Kontrollstuhlraum

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Carson Beckett
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Beitrag von Carson Beckett » 14.11.2021, 00:37

Carson musste sich beherrschen, um nicht einen Laut über seine Lippen kommen zu lassen, als John ihm ernsthaft schmunzelnd antworte. Dieser Kerl! Es war ihm schleierhaft, woher der Colonel in so einer Situation seine Ruhe und seinen Humor nahm. Aber vermutlich waren auch diese Dinge das, was Sheppard seinen Job hier in Atlantis in den vergangenen Jahren so gut machen ließ.

Dem Mediziner kam ein lauter Seufzer über die Lippen, als der Offizier sich schließlich mit einem „bis später“ von ihnen verabschiedete und wieder in die Systeme von Atlantis abtauchte. Nebenher schüttelte Carson leicht seinen Kopf und fuhr sich anschließend noch einmal mit der linken Handfläche über sein inzwischen müdes Gesicht.
Der fehlende Schlaf der letzten Wochen machte sich definitiv bemerkbar, aber er hatte noch eine angebrochene Packung Koffeinbonbons in der Tasche seines weißen Kittels. Der Arzt griff nach dem braunen, halb zusammengeknäulten Päckchen auf dem in roter Schrift „AirmenBeans“ stand. Mit routinierten Bewegungen seiner Finger fischte er nach einem der Bonbons, als Elizabeth sich plötzlich erneut per Funk meldete und nun etwas von einer möglichen Alternative erzählte. Woher auch immer diese plötzlich kam… aber er hatte schon vor langer Zeit aufgehört sich darüber Gedanken zu machen, wer, wann, unter welchem Zeitdruck irgendeine Idee aus seinem Hut zaubern konnte. Er hoffte einfach nur, dass was auch immer die schlauen Köpfe dieser Expedition austüftelten auch funktionierte und es so wenig wie möglich, am besten sogar gar keine Verluste auf der menschlichen Seite gab.

Sheppard bestätigte Weir den Empfang der Nachricht und blickte dann mit einem Schulterzucken in seine Richtung, worauf nun Carson derjenige war, der unbewusst schmunzeln musste. Seine Stirn war in Falten gelegt, denn es behagte ihm nicht gerade, dass was auch immer jetzt als Alternative geprüft wurde, Zeit in Anspruch nahm, die der Colonel weiterhin in diesem Stuhl sitzen musste. Aber so war nun mal der Ablauf und vielleicht gelang es ja tatsächlich eine Lösung zu finden, die John nicht dazu zwang einen experimentellen Antrieb zu benutzten, dessen Zugang die Antiker offensichtlich bewusst in ihren Systemen versteckt hatten.


„Ja, das heißt es wohl“, erwiderte Carson und ließ seinen Blick kurz zu Lieutenant Nelson wandern, der er vorhin die Feldflasche zugeworfen hatte, weil er selbst hier auf die schnelle eine Abstellmöglichkeit gefunden hatte.

„Möchten Sie noch etwas trinken, Colonel?“, erkundigte er sich nun bei John um die entstandene Pause mit irgendetwas sinnvollem zu füllen, „Ein ausgeglichener Flüssigkeitshaushalt kann nur positiv sein.“
“We are going to fight. We are going to be hurt. And in the end, we will stand.”
― "Roland Deschain" aus Stephen King, "The Drawing of the Three"
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Elizabeth Weir
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Beitrag von Elizabeth Weir » 15.11.2021, 23:35

Funkspruch aus dem Tor- und Kontrollraum

„Colonel Sheppard. Hier Weir. Skarg hat einen Vorschlag gemacht der womöglich noch besser ist um aus der Blase zu entkommen, wie der Wurmlochantrieb. Colonel Carter wird ihnen mitteilen was sie tun müssen. Weir Ende.“

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Samantha Carter
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Beitrag von Samantha Carter » 20.11.2021, 22:32

Funkspruch vom Maschinenraum der Rapiditas:

“Carter an Sheppard, wir wollen versuchen einen Riss in die Subraumblase zu reißen, durch den Atlantis hoffentlich entkommen kann. Hierfür müssen sie ein Hyperraumfenster öffnen, dürfen jedoch nicht hineinfliegen. Die Rapiditas wird ebenfalls ein Hyperraumfenster öffnen, das jedoch eine andere Polarität als ihr Hyperraumfenster aufweisen wird. Versuchen sie Atlantis in der Mitte zwischen den beiden Hyperraumfenstern zu halten und warten sie darauf, ob sich ein Riss öffnet. Sollte dies geschehen, nehmen Sie mit den Sublichttriebwerken Kurs auf diesen Riss und versuchen hindurch zu fliegen. Bitte bereiten Sie nun alles vor. Ich werde Ihnen Bescheid sagen, sobald wir startklar sind.”

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John Sheppard
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Beitrag von John Sheppard » 28.11.2021, 01:55

Noch etwas zu trinken war wahrscheinlich gar keine schlechte Idee. Wenn er tatsächlich in Kürze den schwierigsten Flug seines Lebens absolvieren sollte, dann musste er so fit wie nur möglich sein. “Gerne.”, stimmte er Carsons Vorschlag zu. “Wobei mir ein Bier lieber wäre.”, fügte er dann noch mit einem Schmunzeln hinzu und streckte sich leicht. Dabei spürte er ein deutliches Stechen von dem Zugang, den Carson gelegt hatte und er fragte sich unwillkürlich, wie lange er denn schon in dem Kontrollstuhl saß. War Lantea noch bewohnbar oder hatte der Gammablitz schon die Atmosphäre des Planeten zerstört und alles Leben dort ausgelöscht?

Er legte die Hände wieder auf die Gelpads des Kontrollstuhls und wollte gerade einen Blick auf seine Armbanduhr werfen, als er einen weiteren Funkspruch von Elizabeth erhielt. Offenbar hatte Skarg eine Idee gehabt, wie sie aus der Subraumblase entkommen konnten. Kurz zeigte sich ein zufriedenes Lächeln auf Johns Gesicht. Seine Einschätzung, dass Skarg ein wertvolles Mitglied der Expedition werden konnte, war also richtig gewesen. Außerdem war ihm war jede Alternative zu diesem Wurmlochantrieb recht. Die Antiker hatten aus gutem Grund ihre Arbeiten an dieser Antriebsmethode beendet und er wollte nicht unbedingt der Testpilot sein, der nicht nur einen Jumper sondern ein gesamtes, voll besetztes Stadtschiff zerstörte.

Nur bei Elizabeth Worten, dass Colonel Carter ihm erklären würde, was er zu tun hatte, legte sich Johns Stirn in Falten. Wieso bekam er diese Informationen nicht von Rodney? Hatte er es doch nicht geschafft schnell genug in die zentralen Teile der Stadt zurückzukehren? Dabei hatte er doch speziell für ihn die Verkleinerung des Schildes verlangsamt. In großer Sorge um seinen Kameraden lehnte er sich im Kontrollstuhl zurück und ließ Atlantis die Lebenszeichen in der Stadt zählen. Die Antwort der Stadt ließ sofort seinen Herzschlag für einen Augenblick aussetzen. Es hatte Verluste gegeben und Rodneys Headset war aktuell nicht aktiv. Verdammt noch mal! Am liebsten würde er nun aufspringen und selbst nach seinem Kameraden suchen. Aber sein Platz war hier und wenn er sich nun von seinen Gefühlen leiten lassen würde, war es nicht auszuschließen, dass es noch weitere Tote geben würde. Er musste sich nun auf die wichtigste Sache konzentrieren und Atlantis in Sicherheit bringen. Danach konnte er immer noch herausfinden, was mit seinem Kollegen passiert war. Mit einem unglaublich schlechten Gefühl öffnete John wieder die Augen und sah zu Carson, bevor er Elizabeth’ Funkspruch beantwortete.

“Sheppard an Weir, verstanden.”, erwiderte er und schon kurz darauf traf ein Funkspruch des Colonels ein. Die Idee klang fast genauso verrückt, wie der Vorschlag Atlantis durch ein gigantisches Wurmloch zu schicken. Aber einen Versuch war es wahrscheinlich wert. Wenn sich kein Spalt bilden würde, durch den sie entkommen konnten, konnte er ja immer noch den Wurmlochantrieb aktivieren und sie dadurch in Sicherheit bringen.

Vorbereiten musste er nicht viel. Atlantis wartete nur darauf, dass sie irgendetwas tun würden, um aus dieser Blase zu entkommen und ein Hyperraumfenster ohne definiertes Ziel zu öffnen, war so leicht, dass selbst ein vollkommen unerfahrener Pilot sich darum kümmern konnte. Der schwierigste Teil würde wohl erst kommen, wenn sich tatsächlich ein Spalt bilden würde.
“Sheppard an Carter, in Ordnung. Ich warte auf ihren Befehl.”, teilte er dem Colonel mit und ließ sich dann wieder von den Systemen der Stadt in die Pilotentrance geleiten. Da die Hyperraumtriebwerke bereits aktiv waren und sie mit ihrem Feld vor der Subraumblase schützten, musste er noch nicht einmal die Triebwerke aktivieren. Er bereitete lediglich alles vor, um ein Hyperraumfenster zu öffnen und wartete dann darauf, dass der Colonel ihm die Anweisung gab Skargs Plan in die Tat umzusetzen.

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Carson Beckett
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Beitrag von Carson Beckett » 06.03.2022, 02:36

„Pff…“, kam es Carson direkt über die Lippen, als John seine Vorliebe für Bier erwähnte, „Mein Junge, bei dem was ich jetzt schon in ihre Adern gespritzt habe, ist Alkohol für die nächsten 48 Stunden ein absolutes Tabu!“

Der Mediziner begleitete seine Ansage mit einem eindringlichen Blick, der dem Colonel deutlich machen sollte, wie ernst es ihm hiermit war. Selbst im günstigsten Fall aller Fälle, in dem sie es hier alle in einem Stück raus schafften, war für John eine Beteiligung an einer Alkohol beinhaltenden Feierstunde ausgeschlossen. Und wenn er den Offizier eigenständig auf der Krankenstation ans Bett fesseln musste, er würde ihn auf keinen Fall in die Nähe von alkoholischen Getränken lassen.
Doch Gott sei Dank war dieser Kerl, der einiges an Waghalsigkeit bei der Arbeit an den Tag legte, trotzdem auch auf einer Ebene der Vernunft erreichbar. Gefährlich für sein eigenes Wohlbefinden waren eigentlich nur Situationen, in denen sein Beschützerinstinkt seinen Selbsterhaltungstrieb überlagerte. Bei diesem Gedanken musste Carson innerlich seufzen. Er hoffte immer noch inständig, dass sich ein Weg finden ließ, der weder den Colonel noch die anderen derzeitigen Bewohner dieser Stadt schädigten. Doch leider war es der Lauf des Lebens, das nicht alles so glatt lief, wie man es sich erhoffte. Und wenn er daran dachte, dass der derzeit nicht gerade unwahrscheinliche Ausgang im Raum stand, dass keiner von ihnen den Zerfall dieser Subraumblase überleben würde… tja, bei einem solchen Worst Case Szenario musste man beinahe mit allem zufrieden sein, was weniger kostete…

Carson blieb still und hörte ebenfalls aufmerksam zu, als von Elizabeth und Colonel Carter der neue Plan eingeleitet wurde. Der Mediziner kräuselte leicht die Stirn. Das klang aus seiner Sicht tatsächlich gar nicht so schlecht. Eine solche Nutzung der Hyperraum- und Sublichttriebwerke war aus seiner Sicht dem experimentellen Wurmlochantrieb auf jeden Fall vorzuziehen! Er empfand diese Nachricht beinahe als beruhigend, auch wenn sich noch rein gar nichts an ihrer Situation geändert hatte. Letztendlich war dieser Weg des Wraith genauso ein Experiment wie alles andere. Aber die Umsetzung wirkte weniger bedrohlich auf den guten Doktor und positive Gedanken konnte er inzwischen definitiv gebrauchen.
Der Schotte achtete im Moment nicht wirklich auf den Monitor mit der EEG Ausleitung, sonst wären ihm der Pulsanstieg und die Veränderung in den Hirnströmen bei dem Offizier aufgefallen, als er sich Gedanken um Rodney machte. Aber das entging ihm in diesem Augenblick und selbst wenn nicht, hätte er nicht wirklich etwas Hilfreiches beisteuern können. Die Krankenstation war derzeit mit sämtlichem verfügbaren medizinischen Personal besetzt. Natürlich gab es eine Art Schichtplan, aber wer konnte und wollte in so einer Situation wie aktuell schon entspannen? Er wusste, dass die Leitung der Station in guten Händen war und fähige Leute dort ihre Arbeit machten, wenn es Verletzte gab. Allerdings war es auch kein Geheimnis, dass die Sanitäter aufgrund der derzeitigen Lage nur im Fall der absoluten Notwendigkeit und auf Anordnung von Elizabeth den Hauptturm verlassen würden. Und mögliche Verluste aufgrund des nun eingeschränkten Schildes wären nicht als solche Notwendigkeit gesehen worden. Realistisch betrachtet, war es mit dem Zeitverzug bis man vor Ort sein konnte, eh zu spät… Daher war dies leider eine Situation, in der erst bei einer Entspannung der Lage und der erneuten Ausdehnung des Schildes eine Gewissheit über die Verluste vorliegen würde…

Carson lauschte Johns Antworten auf Elizabeths und Colonel Carters Funksprüche und überlegte kurz sich direkt noch ein weiteres Koffeinbonbon zu gönnen, verwarf diese Idee aber schleunigst wieder. Er brachte niemandem etwas, wenn er sich zu sehr aufputschte. Er würde sich so durch die kommenden Minuten durchschlagen müssen, auch wenn seine Augen inzwischen regelrecht vor Müdigkeit schmerzten. Als John sich nun wieder in die Pilotentrance hinabgleiten ließ, widmete Carson sich erneut der EEG Ausleitung. Er spürte wie seine Handflächen begannen feucht zu werden. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis Dr. Weir den Startschuss erteilte. Sie hatten genau genommen auch wirklich nicht mehr viel Zeit übrig, wenn er an die zuvor benannte Deadline dachte. Aber er hoffte dennoch, dass Dr. Fraiser es zeitnah hier her schaffen würde und die medizinische Betreuung des Colonels übernehmen konnte, für den (hoffentlich nicht eintretenden) Fall der Fälle, dass etwas schief ging und er selbst sich in diesen verfluchten Stuhl setzten musste…
“We are going to fight. We are going to be hurt. And in the end, we will stand.”
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Samantha Carter
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Beitrag von Samantha Carter » 18.04.2022, 03:37

Funkspruch aus dem Maschinenraum der Rapiditas:

“Carter an Lorne und Sheppard, alle Vorbereitungen für die Öffnung eines Spalts in den Normalraum getroffen. Ich werde nun von zehn bis eins zählen, bitte öffnen Sie, sobald ich die eins erreiche ein Hyperraumfenster.”

“Zehn… neun… acht… sieben… sechs… fünf… vier… drei… zwei… eins… beginnen Sie!”

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John Sheppard
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Beitrag von John Sheppard » 19.04.2022, 01:19

48 Stunden kein Bier oder ein anderes alkoholisches Getränk? Das würde er wohl überleben, solange die Medikamente, die Carson ihm gegeben hatte, ihm halfen weiterhin die Stadt unter Kontrolle zu halten und sie alle aus diesem Schlamassel zu befreien. “Na gut, also 48 Stunden kein Bier, aber danach stoßen wir gemeinsam auf den erfolgreichen Flug an.”, gab sich John siegessicher und blickte dabei nicht nur zu Carson sondern auch kurz zu Lieutenant Nelson. Zwar schwanden seine Biervorräte aktuell ziemlich schnell, aber wenn sie diesen Flug wirklich erfolgreich beenden sollten, dann opferte er gerne drei oder noch ein paar mehr Flaschen. Vielleicht fanden sie auf dem neuen Planeten ja irgendeine Pflanze, die sich zur Herstellung von Bier eignete. John schmunzelte kurz bei diesem Gedanken, doch Berichte der Stadt, dass an der Stelle, wo die Rapiditas gelandet war, starke Erschütterungen durch die Decks gingen, ließen sein Lächeln sofort wieder verschwinden.

Es gab doch nicht etwa Probleme bei den Vorbereitungen? Dabei hatten sie nur noch wenig Zeit, wenn sie ihren Plan wirklich umsetzen wollten. Die Verkleinerung des Schildes hatte ihnen Zeit verschafft, doch auch diese Zeit lief zügig ab. Die Subraumblase kollabierte immer schneller und wenn sie wirklich zwei Hyperraumfenster öffnen wollten, dann musste das in einiger Entfernung von der Stadt geschehen, andernfalls würden sie von den beiden unterschiedlich gepolten Hyperraumfenstern zerrissen werden. Endlich ließen die Vibrationen nach und nur wenig später traf ein Funkspruch von Colonel Carter ein. Nun war es also soweit. Sie konnten mit ihrem waghalsigen Plan beginnen und versuchen Atlantis endlich aus der Subraumblase zu befreien. John wunderte sich zwar kurz, warum Carter Lorne ansprach und nicht den General, aber er hatte nun wirklich keine Zeit, um sich Gedanken darüber zu machen, was auf der Rapiditas geschehen sein könnte.

Angespannt lauschte John dem Countdown des Colonels und bereitete die Stadt und sich auf das Öffnen des Hyperraumfensters vor. In dem Moment, als sie den Startbefehl gab, erteilte er der Stadt sofort die Anweisung loszulegen. Genau wie der Colonel und Skarg es geplant hatten, öffneten sich zwei Hyperraumfenster in der Subraumblase. Nur zu gerne hätte Atlantis das Standardprotokoll befolgt und wäre in die Richtung des Fensters geflogen, doch John hielt sie auf und ließ sie zwischen den beiden Portalen in den Hyperraum verharren. Zuerst wirkte es so, als würde gar nichts geschehen, bis er einen immer stärkeren Sog spürte. Das Hyperraumfenster mit umgekehrter Polarität stieß die Stadt ab, während das Fenster, das die Stadt selbst geschaffen hatte, sie zu sich zog. Mit den Sublichttriebwerken steuerte John entgegen, während die Stadt ihn immer stärker davor warnte, dass die Triebwerke nicht dafür ausgelegt waren, ein Hyperraumfenster so lange offen zu halten. Bereits jetzt spürte er, wie einige Emitter heiß zu laufen drohten. Schnell leitete er Kühlmittel von Systemen, die aktuell nicht dringend benötigt wurden, um und schaffte es die Emitter zumindest noch etwas länger kühl zu halten. Wie lange das ausreichen würde, wusste er jedoch nicht. Aber vielleicht war das auch gar nicht notwendig, denn plötzlich erschien das auf den Sensoren, worauf er gewartet hatte. Die beiden Hyperraumfenster hatten es wirklich geschafft einen Riss in die Subraumblase zu reißen.

Unbewusst begann John zu lächeln, während er die Sensordaten beobachtete. Der Riss wurde immer größer. Nicht mehr lange und Atlantis würde hindurchpassen. Er begann bereits die Sublichttriebwerke vorzubereiten und einen Kurs zu setzen, als die Sensordaten immer beunruhigender wurden. Durch den Spalt drangen Partikel in die Subraumblase ein. Die Blase dehnte sich dadurch zwar aus, aber mit den Partikeln stimmte etwas nicht. Johns Verstand wurde mit Daten geflutet, die er nur ansatzweise verstand. Immer wieder tauchte der Begriff Nicht-Baryonische Materie in seinem Verstand auf. Nach einer Abfrage in der Datenbank der Stadt gelang es John schließlich die Warnungen als Hinweis auf dunkle Materie zu übersetzen. Das alleine war zumindest in seinen Augen erst einmal nicht bedrohlich, bis schließlich die Warnung vor der Bildung einer Dunkle-Materie-Anomalie in seinem Verstand auftauchte. Schon jetzt schien Atlantis von leichten, kaum spürbaren Gravitationswellen getroffen zu werden. Doch so schnell die Warnung vor einer Anomalie gekommen war, genauso schnell verschwand sie auch wieder und wurde durch eine viel dringendere Warnmeldung ersetzt. Durch den Spalt drang nicht nur dunkle Materie in die Subraumblase ein, sondern auch Antimaterie. Überall wo Atlantis von den Partikeln getroffen wurde, glaubte er winzige Nadelstiche zu spüren. Die Stadt hatte Schmerzen und John spürte sie, als wären sie seine eigenen. Erneut bildete sich kalter Schweiß auf seiner Stirn, während er um jeden Atemzug zu kämpfen schien. Immer mehr Antimaterie flutete die Blase, dehnte sie aus und in den ungeschützten Bereichen der Stadt kam es zu ersten, kleineren Explosionen. Sie würden das nicht mehr lange aushalten. Die Gravitationswellen, die von der dunklen Materie ausgingen, schleuderten die Antimaterie geradezu auf die Stadt und mit jeder Welle durchfuhren unglaubliche Schmerzen Johns Körper. Sein Verstand sagte ihm, dass er sich von der Stadt lösen musste, wenn er sich nicht selbst schaden wollte, doch das war keine Option. Er musste die Kontrolle behalten, wenn die Expedition eine Zukunft haben sollte.

Angestrengt suchte er nach einer Lösung. Vielleicht sollten sie die Hyperraumfenster schließen und noch einmal öffnen. Zumindest bei Windows half so ein Reset doch meistens. Aber das war nicht Windows und der Spalt würde sich wahrscheinlich auch nicht schließen, wenn sie die Hyperraumfenster schließen würden. Dafür war er inzwischen viel zu groß. Hindurchzufliegen war jedoch auch ausgeschlossen. Immerhin drang so viel dunkle Materie und Antimaterie in die Subraumblase ein, dass John vermutete, dass sie einen Spalt in ein Universum geöffnet hatten, das aus Antimaterie bestand. Sie brauchten eine andere Lösung und das schnell. Verzweifelt suchte er eine Alternative, bis auf einmal Atlantis selbst wieder auf den Wurmlochantrieb hinwies. Vermutlich war das wirklich ihre einzige Rettung.

“Rapiditas, Hyperraumfenster deaktivieren.”, murmelte er geistesabwesend, denn würde er nur das von der Stadt geöffnete Fenster schließen, würden sie im schlimmsten Fall in das Fenster mit negativer Polarität gezogen werden und John konnte sich vorstellen, dass sie das nicht überstehen würden.

“Elizabeth, ich muss Wurmlochantrieb aktivieren. Einzige Chance…”, fügte er seinen Worten noch hinzu, ohne zu wissen, ob er verständlich genug gesprochen hatte, damit ihn Carson verstand, oder ob er eine Antwort erhielt.

Seine Sinne waren inzwischen nur noch auf die Stadt gerichtet. Immer tiefer tauchte er in die Systeme der Stadt ab, während sein Leib ein fernes, kaum spürbares Anhängsel seines Verstands wurde. Die Informationsflut quälte sein Gehirn, das nach immer größeren Mengen Sauerstoff verlangte. Sein Herz strengte sich an die geforderten Mengen zu liefern, doch selbst sein gut trainierter Herzmuskel, der große Anstrengungen gewöhnt war, konnte dem nicht auf Dauer standhalten. In immer kürzeren Intervallen zog der Muskel sich zusammen und expandierte wieder. Schon bald tauchten die ersten Rhythmusstörungen auf, die schnell häufiger wurden. Alarmzeichen seines Körpers, dass er diesen Anstrengungen nicht gewachsen war, bekam John nicht mehr mit. Seine einzigen Gedanken galten Atlantis, dem Überleben der Expeditionsmitglieder und all der anderen Menschen und Tiere an Bord sowie dem Starten des Wurmlochantriebs.

Der Wurmlochantrieb fühlte sich anders an als alle Antikerantriebe, die er jemals gesteuert hatte. Für einen kurzen Moment hatte er das Gefühl als wollte Atlantis ihn noch ein letztes Mal vor dem Einsatz des Antriebes warnen, doch dann ließ sie ihn gewähren. Ohne den Widerstand der Stadt fand er schon bald die Informationen, die er brauchte, um den Antrieb zu steuern. Innerhalb von Sekundenbruchteilen verarbeitete sein Verstand die relevanten Informationen über die gescheiterten Testflüge und suchte nach einem Weg es besser zu machen. Konnte ein einfacher Mensch es überhaupt besser machen als ein Pilot der Antiker, der für die Testflüge ausgebildet worden war? Ihm kamen erste Zweifel in den Sinn, aber er musste erfolgreich sein. Eine andere Lösung gab es nicht. Doch noch während er versuchte Atlantis optimal auf den Flug vorzubereiten, hatte er das Gefühl eine Stimme zu hören. “Ikarus, mein Junge, befolge den Flugplan. Nur so kannst du es schaffen.” Flugpläne. Für die Testflüge musste es Flugpläne gegeben haben. Wenn er sich richtig an die Geschichte erinnerte, dann hatte Ikarus nicht auf die Worte seines Vaters gehört. Er hatte den Flugplan nicht befolgt und war dadurch ums Leben gekommen. Aber wenn er den für Ikarus erarbeiteten Flugplan befolgen würde, dann würde ihnen das vielleicht helfen. Immerhin hätte Daedalus seinem eigenen Sohn nur erlaubt einen Testflug anzutreten, von dem er sich hundertprozentig sicher war, dass er auch gelingen konnte. Er rief den Plan auf, den Daedalus für seinen Sohn erarbeitet hatte und begann die Daten in den Flugcomputer zu laden.
“Intro locum desideratum: secundam sedem Atlanticae.” John merkte nicht, dass er in der Sprache der Antiker darüber sprach, welche Zielkoordinaten er eingegeben hatte. Ihm war noch nicht einmal bewusst, dass er laut darüber gesprochen hatte.

Zum ersten Mal in seinem Leben befolgte er haarklein jeden Schritt, den die Antiker für die Bedienung dieses Antriebs vorgesehen hatten. Für Eigensinn war nun kein Platz und dennoch verlangten die Berechnungen alles von ihm ab, was er jemals über das Fliegen gelernt hatte. Endlich hatte er alle Berechnungen durchgeführt und die fehlenden Daten ergänzt, als eine Explosion auf dem Südpier ihn erschaudern ließ. Sie mussten fort von hier und obwohl die beiden Hyperraumfenster noch aktiv waren, gab John den Befehl das Wurmloch zu öffnen. Mehrere schreckliche Sekunden lang schien es als würde nichts geschehen, doch dann öffnete sich mitten in der dunkle Materiewolke der bläulich schimmernde Ereignishorizont eines Wurmlochs. Der Sog der Hyperraumfenster hielt Atlantis noch zurück, doch sobald die Fenster geschlossen waren, war er bereit die Stadt in Sicherheit zu bringen.

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Sandra Nelson
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Beitrag von Sandra Nelson » 19.04.2022, 01:27

Sandy zuckte erschrocken zusammen, als sie bemerkte, dass Colonel Sheppard nicht nur Doktor Beckett sondern auch sie zu einem Bier eingeladen hatte, sobald sie diesen Flug überstanden hatten. “Danke, Sir.”, erwiderte sie zögerlich, musste dann aber sofort daran denken, dass sie diesen Flug noch lange nicht überlebt hatten. Der Plan von dem Wraith und Colonel Carter klang vielversprechend, aber genauso vielversprechend hatte auch ihr Plan mit Atlantis nach X-54672 zu fliegen und die Stadt dabei mit Energie von der Rapiditas zu versorgen geklungen. Die Energieversorgung war zwar bisher geglückt, aber ihr Flug war gründlich schief gegangen. Doch noch hatten sie sogar zwei Eisen im Feuer und Sandy hoffte sehr, dass bereits der erste Plan die Rettung bringen würde.

Angespannt überprüfte sie immer wieder die auf ihrer Konsole angezeigten Daten, während der Colonel offenbar alles für das Öffnen des Hyperraumfensters vorbereitete und dabei trotzdem seine Umgebung soweit im Blick behielt, dass er sofort reagieren konnte, als er einen Funkspruch von Colonel Carter erhielt. Offenbar waren die Vorbereitungen auf der Rapiditas beendet und der Colonel gab nach einem kurzen Countdown den Befehl die Hyperraumfenster zu öffnen. Voller Neugierde beobachtete Sandy die Sensordaten und für einen kurzen Augenblick hatte sie das Gefühl, dass der Plan wirklich funktionieren könnte. Doch fast augenblicklich schlug ihre Freude in Sorge um. Es hatte sich zwar ein Spalt geöffnet, doch die großen Mengen an dunkler Materie und Antimaterie, die durch den Spalt in die Subraumblase eindrangen, sprachen dafür, dass sie entweder einen Spalt in ein Universum geöffnet hatten, das noch sehr jung war und in dem noch nicht ein Großteil der Antimaterie annihiliert worden war oder in eines, in dem Antimaterie vorherrschte. Wieso musste Murphys Law nur immer dafür sorgen, dass all das, was schief gehen konnte, auch schief ging? Es war zwar positiv, dass die dunkle Materie dafür sorgte, dass die Subraumblase sich ausdehnte, aber dafür schlugen immer wieder Antimateriapartikel auf den Piers der Stadt ein.

“Das ist gar nicht gut.”, redete Sandy mit sich selbst und überlegte angestrengt, wie sie den Spalt wieder schließen konnte, doch ihr fiel keine Lösung ein. Selbst wenn Atlantis und die Rapiditas die Rollen tauschen würden, würde der Spalt vermutlich nur noch größer werden und noch mehr Antimaterie würde die Subraumblase fluten. Sie durften nicht hierbleiben und die einzige Art und Weise, wie sie von hier verschwinden konnte, war vermutlich der Wurmlochantrieb. Colonel Sheppard schien dies auch zu realisieren. Sandy konnte zwar nicht genau verstehen, was er sagte, doch sie glaubte den Begriff Wurmloch herausgehört zu haben. Von einem Augenblick auf den anderen schienen sich die Daten auf ihrer Konsole zu überschlagen. Mit einer fast unmenschlichen Geschwindigkeit konfigurierte der Colonel Systeme um oder vielleicht lud er auch nur bereits existierende Einstellungen, trug Daten ein und versuchte Atlantis in Sicherheit zu bringen.

Dass dies sich nicht gerade positiv auf den Zustand des Colonel auswirkte, zeigte ihr der Alarm, den sie plötzlich von den Überwachungsgeräten hörte. Besorgt versuchte Sandy den Alarm auszublenden und sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Der Colonel würde es schaffen, Doktor Beckett würde sich um ihn kümmern und Doktor Beckett, der Colonel und sie würden in 48 Stunden gemeinsam ein Bier trinken. Sandy klammerte sich an diesen Gedanken wie an eine Rettungsleine und behielt weiterhin die Energieversorgung des Kontrollstuhls im Blick. Erst als die Daten einen deutlichen Anstieg des Energieverbrauchs anzeigten, sah Sandy kurz zu dem Colonel und blickte in das Gesicht eines Mannes, der so wirkte, als würde er all seine Kraft einsetzen, um die Stadt zu retten. Er murmelte irgendetwas, was wie Latein klang, dann verstummte er wieder und zuckte kurz darauf so zusammen, als hätte man ihn angeschossen. Irgendwo in der Ferne hörte sie ein Grollen und ein Blick auf ihre Daten zeigte ihr, dass es eine Antimaterieexplosion auf dem Südpier gegeben hatte. Atlantis Zeit lief ab und die ihres Piloten ebenso, denn als Sandy wieder zu ihm blickte sah sie, dass seine Nase zu bluten begonnen hatte. Ein zittriges
“Doktor Beckett.” kam ihr über die Lippen, während sie ungläubig beobachtete, wie möglicherweise das letzte Stündlein der Expedition schlug.

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Carson Beckett
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Beitrag von Carson Beckett » 10.07.2022, 00:04

Carson ließ seine Augen in einem regelmäßigen Rhythmus über die Daten auf dem EEG Monitor, aber ebenso auch zu dem Colonel selbst hinüber gleiten. Er beobachtete die Körperspannung des Piloten, seine Mimik und Hautfärbung, einfach alles was ihm in irgendeiner Form etwas Aufschluss darüber geben konnte, wie es ihm ging. Jetzt wo es in die heiße Phase ging investierte er seine vollständige Konzentration. Nur kurz löste er sich von seinem Vorgehen, um einen prüfenden Blick zu Lieutenant Nelson zu werfen. Aber die junge Offizierin hielt sich dafür, dass sie noch nicht so Pegasus-erfahren war, wie die Mitglieder der Ursprungsexpedition, sehr gut. Er hatte die höchste Achtung vor diesen jungen Menschen, die es schafften sich so hervorragend an neue Gegebenheiten anzupassen. Selbst dann, wenn sie auf den ersten Blick so „absurd“ wirkten, wie der Besuch einer anderen Galaxie. Tja, die Beteiligung am Stargate Programm oder der Atlantis Expedition war für sie alle sicher durchaus augenöffnend gewesen. Und herausfordernd.

Der Mediziner blickte wieder zu seinem Monitor und begann einige Markierungen vorzunehmen. Bisher war noch alles im… nun ja sagen wir „gelben“-Bereich. Grün konnte man es wohl kaum nennen, wenn man bedachte welche Medikamente er John bereits zur Unterstützung seines Kreislaufs und seiner Belastungsfähigkeit gegeben hatte. Vielleicht war sogar „gelb“ noch zu gelinde ausgedrückt und „orange“ treffender, aber er wollte auch nicht zu sehr der Schwarzseher sein. Der Colonel machte hier schließlich seine Arbeit, eine für die er extra für diese Expedition ausgewählt wurde. Und er machte sie gut, daran hatte Carson nicht die geringsten Zweifel. Gewisse Risiken musste man nun mal bei diesem Job hier in Kauf nehmen… das war jedem von ihnen bewusst gewesen, als sie die entsprechenden Verträge unterzeichnet hatten. Er hoffte nur weiterhin inständig, dass aus den Risiken kein Worst Case Szenario wurde.

Carson hatte nicht wirklich eine Ahnung, was mit der Stadt selbst gerade geschah, also an welchem Punkt der Umsetzung dieses Hyperraum-basierten Planes sie sich befanden. Aber er war es gewohnt nicht über alles im Detail im Bilde zu sein. Vielleicht war es auch besser so, da er eh vieles, was die Wissenschaftler von sich gaben, nicht wirklich verstand. Egal wie häufig Rodney versuchte ihm gewisse Thematiken näher zu bringen, die der Ansicht des Physikers nach so verdammt "einfach" waren. Er war nun mal ein Arzt, spezialisiert darauf den menschlichen Körper (und gelegentlich auch den anderer Arten) zu verstehen und Verletzungen sowie Krankheiten zu behandeln. Mit außerirdischer Technik kam er in der Regel klar, wenn es sich um Diagnoseprogramme handelte, die ihn bei seiner Arbeit unterstützten. Aber das hieß nicht, dass er verstand, was sich in einem Raumschiff abspielte… Oder wie man ein Raumschiff flog. Wobei er immerhin in den vergangenen Monaten auf Elizabeths Anordnung einige Zwangstrainingseinheiten absolviert hatte.
Der Schotte konzentrierte sich daher weiter auf seine eigentliche Aufgabe, die Überwachung der Vitalfunktionen und Hinströme ihres Piloten. Es war nicht zu verkennen, dass der Stresslevel bei John stieg. Zunächst in überschaubarem Rahmen, doch dann änderte sich das schlagartig und die Werte des Colonels schossen deutlich über das hinaus, was der Arzt zuvor noch als „orangenen“ Bereich definiert hatte. Carson ließ seinen Blick zu John schnellen, achtete aber schnell wieder auf die Datenausleitung des EEG. Verdammt… das sah echt beunruhigend aus.
Nebenher entgingen ihm nicht die Erschütterungen, die durch die Tiefenstruktur der Stadt übertragen zu werden schienen. Und auch nicht Lieutenant Nelsons Feststellung, dass die Anzeigen auf ihren Systemen nicht gut aussahen. Auch wenn er wenig Ahnung von der physikalischen Seite dieser Reise hatte, reichte seine Beobachtungen und die allgemein umschlagende Stimmung vollkommen aus, um ihm mitzuteilen, dass etwas nicht so lief, wie es sollte. Oder wie sie es erwartet hatten. Auch die nun strickt eingehaltene Funkdisziplin auf dem Führungskanal sprach Bände…

Carson schluckte hörbar und begann unbewusst auf der Innenseite seiner Unterlippe zu kauen. In Gedanken ging er sämtliche Medikamente durch, die er noch bei sich hatte. Er suchte nach etwas, womit er John helfen konnte, ohne seine Leistungsfähigkeit einzuschränken. Aber dieser Spagat war beinahe ein Ding der Unmöglichkeit… Er wandte erneut den Blick zu dem Piloten und ließ seine Augen über die Statur des jungen Mannes schweifen. Der Mediziner hasste es sich so nutzlos zu fühlen, aber es gab einfach nichts, was er im Moment tun konnte… außer verdammt nochmal vorbereitet zu sein. Der Schotte warf erneut einen Blick auf die EEG Daten und griff dann kraftvoll nach der Tasche mit seiner Ausrüstung. Gezielt überflog er die verschiedenen Ampullen und ihre Beschriftungen, ehe er mit der linken Hand nach zwei, nein sogar drei der Substanzen griff. Parallel beschaffte er sich mit der rechten Hand drei dazugehörige Spritzen. Mit routinierten schnellen Bewegungen begann er anschließend diese nach und nach mit unterschiedlichen Mengen der Medikamente aufzuziehen. Sein Blick wanderte dabei regelmäßig auf die EEG Ausleitungen. Unbewusste leise gemurmelte Flüche in seiner Muttersprache kamen ihm bei diesem Anblick über die Lippen. In was für eine Katastrophe hatten sie sich hier nur hinein manövriert?
Nachdem die Spritzen in Rekordzeit befüllt waren, wandte der Mediziner sich wieder von seiner Ausrüstung hab. Mit einem halben Schritt war er an Johns Seite. Himmel war er froh, dass er dem Offizier bereits einen Zugang gelegt hatte, denn bei der aktuellen Muskelspannung in dessen Arm wäre es wahrscheinlich eine Tortur die Medikamente ohne diesen ordentlich zu injizieren. Gerade als Carson seinen Kopf wieder in Richtung Monitor drehte, hörte er John etwas flüstern. Ohne zu zögern oder auch nur darüber nachzudenken, aktivierte er sein Funkgerät:


„Rapiditas für Kontrollstuhlraum, Hyperraum deaktivieren! Ich wiederhole, Hyperraum deaktivieren!“

Gerade als Carson seine Nachricht beendet hatte, murmelte der Pilot erneut leise vor sich hin. Der Schotte verkniff sich nur mit Mühe einen Fluch und aktivierte erneut direkt sein Funkgerät:

„Carson an Dr. Weir! Colonel Sheppard wird den Wurmlochantrieb nutzen.“

Carson unterließ es diese Mitteilung in irgendeiner Form weiter zu kommentieren. Sheppard‘s Worte waren eindeutig… es war in seinen Augen die einzige Chance. Und wenn er sich Lieutenant Nelson und das wahnsinnige Blinken von Warnmeldungen auf ihrem Bildschirm ansah, dann hatte er keine Zweifel daran, dass die Einschätzung des Colonels verlässlich war. Zweifelsfrei hatte Elizabeth durch Dr. Zelenka sicher bereits ähnliche Informationen bekommen, genau deswegen hatte sie ja auch einen der führenden Wissenschaftler gerade als Berater an ihrer Seite.
Die Augen des Chefarztes flogen noch einmal ganz kurz zu den EEG Ausleitungen, aber es hatte nun keinen Sinn mehr sich auf die tatsächlichen Werte zu konzentrieren. Die Daten waren weit jenseits von allem, was er bisher in seiner medizinischen Laufbahn gesehen hatte. Und ebenso fernab von allem, was man noch als gesund bezeichnen konnte. Der Griff des Arztes um die drei befüllten Spritzen festigte sich kurzzeitig, ehe er begann sie mit seinen Fingern zu separieren. Aus Mangel an genug Händen, nahm er eine zwischen die Zähne. Die Zweite hielt er lediglich eingeklemmt zwischen Mittel- und Ringfinger der linken Hand. Mit den dadurch noch nutzbaren Daumen und Zeigefinger der gleichen Hand hielt er den Anschluss des kurzen Schlauchs am Unterarmvenenzugang des Piloten, um im richtigen Moment direkt die dritte, in seiner rechten Hand liegende, Spritze mit diesem verbinden zu können. Es konnten gerade Mal wenige Sekunden verstrichen sein, seit er Dr. Weir angefunkt hatte, und doch kam es Carson wie eine Ewigkeit vor, die er schon tatenlos hier neben dem Piloten stand, während dessen Vitalfunktionen zu einem lebensgefährlichen Chaos mutierten.
“We are going to fight. We are going to be hurt. And in the end, we will stand.”
― "Roland Deschain" aus Stephen King, "The Drawing of the Three"
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Elizabeth Weir
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Beitrag von Elizabeth Weir » 20.08.2022, 18:24

Funkspruch aus dem Tor- und Kontrollraum

„Hier Weir. In Ordnung Carson. John soll es versuchen. Teyla hat mir gerade mitgeteilt, dass sie im Maschinenraum der Rapiditas festgestellt haben, dass sich durch den Spalt wahrscheinlich Mikrowurmlöcher bilden, die dabei helfen können mit dem Wurmlochantrieb ein stabiles, großes Wurmloch zu bilden. Wenn John noch in der Lage ist sie zu verstehen, dann teilen sie ihm das bitte mit.“


„Und passen sie bitte gut auf ihn auf. Weir Ende“

Evan Lorne
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Beitrag von Evan Lorne » 21.08.2022, 00:39

Funkspruch von der Brücke der Rapiditas:

"Lorne an Atlantis, Hyperraumfenster ist ge..[Husten] Das Hyperraumfenster ist geschlossen."

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John Sheppard
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Beitrag von John Sheppard » 12.09.2022, 01:08

Es war unglaublich, dass der Wurmlochantrieb wirklich funktionierte. Zwar konnte John das Wurmloch nicht direkt sehen, aber durch die Sensoren der Stadt war es fast so, als hätte er das Wurmloch unmittelbar vor den Augen. Bläulich schimmernd und wunderschön drehte es sich langsam mitten in der Wolke aus dunkler Materie und es schien, als würde ähnlich wie bei einem schwarzen Loch Materie in das Wurmloch gesaugt werden. Im Gegensatz zu dem Wurmloch eines Stargates schien dieses eine starke Anziehungskraft zu besitzen, die langsam auch Atlantis zu spüren bekam. Oder handelte es sich nur um die Auswirkungen der immer größer werdenden Menge an dunkler Materie in der Subraumblase? Sie würden es wahrscheinlich schon bald herausfinden, denn endlich verschwand das Hyperraumfenster, das die Rapiditas geöffnet hatte und John reagierte sofort. Eilig schloss er auch das Hyperraumfenster von Atlantis und stellte auch die Emitter, die das Hyperraumfeld erzeugten, ab. Die Subraumblase hatte sich inzwischen durch die dunkle Materie so weit ausgedehnt, dass es nicht mehr notwendig war sie durch das Hyperraumfeld am Kollabieren zu hindern. Dennoch beobachtete John für einen Moment angespannt die Sensordaten und als er sich sicher war, dass die Deaktivierung des Hyperraumfeldes keine negativen Auswirkungen hatte, richtete er seine gesamte Aufmerksamkeit auf das Wurmloch.

Er wusste, dass er nun so schnell wie möglich zu dem Wurmloch fliegen sollte. Die tausend Nadelstiche, die die Antimaterieeinschläge erzeugten, trieben ihn geradezu dazu loszufliegen, doch irgendetwas hielt ihn noch zurück. Etwas stimmte nicht mit dem Wurmloch. Es war zu klein. Die Wurmlochgeneratoren hatten zu wenig Energie. Augenblicklich leitete John die Energie, die sie gerade noch für den Hyperraumantrieb gebraucht hatten, in den Wurmlochantrieb um. Doch das schien nicht genug zu sein. Das Wurmloch war immer noch zu klein für Atlantis. Er brauchte dringend noch mehr Energie. Sollte der Flug durch das Wurmloch ähnlich verlaufen wie die Reise durch das Stargate würden sie zwar nicht lange so viel Energie in den Wurmlochantrieb leiten müssen, aber zumindest für einige Augenblicke benötigten sie jedes Stück Energie, das sie bekommen konnten. Aber aus welchen Systemen konnte er noch Energie umleiten? Der Schild war schon auf ein Minimum verkleinert. Würde er die künstliche Gravitation abschalten, würde es unzählige Verletzte, vielleicht sogar Tote geben und das durfte er nicht riskieren. Die Computersysteme wurden dringend benötigt und in den meisten Bereichen war auch die Beleuchtung schon auf ein Minimum reduziert. Das einzige System, das ihm einfiel, war die Lebenserhaltung. Er würde sie nur für einen kurzen Augenblick deaktivieren müssen, bis sie das Wurmloch passiert hatten. Danach konnte er sie wieder einschalten. In dieser Zeit dürfte in keinem Bereich der Sauerstoff knapp werden und auch keiner der Bewohner von Atlantis in Gefahr geraten. Zufrieden mit der Idee schaltete er die Lebenserhaltung ab und leitete die gesamte dadurch verfügbar gewordene Energie in den Wurmlochantrieb um. Doch es schien immer noch nicht auszureichen. Wenn er nun durch das Wurmloch fliegen würde, dann würde er entweder die oberen Bereiche des zentralen Turms in Gefahr bringen oder die unteren Ebenen. Ihm musste noch etwas einfallen, doch langsam gingen ihm die Ideen aus. Egal wie sehr er nachdachte, es gab nichts mehr, woher er Energie nehmen konnte und selbst Atlantis hatte keine Vorschläge mehr für ihn. Aber sie mussten doch irgendetwas tun. Sollte er vielleicht doch die künstliche Schwerkraft abschalten? Die künstliche Gravitation verbrauchte eine große Menge an Energie. Würde er sie nur einen Moment abschalten, hätte er wahrscheinlich genügend Energie. Aber welchen Preis würden die Bewohner von Atlantis dafür bezahlen müssen?

Verzweifelt kämpfte John mit sich, bis er auf einmal etwas spürte, dass ihn wieder zuversichtlicher stimmte. Colonel Carter oder auch General O’Neill waren wohl zu dem Schluss gekommen, dass Atlantis für die Reise durch das Wurmloch unglaubliche Mengen von Energie benötigte und schickten der Stadt alles, was sie liefern konnten. Die Energie in den Leitungen fühlte sich fast berauschend an. Nun konnten sie es wirklich schaffen. Dankbar nahm John die Energie an und führte sie dem Wurmlochantrieb zu. Deutlich merkte er, wie das Wurmloch auf sein Kommando auf eine beachtliche Größe anwuchs und schließlich genug Platz für Atlantis bot. Sie konnten endlich starten. Froh darüber, dass es losgehen und er Atlantis in Sicherheit bringen konnte, startete er die Sublichttriebwerke. Gewissenhaft arbeitete er einen Schritt nach dem anderen in Daedalus Flugplan ab und verlor sich dabei endgültig in den Systemen von Atlantis. Er spürte die Stadt, als wäre sie sein Körper, während sein eigener Körper für ihn fast nicht mehr existierte.

Er bereitete gerade die Wurmlochemitter auf den Eintritt in das Wurmloch vor, als er plötzlich wieder dieses unglaublich starke, anziehende Gefühl verspürte, das ihm schon beim ersten Mal, als seine Gedanken sich mit dem Wurmlochantrieb beschäftigt hatten, gespürt hatte. Es war so verlockend, so warm und versuchte ihn dazu zu bringen vom Flugplan abzuweichen. Sensordaten fluteten seinen Verstand, die ihm ein deutlich größeres, noch stabileres Wurmloch vorgaukelten. Es war wunderschön und hatte eine Anziehungskraft auf John, der er kaum widerstehen konnte. Seine von den Sensordaten vollkommen überlasteten Nerven sagten ihm, dass er diesem Ruf des Wurmlochs folgen sollte. Es würde sie in Sicherheit bringen. Er musste nur eine kleine Änderung an der Flugbahn vornehmen. Dann würde alles funktionieren. Die Anziehungskraft der falschen Sensordaten wurde immer stärker, während John fast bereit war dem Sirenengesang zu folgen.

“Halte dich an den Flugplan!”, hörte er noch einmal die eindringliche Stimme, die schon einmal in seinem Verstand aufgetaucht war und riss John für einen Moment aus dem Griff der Daten. Doch dieser Augenblick genügte um ihn realisieren zu lassen, was geschah. Das Wurmlochantriebprojekt der Antiker war nicht geglückt, weil es sabotiert worden war. Irgendjemand hatte einen Virus eingeschleust, der mit aller Macht verhindern sollte, dass der Pilot den richtigen Eintrittswinkel in das Wurmloch fand. Den aufgeheizten Rand des Wurmlochs zu streifen würde ihren sicheren Tod bedeuten und genau das wollte der Virus erreichen. Schon einen Augenblick nachdem er die Stimme gehört hatte, zog ihn der Virus wieder in seinen Bann. Doch dieses Mal war er vorbereitet. Mit aller Macht kämpfte er gegen den Sirenengesang und bot alles an Willenskraft auf, das er noch zur Verfügung hatte. Er würde nicht wie seine Vorgänger enden! Er würde es schaffen. Doch in einem kurzen Moment spürte er auch Sensordaten, die ihn selbst betrafen. Sein Körper hielt der Belastung nicht mehr stand, aber das war egal, solange Atlantis und die Expedition überleben würde.

“Das Wohl vieler wiegt schwerer als das Wohl des Einzelnen.”, ging es ihm durch den Kopf und er merkte gar nicht, dass er die Worte leise, mit fast brechender Stimme in der Sprache der Antiker geflüstert hatte.

Während seine Atmung unregelmäßig wurde, sah er Elizabeth, Teyla, Rodney, Ronon, Carson, Thomas, ja sogar Sandy vor seinem inneren Auge und er hielt sich an diesen Bildern fest. Er kämpfte für diese Leute und die vielen anderen und er würde für sie gewinnen. Seine Atmung setzte aus, doch er kehrte zu dem Flugplan zurück. Der Computervirus, den der Saboteur zurückgelassen hatte, verstärkte seine Bemühungen noch mehr, doch obwohl John kein Antiker war, war er ein würdiger Gegner für das Biest, das sich ihm in den Weg stellte, denn im Gegensatz zu den anderen Testpiloten war er nicht nur Pilot. Er war ein Soldat, ein Krieger und nichts würde ihn von seiner Mission abbringen. Mit einer Kraftanstrengung, die ihn seiner letzten Reserven beraubte, kämpfte er den Virus nieder. John sackte im Kontrollstuhl zusammen, während die beschädigte Spitze des Südpiers in das Wurmloch eintauchte. Ein letztes verzweifeltes Aufbäumen seines ausgelaugten Körpers erlaubte es ihm noch einmal seine Lungen mit Sauerstoff zu füllen und auch die letzten Schritte des Flugplan zu befolgen. Der zentrale Turm verschwand im Wurmloch, ihm folgte schon bald die Rapiditas und schließlich auch das nördliche Pier.

Wenige Augenblicke später verließ Atlantis das Wurmloch schon wieder in einem Planetensystem, in dem sich ein blauer Planet und vier weitere Planeten um eine rote Sonne bewegten. Sie hatten ihr Ziel erreicht. Der Wurmlochantrieb schaltete sich ab und Johns Herz blieb fast in demselben Moment stehen. Seine Gedanken erfassten noch, dass sie sich viel zu schnell dem blauen Planeten näherten und in seiner Atmosphäre verglühen würden, wenn sie nicht die Schilde aktivierten und abbremsten, aber er war nicht mehr in der Lage Atlantis unter Kontrolle zu halten. Er bat sie darum zu bremsen, aber seine Gedanken wurden nicht mehr erhört. Obwohl er immer noch kämpfte, um die Kontrolle über Atlantis wieder zu erlangen, wurde seine Welt immer dunkler, bis alles in der Dunkelheit verschwand und auch die Lichter am Kontrollstuhl erloschen. Atlantis lebte. John war tot.

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Sandra Nelson
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Beitrag von Sandra Nelson » 12.09.2022, 01:14

Dieses Ding, das hier inmitten des Kontrollstuhlraums stand, war doch der elektrische Stuhl. Etwas anderes fiel Sandy nicht dazu ein, als sie sah, wie sich der Zustand ihres Piloten zusammen mit dem Zustand der gesamten Stadt zusehends verschlechterte. Wo sie vor Beginn des Fluges noch darüber gewitzelt hatten, dass der Flug sicher nicht tödlich sein würde, sah es nun so aus, als würde es für den Colonel nicht gut ausgehen. Es fiel Sandy schwer zu verstehen, warum Doktor Becket nicht den Platz des Colonels einnahm. Aber vermutlich würde in der aktuellen Situation die Übergabe an einen anderen Piloten viel zu lange dauern und so wie sie den Colonel inzwischen einschätzte, würde er den Stuhl auch nicht verlassen, bis er nicht mehr anders konnte.

Obwohl sie sich spätestens als Doktor Beckett erneut nach seiner Tasche griff, kaum noch auf ihre eigene Arbeit konzentrieren konnte, wandte sich Sandy wieder von der Szene, die sich im Zentrum des Raumes abspielte, ab und versuchte hauptsächlich auf ihre Daten zu achten. Dabei entgingen ihr jedoch die schottischen Flüche nicht, die der Arzt vor sich hin murmelte und sie konnte diesen Flüchen nur zustimmen. Ein leises
“Aye” kam ihr über die Lippen, doch sie weigerte sich erneut zu Doktor Beckett und Colonel Sheppard zu blicken. Krampfhaft betrachtete sie sich die auf ihrer Konsole angezeigten Daten und beobachtete geschockt wie die Schäden auf dem Südpier weiterzunahmen. Der Colonel hatte scheinbar bewusst dafür gesorgt, dass das Pier weiterhin in Richtung der Antimaterieanomalie zeigte, um den zentralen Turm und die anderen Piers zu schützen. Es war schon schlimm genug, dass sie einen Turm verloren hatten und sie mussten nun nicht auch noch die strukturelle Integrität eines weiteren Piers riskieren, nur um ein schon beschädigtes zu schützen.

Der Funkspruch, dass die Rapiditas unverzüglich den Hyperraumantrieb deaktivieren sollte und schließlich die Ankündigung, dass Sheppard den Wurmlochantrieb aktivieren würde, ließen Sandy zusammenzucken. Das war gar nicht gut, aber im Endeffekt war es wahrscheinlich ihre letzte Hoffnung. Würden sie nichts machen, würde Atlantis schon bald zerstört werden und wenn sie den Wurmlochantrieb benutzten, dann war es auch gut möglich, dass sie vernichtet werden würden. Aber sie hatten zumindest eine Chance. Angespannt beobachtete Sandy, wie der Energiebedarf für einen Augenblick sank, als der Colonel den Hyperraumantrieb der Stadt und auch das Feld, das bisher die Subraumblase am kollabieren gehindert hatte, deaktivierte. Doch schon wenig später schoss der Energieverbrauch in die Höhe. Eine unglaubliche Menge Energie floss in den Wurmlochantrieb und wenn Sandy sich nicht täuschte, dann hatte sich wirklich ein Wurmloch geöffnet. Eigentlich rechnete sie schon fast damit, dass sie nun durch das Wurmloch fliegen würden, doch stattdessen stieg lediglich der Energieverbrauch weiter an.

“Der Colonel leitet die gesamte verfügbare Energie in den Wurmlochantrieb.”, meldete sie, während auch die von der Rapiditas gelieferte Energiemenge anstieg.

Doktor Weirs Funkspruch, dass Beckett gut auf den Colonel aufpassen sollte, bekam Sandy nur am Rande mit. Aber sie war sich sicher, dass der Arzt alles tun würde, was in seiner Macht stand. Aber würde das genug sein? Hatten sie überhaupt genügend Energie, um den Wurmlochantrieb stabil zu betreiben? Ein unangenehmes Gefühl machte sich in Sandy breit und sie hielt sich so sehr an ihrer Konsole fest, dass die Knöchel ihrer rechten Hand weiß hervortraten. Plötzlich wurden die Sublichttriebwerke gestartet und Sandy begann unwillkürlich den Atem anzuhalten. Nun würde sich also zeigen, ob sie Erfolg haben oder zerstört werden würden.

Plötzlich erhielt sie keine Sensordaten vom Südpier mehr und durch die Anspannung brauchte Sandy einen Augenblick, bis sie realisierte, was das bedeutete. Das Südpier musste schon in das Wurmloch eingedrungen sein. Immer mehr Sensordaten verschwanden und plötzlich tauchte ein blaues Funkeln im Kontrollstuhlraum auf. Der Ereignishorizont hatte den Kontrollstuhlraum erreicht. Sprachlos beobachtete sie die vom Stargate vertrauten Fluktuationen, dann wurde sie auch schon von dem Wurmloch erfasst und sie verspürte denselben achterbahnartigen Transit, den sie von den Reisen durch das Sternentor kannte. Genauso schnell wie die Reise durch das Wurmloch begonnen hatte, endete sie auch schon und Sandy stolperte nach vorne. Um nicht vollkommen das Gleichgewicht zu verlieren, klammerte sie sich an ihrer Konsole fest, während die Luftfeuchtigkeit auf ihrer eiskalten Haut kondensierte. Selbst auf der Konsole und auf den Wände des Raumes schlugen sich Eiskristalle nieder, die aber fast so schnell verschwanden, wie sie gekommen waren. Das einzige, was blieb, war ein Geräusch von den Überwachungsgeräten, das ihr einen Schauer über den Rücken jagte. Hatte der Colonel wirklich einen Herzstillstand? Der Energieverbrauch hatte sich mit der Deaktivierung des Wurmlochantriebs wieder normalisiert und zumindest im Moment schienen sie auch keiner Antimaterie mehr ausgesetzt zu sein. Atlantis hatte es geschafft und des Colonel musste es auch schaffen.

Obwohl es Sandy übel war und sie das Gefühl hatte, dass sie sich dringend hinsetzen sollte, drehte sie sich zu Doktor Beckett um und fragte mit brüchiger Stimme.
“Was soll ich tun?” Während Atlantis keinen Piloten hatte, musste sie auch nicht die Kontrollstuhlsysteme überwachen, aber sie konnte sich gut vorstellen, dass der Arzt nun jede Hilfe gebrauchen konnte, bevor er selbst die Kontrolle über die Stadt übernehmen musste.

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Carson Beckett
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Beitrag von Carson Beckett » 06.11.2022, 01:59

Carson hatte den Drang kraftvoll die Zähne zusammen zu beißen, nachdem er Dr. Weirs Bitte gut auf Sheppard aufzupassen vernommen hatte. Doch er kämpfte dagegen an, denn er hatte gerade eine der frisch aufgezogenen Kanülen zwischen seinen Schneidezähnen positioniert. Die Muskulatur seines Kiefers begann unangenehm zu zucken. Der Schotte wusste auch nicht, was er darauf erwidern sollte. Elizabeth war über die Daten, die sie von ihren Beratern mitgeteilt bekam, sicher besser darüber informiert, was gerade mit der Stadt geschah als er. Ebenso würden die Sensoren ihr Daten über den medizinischen Zustand des Colonels zur Verfügung stellen. Und letztendlich war seine Aufgabe hier die Versorgung ihres Piloten, soweit ihn seine medizinischen Kenntnisse brachten. Letztendlich entschied er sich daher einfach gar nichts zu erwidern.

Das Zeitgefühl des Mediziners war völlig hinüber und sein Fokus noch immer auf den Vitalfunktionen ihres Piloten, als Lieutenant Nelson mitteilte, dass der Colonel sämtliche Energie der Rapiditas in den Wurmlochantrieb leitete. Erneut glitt sein Blick zu dem Monitor mit den EEG Ausleitungen. Die Wellen und Linien, die ihm die Sensoren darstellten, waren zugleich das faszinierendste und grauenvollste, was er bisher zu sehen bekommen hatte. Das Gehirn des Offiziers schoss deutlich über den Rand der ihm bekannten Belastungsgrenzen hinaus. Die Schwankungen, die die Sensoren in einigen Bereichen verzeichneten waren enorm. Carson hatte wirklich schon vieles gesehen, aber darunter war kein lebendes Wesen, dessen Gehirn und Körper einer solchen Achterbahnfahrt standhalten konnte.
Sein Blick ging wieder zu John und erneut arbeitete er alles ab, was er an Hinweisen auf die körperliche Verfassung so bekommen konnte. Die Haut des jungen Mannes war inzwischen von einem kalten Schweißfilm überzogen, ihre Farbe bekam einen wachsartigen Schimmer. Das kräftige blau des Venennetzes trat immer deutlicher hervor und Carson wusste noch bevor es zu John’s erstem Atemaussetzer kam, dass das Herzkreislaufsystem des Colonels kurz vor dem Stillstand war. Er zögerte nicht mehr, sondern induzierte die Flüssigkeit der ersten Spritze in den Zugang. Die leere Kanüle ließ er in die Tasche seines Kittels fallen, um mit seiner Hand prüfend an die Halsschlagader des Piloten zu fassen. Die Pulsfrequenz war ein einziges Chaos, zu schnelle Schläge, stolpernde Abfolgen…
Der Arzt spürte wie ihm selbst der Schweiß auf die Stirn stieg. Die Finger seiner rechten Hand zuckten und zum ersten Mal verspürte er tatsächlich den Wunsch in diesen verdammten Stuhl zu steigen, einfach nur um den Colonel aus dessen Fängen zu holen. Aber er konnte nicht riskieren John jetzt gewaltsam aus dem Kontrollstuhl zu reißen. Er hatte keine Ahnung, was eine so abrupte Trennung seines Geistes von den Schiffssystemen an Schäden bei dem Piloten anrichten konnte... Und Carson brauchte sich und anderen auch nichts vormachen, er war schlicht und einfach selbst kein Pilot. Ja, er hatte das Fliegen von Jumpern geübt und auch Zeit in diesem Stuhl verbracht, um sich mit den Hauptsystemen für den Ernstfall vertraut zu machen. Sicher würde er Atlantis in einer halbwegs normalen Situation irgendwie steuern können. Aber die Nutzung eines experimentellen Antriebs? Unter solchem Zeitdruck und mit dieser immensen Masse an Daten, die die Stadt in sein Gehirn schicken würde? Himmel, vermutlich würde er es schaffen diese Stadt selbst in die Luft zu jagen, bevor sie auch nur die Chance hatten einen Wurmlochtransit durchzuführen oder die Antimaterie diesen Job erledigen konnte…

Aber Carson riss sich am Riemen, denn abschweifende Gedanken waren das Letzte, was er nun brauchen konnte. Aufmerksam zählte er gedanklich weiter, seine Finger noch immer sicher am Puls des Piloten liegend. Die Spritze hatte ihren Job vermutlich getan, die Unregelmäßigkeiten wurden weniger und auch ein, zwei etwas kräftigere Atemzüge konnte er nun von Sheppard hören. Doch dem folgte plötzlich ein leises Murmeln. Carson beugte sich sofort vor in dem Versuch zu hören was John sagte. Aber verstehen tat er leider nur, dass der Colonel definitiv nicht seine eigene Sprache sprach. Carons Gedanken schossen sofort zu den Antikern und ein flaues Gefühl breitete sich in seiner Magengrube aus. Wenn John so tief in den Systemen der Stadt war, dass die Verbindung sein Sprachzentrum beeinflusste…
Doch der Mediziner kam nicht dazu den Gedanken fortzusetzen, denn es folgte der erste vollständige Atemaussetzer ihres Piloten.


„Verdammt!“, brummte Carson deutlich lauter als beabsichtigt durch seine fest an der Kanüle liegenden Zähne. Seine Hände arbeiteten schnell und routiniert. Die Flüssigkeit der zweiten Spritze fand ihren Weg über den Zugang in die Venen des Colonels und sobald auch diese leere Kanüle in seiner Tasche gelandet war, zögerte er nicht mit einer Herzdruckmassage zu beginnen, auch wenn das in der aktuellen Position des Stuhles nicht unbedingt einfach war. Er gab vier, fünf kraftvolle Impulse und hörte, wie sich die Lunge des Colonels erneut mit Luft füllte. Ein Anflug von Erleichterung machte sich in dem Arzt breit und seine Hand wollte bereits wieder in Richtung der Halsschlagader wandern, doch dann wich sämtliche Spannung aus der Muskulatur des Piloten. Carson riss die ersten Verbindungskabel der EEG-Elektroden los, denn jetzt war es definitiv sein erklärtes Ziel Sheppard aus diesem verdammten Stuhl zu bekommen! Plötzlich erfüllte ein blaues Schimmern den Raum und als der Arzt von seinem Patienten aufblickte, sah er wie der Raum immer weiter in einen endlosen Ereignishorizont eintauchte. Geistesgegenwärtig griff Carson mit der linken Hand nach der letzten vorbereiten Spritze zwischen seinen Zähnen und vergrub das Kunststoffgefäß mit der enthaltenden Flüssigkeit in seinen Händen, um diese soweit es ging vor der eisigen Kälte zu schützen, der sie nun ausgesetzt werden würden. Der Schotte hielt unbewusst die Luft an, als das schimmernde Wabern des Wurmlochs seinen Körper erfasste.

Der Transit fühlte sich kurz und ewig zugleich an. Ein unglaubliches und durchaus unangenehmes Gefühl des Fallens ohne jegliche Kontrolle darüber wohin es ging erfüllte Carson. Doch ehe sein Gehirn wirklich verarbeiten konnte, welchen Reizen sein Körper ausgesetzt war, fühlte er wieder festen Boden unter sich und schwankte leicht zur Seite. Die Lehne des Kontrollstuhls half ihm sicher auf den Füßen zu bleiben und das durchgängige Piepen des Monitors in seinem Rücken, der eigentlich einen gleichmäßiges Pulsieren darstellen sollte, rissen ihn sofort in die Realität ihrer Lage zurück. Mit wenigen Griffen waren die letzten Verbindungskabel gelöst und das Angebot von Lieutenant Nelson ihm zu helfen kam keine Sekunde zu spät.


„Auf den Boden mit ihm!“, antworte der Arzt, lagerte die letzte Kanüle erneut zwischen seinen Zähnen, um beide Hände frei zu haben und begann dann bereits den leblosen Körper des Colonel aus dem Stuhl zu zerren. Jahrelange Arbeit in diesem Bereich sorgten dafür, dass er genug Kraft aufbringen konnte um den muskulösen Offizier zu bewegen und dank der Unterstützung von Sandra Nelson lag Sheppard im Nu auf den kühlen Bodenplatten.

„Holen Sie die Beatmungsmaske aus meiner Tasche!“ wies er die junge Frau erneut an, während er die letzte Kanüle in seinen Fingern drehte.
Ohne Zögern stieß er die Nadel der Spritze, die er mengentechnisch nicht gerade zurückhaltend mit Adrenalin befüllt hatte, direkt durch die Oberbekleidung des Colonels in dessen Herzmuskel. Sobald der Inhalt geleert war, warf er die leere Spritze neben sich und begann erneut mit einer Herzmassage. Dieses Mal richtig und mit genau dem Kraftlevel, dass er sich eingeprägt hatte.
Sobald der Lieutenant die Beatmungsmaske mit Beutel geholt hatte, wies er sie darin an, sie richtig anzulegen und gab ihr den Rhythmus vor, in dem sie Sheppards noch immer leblosem Körper Sauerstoff zuführen sollte.
Zuletzt geändert von Carson Beckett am 11.12.2022, 22:36, insgesamt 1-mal geändert.
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Elizabeth Weir
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Beitrag von Elizabeth Weir » 27.11.2022, 22:11

Funkspruch aus dem Kontrollraum

„Dr. Beckett. Hier Weir. So wie Dr. Zelenka festgestellt hat, hat Colonel Sheppard keine Kontrolle mehr über die Stadt. Egal was auch geschehen ist, sie müssen sofort den Kontrollstuhl übernehmen. Wir rasen unkontrolliert auf einen Planeten zu und werden in ein paar Minuten in seine Atmosphäre eintreten. Das bedeutet das wir verglühen werden, wenn nicht sofort eine Kurskorrektur vorgenommen wird.“

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Sandra Nelson
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Beitrag von Sandra Nelson » 25.01.2023, 00:27

Carsons Fluchen riss Sandy endgültig aus ihrer Konzentration und sie blickte nach hinten zu dem leitenden Arzt der Expedition und ihrem Piloten. Sie war zwar keine Ärztin, aber was sie sah, wollte ihr gar nicht gefallen. Dem Colonel standen Schweißperlen auf der Stirn und seine Haut hatte eine Farbe angenommen, die sie bisher nur einmal in ihrem Leben gesehen hatte. Sandy schluckte hart, als Gedanken an ihren sterbenden Onkel ihre Gedanken fluteten und sie versuchte sie eilig zur Seite zu drängen. Sie musste sich weiter konzentrieren. Sheppard würde nicht sterben und die Expedition würde es schaffen sich in Sicherheit zu bringen. In Kürze würden sie auf dem Pier stehen, die frische Luft genießen und sich den Sonnenaufgang betrachten. Sie versuchte sich an diesem Bild festzuklammern, doch als Doktor Beckett anfing bei dem Colonel eine Herzdruckmassage durchzuführen, begann die Kontrolle über ihre Emotionen zu bröckeln.

Wie erstarrt beobachtete sie das Schauspiel, das sich im Kontrollstuhlraum abspielte. Sie hörte wie der Colonel wieder einen Atemzug nahm und wagte es schon ein wenig zu hoffen, doch bereits nach wenigen Augenblicken fiel der Kopf des Piloten zur Seite. Der Kontrollstuhl leuchtete noch, offenbar gab es noch eine mentale Verbindung zwischen der Stadt und ihm, aber es war wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis auch diese zusammenbrechen würde. Die Signale, die auf dem EEG zu sehen waren, wurden bereits schwächer, bis sie völlig verschwanden. Ob es daran lag, dass Doktor Beckett die Elektroden entfernt hatte oder ob die Signale schon vorher verschwunden waren, konnte Sandy nicht sagen. Sie wusste nur, dass es der grauenvollste Anblick war, den sie seit dem Tod ihres Onkels gesehen hatte.

Bevor sie ins SGC gekommen war, hatte sie noch nie an der Front gedient. Ihre Karriere hatte sie nach der Akademie direkt nach Area 51 geführt, bis sie dort auf Colonel Carter getroffen war, die der Meinung gewesen war, dass sie sich perfekt für die Arbeit im SGC eignete. Wenig später war sie dann auch schon versetzt worden. Doch auch dort hatte sie noch nie miterleben müssen, wie ein Mensch aus eigenem Willen den Tod wählte nur um andere zu schützen. Sheppard hatte wahrscheinlich ganz genau gewusst, was er seinem Körper zumutete und dass er es nicht schaffen konnte. Wahrscheinlich hatte er in seiner kurzen wachen Phase, bevor er wieder in den Systemen der Stadt verschwunden war, auch etwas in der Art zu Carson sagen wollen, wenn er nicht unterbrochen worden wäre.

Eine Träne rann Sandys Wange herunter, während die Kälte des Wurmlochs sich mit der eisigen Kälte in ihrem Inneren vermischte. Doch der durchgängige Ton des EKGs riss sie wieder aus ihrer Starre. Verdammt, sie war eine Air Force Offizierin. Selbst wenn sie ohne Colonel Carter und das SGC wahrscheinlich nie einem Kampfverband zugeteilt worden wäre, war sie dafür trainiert in solchen Situationen die Nerven zu behalten. Also war es wirklich an der Zeit sich zusammenzureißen! Wenigstens gab es jetzt auch endlich etwas, was sie tun konnte. Es wäre ihr zwar deutlich lieber, wenn sie es nicht tun müsste, aber es war immerhin besser als herumzustehen und abzuwarten, ob die Reanimationsversuche des Arztes funktionierten und das Herz des Colonels wieder anfing zu schlagen.

“Verstanden.”, erwiderte Sandy und war mit einem schnellen Schritt an der Seite des Arztes. Mit vereinten Kräften zogen sie den leblosen Körper des Colonels aus dem Kontrollstuhl und legten ihn vorsichtig auf den Boden. Eilig räumte Sandy noch ein paar Kabel des EEGs zur Seite, bevor sie Doktor Becketts Anweisung nachkam und die Beatmungsmaske aus der Tasche holte. Reflexartig wollte sie sie zuerst dem Arzt geben, bis sie realisierte, dass er von ihr wollte, dass sie die Beatmung des Colonel übernahm.

“In Ordnung.”, bestätigte sie seine Anweisungen ein wenig zögerlicher als zuvor, bevor sie anfing in dem Rhythmus, den Doktor Beckett ihr beschrieben hatte, die Lungen des Colonels mit Sauerstoff zu füllen. Konzentriert drückte sie immer wieder den Beutel der Beatmungsmaske zusammen und blickte gelegentlich in Richtung des EEGs in der Hoffnung, dass sie dort irgendetwas sehen würde, aber es tat sich nichts. Wie viel Zeit war inzwischen vergangen? Gab es überhaupt noch Hoffnung? Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren, aber sie war bereit solange um den Colonel zu kämpfen, wie es auch nur eine geringe Chance gab ihn zurückzuholen.

Nur der Funkspruch, der plötzlich eintraf, riss sie aus ihrem Rhythmus und ließ ihren Atem stocken. Durch den Kampf um den Colonel hatten sie vollkommen vergessen sich um den Status von Atlantis zu kümmern und das schien sich nun zu rächen. Wenn sie nicht in den nächsten Minuten die Stadt wieder unter Kontrolle brachten, dann war Sheppards Opfer vergebens und sie würden im Endeffekt doch alle sterben. Obwohl sie eigentlich dem Colonel wieder Sauerstoff zuführen musste, hielt Sandy kurz inne und blickte zu Doktor Beckett. Er sah so verbissen aus, dass sie bezweifelte, dass Doktor Weirs Funkspruch alleine ausreichen würde, um ihn davon abzuhalten sich weiter um Sheppard zu kümmern. Vermutlich hoffte er immer noch, dass Doktor Fraiser jeden Moment eintreffen würde. Aber nachdem sie schon so lange auf die Ärztin warteten, befürchtete Sandy, dass sie unterwegs aufgehalten oder sogar selbst verletzt worden war. Sie waren auf sich alleine gestellt und es gab nur einen, der die gesamte Situation retten konnte, selbst wenn es das Leben des Colonels kosten sollte.

“Doktor Beckett…”, begann Sandy und griff nach der Hand des Arztes. “Carson… Doktor Weir hat Recht. Sie müssen in den Stuhl. Es hängt jetzt alles an Ihnen. Bringen Sie uns in einen sicheren Orbit, damit der Kontrollraum überprüfen kann, wo wir uns befinden. Ich werde mich um den Colonel kümmern.” Zuversichtlich lächelte sie ihm zu, obwohl sie sich innerlich gar nicht so fühlte. Aber wenn sie den Arzt richtig einschätzte, dann konnte er sich nur auf die Aufgabe, die vor ihm lag, konzentrieren, wenn er das Gefühl hatte, dass er nicht das Leben seines Patienten für das Leben der gesamten Expedition opferte. Sie sah Carson nochmals tief in die Augen, bevor sie wieder zur Beatmungsmaske griff und Sheppard den Sauerstoff zuführte, den er zum Überleben brauchte.

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Janet Fraiser
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Beitrag von Janet Fraiser » 30.01.2023, 01:04

CF: Gänge und Transporter

Als sie endlich in die Nähe des Kontrollstuhlraums kamen, hörte Janet das Geräusch, das sie bei ihrer Arbeit am meisten fürchtete. Ein EKG pfiff ununterbrochen, obwohl es eigentlich in einem konstanten Rhythmus piepsen sollte und ein Beatmungsbeutel füllte und entleerte sich zischend. “Verdammt.”, fluchte Janet und obwohl sie schon schnell gelaufen war, begann sie nun endgültig zu rennen. Durch die Wiederbelebungsmaßnahmen bei Sergeant Riley hatten sie sehr viel Zeit verloren und obwohl sie die Situation im Kontrollstuhlraum noch nicht einschätzen konnte, ging sie davon aus, dass sie nun auch dort versuchen musste das Leben eines Expeditionsmitglieds zu retten.

Fast instinktiv griff sie an ihr Headset und baute eine Funkverbindung zum Kontrollraum auf.
“Fraiser an Kontrollraum, wir haben einen Code Blau im Kontrollstuhlraum und benötigen so schnell wie möglich die Transporter.”, teilte sie den Technikern im Kontrollraum mit, denn wenn sie es schaffen sollten, den Patienten, wahrscheinlich Colonel Sheppard, wiederzubeleben, musste er so schnell wie möglich zur Krankenstation. Ihn diesen ewig langen Weg durch die Gänge zu schieben und teilweise auch zu tragen, würde wahrscheinlich seinen Tod bedeuten.

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Carson Beckett
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Beitrag von Carson Beckett » 02.04.2023, 01:36

Carsons Konzentration lag ab dem Augenblick, in dem sie Colonel Sheppard auf den Boden verfrachtet hatten, zu 100 Prozent auf dem expeditionsleitenden Offizier. In Gedanken zählte er unnachgiebig mit um auch ja im richtigen Rhythmus zu bleiben. Die Geschwindigkeit der Herzdruckmassage war entscheidend, er musste zwischen 100 und 120 Herzschläge simulieren, wenn er dafür sorgen wollte, dass der Körper und insbesondere das Gehirn von John mit ausreichend Sauerstoff versorgt wurden. Nach dreißigmal drücken folgte die Aufforderung an Lieutenant Nelson eine zweifache Beatmung durchzuführen, dann wiederholten sie das ganze Spiel wieder von vorne.

Der Mediziner fühlte die Bewegung der Rippen des Colonels unter seinen Händen. Seine jahrelangen Erfahrungen verhinderten, dass er beim Aufbau des Drucks zu nachlässig war oder es übertrieb. Er wusste wie fest und wie tief er drücken musste. Und dennoch war es nicht ausgeschlossen, dass die eine oder andere Rippe durch diese Krafteinwirkungen von außen Schäden davontragen würde. Aber das war im derzeitigen Moment absolut zweitranging. Und wenn er Sheppard fünf Rippen brechen würde, das alles war völlig uninteressant, wenn er es nicht schaffte das Herz des jungen Mannes wieder zum Schlagen zu bringen.
Carsons Gedanken rasten auf Hochtouren. Sie brauchten einen weiteren Arzt hier und das schnell. Sie mussten John intubieren, damit die Sauerstoffversorgung einfacher und auch zuverlässiger war. Und um die Nutzung eines Defibrillators kamen sie auch nicht herum, nicht wenn immer weiter Sekunde um Sekunde verstrich, ohne dass sich an dem Zustand des Offiziers vor ihren Knien etwas änderte.

Der Schotte wollte gerade über sein Funkgerät nach Dr. Fraiser rufen, die eigentlich schon längst hätte hier sein müssen. Er betete innerlich, dass ihr und anderen Expeditionsteilnehmern nichts zugestoßen war. Aber vermutlich war allein ein solcher Gedankengang absolutes Wunschdenken voller Naivität. Sie hatten sich immerhin in einer Subraumblase befunden und waren mit schwarzer Materie beschossen worden… Er wollte sich nicht ausmalen, welche Schäden hierdurch an der Stadt entstanden sein konnten. Und schon gar nicht, wie viele Leben sie ein Einschlag an der falschen Stelle kosten konnte… oder möglicherweise sogar gekostet hatte.

Doch ehe Carson dazu kam sein eigenes Funkgerät zu aktivieren, ertönte die Stimme von Dr. Elizabeth Weir über den kleinen Ohrstöpsel und durchdrang direkt seine Gedankenkarussell. Der Schotte horchte auf und folgte ihren Worten. Ihrer Stimme war Hektik zu entnehmen, ebenso wie die für sie übliche Autorität in ihrer Anweisung. Und dennoch schaffte Carson es nicht, sein Handeln zu unterbrechen. 5…6…7… Seine Hände arbeiten weiter daran Herz und Lunge des bisherigen Piloten in ihren sonst natürlichen Rhythmus zu zwingen. 12…13…14… Erst allmählich sickerte die vollständige Bedeutung von Dr. Weirs Worten in seine Gedankenwelt ein. Der Kontrollstuhl… er war unbesetzt. Unkontrolliert… niemand steuerte derzeit diese verdammte fliegende Stadt. Atmosphäre… wo auch immer sie nach dem Wurmlochtransit gelandet waren, es musste im intergalaktischen Vergleich wahnsinnig nah an einem Planeten sein, wenn er nun diese Informationen mitgeteilt bekam. Verdammt...

Carson war innerlich hin und her gerissen. Wenn er jetzt hier abbrechen würde, könnte dass das Ende für Colonel Sheppard sein… Dazu drängten sich innerlich die im vertrauten Zweifel in seine Gedanken. War er überhaupt dafür geeignet diese Stadt zu steuern? Konnte er das hinbekommen, was John aufgrund seines sich rapide verschlechternden Zustands nicht mehr gelungen war? Die Hände des Arztes begannen zu zittern, als sich immer weiter die Realisation in den Vordergrund drängte, dass hier mit Sicherheit keiner von ihnen Lebens rauskommen würde, wenn er es nicht zumindest versuchte!
Mit einem Male spürte der Schotte die Berührung einer Hand auf der seinen. Vor Überraschung hielt er mit der Herzdruckmassage inne und blickte auf. Und dabei genau in das Gesicht von der jungen Lieutenant Sandra Nelson.

Carson presste seine Lippen fest aufeinander und biss auf die fleischige Innenseite der Unterlippe, während der den Worten der jungen Frau folgte. Alles in ihm sträubte sich davor die Seite eines Patienten zu verlassen, was durch das zunehmende Zittern seiner Hände auch nach außen deutlich wurde. Aber diese junge Frau hatte Recht. Er musste in diesen Stuhl und er musste es jetzt tun. Sofort!
Der Schotte schluckte schwer und griff dann mit seiner freien Hand an die warmen Finger von der jungen Offizierin, die noch immer auf den seinen lagen. Nach einer kurzen Berührung, hob er seine Finger wieder und klopfte dann einige Male locker auf die Hand der jungen Frau, als Zeichen dafür, dass er verstanden hatte.


„Der Rhythmus ist 100 bis 120 Schläge pro Minute, das ist wichtig!“ , kam es Carson über die Lippen, während er nun regelrecht aus seiner knienden Position heraus aufsprang.
„Der Brustkorb muss dabei etwa 6cm nach unten gedrückt werden.“, setzte er seine Erklärung fort, während er eilig seinen weißen Kittel von den Schultern streifte. Das Teil würde nur stören. Und er hatte zudem keinerlei Interesse daran sich nachher in die genutzten Kanülen zu setzten, weil er eben aufgrund der bestehenden Hektik die Schutzkappen nicht angebracht hatte.
„Alle 30 Mal kurz aussetzen und zweimal beatmen! Dann von vorn!“

Die rechte Hand des Arztes ging zu seinem Funkgerät und aktivierten es mit einem routinierten Klick.

"Carson an Weir, ich übernehme den Stuhl!"

Mit diesen letzten Worten sprang Carson regelrecht in den inzwischen wieder aufrecht stehenden Kontrollstuhl. Sein Hintern hatte noch nicht ganz die Sitzfläche erreicht, als seine Hände bereits auf den Gelpads landeten und diese, zur Überraschung des Arztes, direkt anfingen aufzuleuchten. Die Rückenlehne des Stuhles senkte sich ab und ehe der Schotte sich versah, befand er sich in einer halbwegs liegenden Position mit einer äußert ungeduldigen Stadt, die bereits regelrecht an seinem Bewusstsein klopfte.
Carson bemühte sich seinen Kopf frei zu bekommen und offen für die ganzen Informationen zu sein, die Atlantis ihm zuspielen wollte. Doch das erste, was er zu spüren bekam, war keine Überflut an Daten, sondern ein… wie sollte man es beschreiben? Aufatmen? Er war nicht wirklich jemand, der Maschinen bereitwillig ein Bewusstsein zuschrieb, aber jetzt, in dieser einen Nanosekunde, könnte er darauf schwören, dass diese Stadt genau das besaß. Und damit meinte er nicht eine einfache künstliche Intelligenz, die für ihn die Temperatur der Dusche bereitwillig regelte.

Der Schotte schloss die Augen und biss parallel die Zähne zusammen. Jetzt tauchten diverse Mitteilungen der Stadt vor seinem inneren Auge auf und das in einer Schlagzahl, die den Mediziner schnell zu überfordern drohte. Aber dann plötzlich änderte sich das Meldeverhalten, als passe sich Atlantis daran an, dass er nun mal nicht ganz so schnell mitkam wie sein Vorgänger. Viele Informationen wurden nun eher im Hintergrund gehalten, aber das wirklich Wichtige tauchte mit absoluter Klarheit in Carons Kopf auf.
Er realisierte, dass die Stadt deutliche Beschädigungen davongetragen hatte, aber die Detailsinfos hierzu hielt Atlantis zurück. Dafür ploppte die Mitteilung auf, dass die Lebenserhaltung wieder in Betrieb gegangen war. Carson sah wie Energieströme plötzlich umgeleitet wurden und dann veränderten sich auch die Daten zu ihren Schilden.
Ohne wirklich das gesamte Ausmaß der zur Verfügung stehenden Daten erfassen zu können, wurde Carson schmerzlich bewusst, wie sehr John die Stadt mit seinen Befehlen in mehreren Bereichen an die absolute Belastungsgrenze gebracht haben musste… Ebenso wie seinen eigenen Körper und Geist.

Der Mediziner wollte sich gerade den Flugdaten widmen, als er eine Art Anklopfen von einer Randinfo wahrnahm. Von einer Meldung, die zwar nicht zu den Hauptsystemen gehörte, aber von Atlantis für ihn als überaus relevant eingestuft wurde. Carson wandte sich dieser Meldung zu und nun war er es, der wortwörtlich vor Erleichterung aufatmete.

Ein schwerer Atemzug entwich Carsons Lungen und zeitgleich wich einiges an gedanklichem Stress von dem Schotten ab. Die Meldung, die ihm von Atlantis zugespielt worden war, waren Sensordaten, die ihm die Ankunft von Dr. Janet Fraiser mitteilten. Er erkannte die Ärztin, als würde er auf das Bild einer Überwachungskamera blickten, direkt vor der Tür zum Kontrollstuhlraum und der Befehl in seinem Kopf war eindeutig. Tür öffnen!
Die Zugangstür glitt beinahe Geräuschlos vor der Ärztin auseinander. Und Carson beeilte sich sofort wieder zu den Flugdaten zurück zu kommen.
Von Atlantis kamen bereits die ersten… wie sollte man es nennen, Schmerzensrufe? Irgendwie fiel ihm nichts Besseres ein, denn die Stadt litt bereits unter der starken Schwerkraft des Planeten und dem Umstand, dass sie bereits den äußersten Rand der Atmosphäre erreicht hatten.
Carson war weiß Gott kein Fachmann für Fliegerei, weder bei einem normalen Flugzeug, noch einem Raumschiff oder besser einer „Raumstadt“. Aber Atlantis lieferte ihm genau das, was er jetzt brauchte. Er sah vor seinem inneren Auge in einer schematischen Darstellung den Eintrittswinkel und die vielen Warnungen, die damit zusammenhingen. Der erste Gedanke, der ihm kam, war auf die Bremse zu treten. Und prompt aktivierte die Stadt die Trägheitsdämpfer, um genau das zu tun. Wie bei einem Auto mit ABS entstand in Carsons Kopf eine ruckelnde und sich abwechselnde Abfolge von den aufflammenden Trägheitsdämpfern und minimalen Kursanpassungen. Die Reibungshitze begann bereits zuzunehmen und Carson versuchte die Stadt etwas anders auszurichten, damit der untere und widerstandsfähigste Teil der Stadt die größten Hitzeentwicklungen abfangen konnte.
Irgendwie versuchte er nebenher auch noch zu verstehen, um was für einen Planeten es sich hier handelte. Es war keine gute Vorstellung nachher auf einem Gesteinsplaneten zu zerschellen oder von einem Gasriesen wortwörtlich verschluckt zu werden. Aber zu diesem einen Thema lieferte ihm Atlantis keine Meldungen über Bedenken. Er konnte nicht ausschließen, dass für die Stadt der Eintrittswinkel momentan einfach wichtiger war als das, was sie innerhalb der Atmosphäre erwarten würde. Aber irgendwie ging sein Gefühl eher in eine andere Richtung und zwar die, dass Atlantis sehr wohl wusste, was sie auf diesem Planeten erwartete.
“We are going to fight. We are going to be hurt. And in the end, we will stand.”
― "Roland Deschain" aus Stephen King, "The Drawing of the Three"
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Elizabeth Weir
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Beitrag von Elizabeth Weir » 30.04.2023, 15:36

Funkspruch aus dem Kontrollraum

„Gut Carson. Sie schaffen es. Da bin ich mir ganz sicher.“

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Sandra Nelson
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Beitrag von Sandra Nelson » 01.05.2023, 19:20

Das Zittern in Doktor Becketts Händen war nicht zu übersehen und wenn sie ehrlich war, dann wollte sie aktuell nicht in seiner Haut stecken. Alle anderen möglichen Piloten befanden sich an einem anderen Ort und würden es nicht schaffen in den nächsten Minuten in den Kontrollstuhlraum zu kommen. Immerhin hatte Doktor Fraiser schon eine halbe Ewigkeit gebraucht und langsam begann Sandy daran zu zweifeln, dass die Ärztin überhaupt noch eintreffen würde. Dem Chefarzt der Expedition gingen wahrscheinlich ähnliche Gedanken durch den Kopf und Sandy konnte es ihm noch nicht einmal verdenken, wenn er zögerte. Sollte er sich nun in den Kontrollstuhl setzen und die Versorgung von Colonel Sheppard ihr überlassen, dann war die Wahrscheinlichkeit, dass der Offizier überlebte, verschwindend gering. Sie würde zwar ihr bestes geben, aber Sandy machte sich nichts vor. Sie war kein Arzt und würde die Herzlungenmassage sicher nicht so durchführen können, wie jemand, der dies bereits während seiner Ausbildung unzählige Male geübt hatte. Mitfühlend blickte Sandy Carson an und konnte in seinem Gesicht deutlich sehen, was ihm gerade durch Kopf ging. Doch dann schien er eine Entscheidung zu treffen und sie hörte ihm aufmerksam zu, während er ihr erklärte, wie sie die Herzdruckmassage durchzuführen hatte. 100 bis 120 Schläge pro Minuten, der Rythmus von Staying Alive, daran konnte sie sich noch aus dem Training erinnern. Ob sie die Drucktiefe von 6 cm genau erreichen würde, wusste sie nicht, aber sie würde es versuchen.

“In Ordnung. Ich schaffe das.”, erwiderte sie und sah Doktor Beckett mit einer Entschlossenheit an, die sie selbst immer noch nicht spürte. Aber sie konnte es schaffen. Sie würde es schaffen.

Von dem Augenblick an, als Carson sich von seinem Patienten abwendete, seinen weißen Kittel abstreifte und sich in den Kontrollstuhl setzte, konzentrierte sich Sandy auf nichts mehr als den Colonel. Kurz stellte sie sich wirklich das beliebte Lied der Bee Gees vor, um den richtigen Rythmus zu finden, dann fixierte sie sich aber vollkommen darauf nach genau dreißig Kompressionen zweimal zu beatmen und dann wieder von vorne anzufangen. Sie spürte einen Ruck im Brustkorb des Colonel. Wahrscheinlich hatte sie ihm gerade eine Rippe gebrochen. Doch Sandy schob die Schuldgefühle, die sich in ihr aufbauten sofort zur Seite. Später hatte sie immer noch Zeit sich in einer Ecke zu verkriechen. Nun musste sie weitermachen. Herzdruckmassage, beatmen, Herzdruckmassage, be…

Was war das für ein Geräusch? Erschrocken sah Sandy auf und musste feststellen, dass Doktor Beckett gerade seltsam eingeatmet hatte. Ihm erging es doch nicht etwa gerade wie Colonel Sheppard? Seine nächsten Atemzüge schienen normal zu sein, doch eine immer größere Angst machte sich in Sandy breit. Sie musste schwer mit sich kämpfen, um ihre Aufmerksamkeit wieder auf Colonel Sheppard zu lenken. Aber sie hatte Carson ein Versprechen gegeben und daran würde sie sich halten.
“Feel the city breakin' and everybody shakin', And you're stayin' alive, stayin' alive.”, summte sie leise, um wieder den passenden Rythmus zu finden und bemerkte erst später die Ironie in dieser Textzeile. Die Zündung der Trägheitsdämpfer ließ die Stadt wirklich erschaudern, aber sie würden am Leben bleiben. Doktor Beckett würde das schon schaffen.

Aber der Colonel… Ein Tropfen fiel auf die Wangen des halbtoten Mannes und Sandy konnte nicht mit absoluter Sicherheit sagen, ob es sich um eine Träne oder Schweiß handelte. Wenn er doch bloß wieder anfangen würde zu atmen. Er musste doch atmen.
“Colonel… Bitte… You’re stayin alive…” Sandys Hände begannen zu zittern, als sich immer mehr das Gefühl in ihr breit machte, dass alles, was sie tat, doch eh vergebens war. Nun war sie sich sicher, dass es Tränen waren, die auf den Beatmungsbeutel tropften. Aber sie machte weiter. Aufgeben war keine Option. In ihrer Verbissenheit merkte sie erst, dass Doktor Fraiser und zwei Sanitäter den Raum betreten hatte, als sie eine sanfte Berührung an der Schulter spürte.

“Das haben Sie gut gemacht, Lieutenant. Wir übernehmen jetzt.” Wie in Trance nickte Sandy und ließ sich von einem der Sanitäter von dem Colonel wegbringen. Er forderte sie auf sich hinzusetzen und unfähig sich zu widersetzen kam Sandy der Aufforderung nach. Nun, wo sie ihrer Aufgabe beraubt worden war, fühlte sie auf einmal die gesamte Last der Situation über sich einbrechen. Sie zitterte und die Tatsache, dass der Sanitäter noch einen Augenblick neben ihr stehen blieb, bedeutete wohl, dass er sich auch Sorgen um sie machte. Aber sie wollte, nein, sie durfte niemand zur Last fallen. Und sie war ja noch nicht einmal ihrer Aufgabe beraubt worden. Sie hatte nun nur wieder Zeit sich um die Aufgabe zu kümmern, für die sie eingeteilt worden war. Sandy wusste selbst nicht, woher sie noch die Kraft nahm, aber sie stand auf, nickte dem Sanitäter zu und kehrte zu ihrer Konsole zurück. Doktor Fraiser hatte den Colonel inzwischen intubiert und mit Handgriffen, die der Ärztin sicher inzwischen in Fleisch und Blut übergegangen waren, sorgte sie dafür, dass der Colonel hoffentlich am Leben bleiben würde.

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