiten und einen Blick nach draußen zu werfen. Er selbst nutzte die Zeit um seinen Hinterkopf gegen die Wand zu legen und einige konzentrierte Atemzüge zu nehmen. Der stechende Schmerz in seinem rechten Bein war nach dieser kurzen Belastungen bereits wieder voll in Fahrt. Was würde er jetzt für einen fahrbaren Untersatz geben… Aber unten am Fairchild Drive standen in der Regel auch einige militärische Fahrzeuge. Falls Jack zufällig wusste, wie man ein Auto kurzschließen konnte, wäre das eine Option, die er sehr begrüßen würde.

Jack kehrte schließlich die paar Schritte zu ihm zurück. Er sagte kein Wort, sondern deutete ihm lediglich mit einem Kopfnicken an, dass sie weiter sollten. Tobias stützte sich erneut auf seine linke Schulter und ließ sich nun wieder mit deutlich langsameren Schritten von dem Neunzehnjährigen zum Ausgang führen.
Er wusste wo sie sich befanden. Direkt vor ihnen lag die „Terrazzo“. Nur wenige Meter von diesem Ausgang entfernt war die Rampe, die er schon so häufig im Einheitsverband hinuntermarschiert war. Hinter dieser Rampe lag ein hübsch angelegter Bereich mit dem Titel „Air Gardens“, an dessen Enden jeweils ein Wasserbecken mit kleinen Fontänen angelegt war. Und mittig auf dem großen Platz, der von der Vandenberg Hall, der Sijan Hall, der Academy Cadet Chapel und der Fairchild Hall umrahmt wurde, befand sich eine quadratisch angelegte Wiese mit einem Jet an jeder der vier Ecken.
Das war das was er kannte und was er erwartete, als Jack mit ihm zum Ausgang ging. Doch das was er tatsächlich sah, ließ wortwörtlich seinen Atem stocken.

Tobias war vor Schreck mitten in der Bewegung erstarrt und zwang damit auch Jack zum Stehenbleiben. Was um Himmels Willen war hier geschehen?!
Er sah über die Terrazzo, hatte aber im ersten Augenblick Schwierigkeiten wirklich zu verarbeiten, was seine Augen erblicken. Das was er hier sehen konnte, erinnerte kaum noch an das Akademiegelände, auf dem er die letzten Jahre gelebt hatte. Eines wurde ihm in diesem Moment schmerzlich bewusst. Das war kein islamistischer Anschlag mit einer Handvoll Sprengsätzen gewesen… Einen solchen Zerstörungsgrad konnte nur eine großflächige Bombardierung mit Sprengkörpern oder Brandsätzen erreichen.

Tobias schluckte schwer, als sein Blick über die Fairchild Hall hinweg hinüber zur kleineren Mitchel Hall und dann weiter zur Sijan Hall wanderte.
Der, von ihrem aktuellen Standpunkt aus, vordere Bereich der Fairchild Hall schien noch halbwegs intakt zu sein. Aber weiter hinten schienen die Etagen regelrecht weggebröckelt zu sein. Immer wieder loderten Flammen aus dem Inneren des Betonskelets, das von der Außenfassade übrig geblieben war.
Die Mitchell Hall, der Ort der die große Mensa beherbergte und der zu dem Zeitpunkt, als er sich auf sein Zimmer zurück begeben hatte, von hunderten von Kadetten genutzt wurde, war nun nichts weiter als ein in sich zusammen gefallener Trümmerhaufen. Auch hier loderten vereinzelt noch Flammen auf.
Die Sijan Hall, das zweite große Gebäude in dem die Kadetten ihre Zimmer hatten, war ebenfalls fast vollständig eingestürzt.
Jedes dieser Gebäude, beziehungsweise dessen Überreste, wurde teils mehr oder weniger von dicken Rauchschwaden eingerahmt. Und der frische Second Lieutenant realisierte erst in diesem Augenblick den beißenden Gestank, der in der dreckigen Luft lag.
Für einen kurzen Augenblick musste der Einundzwanzigjährige gegen einen einsetzenden Würgereflex ankämpfen. Der Gestank war kaum zu beschreiben. Aber umso mehr er realisierte, was er hier sah, umso bewusster wurde ihm, dass der Geruch nicht alleine durch die brennenden Bausubstanzen und Kunststoffe erzeugt wurde…

Tobias verspürte den Drang all das auszublenden und sich wieder ihrem Plan zu widmen. Er sah zu dem Abgang zum Fairchild Drive, den sie nehmen wollten. Zumindest von hier aus sah dieser noch intakt aus. Aber endgültig konnten sie das erst wissen, wenn sie die Rampe hinunterblickten.
Die unzähligen leblosen Körper, die teils auf den gepflasterten Wegen und teils auf den angelegten Grünflächen zu finden waren, entgingen seinem Blick dennoch nicht. Es waren weitaus mehr, als er jetzt auf die Schnelle zählen konnte.
Es waren in der Regel alleine etwa 4500 Kadetten auf diesem Gelände zuhause, plus die Dozenten und militärischen Ausbilder, die mit ihren Familien ebenfalls auf dem Akademiegelände wohnten.

Obwohl ihm bewusst war, dass sie sich hier aufgrund ihrer schlechten Position eigentlich keine Gespräche leisten konnten, konnte er die Worte, die ihm wie ein Mantra durch den Kopf wanderten, einfach nicht mehr zurückhalten:


„Wer zur Hölle war das?“
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Jack O'Neill (Klon)
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Beitrag von Jack O'Neill (Klon) » 14.03.2021, 19:13

Jack hatte es nicht anders erwartet und nicht ohne Grund erst alleine einen Blick auf den großen zentralen Platz und ihr Umfeld geworfen. Tatsächlich hatte er hier wieder keine feindlichen Truppen entdecken können. Bisher hatte er diese Helmtypen nur auf der anderen Gebäudeseite gesehen. Allerdings machte er sich keine Illusionen, sie konnten nicht ausschließen, dass sie inzwischen auch auf dieser Gebäudeseite waren. Er traute seinen Ohren und er war sich sicher, dass er vorhin Schritt gehört hatte. Natürlich konnten die ebenso von weiteren Überlebenden stammen. Aber das würde er jetzt nicht rausfinden können.
Es stand weiterhin der Plan, dass sie dieses Gebäude schnellstmöglich verlassen wollten. Über den Fairchild Drive konnten sie wieder zurück zum Parkplatz, über den er hierhergekommen und in dessen Nähe er Yuki zurückgelassen hatte. Der Angriff war mitten am Tag erfolgt. Die das hiesige Kerngelände umringenden Parkflächen der Dozenten, Ausbilder und Angestellten waren gut gefüllt. Er hoffte daher, dass sie sich dort, wo sie keinen Schutz durch Gebäude suchen konnten, im Schatten der Autos bewegen konnten. Aber bis dahin mussten sie erst einmal kommen.

Der Neunzehnjährige drängte seinen Partner vorerst nicht, sondern gab dem jungen Mann einige Sekunden Zeit um die Bilder zu verarbeiten. Er selbst konzentrierte sich parallel darauf erneut nach Anzeichen von feindlichen Bodentruppen zu suchen. Bisher tat er das ohne Erfolg, zu ihrem Glück hoffte er.
Es war allerdings klar, dass er mit Tobias keine halbe Stunde hier rumstehen konnte. Jede einzelne Sekunde war ein Risiko. Mehr als eine halbe Minute wollte und konnte er dem jungen Second Lieutenant daher nicht einräumen. Doch Jack kam gar nicht dazu seinen Begleiter daran zu erinnern, dass sie weiter mussten. Wie es aussah, hatte der junge Mann sich eigenständig wieder halbwegs gefangen. Das wurde in dem Augenblick deutlich, in dem sein Blick sich dem Zugang zur Rampe zuwandte und diesen fixierte.
Auf die direkt folgende Frage presste der Klon kurz seine Lippen fest aufeinander. Oh wie er sich selbst eine Antwort auf diese Frage wünschte…


„Ich weiß es nicht“, antwortete Jack ehrlich. Was sollte er auch anderes tun. Er würde nicht versuchen Tobias ein Märchen im Stil des kalten Krieges aufzuschwatzen, um die reale Bedrohung zu vertuschen. Nein, sie mussten so schnell wie möglich zum Stargate Center. Das war der beste Ort um Antworten zu bekommen. Und ebenso der beste Ort für sie beide, um sich nützlich zu machen und wem auch immer für diese Sache ordentlich in den Hintern zu treten.

„Weiter“, murmelte der Klon nur Sekunden später und wartete noch die Reaktion seines Partners ab, ehe sie nun den vorerst riskantesten Schritt wagen würden. Eigentlich hatten sie nur zwei Optionen. Die erste war, dass er alleine in Richtung Rampe rannte, um zu überprüfen, ob diese noch passierbar war. Aber in diesem Fall würde er zurück müssen um Tobias zu holen. Die Episode eben auf der Treppe hatte ihm gezeigt, dass das Bein des jungen Mannes kaum belastbar war. Er konnte ihn so auf keinen Fall alleine diese Distanz überwinden lassen. Und mit Hin- und Rückweg würde er sich unnötig lange hier im freien ohne Deckung aufhalten. Nein, es war besser direkt Variante zwei anzugehen. Sie rannten soweit das möglich war gemeinsam zur Rampe. Sie verschafften sich einen Überblick. Wenn sie passierbar war, ging es direkt weiter nach unten. Und wenn nicht blieb ihnen nur übrig durch den Air Garden weiter zu rennen in Richtung der Brücke hinüber zur Fairchild Hall mit dem Ziel in diesem Gebäude vorerst Deckung zu suchen. Entweder brauchten sie dann einen komplett neuen Plan oder sie fanden durch dieses Gebäude eine Möglichkeit hinunter zur Straße zu kommen. Die Höhe der Brücke war jedenfalls zu viel um einfach zum Fairchild Drive hinunter zu springen.
Was letztendlich Sache war würde sich zeigen und weitere Entscheidungen konnten sie nur dann treffen, wenn sie an den entsprechenden Punkten angekommen waren.

Jack begann loszulaufen und bemühte sich um ein zügiges Tempo, dass Tobias zeitgleich nicht überforderte. Die Pistole hielt er weiterhin Schussbereit in der rechten Hand. Er war in Versuchung sich im Laufen umzudrehen und einen Blick zurück zu werfen, aber das war keine gute Idee. Wenn jemand hinter ihnen war und sie entdeckte, dann konnte er diese Person wahrscheinlich nicht auf die Schnelle abwehren. Der Versuch würde nur wertvolle Zeit kosten. Sie mussten weiterlaufen und die Rampe erreichen. Dort konnten sie Deckung finden, das war wertvoller als jetzt bereits zu wissen, wer ihnen im Nacken saß.

Es waren keine 50 Meter bis zum Abgang und sie schafften es tatsächlich diese ohne Zwischenfälle hinter sich zu bringen. Jack zog Tobias direkt auf die Schräge hinunter, damit sie an der hinaufragenden Betonwand Deckung suchen konnten. Erst dann wagte er einen Blick zurück und über den Platz, um nach Verfolgern zu suchen. Er hoffte, dass Tobias die gleiche Aufmerksamkeit der Rampe schenkte und es ihm signalisierte, falls es dort ein Problem gab. Er brauchte hier nur solange, bis er sicher sein konnte, dass ihnen niemand folgte.

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Tobias Wilson
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Beitrag von Tobias Wilson » 28.03.2021, 02:11

Tobias hatte nicht ernsthaft erwartet, dass Jack eine Antwort auf seine Frage hatte. Aber dennoch hatte er sie einfach stellen müssen.
Er folgte dem vorgegebenem Tempo und humpelte so gut er konnte neben dem Neunzehnjährigen her. Die ersten drei vier Schritte gingen noch einigermaßen, aber dann musste er bereits fest die Zähne aufeinander beißen. Die Schmerzen in den verletzten Muskeln seines Oberschenkels wurden zunehmend stärker und die Stabilität des Beines zeitgleich schwächer. Seine Rippenbögen waren auch alles andere als begeistert von diesem Dauerlauf und den damit verbundenen tieferen Atemzügen, die er tätigen musste. Aber sein Wille und seine Sturheit trieben ihn trotzdem voran. Die Hälfte der Strecke hatten sie bereits hinter sich. Er würde definitiv auf keinen Fall schlapp machen.

Der Second Lieutenant musste einen seitlichen Ausfallschritt machen, um einem leblosen Körper auszuweichen. Er konnte nicht unterdrücken dabei gezielt nach dem Gesicht des Opfers zu schauen. Es handelte sich um eine Kadettin, nicht wesentlich jünger als er selbst. Ihr langes rotblondes Haar war ordentlich zu einem Dutt zusammengesteckt gewesen, aber einige Strähnen hatten sich gelöst und lagen nun wirr um den Kopf der jungen Frau. Ihr helles kurzärmliges Hemd und ihr dunkelblauer Rock waren mit dunkelroten Flecken gespickt. Blutspuren hatten sich unterhalb ihres Ohres, ihrer Nase und am Mund gebildet. Wahrscheinlich war sie bei einer der ersten größeren Explosionen hier draußen gewesen und von der Druckwelle und winzigen Trümmerfragmenten erwischt worden. Wie vermutlich hunderte andere ebenfalls… Keiner von ihnen hatte auch nur den Hauch einer Chance gehabt.

Tobias musste daran denken, was für ein Glück er selbst gehabt hatte. Er hatte sich nicht zu seinen Kammeraden in die Mitchell Hall gesetzt, die nun nichts weiter als ein in sich zusammen gesackter Schutthaufen war. Er hatte den Rückweg zu seinem Quartier angetreten, eigentlich um etwas alleine zu sein und über die vorgezogene Ernennung nachzudenken. Dadurch hatte er zu Beginn des Angriffs den Schutz eines Gebäudes gehabt. Und auch noch durch eines, dass nicht vollständig in sich zusammen gestürzt oder in Flammen aufgegangen war.

Der Einundzwanzigjährige richtete seinen Blick wieder nach vorne und konzentrierte sich auf ihr Ziel. Er vermied es sich weitere Gesichter anschauen. Durch den Anblick, der sich ihm hier bot, wurde ihm bewusst, dass für den Großteil der Menschen auf diesem Gelände wohl jede Hilfe zu spät kam. Es gab somit nichts, was er selbst noch tun konnte.

Sie erreichten schließlich die Rampe und betraten direkt den abschüssigen, aus Beton bestehenden Durchgang zum Fairchild Drive. Jack zog ihn mit sich, als er sich dicht an die aufsteigende Wand auf Seite der Vandenberg Hall presste.
Tobias verzog vor Schmerz das Gesicht, als er ebenfalls endlich zum Stehen kam. Er griff nach dem Verband auf seinem Oberschenkel, während er sich bemühte wieder zu Atem zu kommen. Die Bandage fühlte sich nicht feucht und klebrig an, sondern war weiterhin trocken. Das war beruhigend. Immerhin hatten die Wunden bisher nicht angefangen stärker zu bluten. Der Druckverband erfüllte also zuverlässig seinen Zweck.

Seinen aufmerksamen Blick hatte der junge Mann nebenher in Richtung des Abganges gewandt. Wie es aussah, hatten sie auch hier Glück. Der Durchgang war nicht eingestürzt und auch nicht verschüttet. Er war noch weitestgehend intakt. Er konnte allerdings brennende und qualmende Überreste von Fahrzeugen nahe des Zugangs erkennen.
Aber immerhin war ihr Weg hinunter zur Straße passierbar. Die brennenden Fahrzeuge würden ihnen aufgrund der starken Rauchentwicklung sogar etwas Sichtschutz bieten. Und er konnte auch keine Personen erkennen, die eine Gefahr für sie darstellen konnten.
Tobias hoffte weiterhin auf ein fahrbereites Auto, dass sie nutzen konnten, denn er konnte sich aktuell nicht wirklich vorstellen die sechs Meilen bis hinunter zur Interstate 25 und in die Stadt mit dieser Verletzung zu Fuß zurück zu legen.
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Jack O'Neill (Klon)
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Beitrag von Jack O'Neill (Klon) » 17.04.2021, 23:38

Jacks Augen waren mehrere Sekunden lang aufmerksam über den weitläufigen Platz und die Vandenberg Hall gewandert, aber erneut konnte er niemanden entdecken. Bisher meinte es definitiv irgendwer gut mit ihnen. Und er konnte nur hoffen, dass es noch eine Weile dabei blieb.
Sobald sich der Klon sicher sein konnte, dass ihnen niemand auf den Fersen war, drehte er sich zu Tobias und dem Abgang. Erleichtert stellte er fest, dass die Rampe problemlos passierbar war. Tobias hatte wie erwartet aufmerksam seine Augen in Richtung des Durchgangs zum Fairchild Drive gerichtet.

Jack trat ein paar Schritte vor und direkt neben den jungen Mann. Wie auf ein stilles Kommando, trafen sich ihre Augen. Es wurden keine Worte ausgetauscht, aber der Ausdruck im Gesicht des Offiziers deutete an, dass sie ähnliche Gedankengänge hatten. Das brennende Auto mit dem aufsteigenden Qualm auf der rechten Seite bot ihnen hervorragende Deckung an einer Stelle, an der sie sonst eine sehr ungünstige Position gehabt hätten.
Jacks Augen wanderten kurz zu dem in Flammen stehenden Wagen unterhalb der Rampe und anschließend wieder zu seinem Partner zurück. Er wartete auf ein Nicken von Tobias zur Bestätigung. Das würde definitiv das nächste Etappenziel ihrer persönlichen Academy-Tour werden.

Der Neunzehnjährige bot seinem Begleiter erneut seine Schulter als Stütze an. Sobald Tobias soweit war, lief Jack los, allerdings dieses Mal mit gemächlichem Tempo. Eigentlich war er zwischenzeitlich recht optimistisch gewesen, was die Beinverletzung anging, und hatte sie als reine Fleischwunde eingestuft. Aber inzwischen war er sich nicht sicher, ob der Oberschenkelknochen vielleicht doch etwas abbekommen hatte oder womöglich ein Muskel gerissen war. Er mochte sich gar nicht vorstellen, wie es sich anfühlen würde, wenn eine dieser Eisenstangen wortwörtlich am Knochen entlanggekratzt war… Aber momentan konnte er leider nicht viel mehr zur Erstversorgung tun. Für alles weitere war definitiv ein ausgebildeter Arzt mit entsprechendem Equipment erforderlich.

Er führte den jungen Offizier zur rechten Seite der Rampe hinüber. Sie hielten sich nahe an der dortigen Wand, während sie dem tunnelähnlichen Durchgang folgten. Das Gefälle des Ganges war zwar deutlich, aber aus seiner Sicht annehmbar. Dieser Bereich war bewusst so angelegt worden, dass die Einheiten in Formation problemlos hinab zur Straße marschieren konnten.

Als sie sich dem Ausgang soweit genähert hatten, dass sie einen einigermaßen guten Blick auf die Straße hatten, hielt Jack erneut inne. Er wollte auf Nummer sicher gehen und erstmal ein paar Sekunden beobachten, ehe sie entschieden auf welchem Weg sie am besten diese Straße überqueren würden.

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Tobias Wilson
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Beitrag von Tobias Wilson » 09.05.2021, 01:41

Tobias hatte durchgängig den Durchgang im Auge behalten und Jack vollständig die andere Richtung überlassen. Erst als der 19jährige neben ihn trat, wandte er seinen Blick von ihrem Weg ab. Er sah zu dem braunhaarigen jungen Mann hinüber. Irgendwie war es ein seltsamer Anblick. Jack stand in Turnschuhen, Jogginghose und T-Shirt neben ihm. Er hatte eine Umhängetasche im Rücken hängen und weiterhin fest die Pistole im Griff seiner rechten Hand. Der Kerl befand sich ebenso wie er selbst in einer Umgebung, die absolut unwirklich wirkte. Und dennoch sah er nicht danach aus, als wäre er hier völlig fehl am Platz.

Der Second Lieutenant wusste was er gerade gesehen hatte. Und er wusste, dass ihm im Treppenhaus nach Auslösung des Alarms nicht einfach aus dem Nichts der Boden unter den Füßen weggebrochen sein konnte. Aber das Ganze hier war einfach wahnsinnig schwer zu schlucken…
Natürlich gab es Kriegsgebiete auf der Erde und das nicht zu knapp. Er hatte sich bewusst für diesen Job entschieden, um in diesen Gebieten für mehr Sicherheit zu sorgen, insbesondere für die Schwächsten, die niemanden hatten, der für sie einstand. Und ebenso auch, um die Ursachen dieser Kriege zu bekämpfen und etwas gegen die Sadisten zu unternehmen, die es in instabilen Gebieten immer wieder schafften sich irgendwie an die Spitze der Nahrungskette hochzuarbeiten. Aber all die Länder, die ihm zu diesem Thema in den Sinn kamen, waren bisher so weit weg gewesen. Hier in den USA gab es sicher auch Probleme und weiß Gott genug Leute, die eine Waffe führen durften ohne die geistige Eignung für so eine Verantwortung zu besitzen. Aber das hier war nochmal etwas anderes...
Auf einen Schlag war der Ort, der über die letzten Jahre zu seinem Zuhause geworden war, und den er mit so vielen Kammeraden und Erlebnissen verband, selbst zu einem Kriegsschauplatz geworden.

Inzwischen wunderte es ihn doch nicht mehr so, dass Jack hier war. Auch wenn er ihn nur als Trainingspartner kannte, war eines schnell deutlich geworden. Jack war jemand, der für andere einstand und breit war dafür auch selbst einzustecken. Die Narben der Operation an seinen Mittelhandknochen und die dazugehörige Geschichte waren nur ein Beweis hierfür. Es passte daher zu ihm, dass er in einer solchen Ausnamesituation eben nicht den Kopf in den Sand stecken und sich irgendwie verbarrikadieren würde, sondern sich aufmachte um anderen zu helfen.
Verdammt, er hatte wahnsinniges Glück gehabt, dass er von ihm gefunden wurde… So wie das hier aussah, würde er noch lange auf die Rettungsmannschaft warten müssen. In Tobias Gedanken tauchte eine neue Frage auf, die er nur mit Mühe zurückhalten konnte. Es war klar, dass er sie irgendwann stellen musste... denn er musste wissen, ob sich das hier auf die Air Force Academy beschränkte, oder ganz Colorado Springs betraf...

Tobias beobachtete, wie Jacks Blick zu dem qualmenden Fahrzeugfrack wanderte und wieder zu ihm zurück. Er verstand die Message dahinter und nickte zustimmend. Genau dort würden sie lang, da diese Seite von unten am wenigsten einsehbar war. Tobias war klar, dass jetzt nicht der ideale Moment für ein Gespräch war, daher hielt er weiter seinen Mund. Er folgte der stillen Aufforderung seines Begleiters und stützte sich erneut auf dessen Schulter auf.
Er war dankbar dafür, dass Jack diesmal nicht anfing zu rennen, sondern ein eher gemächliches Tempo an den Tag legte. So kam er mit seinem Bein wesentlich besser mit. Tobias konnte es sich nicht verkneifen ein oder zweimal einen Blick zurück zu werfen, aber sie schienen weiterhin allein hier zu sein. Auch Jack hatte bisher nichts in der Richtung durchblicken lassen, dass sie mit Verfolgern rechnen mussten. Er fragte sich nur, wer diese Typen waren, die der 19jährige erwähnt und beschrieben hatte. Und insbesondere was es bitte für Rüstungen sein sollten, die die Typen trugen. Das war echt ein absolutes Rätsel für ihn. Aber inzwischen musste er sich eingestehen, dass er nicht mehr sehr scharf darauf war, diese Kerle selbst zu sehen. Er wollte einfach nur hier rauskommen. Und er hoffte inständig, dass es noch ein „raus“ gab und so wie das Akademiegelände nicht auch der Rest seiner Welt inzwischen aussah.

Sie erreichten das Ende des Abgangs und hielten erneut an. Tobias löste sich dieses Mal nicht von Jack, sondern bemühte sich auch um einen Überblick. Sie hatten sich leicht vorgebeugt. Rechtsseitig des Durchgangs konnte man den Fußgängerweg entlang blicken, vor dem die folgenden 100 m ein Parkplatz neben dem anderen lag. Die meisten dieser Parkplätze waren belegt, wie es unter der Woche zu dieser Tageszeit auch einfach üblich war. Aber die wenigsten der Autos sahen noch fahrbereit aus. Etwa 100m entfernt befand sich die erste von zwei Brücken, die von der Terrazzo zur Fairchild Hall hinüber führten. Von ihrer Seite her, sah diese Brücke intakt aus, aber man konnte dahinter größere Betonfragmente entdecken, die die Straße weitestgehend blockierten. Ob die Trümmer von der Brücke oder der Fairchild Hall selbst stammten, war für ihn von hier nicht erkennbar. Was er aber sicher erkennen konnte, waren der Qualm, der aus dem hinteren Bereich der mehrstöckigen Fairchild Hall empor stieg, und die Flammen, die aus mehreren ehemaligen Fenstern züngelten. Schieße, das alles konnte doch echt nicht wahr sein…

Tobias ließ seinen Blick nach links wandern. Linksseitig von ihnen lag der hintere Bereich der Vandenberg Hall, in dem sich unter anderem auch das Postzentrum der Akademie befand. Entsprechend gekennzeichnete Fahrzeuge waren auf den linkseitig der Straße gelegenen und parallel zum Gebäude angelegten Parkbuchten abgestellt.
Tobias blickte weiter den Fairchild Drive entlang, der nach etwa 350 Fuß in den Vandenberg Drive mündete. Der beißende Qualm des brennenden Fahrzeugs nicht weit vor ihnen ließ langsam Wasser in seinen Augen aufsteigen und er musste kurz blinzeln. Als er seinen Blick wieder fokussiert hatte, sah er etwas, was er nicht erwartete. Eine Gestalt in einem seltsamen weiß-grauen Gewand mit einer Kapuze auf dem Kopf und einer Art Druidenstab in der rechten Hand… Der Typ kam von links und lief den Fußweg vor dem Vandenberg Drive entlang. Er war damit keine 150 Meter von ihrer jetzigen Position entfernt und kam grob in ihre Richtung...

Der Second Lieutenant zögerte nicht, sondern ging trotz der dadurch entstehenden Schmerzen sofort hinab in die Hocke. Dabei griff er kraftvoll mit der Faust an Jacks rechter Schulter in den Stoff seines T-Shirts und zog ihn mit sich nach unten. Die Reaktion seines Begleiters erfolgte prompt, obwohl Tobias wusste, dass sie nicht in die gleiche Richtung geblickt hatten.
Der Einundzwanzigjährige deutete Jack mit militärischer Zeichensprache nach rechts auszuweichen und dieser folgte der Anweisung ohne auch nur einen Sekundenbruchteil zu zögern oder eine Frage zu stellen. Er stützte Tobias weiter, während sie nun in geduckter Haltung dem Straßenverlauf nach rechts folgten und dabei näher an die parkenden Autos heran kamen. Die ersten beiden standen in Flammen, aber bei den folgenden handelte es sich nur noch um schwarze, ausgebrannte Skelette. Die ersten waren noch zu heiß, um direkt an sie heran zu kommen, aber die Temperatur fiel umso weiter sie kamen. Nach dem 7ten Fahrzeug fanden sie eine Parkbucht, die leer war und in die die beiden Männer wortlos hineinglitten.

Tobias blieb in der Hocke und warf vorsichtig einen Blick durch den fensterlosen Rahmen der Beifahrertür des Fahrzeugs neben ihnen. Man konnte den seltsamen Typ immer noch sehen. Er war nur wenige Meter von dem Ort, an dem der Second Lieutenant ihn erstmals erblickt hatte, und auf Höhe von einigen Bäumen in einer seltsamen breitbeinigen Haltung stehen geblieben und hatte den… naja Druidenstab, oder was das war, auf den Boden aufgestützt. Sein Blick ging in Richtung von dem Zugang zum Post Service im Erdgeschoss der Vandenberg Hall. Und erst jetzt fiel dem Second Lieutenant auf, dass der Typ eine Art Buch in der linken Hand hielt. Was zur Hölle war das für ein Kerl??
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Jack O'Neill (Klon)
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Beitrag von Jack O'Neill (Klon) » 23.05.2021, 01:41

Jack hatte kurz das Gesicht verzogen, als er sich einen Überblick über den Fairchild Drive verschaffte. Die Gebäudeschäden waren wirklich immens und das überall um sie herum. Wahrscheinlich war es wesentlich sicherer sich hier draußen durchzuschlagen, als erneut eines der ehemaligen Akademiegebäude zu betreten, bei dem sie nicht im Geringsten die Auswirkungen der Beschädigungen auf die Gebäudestatik abschätzen konnten.
Auch die Autos sahen alles andere als gut aus. Einige waren ausgebrannt oder noch am Brennen. Auf anderen waren Schutt- und Betonfragmente eingeschlagen. Nicht, dass das einen Unterschied gemacht hätte. Anfangs hatte es ihn irritiert zu sehen, wie sämtliche Automotoren mit einem Male ausgegangen waren und nicht mehr gestartet werden konnten. Aber als ihm bewusst wurde, dass es sich hier um einen Angriff auf die Erde handelte, war es nicht schwer auf die Idee zu kommen, dass ihr Gegner vielleicht eine Art EMP gegen sie eingesetzt hatte.
Es war nicht so, dass er viel von Physik verstand. Aber Carter hatte einen Faible für solches Zeug und hey, er hatte lange genug… nein, das war falsch: Sein Original, „Senior“ O’Neill, hatte lange genug mit ihr zusammen gearbeitet, um zumindest ein bisschen was mitzunehmen, bevor Loki sein Bewusstsein kopiert und ihn als billige Kopie geschaffen hatte.

Abgesehen davon, hatte er, um auf Nummer sicher zu gehen, auf seinem Weg hierher selbst mal sein Glück versucht. Auf dem Stadium Boulevard hatte er einen Transporter gefunden, dessen Fahrertür offen gestanden hatte. Der Schlüssel steckte noch im Zündschloss. Das war eine einmalige Gelegenheit, also hatte er versucht den Wagen zu starten. Auf vier Rädern wären er und Yuki definitiv schneller vorangekommen, als zu Fuß. Aber leider hatte der Wagen keinen Mucks von sich gegeben.
Der Neunzehnjährige sah daher aktuell nur die Möglichkeit zu Fuß von hier wegzukommen. Wobei das auch nicht ganz richtig war. Der Wagen stand an einer leicht abschüssigen Stelle. Wenn sie bis dorthin kamen, würden sie ihn zumindest nutzen können, um einen Teil der Strecke Richtung Colorado Springs hinab zu rollen. Und so wie es aussah, würden sie das aufgrund von Tobias Verletzungen als Hilfsmittel auch dringend brauchen.

Jacks Blick war nach rechts gerichtete gewesen, als er plötzlich spürte, wie Tobias kraftvoll in sein T-Shirt oberhalb der rechten Schulter griff und ihn gleichzeitig hinunterzog. Seine Reaktion erfolgte mehr aus einem Reflex heraus, als aus einer bewussten Entscheidung. In Gedanken hatte er sich noch gefragt, ob der Anfang Zwanzigjährige gerade dabei war neben ihm zusammen zu brechen, aber auf einer tieferen Ebene hatte sein Kopf schon viel mehr an Informationen verarbeitet, als ihm selbst für einen Sekundenbruchteil bewusst war. Im Endergebnis hockte er nun also neben Tobias, darum bemüht diesen weiterhin einigermaßen zu stützten. Noch ehe er die Gelegenheit dazu bekam nachzufragen, was Sache war, machte der Second Lieutenant per Handzeichen deutlich klar, dass er nach rechts ausweichen und die Deckung beibehalten sollte. Jack stellte diese Anweisung nicht in Frage, sondern folgte ihr zügig.

Die teils brennenden, teils ausgebrannten Fahrzeuge auf den Parkplätzen am Straßenrand dienten als Deckung, während er nun in gebeugter Haltung und mit deutlich schnelleren Schritten dem Verlauf des Fußgängerweges folgte. Mit der linken Schulter bemühte er sich weiterhin den jungen Offizier zu stützen, auch wenn das in ihrer aktuellen Haltung sehr schwierig war. Es stand außer Frage, dass der Einundzwanzigjährige so wie sie sich jetzt fortbewegten einiges an Schmerzen auf sich nehmen musste. Aber das war der beschissene Teil, da mussten sie durch.
Der Klon hatte noch immer keine Ahnung, was genau diese Reaktion von seinem Partner getriggert hatte, als sie in eine leere Parkbucht glitten und dort pausierten.
Jack ließ von dem Einundzwanzigjährigen ab und beugte sich vorsichtig soweit vor, dass er vor dem Heck des Fahrzeugs einen Blick auf den Fußweg werfen konnte, den sie soeben entlang gekommen waren. Die Pistole hielt er inzwischen schussbereit in beiden Händen vor seiner Brust. Zu seiner Erleichterung konnte er niemanden auf dem Weg entdecken, also hatten sie keinen direkten Verfolger.
Jacks Augen wanderten aufmerksam über ihre Umgebung. Die Fairchild Hall hatte zig Fenster, die hier zur Straße zeigten, und sie konnten nicht eines davon wirklich einsehen. Dafür waren sie hier auf der Straße von den richtigen Stellen hervorragend zu sehen… Das war nicht gut, sie mussten verdammt nochmal hier weg und das so schnell wie möglich.

Der Neunzehnjährige warf einen Blick zu Tobias und stellte fest, dass dieser nahe an dem Fahrzeug neben ihnen hockte und aufmerksam durch das ehemalige Fenster der Beifahrertür blickte. Ohne zu zögern gesellte Jack sie zu ihm und folgte seiner Blickrichtung.

Der Typ, den er nun in einiger Entfernung erkennen konnte, ließ einen eisigen Schauer seinen Rücken hinablaufen. Das sah echt nicht nach einem Goa’Uld aus. Genau genommen, konnte er sich nicht daran erinnern, je einen ähnlichen Kuttenträger gesehen zu haben. Und das bestätigte den Eindruck, den er auch von den seltsamen Soldaten gehabt hatte. Er hatte absolut keine Ahnung, mit wem sie es hier zu tun hatten. Das war beunruhigend… sehr beunruhigend.
Der Klon biss fest die Zähne aufeinander, während seine Gedanken kurz zu General Hammond, seinem Original und auch dem Rest von SG-1 wanderten. Verdammt, warum hatte sich niemand die Mühe gemacht die Regeln Mal beiseite zu schieben und ihm zumindest kleine Updates dazu zu geben, was in der Milchstraße gerade abging! Er wäre in einer wesentlich angenehmeren Situation, wenn er ihren Gegner halbwegs einschätzen konnte. Und er konnte sich auch nicht vorstellen, dass dieser Angriff völlig überraschend kam und es nicht die geringste Vorlaufzeit gegeben hatte. Doch alleine die Tatsache, dass es dieser Rasse gelungen war die Erde auf direkte Art anzugreifen und somit offenbar an sämtlichen Verteidigungslinien vorbei zu kommen, versetzte seinen Gedankengängen einen ordentlichen Dämpfer. Selbst wenn, hätte er bisher nicht helfen können. Er war nicht in der Position diese Möglichkeit zu haben. Die Sinnhaftigkeit dieses Umstandes sei dahingestellt.

Jacks Blick zuckte zur Seite, als er inmitten von dem dunkelgrauen Qualm der brennenden Fahrzeuge am Beginn der Parkplatzreihe aus den Augenwinkeln weitere Bewegungen ausmachen konnte. Er stieß Tobias mit dem Ellenbogen leicht an und deutete mit einem dezenten Kopfnicken nach links und somit in die Richtung des Aufganges zur Terrazo, durch den sie selbst erst vor wenigen Minuten hinabgekommen waren. So wie es aussah, war der Kuttentyp nicht ihre einzige Gesellschaft… Jetzt blieb nur abzuwarten, was weiter passierte. Und parallel mussten sie sich überlegen, wie sie am sinnvollsten von hier wegkamen, ohne dass einer von diesen Kerlen da vorne etwas von ihrer Existenz mitbekam.

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SG-NPC
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Beitrag von SG-NPC » 25.05.2021, 22:45

Tomin & der Prior

Tomin verpasste dem Menschen vor sich mit dem Stab seiner Waffe einen weiteren Schubs, als dieser abermals langsamer wurde. Der noch sehr junge Mann stöhnte auf, da der zusätzliche Stoß offenbar die Schmerzen seines verletzten Armes verschlimmerten. Aber das spielte für Tomin keine Rolle. Er wollte diese beiden Menschen schnellstmöglich zum Prior bringen, denn nur er war es, der entscheiden konnte, wie sie weiter mit ihnen verfahren sollten.

Die teils simultanen Angriffe auf diverse Ziele auf diesem Planeten waren gründlich ausgeführt worden. Dennoch war es der Wunsch des Priors von ihrem Schiff gewesen sich die hiesigen Ruinen selbst anzusehen und diese von einigen Männern nach Überlebenden absuchen zu lassen. Tomin hatte zu diesem Zeitpunkt nicht angenommen, dass es überhaupt Überlebende in den beschossenen Gebieten geben würde. Aber er hatte offenbar die Stabilität dieser Bauwerke und ihre Reichweite in die Erde unterschätzt. Denn inzwischen waren sie tatsächlich schon auf einige noch lebende Menschen gestoßen. Meist waren diese jedoch schwer verletzt oder von Trümmern eingeklemmt gewesen. Es stellte daher aus seiner Sicht mehr eine Gnade als eine Bestrafung dar, das Leben dieser irrgeleiteten Wesen zu beenden.
Doch diese beiden Männer hier waren anders gewesen. Sie hatten ihnen aufgelauert und sie aus dem Hinterhalt angegriffen, während sie die einzelnen Behausungen der irdischen Krieger in diesem großen Gebäude abgelaufen waren. Sie hatten sich mit Messern bewaffnet und es war ihnen tatsächlich gelungen drei Männer aus seinem Team tödlich zu verletzten, ehe es ihnen gelungen war diese Menschen unter Kontrolle zu bringen. Er hatte den großen Wunsch gehabt, beide direkt selbst niederzustrecken, wenn er an die Frauen und Kinder dachte, die seine verstorbenen Soldaten zurückließen. Aber er war sich sicher, dass der Prior dieses Handeln nicht gutheißen würde. Daher hatten sie sich nun auf den Weg gemacht, um die beiden Angreifer ihrem Anführer vorzuführen und seine Entscheidung hinsichtlich ihrer Bestrafung abzuwarten.

Sie durchschritten gerade einen großen, grauen Tunnel, der hinunter zu einem weiteren Bereich mit eintönig grauem Boden und weißen Bemalungen führte, mit denen Tomin absolut nichts anfangen konnte. Sie schienen irgendeinen Zusammenhang mit den seltsamen Gefährten zu haben, die es zu Hauf auf diesem Planeten zu geben schien. Aber das war ebenfalls nicht mehr von Belangen. Die Priore hatten dank der Macht der Ori den Gefährten der Menschen von diesem Planeten ihre Fähigkeiten genommen. Das einstiege rege Treiben, das sie mit ihren Sensoren hatten aufzeichnen können, war erloschen. Ebenso wie die letzten Verteidigungswaffen dieser Welt, die davon überzeug war mächtig genug zu sein, um es mit Göttern aufnehmen zu können.
Aber dies war nicht der Fall, wie der heutige Tag anschaulich bewiesen hatte. Diese Welt war dabei einen hohen Preis zu bezahlen, für ihre eigene Hartnäckigkeit und die Irreführung vieler anderer Welten in dieser Galaxie.
Tomin war allerdings auch bewusst, dass der Frevel der hiesigen Menschen nicht gänzlich ihr eigenes Verschulden war. Sie waren selbst vor Generationen vom rechten Weg des Ursprungs abgeleitet worden. Und die Aufgabe der Priore und Soldaten war es nun, diese Welt und ihre Bewohner wieder der Lehre des Ursprungs zuzuführen und sie von jeglichen Sündern und Fehlgeleiteten zu befreien. Ehre sei den Ori.

Die kleine Gruppe von insgesamt fünf Ori-Soldaten mit zwei US Air Force Kadetten in ihrer Mitte durchschritten den Durchgang von der Terrazzo zum Fairchild Drive. Einer der Kadetten humpelte leicht, während der Zweite mit der linken Hand seinen rechten Oberarm fest an seinen Körper presste. Eine stark blutende Verletzung zog sich der Länge nach über seinen Ellenbogen. Der Arm schien völlig nutzlos an seiner Seite zu baumeln. Zwei Ori-Soldaten begleiteten die angehenden Offiziere an ihren Seiten, die restlichen drei, darunter auch Tomin, liefen in ihrem Rücken und hielten durchgängig ihre Waffen auf die fremden Krieger gerichtet.

Der Körper des Priors war in ihre Richtung gewandt, als habe er sie bereits erwartet. Sein langer Stab lag locker in seiner rechten Hand und mit der Linken hielt er das Buch des Ursprungs aufgeschlagen vor sich. Leise gemurmelte Worte glitten über seine Lippen, deren Farbe ebenso weiß war wie die seiner restlichen Haut. Er wartete geduldig darauf, dass seine Soldaten näher kamen und ihm respektvoll ihr Anliegen vortrugen. Seine kalten Augen lösten sich nicht von den Seiten des in Leder gebundenen Buches, ehe die Gruppe in gebührendem Abstand vor ihm zum Stehen kam.
Beide Gefangenen erhielten von hinten einen Schlag in die Kniekehlen, wodurch sie nach vorne fielen und auf ihre Knie gezwungen wurden. Einem der jungen Männer entwich dabei ein schmerzhaftes Stöhnen. Und dennoch konnte der Prior die Flammen des Widerstands in ihren Augen lodern sehen. Welch eine Schande, dass solcher Kampfgeist so fehlgeleitet war. Aber vielleicht war es dem Glauben des Ursprungs in der Form der Flammen der Ori vergönnt, diese armen Seelen von ihrem Irrweg zu erlösen.

Tomin trat aus der Gruppe hervor, legte ehrenvoll die rechte Hand auf seine linke Brust und ging vor dem direkten Diener der Ori auf die Knie hinab:
„Mein Prior, Ehre sei den Ori! Wir haben in diesem Gebäude diese beiden Menschen gefunden. Sie haben uns hinterrücks angegriffen. Drei meiner Männer verloren ihr Leben bei dem Versuch sich gegen diese Sündiger zu behaupten.“

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Tobias Wilson
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Beitrag von Tobias Wilson » 11.07.2021, 17:00

Tobias spürte, wie der Adrenalinschub, der nach der Entdeckung des seltsamen Mannes in der weißen Kutte seinen eigenen Körper aufgeputscht hatte, offenbar wieder am Abflachen war. Das Adrenalin hatte zeitweise erfolgreich dafür gesorgt, dass seine Schmerzwahrnehmung reduziert und seine Aufmerksamkeit geschärft wurde. Doch inzwischen nahm er das beißende Brennen in dem verletzten Muskel wieder sehr deutlich wahr, insbesondere jetzt, wo er neben einer mit Ruß geschwärzten Fahrzeugkarosserie hockte.
Sein Atem war schwerer geworden und er konnte fühlen, wie sich die ersten Schweißperlen seinen angespannten Nacken hinunter schlängelten. Das war keine ideale Entwicklung und der Second Lieutenant dachte zum ersten Mal, seitdem er mit Jack gemeinsam das Treppenhaus verlassen hatte, mit so etwas wie Sehnsucht an die Schmerztabletten, die der 19jährige in seiner Umhängetasche aufbewahrte.
Doch gleichzeitig war ihm bewusst, dass das jetzt ein denkbar schlechter Zeitpunkt für eine Tablette war. Er wusste immer noch nicht, was er aus diesem seltsamen Kerl mit dem Druidenstab machen sollte. Aber sein Bauchgefühl war hierzu kein gutes. Alles in ihm schrie danach diesem Kerl auf keinen Fall in die Hände zu fallen. Er wusste nicht woher diese Einschätzung kam, aber er vertraute auf seinen Instinkt.
Insbesondere, da er an Jacks Gesichtsausdruck abgelesen konnte, dass es ihm ähnlich ging. Seine angespannte Kiefermuskulatur und der stechende und zeitgleich kalkulierende Blick des Neunzehnjährigen, sprachen Bände.

In diesem Moment spürte Tobias einen leichten Stoß gegen seinen Arm und neigte seinen Kopf zu Jack, der ihm darauf andeutete einen Blick nach Links zu werfen. Der junge Offizier folgte dieser Aufforderung und es dauerte nicht lange, bis auch er die Bewegungen von weiteren Personen hinter dem dichten Qualm ausmachen konnte.
Na, das war definitiv Timing. Wären sie ein paar Minuten später die Rampe hinunter gekommen, wären sie nicht nur dem Kuttenmann in die Arme gelaufen, sondern auch noch von hinten eingekesselt worden. Tobias schluckte einmal schwer bei diesem Gedankengang. Ihm war bewusst, dass er heute bereits einiges an Glück gehabt hatte und er hoffte inständig darauf, dass diese Strähne nicht ausgerechnet jetzt abreißen würde.

Der 21jährige beobachtete, ebenso wie sein derzeitiger Partner, nun aufmerksam die Gruppe von Neuankömmlingen. Er erkannte direkt die verdreckten Uniformen von zwei Kadetten und ballte seine rechte Hand zu einer Faust. Diese beiden hatten offenbar weit weniger Glück gehabt... Man konnte selbst von dieser Entfernung erkennen, dass sie verletzt waren. Der eine humpelte und der andere bemühte sich seinen schlaff hinab hängenden Arm irgendwie zu stabilisieren.
Neugierig ließ Tobias seine Augen über die Begleiter oder besser Bewacher der beiden Kadetten wandern. Seine Pupillen weiteten sich, als ihm klar wurde, dass genau darauf Jacks Beschreibung zurückzuführen war. Sie trugen metallene Helme mit einer Art Gesichtsvisier, das nur die Augen frei ließ. Ihre Schultern, Brust und Rücken waren mit metallisch wirkenden Platten bedeckt, die mit Lederapplikationen versehen waren. Vermutlich wurden die Platten von diesen zusammengehalten und der Aufbau aus mehreren kleinen Platten sorgte für genügend Bewegungsspielraum. Auch an ihren Ellenbogen und den Unterarmen schienen sich Rüstungselemente zu befinden. Ihre Hände waren von dunklen Handschuhen bedeckt. Unterhalb ihres Gürtels und auch an den Beinen waren Verstärkungen erkennbar. Alle hielten seltsame Stäbe wie Waffen in den Händen, mit deren Optik Tobias absolut nichts anfangen konnte. Und wenn er das richtig erkannte führten sie außerdem tatsächlich Schwerter an ihren Ledergürteln.

Der junge Offizier wusste echt nicht, was er von diesem Anblick halten sollte. Wenn die ganze Zerstörung um ihn herum nicht wäre, hätte man meinen können, dass sie irgendwie auf einem Mittelalterfestival gelandet waren. Oder bei einer Cosplay oder Larp-Runde… Tobias senkte sich etwas weiter ab, um sich vollständig in Deckung zu befinden und fuhr sich vorsichtig mit der linken Hand durch seine mit Schweiß und Staub verklebten Haare und seinen Nacken hinab. Immerhin gab es eine positive Entwicklung. Die Adrenalinproduktion in seinem Körper war nun wieder in vollem Gange.
Kurz ließ der junge Mann seinen Blick über die restliche Umgebung wandern und auch er musste dabei feststellen, dass ihre aktuelle Position zwar gegenüber der Menschengruppe vor dem Aufgang zur Terrazzo vorteilhaft war, aber das galt leider nicht für die restlichen Richtungen.

Der Braunhaarige streckte seinen Nacken, um erneut über den Fahrzeugrahmen und zu der Gruppe aus Kuttenträger, Mittelaltertypen und Kadetten blicken zu können. Einer dieser Rüstungstypen war inzwischen vorgetreten und vor der weißen Kutte auf die Knie gegangen. Auch die beiden Kadetten befanden sich auf den Knien, aber wohl eher nicht freiwillig. Einer der beiden hatte seinen Oberkörper leicht vorgebeugt und sichtlich mit Schmerzen zu kämpfen.
Tobias konnte aufgrund der Entfernung nicht hören, was gesagt wurde, aber er war fest davon überzeugt, dass da gerade ein Gespräch stattfand. Die Frage war nur, was geschah danach...
Zuletzt geändert von Tobias Wilson am 28.08.2021, 15:37, insgesamt 1-mal geändert.
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SG-NPC
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Beitrag von SG-NPC » 14.07.2021, 22:42

Tomin & der Prior

Die grauen Augenbrauen des Priors wanderten leicht nach oben, als er Tomins Schilderung vernahm. Die Bewohner dieser Welt waren wahrlich ein rätselhaftes Volk. Er hatte selten eine solche Widerstandbereitschaft und Aggressivität vorgefunden. Aber er zweifelte nicht daran, dass auch diese Kreaturen den Weg des Ursprungs letztendlich anerkennen würden. Auch wenn ihre Reise zu dieser Erkenntnis zweifelsfrei steinig werden würde.

Die kalten, glasigen Augen des Priors wanderten zu den beiden Gefangenen, die ihm beinahe trotzig entgegen blickten. Zielsicher schlug er eine neue Seite in dem ledergebundenen Buch auf und begann zu lesen:


„Leben und Tod… Licht und Schatten… Hoffnung und Verzweiflung… Die Kluft ward geschaffen an dem Tag da die Ori geboren wurden. Doch der Hass derer, die vom wahren Pfad abwichen verfaulte und erblühte in den dunklen Ecken des Avernakis wohin sie verbannt wurden! Und verschlungen von diesem Hass vergifteten sie all jene, die sie berührten, und brachten Tod, Dunkelheit und Verzweiflung. Und die Seelen ihrer Opfer kannten keinen Frieden bis denn die Ori kamen und ihnen zuflüsterten: 'Schlafet, denn das Ende rückt näher!' Und an jenem Tag werden alle frohlocken, wenn die Ori kommen und jene niederstrecken.“

Tomin senkte andächtig seinen Kopf, während der Prior mit lauter und fester Stimme die Ferse aus dem Buch des Ursprungs vorlas, die er selbst schon so häufig gelesen hatte. Er dachte an seine verlorenen Soldaten, die nun ebenfalls zu Opfern dieser Ungläubigen geworden waren. Aber der Tag, an dem all dies ein Ende haben würde, war näher gerückt. Es war nur noch eine Frage der Zeit bis die Bewohner dieses Planeten und der anderen Welten in dieser Galaxie die Lehre des Ursprungs anerkennen und den Ori die ihnen zustehende Huldigung entgegen bringen würden.
Sein Kopf neigte sich leicht und seine Augen wanderten zu den beiden Gefangenen zurück. Keiner von ihnen zeigte eine angemessene Reaktion. Nicht einmal den kleinsten Anflug von Reue für ihre Taten, geschweige denn ein Bewusstsein für die Ehre, die ihnen durch die wohl gewählten Worte des Priors zu Teil wurde.


„Soll das jetzt ´ne Bibelstunde werden? Falls ja, fürchte ich ist das ´ne ziemlich verdrehte Version von dem Buch…“, kommentierte einer der gefangenen irdischen Krieger. Tomin war schockiert von dem Hohn, der in der Stimme des jungen Mannes mitschwang. Als dieser es dann auch noch wagte vor ihnen auf den Boden zu spucken, war die Schwelle überschritten. Im Nu war Tomin auf den Beinen und hatte dem Ungläubigen die Spitze seiner Waffe an die Kehle gedrückt.

„Tomin!“, donnerte im gleichen Augenblick die erhobene Stimme des Priors in seinem Rücken, worauf der Anführer der Ori-Soldaten sofort in der Bewegung inne hielt. Seine Atmung war unnnatürlich schnell. Die Muskulatur in seinen Armen zitterte vor der Anstrengung, die es ihn kostete, um sich zurückzunehmen. Es dauerte einige Sekunden, ehe es Tomin gelang seine Wut wortwörtlich hinunter zu schlucken und die Waffe in seinen Händen wieder zu senken.

„Lass nicht zu, Tomin, dass die Worte der Lügner dich in deinem Bestreben verunsichern. Erlieg nicht den Verlockungen, die dich vom Pfad des Ursprungs abbringen sollen“, ertönte erneut die Stimme des Priors hinter ihm. Tomin hörte das vertraute Geräusch, als der Prior das Buch des Ursprungs in seinen Händen zuschlug.
„Denk an die Worte der Ori, Tomin. All jene, die hochmütig sind, und sich weigern sich zu beugen, sollen durch die Hand der Ori niedergestreckt und zu Staub zerschlagen werden.“

Tomin schluckte schwer und schloss für einen kurzen Augenblick die Augen, ehe er zwei Schritte von dem Gefangenen zurücktrat und einen weiteren Schritt zur Seite tätigte. Er verneigte sich erneut tief vor dem Vertreter der Ori: „Vergebt mir, Prior. Ehre sei den Ori!“

Der Prior warf seinem Untergebenen ein verzerrtes Lächeln zu, ehe seine Aufmerksamkeit zu den beiden feindlichen Kriegern wanderte. Der Eindruck des ersten Blickes hatte nicht getäuscht. Alles an diesen Kreaturen war der Ausdruck von Unbeugsamkeit. Es war ein Jammer, dass sie so viele dieser potentiellen Gläubigen an diese martialischen Triebe verloren. Aber diese Welt war sehr reich an Leben. Und war die Spreu erst einmal vom Weizen getrennt, und die Flamme des Widerstands erloschen, würden die übrig gebliebenen zu guten Dienern der Ori werden. Und als Belohnung würden die Ori auch dieser Welt und ihren Bewohnern den Pfad zur Erleuchtung aufzeigen!
Doch jetzt gab es noch zu viele, die den Keim der Auflehnung in sich trugen. Und diese Individuen mussten, entsprechend der alten Schriften, „zu Staub zerschlagen werden“.


„Seid gewiss, euer Opfer wird einen Beitrag leisten: zur Reinigung dieser Welt von dem Irrglauben, dem ihr erlegen seid, und der Sünde, die eure Seelen zerfallen lässt! Ihr werdet ein Kieselstein auf dem Pfad der Erleuchtung, welchen eure Brüder und Schwestern zukünftig beschreiten werden. Ehre sei den Ori!“

Mit diesen Worten erhob der Prior seinen langen hölzern wirkenden Stab. Die geschwungenen Äste an seiner Spitze umschlossen einen Faustgroßen weißen Kristall, der wie auf ein stilles Kommando bläulich zu leuchten begann…

Jack O'Neill (Klon)
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Beitrag von Jack O'Neill (Klon) » 30.07.2021, 17:45

Jacks Finger umschlossen zunehmend fester das Griffstück der Pistole, die er weiterhin in der rechten Hand hielt. Dass, was er da zu sehen bekam, gefiel ihm nicht... nein, das tat es überhaupt nicht.
Es war klar zu erkennen, dass der Kuttenträger eine Art Führungsfunktion innehatte. Die Soldateneinheit, die ihm gegenüberstand, hatte wie es aussah ebenfalls einen Vorgesetzten, der als einziger vortrat und das Wort ergriff. Die Soldaten neigten ehrerbietend kurz den Kopf gegenüber dem Kuttenträger, aber vernachlässigten dabei nicht ihre Bewachungsfunktion gegenüber den beiden Kadetten.
Der Anführer der Einheit war offensichtlich derjenige, der symbolisch die untergebene Stellung ausdrückte, indem er vor dem Kuttentyp sogar auf die Knie ging. Aber auch dies tat er mit genügend Abstand zu den Kadetten, um sich nicht angreifbar zu machen. Insgesamt wirkte das nach einem trainierten, militärischen Vorgehen. Es stand außer Frage, dass diese Soldaten wussten was sie taten und dass es eine ganz klare Kommandostruktur in ihren Reihen gab. Und ebenso auch, dass der Kuttenträger mehr als nur ein Standartvorgesetzter war.
Der Klon verzog kurz das Gesicht, als in seinem Kopf Erinnerungen an Situationen mit den Goa’Uld und ihren Jaffa auftauchten, unter anderem das erste Treffen des „richtigen“ Jack O’Neill mit Teal’C als Primus von Apophis. Auch wenn der komische Kerl da vorne nicht wie ein Goa’Uld aussah, die weiße Kutte war definitiv zu schlicht gewählt und der Druidenstab passte ebenfalls nicht ins Bild, so erinnerte das Gesamtbild doch sehr an das Götter-Diener Verhältnis, dass die Goa’Uld in ihren eigenen Reihen pflegten.

Jack murmelte einen stimmlosen Fluch vor sich hin. Die Leute, die sich selbst als Götter sahen oder als direkte Vertreter von diesen, hatten Andersdenkenden gegenüber nach seiner Erfahrung häufig ein sehr großes Potential an Grausamkeiten parat. Und damit bezog er sich nicht nur auf die Situation in den fernen Weiten dieser Galaxie, sondern ebenso auf die Erde selbst. Fanatischer Glauben war auch auf diesem Planeten mit ein Grund für das Leid von unzähligen Menschen. Ihm fielen direkt mehrere terroristische Organisationen ein, die dafür als Paradebeispiele genommen werden konnten… Al-Qaida, Hamas, ISIS… Große Teile der westlichen Welt waren spätestens seit dem 9.11.2001 auf die Gräueltaten von Al-Qaida aufmerksam geworden und die Medien beleuchteten inzwischen auch vermehrt vergleichbare Terrororganisationen. Aber tatsächlich hatten nur wenige eine Vorstellung von dem tatsächlichen Ausmaß von Folter, Verstümmelungen und Hinrichtungen in den von solchen terroristischen Organisationen kontrollierten Gebieten auf der Erde.
Und wie es aussah, wurde nun die gesamte Weltbevölkerung auf einen Schlag mit einem neuen Player in diesen Reihen konfrontiert. Einem, der technologisch fortschrittlich genug war, um aus dem All die Erde zu erreichen und anzugreifen und dem sie militärisch offenbar nichts mehr entgegen zu setzen hatten.

Obwohl sich die Pistole in den Händen des 19jährigen in gewissem Sinne nach einem Stück Sicherheit anfühlte, sie bot zumindest eine Möglichkeit zur Verteidigung, war ihm gleichzeitig bewusst, dass diese Waffe in der aktuellen Situation hier keinem von ihnen helfen konnte. Und das war definitiv kein gutes Gefühl.

Der Klon musste sich zusammenreißen, um nicht in Aktionismus zu verfallen, als der Anführer der Soldateneinheit plötzlich herumwirbelte und einem der Kadetten seine Waffe an die Kehle drückte, während der weiße Typ ein Wort rief, mit dem Jack absolut nichts anfangen konnte.
Aus einem Reflex heraus hatte er nach Tobias Arm gegriffen, um auch diesen für den Fall der Fälle zurückzuhalten. Er konnte aus dem Augenwinkel sehen, wie die Wangenmuskulatur des junge Second Lieutenant zuckte, aber dabei blieb es. Er machte keine Anstalten einzuschreiten. Das war positiv, denn es deutete darauf hin, dass er trotz der völlig neuen Umstände und der Zerstörung, in der er sich hier wiedergefunden hatte, in der Lage war ihre Situation realistisch einzuschätzen.

Jack warf dem 21jährigen einen kurzen Blick zu und bemühte sich ihm seine Zustimmung zu signalisieren. Sie hatten keine andere Wahl, als sich zurück zu halten, auch wenn das im krassen Gegensatz zum internen militärischen Versprechen stand, niemanden zurück zu lassen. Sie durften sich nicht auf ein Gefecht einlassen, bei dem sie dermaßen unterlegen waren. Das würde garantiert in ihrer eigenen Gefangennahme enden, mindestens... Und aktuell wusste keiner von ihnen wie es für die Gefangenen weiter ging.
Für den 19jährigen war klar, dass sie nur dann für irgendwen eine Hilfe sein konnten, wenn sie es frei und lebend vom Akademiegelände schafften. Sie mussten sich mit andern zusammenfinden, Informationen sammeln und strategisch an die Sache rangehen. Denn egal wie schlecht ihre Chancen gerade standen, Jack war nicht bereit die Erde aufzugeben und sich kampflos diesem fremden Volk zu beugen. Und er war sich sicher, dass er mit dieser Einstellung nicht alleine dastand.

Der Klon beobachtete weiter die Interaktionen der Angreifer. Er hatte von vornherein ein schlechtes Gefühl gehabt, als die Kadetten zu diesem Kerl geführt wurden. Als der Weißling nun seinen Druidenstab hob, war Jack innerlich bereits bewusst, wie es enden würde. Weiterhin stumm und regungslos beobachtete er, wie eine Art Kristall an der Spitze des Stabes zu leuchten begann. Er rechnete so ziemlich mit allem, von einer Druckwelle, die die Kadetten meterweit durch die Luft schleuderte, bis zu einem Blitzschlag oder einer ähnlichen Wirkung wie dem Goa’Uld Handmodul. Dennoch war es grausam die folgenden Sekunden mitansehen zu müssen.
Der Lichtschein nahm zu und die ersten Sekunden verstrichen allein damit. Doch dann geschah es. Die Kadetten griffen sich an die Hälse, soweit sie konnten, und krümmten sich. Auch wenn ihre Mimik aufgrund der Entfernung und des inzwischen blendend hellen Lichtes des Druidenstabs nicht erkennbar war, wurde schnell deutlich, dass sich die beiden jungen Männer in einem Überlebenskampf gegen diese außerirdische Technologie wiederfanden, den sie nicht gewinnen konnten.
Jacks Griff an Tobias Unterarm verstärkte sich unbewusst.
Anfangs wirkte der Kampf der Kadetten mit der unsichtbaren Macht noch kraftvoll. Doch ihre Energie schwand zunehmend mit jeder verstreichenden Sekunde. Die fremden Soldaten um sie herum wirkten völlig unbeeindruckt von dem Schauspiel. Und der Kuttenträger bewies mehr als deutlich seine Unnachgiebigkeit.
Obwohl das grelle Licht Wasser in Jacks Augen trieb und ihn seine Augenlider zusammenkneifen ließ, wandte er seinen Blick nicht von der Szene ab.

Er wusste nicht, wie lange es tatsächlich gedauert hatte, aber schließlich lagen die Körper der beiden Kadetten regungs- und leblos am Boden. Das Licht aus der Spitze des Stabes wurde schwächer und erlosch dann gänzlich. Dem 19jährigen wurde jetzt erst bewusst, wie fest er seine Zähne zusammengepresst hatte. Er bemühte sich seine Kiefermuskulatur zu lockern und über ein trockenes Schlucken die Speichelproduktion wieder anzuregen. Diese verdammten Dreckskerle…
Zuletzt geändert von Jack O'Neill (Klon) am 22.08.2021, 20:57, insgesamt 2-mal geändert.

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Tobias Wilson
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Beitrag von Tobias Wilson » 20.08.2021, 18:14

Tobias verharrte so still er nur konnte in seiner aktuellen Position. Er hockte auf dem linken Bein, während das rechte Knie und der Unterschenkel leicht zur Seite abgewinkelt auf dem Boden auflagen, ohne dabei etwas von seinem Gewicht tragen zu müssen. Er spürte das andauernde, unangenehme Pulsieren in dem verletzten Oberschenkel und das Pochen seines Pulsschlags in seinem Hals, das von einem leichten Rauschen in seinen Ohren begleitet wurde. Aber der Großteil seiner Aufmerksamkeit war auf die sich abspielende Szene vor ihnen gerichtet. Alle paar Sekunden löste er seine Augen von den vermeintlichen Angreifern und wagte einen schnellen Blick nach links und nach rechts über seine Schultern, um zu überprüfen, ob sich hinter ihnen etwas geändert hatte. Aber zumindest bisher war das nicht der Fall.

Natürlich rechnete er irgendwie damit, dass die Szene mit den fremden Soldaten gewalttätig werden konnte. Aber als der Anführer der Soldatengruppe plötzlich herumwirbelte und seine Waffe an den Hals eines der Kadetten hielt, zuckte er dennoch vor Überraschung leicht zusammen. Unbewusst biss er seine Zähne fest zusammen und brachte damit seine Wangenmuskulatur leicht zum Zucken. Ihm war nicht entgangen, wie Jack seinen Unterarm ergriffen hatte. Er wusste nur nicht, ob diese Handlung des 19jährigen das Ziel hatte ihn von unbedachten Handlungen abzuhalten oder sich selbst.
Kurz senkte Tobias seinen Blick und ließ ihn zu Jack wandern. Ihre Augen trafen sich und er konnte den gleichen Zwiespalt in den Augen seines Partners erkennen, wie er in seinen eigene erkennbar sein dürfte. Seine Fingerspitzen kribbelten regelrecht. Er würde nichts lieber tun, als einzugreifen und diesen beiden Kadetten zu helfen. Aber in der aktuellen Situation, mit nur einer einzigen Pistole, überschaubarer Munition und seinen Verletzungen, die ihm sowohl die Möglichkeit auf einen schnellen Angriff wie auch eine schnelle Flucht raubten, hatten sie nicht den Hauch einer Chance.

Tobias sog etwas tiefer Luft in seine Lungenflügel, was kurzzeitig ein erneutes Stechen auf seiner rechten Seite provozierte, und atmete dann langsam und bewusst aus. Sie mussten sich zusammenreißen und zurückhalten. Das war die einzige Chance wenn sie hier selbst überleben wollten. Und je nachdem, wie sich die Situation da vorne weiterentwickelte, gab es vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt die Möglichkeit die beiden Kadetten und vielleicht auch noch andere zu befreien. Auch wenn eine leise Stimme tief hinten in seinem Kopf ihm bereits andeutete, dass das ein eher unwahrscheinliches Szenario war…

Der Blick des Second Lieutenant löste sich erneut von der Gruppe und wanderte über ihre Umgebung. Dabei fiel ihm nicht zum ersten Mal eine Zugangstür zur Fairchild Hall ins Auge, die nur wenige Meter von ihrer aktuellen Position entfernt war.
Lediglich die Breite der Straße und zwei Fahrzeuge auf der gegenüberliegenden Straßenseite, die augenscheinlich in einen Auffahrunfall miteinander verwickelt gewesen waren, trennten sie von dieser Tür und damit einem Zugang zu einem Gebäude, das ihnen wertvolle Deckung geben konnte. Auch wenn Tobias eigentlich nicht sonderlich scharf darauf war, sich erneut in ein Gebäude zu begeben, dass schwer beschädigt und in Teilen bereits eingestürzt war, bot sich ihnen aktuell nicht wirklich eine lohnenswerte Alternative. Vor ihnen war der Durchgang durch diese seltsamen Typen versperrt, hinten ihnen ging es weiter zum eingestürzten Bereich der Fairchild Hall und ebenso der Mensa, die vollständig in Trümmern zu liegen schien. Es war unwahrscheinlich, dass sie dem Verlauf dieser Straße folgend sonderlich weit kamen. Ein Stück weiter, hinter der ersten Brücke, gab es zwar einen Durchgang zwischen dem vorderen Bereich der Fairchild Hall, in der sich unter anderem die Bibliothek befand, und dem hinteren Teil mit der Administration, einem Supermarkt und noch einigen anderen Nützlichkeiten, aber auch bis dahin mussten sie erst einmal kommen. Und auch da war fragwürdig, ob dieser schmale Durchgang noch passierbar sein würde.

Die Aufmerksamkeit des jungen Mannes wurde wieder auf die Szene am Zugang zur Rampe gelenkt, als von dort ein seltsames Licht aufleuchtete. Irritiert blickte Tobias auf die kleine Gruppe und den komischen Druidenstab, der nun plötzlich zu Leuchten begann. Was um Himmels Willen sollte das denn jetzt werden?
Er hatte echt keine Ahnung, was ihn als nächstes erwarten würde, aber er spürte, wie Jacks Griff an seinem Unterarm kräftiger wurde, als hätte er eine schlechte Vorahnung. Gefesselt sah der ehemalige Kadett auf die leuchtende Spitze des Stabes und die Personen, die nun dank dessen Licht deutlich besser erkennbar wurden. Zumindest kurzzeitig, denn die Intensität des Lichtes erreichte schnell einen Grad, der Tobias die Augenlider zusammenkneifen lief. Er wandte seinen Kopf leicht zur Seite ab, schloss ein Auge vollständig und versuchte mit dem anderen weiterhin einen halbwegs klaren Blick auf die sich abspielende Szene zu erhalten. Die Bilder, die er dadurch zu sehen bekam, waren unglaublich und wirkten wie aus einem Science Fiction Film…


„Jesus Christ…“, murmelte der junge Offizier kaum hörbar vor sich hin, während er mitansehen musste, wie sich die beiden Kadetten in einem Überlebenskampf befanden, ohne dass auch nur eine der umstehenden Personen körperlich auf sie einzuwirken schien.
Er hatte absolut keine Ahnung, was er davon denken sollte. Aber ihm wurde mit einem Male bewusst, dass die eher mittelalterlichen Rüstungen und Schwerter nicht als Maßstab für die tatsächliche Gefährlichkeit dieser Leute herangezogen werden durften. Was auch immer diese Technik war, sie war für ihn in diesem Moment unberechenbar. Und er hatte immer noch keine Ahnung, was die Funktion der kürzeren Stäbe war, die allem Anschein nach auch irgendwelche Waffen sein mussten.

Tobias presste die Lippen zusammen und biss sich parallel auf die Innenseite der Unterlippe, während er stumm beobachtete, wie die Bewegungen der Kadetten weniger wurden. Als die beiden Männer schließlich still am Boden lagen, schloss er kurz beide Augen und senkte seinen Kopf. Er hatte keinen Zweifel daran, dass ihre letzten Atemzüge getätigt waren. Als er seine Augen wieder öffnete, rang er innerlich mit aufsteigender Wut. Was sollte dieser Scheiß und was erlaubten sich diese Kerle?! Wie gerne würde er… aber die Gesamtsituation war unverändert, nein, eigentlich noch schlechter, wenn er seinen eigenen Standpunkt betrachtete. Er hatte keine Ahnung was da vorne abgegangen war und ebenso wenig, wie man dagegen angehen konnte. Sie konnten nichts tun… schlicht und einfach gar nichts…
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Beitrag von SG-NPC » 22.08.2021, 00:45

Tomin & der Prior

Der Prior hielt seinen Kopf gestreckt, das Kinn nach oben geneigt und beobachtete mit seinen nach unten gerichteten weißen Augen und dem Ansatz eines süffisanten Grinsens in seinen Mundwinkeln, den sinnlosen Kampf, den die Erdenbewohner führten.
Es war deutlich, dass diese jungen Männer nicht wussten wie ihnen geschah. Der Ausdruck von Unnachgiebigkeit wich dem Schock darüber, dass sie die Macht, der sie sich nun gegenüber sahen, nicht greifen konnten. Ihr Handeln wurde von ihrem Urinstinkt gelenkt, dem Drang zu Überleben. Aber in ihren Augen konnte er die Überforderung ablesen und letztendlich auch das Bewusstsein dafür, dass sie zu schwach waren, dass sie nicht gewinnen konnten, dass ihr letzter Atemzug getätigt war…

Der Prior tätigte selbst einen tiefen Atemzug und genoss den Anblick der letzten Regungen seiner Opfer. Dies war ein Zeichen, eine Schaustellung der überlegenen Macht der Ori. Es war lediglich zu bedauern, dass in diesem Augenblick die einzigen Zeugen dieses Ereignisses seine eigenen Soldaten waren.
Aber er zweifelte nicht daran, dass es zu weiteren solchen Situationen kommen würde. Vielleicht nicht sofort, der erste Schritt bestand darin die Verteidigungslinien dieses Planeten zu durchbrechen und all jene Orte zu zerstören, die ein Symbol oder Mittel für den Wiederstand dieser Welt sein konnten. Soldaten, Kampftechnik, Führung und die Fähigkeit der Kommunikation, all dies musste dieser Welt genommen werden.
Die Bevölkerungsdichte auf diesem Planeten war herausragend und verbunden mit vielen Abhängigkeiten. Es stand außer Zweifel, dass diese Welt und ihre Bewohner nach diesem Tag vom Chaos ergriffen werden würde. Die bisherige Sicherheit war verloren, die eigene Überheblichkeit gebrochen… der Kampf des Überlebens würde Einzug in jeden Winkel dieses Planeten erhalten.
Und dann schlug die Stunde der Ori! Bald würde die gesamte Bevölkerung dieser Welt die Überlegenheit der Ori kennenlernen und ihre Güte gegenüber denjenigen, die sich auf den einzig wahren Pfad des Ursprungs zurückführen ließen. Sie würden viele Gläubige gewinnen und sicher würden auch einige Leben von Zweiflern verloren gehen. Aber im Endergebnis würde diese Welt in ein neues Zeitalter eintauchen, die Zeit der Huldigung der Religion des Ursprungs und der Ori als ihre Götter!

Tomin beobachtete ebenfalls mit Genugtuung, wie die irdischen Krieger der Kraft der Ori unterlagen. Er hielt dabei seinen Kopf aufrecht und streckte sein Kinn stolz vor. Seine vorherige körperliche Anspannung verflog bei dem Gedanken daran, dass den verlorenen Leben seiner Soldaten nun Gerechtigkeit getan wurde. In Gedanken wiederholte er immer wieder die ihm so vertrauten Worte ‚Ehre sei den Ori‘, bis auch die letzten Regungen der fremden Soldaten verstummten.
Das Licht des Kristalls verblasste bis es vollständig erlosch. Kurz darauf hörte Tomin die Schritte des Priors in seinem Rücken. Er neigte erneut ehrerbietend seinen Kopf, als der Vertreter der Ori neben ihn trat.


„Die Ori haben gerichtet, Tomin“, ertönte die tiefe Stimme des Priors, „Nun bring mich zu deinen verlorenen Männern. Im Namen der Ori werde ich ihnen die letzte Ehre erweisen.“

„Sehr wohl, Prior!“, antwortete Tomin als Anführer dieser Gruppe von Ori-Soldaten und befahl seinen Leuten zur Seite zu treten.

Mit festen Schritten passierte der Prior die leblosen Körper der beiden Kadetten auf dem grauen, felsähnlichen Untergrund und auch die vier Soldaten, die diese umringten.
Tomin trat mit gebührendem Abstand an die Seite des Priors, bereit ihm den Weg zu zeigen, denn sie auf der Suche nach dem Vertreter der Ori hierher genommen hatten. Seine Soldaten fielen in einen routinierten Gleichschritt hinter ihnen. Keiner von ihnen verschwendete auch nur einen weiteren Blick an die nun zur Strecke gebrachten Krieger dieser Welt.

Jack O'Neill (Klon)
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Beitrag von Jack O'Neill (Klon) » 22.08.2021, 23:26

Jack beobachtete weiterhin aufmerksam den weißen Kuttenträger und seine Handlanger. Nachdem die beiden Kadetten nun regungslos am Boden lagen, schien keiner mehr großen Wert auf Sicherheitsabstände zu ihnen zu legen. Wieso auch? Schließlich hatten sie nun nichts mehr von diesen jungen Männern zu befürchten…
Jack biss erneut die Zähne aufeinander und bemühte sich darum innerlich halbwegs ruhig zu bleiben. Oh wie er solche Situationen hasste… So sehr er die vergangenen Monate auch dafür gekämpft hatte, endlich von der richtigen Stelle das Go für einen erneuten Einstieg in die US Air Force zu bekommen, natürlich in der Hoffnung auf kurz oder lang wieder im SGC zu landen, diese Situation hier war etwas, was er in der bisherigen Zeit seiner „zweiten Jugend“ tatsächlich nicht vermisst hatte.

Der Klon folge aufmerksam mit seinen Augen, als sich die Gruppe um die Weißkutte in Bewegung setzte. Die Richtung, die sie einschlugen, führte eindeutig zur Rampe. Jack verließ daher seine Position neben Tobias und begab sich erneut an das Heck des geparkten Fahrzeugs, hinter dem sie Deckung gefunden hatten. Er lehnte sich mit der rechten Schulter an das mit Ruß behaftete Metall und spähte vorsichtig knapp oberhalb der Stoßstange an dem Fahrzeug vorbei.
Vor ihm lag der gepflasterte Fußweg in Richtung des Aufgangs zur Rampe. Das brennende Fahrzeug ganz vorne auf dem ersten Parkplatz, durch dessen starke Rauchentwicklung sie vorhin nur mit Glück den Druidenkerl rechtzeitig entdeckt hatten, war inzwischen anscheinend weitestgehend ausgebrannt. Die Qualmbildung hatte jedenfalls deutlich nachgelassen.

Jack konnte beobachten wie als erstes der Kuttenkerl mit seinem langen Stab und dem nun wieder glanzlosen Kristall an dessen oberen Ende in den Zugang zur Rampe eintrat. Der Anführer seiner Soldaten folgte keinen halben Schritt hinter ihm. Dann kamen die vier Fußsoldaten, jeweils zu zweit nebeneinander.
Obwohl die Körper der insgesamt sechs Personen bereits hinter dem Mauerwerk verschwunden waren, wartete der Neunzehnjährige noch einige Sekunden. Nur um sicher zu gehen, dass keiner von ihnen es sich anders überlegte. Aus Gewohnheit warf er einen Blick auf sein Handgelenk, allerdings vergebens, denn dort befand sich keine militärische Armbanduhr mehr. Tja zu schade, dann blieb es wohl vorerst beim gedanklichen Zählen.

Nach einer halben Minute wandte Jack seinen Blick von dem entfernten Durchgang ab und sah stattdessen zu Tobias hinüber.


„Ich glaube es wird Zeit, dass wir uns hier vom Acker machen“, begann Jack und deutete dann mit einer Kopfbewegung auf die Verletzung seines Partners, „Was macht das Bein?“

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Tobias Wilson
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Beitrag von Tobias Wilson » 28.08.2021, 16:32

Tobias hatte weiterhin Mühe seine innerliche Wut in Schach zu halten. Er konnte einfach immer noch nicht glauben, was er hier mitangesehen hatte. Natürlich war er selbst ein Offizier und er hatte die Entscheidung zu diesem Beruf getroffen, wohlwissend, dass es im Kampf auch zu Verlusten kommen konnte. Letztendlich konnte es jeden jederzeit und ohne jegliche Vorwarnung treffen, einen Kammeraden aus der eigenen Einheit oder auch einen selbst… Aber so etwas hatte er sich nicht vorgestellt.
Das, was sie hier beobachten mussten, war kein Ergebnis eines Kampfes gewesen... es war eine Hinrichtung! Und das auf dem Gelände der Air Force Akademie, einem Militärstützpunkt mitten in den USA. Und gleichzeitig der Ort, der über die letzten Jahre sein Zuhause geworden war. Diese beiden jungen Männer da vorne waren keine fertigen Offiziere gewesen, die zu einem Einsatz in einem Krisengebiet entsandt worden waren. Sie waren Kadetten, jünger als er selbst und sicher genauso davon überrumpelt, dass ein Ort der Sicherheit so plötzlich in einen Kriegsschauplatz verwandelt wurde. Und das ohne, dass sie auch nur die geringste Ahnung davon hatten, was überhaupt vor sich ging…

Unbewusst hatte der Second Lieutenant seine Hände zu Fäusten geballt und mit vor Wut blitzenden Augen weiterhin die feindlichen Soldaten beobachtet, während diese sich nun in Bewegung setzten. Er spürte, wie Jacks Griff sich von seinem Unterarm löste und aus den Augenwinkeln bekam er mit, wie der Neunzehnjährige seine Position verließ und sich in Richtung des Fahrzeughecks bewegte. Er selbst machte keine Anstalten seine Position zu verändern, sondern beobachtete weiter die feindliche Einheit, bis diese in Richtung Rampe zur Terrazzo aus seinem Sichtfeld verschwand. Oh wie gerne würde er ihnen folgen und…


„Fuck!“, fluchte der junge Offizier mit zusammengebissenen Zähnen und kaum Stimme und brachte dabei seine rechte Faust zu seiner Stirn. Er hasste es so hilf- und nutzlos zu sein. Er erlaubte sich erneut kurz die Augen zu schließen, um sich innerlich zu sammeln, während Jack stumm am Heck der Fahrzeugkarosse hockte.

Es dauerte mehrere Sekunden, in denen die einzigen sie umgebenden Geräusche das entfernte Knistern von Feuer und das gelegentliche Bröckeln von Mauerwerk waren.
Als Jack ihn schließlich ansprach, verstand Tobias das als Bestätigung dafür, dass die Soldaten und ihr Druidenanführer abgezogen sein mussten. Was aber natürlich nicht hieß, dass es keine anderen feindlichen Einheiten in ihrer Reichweite gab… Schnellstmöglich von hier zu verschwinden machte daher Sinn. Aber dennoch warf der frische Second Lieutenant einen unentschlossenen Blick über den Rand der Fensteröffnung des beschädigten Fahrzeugs vor sich zu den beiden leblosen Körpern einige Meter entfernt.


„Was ist mit ihnen?“, hörte er sich selbst mit untypisch rauer Stimme fragen.
Ja, er hatte schon mehrere leblose Körper gesehen, seitdem sie die Vandenberg Hall hinter sich gelassen hatten. Und er hatte diesem Umstand bisher bewusst kaum Aufmerksamkeit geschenkt. Doch das hier war etwas anderes gewesen. Keines der anderen Opfer der erfolgten Angriffe hatte er vorweg in Bewegung, sprich lebendig, gesehen. Kein Gesicht war ihm ins Auge gestochen, weil er es kannte. Vielleicht auch, weil er bewusst vermieden hatte sich die Gesichter anzusehen.
Aber in diesem Fall jetzt…
Er fühlte sich schlecht bei dem Gedanken nicht zumindest die Marken der beiden Kadetten an sich zu nehmen, ihre Namen somit in Erfahrung zu bringen und vielleicht irgendwie ihren Angehörigen eine Gewissheit darüber zu geben, was mit ihnen passiert war.

Die Frage nach seinem eigenen Bein hatte Tobias gar nicht wirklich realisiert, da er gedanklich noch viel zu sehr mit dem frisch gesehenen beschäftigt war.
Das nebenstehende Avatarbild basiert auf dem Bild "Theo James at the Westwood premiere of Divergent, 18 March 2014" aus der freien Mediendatenbank Wikimedia Commons und wurde unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0 Generic Lizenz veröffentlicht. Der Urheber des Bildes ist Christopher William Adach.

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