Kontrollstuhlraum

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Jack ONeill
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Kontrollstuhlraum

Beitrag von Jack ONeill » 27.02.2014, 22:46

......

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SG-NPC
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Beitrag von SG-NPC » 27.02.2014, 22:51

Sehr begeistert war Carson nicht, als ihn der Funkspruch von Elizabeth erreichte. Aber da er den Ernst der Situation verstand, stimmte er mit gemischten Gefühlen zu. Trotzdem fiel es ihm schwer seine Arbeit liegen zu lassen und sich auf den Weg zum Kontrollstuhl zu machen. Mit einem leisen stöhnen erhob er sich, trank dann erst noch den Rest seines Kaffees und nachdem er seiner Kollegin darüber informiert hatte, wohin er musste, verließ er die Krankenstation.

Schnell eilte der zum nächsten Transporter, stieg ein und nur wenige Minuten später hatte er bereits sein Ziel erreicht. Nun musste er nur noch den Gang hinunter gehen und dann wäre er in dem Raum wo der gehasste Stuhl stand. Wieso auch nur musste er neben Sheppard der einzige sein, der dieses Ding bedienen konnte. Warum nicht Rodney. Er würde sich bestimmt wie ein kleines Kind darüber freuen. Aber nein. Dieser Fluch hatte ja ihn treffen müssen.

Ganz langsam näherte er sich dem Stuhl und nachdem er ihn erreicht hatte, setzte er sich vorsichtig. Fast so als ob er Angst hätte ihn kaputt zu machen. Obwohl, wenn er ehrlich war, ein wenig hatte er das auch. Anschließend lehnte er sich zurück, schloss die Augen und versuchte sich zu entspannen. Erst als es ihm gelungen war etwas ruhiger zu werden, erschienen ihm vor seinem inneren Auge einige Daten, die ihm zeigten, dass der Stuhl einsatzbereit war. Nun musste er sich nur noch auf die Waffensysteme der Stadt konzentrieren und darauf das eine dieser Drohnen bereit gemacht wurden. Nur Sekunden später bekam er dann auch angezeigt, dass die Drohne auf seinen Befehl wartete.
„Dr. Beckett an Colonel Sheppard. Die Drohne ist fertig. Teilen sie mir bitte mit wann ich sie losschicken soll. Carson Ende.“, setzte er sich mit Sheppard in Verbindung und wartete dann auf weitere Anweisungen.

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SG-NPC
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Beitrag von SG-NPC » 12.03.2014, 22:58

Ein paar Minuten vergingen bis sich der Colonel meldete. Was er ihm berichtete klang nicht schlecht. Am besten war es jedoch, dass er die Drohne noch nicht los schicken sollte, sondern sich nur weiterhin bereit halten sollte. "Verstanden Colonel. Ich warte dann auf weitere Anweisungen von ihnen. Carson Ende.", meldete er sich, dan machte er es sich etwas bequemer auf dem Stuhl und hoffte, dass er vielleicht sogar ganz um den Einsatz der Drohne herum kommen würde.

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Teyla Emmagan
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Beitrag von Teyla Emmagan » 06.08.2015, 00:52

"Teyla an Beckett, ich habe neue Anweisungen von Colonel Sheppard. Er bittet Sie auf keinen Fall eine Drohne abzufeuern, da selbst eine Detonation im Umfeld des Raumschiffes zu verheerenden Schäden führen könnte. Zu den genauen Hintergründen habe ich noch keine Informationen, aber es erweckt den Anschein, als stelle diese Schiff derzeit keine Gefahr für uns dar."
Zuletzt geändert von Teyla Emmagan am 10.08.2015, 12:49, insgesamt 1-mal geändert.
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SG-NPC
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Beitrag von SG-NPC » 08.08.2015, 18:53

Carson Beckett

Eine ganze Weile war nichts geschehen. Doch plötzlich hörte Carson ein leises knacken und Teyla meldete sich. 'Nicht doch noch.', dachte sich Carson sofort und verfluchte innerlich erneut sein verdammtes ATA Gen. Wieso konnte auch niemand anderes neben Sheppard dieses Gen in seiner stärkeren Ausprägung haben, sondern ausgerechnet er. Aber zum Glück schien er die Drohne nicht abschicken zu müssen und darüber war Dr. Beckett erleichtert.

„Ich habe verstanden Teyla.“, antwortete er. Dann setzte er sich im Kontrollstuhl auf und atmete erst einmal tief durch. Nun blieb nur zu hoffen, dass der Colonel seine Meinung nicht noch änderte und er doch noch ran musste. Dazu hatte er nämlich überhaupt keine Lust. Ehrlich gesagt würde er am liebsten jetzt gleich wieder auf die Krankenstation gehen und dort mit seiner Arbeit fortfahren. Aber so lange Elizabeth oder der Colonel ihm nicht erlaubten zu gehen, musste er wohl oder übel hier bleiben. „Und Captain, wie geht es ihrer Hand nun?“, begann er deshalb ein Gespräch mit einem der Soldaten, der vor kurzem eine Entzündung im Handgelenk gehabt hatte, um sich ein wenig die Zeit zu vertreiben.

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Carson Beckett
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Beitrag von Carson Beckett » 18.10.2015, 16:02

Obwohl Carson sich Mühe gab ein wenig Smalltalk mit dem Captain zu halten, gelang es ihm nicht vollends seine innere Unruhe loszuwerden. Auch wenn Teyla ihm mitgeteilt hatte, dass sein Einsatz vorerst nicht von Nöten sein würde, richtig entspannen können würde er erst wieder, wenn er diesen Raum hier endlich verlassen konnte. Der Mediziner rutschte daher immer wieder unruhig mit seinem Allerwertesten auf dem Sitz hin und her. Manchmal war das Leben wirklich voller Ironie. Rodney hätte nach den ersten Tests, mit denen es ihm gelungen war das ATA-Gen nachzuweisen, alles dafür gegeben ein natürlicher Träger des Gens zu sein. Himmel, er hatte Rodneys Blutanalyse zweimal wiederholen müssen, ehe dieser Quälgeist ihm endlich gelaubt hatte... Und dafür war sein eigenes Ergebnis positiv gewesen, obwohl er liebendgern auf diese "Gabe" verzichtet hätte. Wie gerne würde er mit Rodney tauschen, wenn das nur möglich wäre...

Der Captain, ebenfalls kein natürlicher Genträger, drückte ihm gerade seine Bewunderung dafür aus, dass er diese coolen Drohnen abfeuern konnte, worauf Carson sich bemühte zu lächeln. Wenn man bedachte, dass er bei seinem ersten Erlebnis mit diesen Drohnen beinahe General O'Neill und Sheppard abgeschossen hatte... nah, er wollte lieber nicht weiter darüber nachdenken.
Passenderweise aktivierte sich in diesem Augenblick erneut sein Funkgerät und der Mediziner hörte die vertraute Stimme von Elizabeth Weir in seinem Ohrhörer.

Elizabeth hatte nicht einmal ausgesprochen, da war Carson bereits von dem Kontrollstuhl aufgesprungen und nur noch zwei Schritte von der Tür entfernt.


"Verstanden, Dr. Weir. Ich stelle sofort ein Team zusammen und veranlassen, dass die notwendigen Gerätschaften und Materialien in den Turm am Ostpier gebracht werden!", antwortete der Schotte noch eilig, ehe er sich noch kurz entschuldigend dem Captain zuwandte.

"Tja, mein Junge, die Pflicht ruft. Schonen Sie ihr Handgelenk noch etwas!", mit diesen Worten verabschiedete der Mediziner sich und eilte auf den Gang hinaus und zum nächsten Transporter. Er musste so schnell wie möglich zur Krankenstation zurück.

Tbc: Krankenstation
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John Sheppard
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Beitrag von John Sheppard » 27.06.2020, 18:24

cf: Zeitsprung - Ostpier

Nun war es endlich soweit. Atlantis würde diesen todgeweihten Planeten verlassen. Ein allerletztes Mal ließ John seinen Blick über den Ozean von Lantea schweifen und verabschiedete sich still von dem Planeten, der drei Jahre lang seine Heimat gewesen war. Er wurde zwar eigentlich schon im Kontrollstuhlraum erwartet, aber er wollte einfach noch einmal einen letzten Moment die salzige Seeluft einatmen, den Wind auf der Haut spüren und beobachten wie das Morgenrot dem hellen Tageslicht wich. Wieso musste dieser verdammte Gammablitz denn auch unbedingt Lantea treffen? Hätte er sich nicht einen anderen Planeten aussuchen können? Sie hatten ja Glück, dass sie durch ihre Beobachtungen auf Tarios vorgewarnt worden waren, sonst hätten sie den Gammablitz wahrscheinlich erst heute Morgen, als die Sensoren von Atlantis einen Anstieg der Gammastrahlung gemeldet hatten, bemerkt. Aber wie groß war schon die Wahrscheinlichkeit, dass solch ein Gammablitz ausgerechnet einen winzigen Planeten inmitten einer riesigen Galaxie traf? Ein Sechser im Lotto war vermutlich deutlich wahrscheinlicher.

Noch einmal Mal atmete John tief ein und wandte sich dann von der Railing ab. Es war Zeit in den Kontrollstuhlraum zu gehen. Zielstrebig lief John durch die Gänge des zentralen Turms von Atlantis. In den Gängen wimmelte es geradezu vor Aktivität. Jeder, selbst die Kadetten von der Akademie, die auf der Rapiditas gewesen waren, gingen ihren Aufgaben nach. Alle nicht relevanten Dinge waren verstaut und alle Systeme von Atlantis gewiss mehr als ein dutzend Mal überprüft worden. Es war erstaunlich wie viel sie in nur einer Nacht geschafft hatten. Erst am späten Abend war es Rodney und Colonel Carter gelungen eine Lösung für ihr Energieproblem zu finden und nun waren sie schon abflugbereit. Er selbst hatte nur sehr wenig zu den Vorbereitungen beigetragen.

Sobald die Energieverbindung zwischen der Stadt und der Rapiditas hergestellt worden war, hatte er einige Zeit im Kontrollstuhl verbracht, um sich mit den Flugsystemen von Atlantis vertraut zu machen. Er hatte zwar schon mehr als einmal in diesem Stuhl gesessen, aber meistens hatte er ihn nur benutzt, um Atlantis zu verteidigen. Da Atlantis immer die Energie gefehlt hatte, um die Triebwerke zu starten, hatte ihn die Stadt niemals überhaupt an die Systeme für den Hyperantrieb herangelassen. Nun war es anders gewesen. Mit Leichtigkeit hatte er sich Zugriff auf Systeme verschaffen können, die ihm sonst immer versperrt gewesen waren. Es hatte ihn fasziniert, wie viel ihm bisher verborgen geblieben war, aber nachdem er einige Zeit im Kontrollstuhl verbracht und dort alles vorbereitet hatte, hatte er selbst einsehen müssen, dass er sich, wenn er heute die Stadt fliegen wollte, ausruhen sollte. Die Aufregung der letzten Tage hatte ihn sogar kurz in einen unruhigen Schlaf fallen lassen, aber dann war er wieder aufgewacht. Er würde es zwar niemals zugeben, aber er war ein wenig aufgeregt. Er hatte noch niemals etwas so großes wie Atlantis geflogen. Er behauptete zwar gerne, dass er alles fliegen konnte, was zum Fliegen gebaut worden war. Aber Atlantis war doch etwas Besonderes.

Nun war er wieder zurück im Kontrollstuhlraum.
“Carson, Lieutenant.”, begrüßte er Lieutenant Nelson, die noch einige letzte Messungen vornahm, und Carson, der sein Co-Pilot sein und übernehmen würde, falls irgendetwas Unerwartetes geschehen sollte. John rechnete zwar nicht unbedingt damit, dass Carson benötigt werden würde, aber es war wahrscheinlich besser, wenn sofort jemand einspringen konnte, wenn er ausfallen sollte. “Ist alles vorbereitet?”, fragte John, während er zu dem Kontrollstuhl ging und sich mental darauf vorbereitete wieder mit den Systemen der Stadt zu verschmelzen.

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Carson Beckett
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Beitrag von Carson Beckett » 28.06.2020, 00:02

"Wie schön, dass Sie auch mal eintrudeln, Colonel", lautete Carsons leider etwas schnippisch klingende Begrüßung. Das war zwar eigentlich nichts, was zu seinem grundlegenden Charakter passte, aber in Extremsituationen gab es immer Ausnahmen... und das hier war nun wirklich eine Extremsituation für den armen Doc.

"Ich höre den Countdown zum Start schon runterticken! Hatte ich Ihnen nicht gesagt, dass ich vor dem Start noch ein EKG und EEG schreiben möchte? Ich bin kein Hexenmeister. Die Verkabelung und Ausrichtung der Sensoren braucht Zeit. Wenn man bedenkt wie viel Energie buchstäblich unter Ihrem Hintern durch diesen verfluchten Stuhl hier geleitet wird, ist es nicht schwer zu erraten, dass ein standardisiertes Anstöpseln an unsere verhältnismäßig antiquierten Gerätschaften der Erde kaum ausreichend sein wird und eben sicher nicht alles von alleine läuft.“

Carson brauchte einen kurzen Augenblick um Luft zu holen, ehe er in etwas ruhigerem, dafür aber zunehmend verzweifelt klingenden Tonfall fortfuhr:
„Mein Gott, John, wie soll ich denn sonst während des Fluges Ihren Zustand überwachen? Diesmal geht es nicht nur um das Abfeuern von in paar Drohnen. Soweit wir wissen ist die Flugsteuerung um ein vielfaches komplizierter. Was wenn Sie so tief in Trance abrutschen, dass keinerlei Kommunikation mehr möglich ist? Wie sollen wir es feststellen, wenn etwas nicht stimmt? Und angemessen schnell reagieren? Damit meine ich bevor wir aus dem Hyperraum fallen, die Schilder verlieren und dem unendlichen Vakuum des Alls ausgesetzt werden. Ich weiß nicht einmal, ob wir Sie im Notfall einfach aus diesem Stuhl rauszerren können, ohne aufgrund der starken mentalen Verbindung eine schwerwiegende Hirnschädigung zu riskieren…“

Carson hätte sich zu gerne auf einen Stuhl oder noch besser in ein weiches Bett fallen lassen. Aber leider hatte er gerade weder das eine noch das andere in Reichweite. Er war wirklich nicht mehr weit vom Ende seiner Kräfte entfernt. Die vergangenen Tage waren alles andere als einfach für den Mediziner gewesen.
Während der Quarantänezeit, auch wenn sie Gott sei Dank nur 48 Stunden betrug, war er zu nicht mehr als einigen einstündigen Nickerchen gekommen. Meist auf einem Stuhl oder Hocker, vor einem Schreib- oder Labortisch, auf dem er seinen schweren Kopf kurzzeitig hatte ablegen können. Es hatte ein enormer Druck auf ihm und seinem Team gelastet, denn jede Person musste schnellstmöglich die medizinische Freigabe bekommen. Immerhin hatten sie einen Gammablitz im Nacken sitzen. Und eine Aufhebung der Quarantäne noch bevor jeder einzelne als potentieller Träger von unerwünschten und gefährlichen Erregern ausgeschlossen war, war ein zu großes Risiko für den gesamten Rest der Expedition. Insbesondere wenn sie eben keinen Weg gefunden hätten Atlantis mitzunehmen, sondern mit nichts mehr als ein paar Koffern auf einen fremden Planeten hätten fliehen müssen. In diesem Fall würden ihnen weder die Gerätschaften noch Materialien und Medikamente zur Verfügung stehen, die notwendig waren um einem größeren Ausbruch einer Krankheit Herr zu werden.

Die Aufhebung der Quarantäne hatte die Situation zwar etwas entschärft, aber es war immer noch einfach viel zu viel zu tun gewesen.
Einige der Neuankömmlinge waren so sehr von der Reise ausgezerrt, dass eine stationäre Aufnahme erforderlich war. Eigentlich jeder war zumindest dehydriert gewesen, zumeist gepaart mit weiteren Mangelerscheinungen.
Er hatte sich Mühe gegeben die Leute weitestgehend in der kurzen zur Verfügung stehenden Zeit aufzupäppeln, denn momentan konnte hier jede helfende Hand gebraucht werden, aber nicht bei jedem hatte das funktioniert. Alleine wenn er an die armen Jungen und Mädchen dachte, die sich so sehr über eine vollwertige Mahlzeit gefreut und dann so ordentlich reingehauen hatten, dass ihr Magen-Darm-Trakt völlig überfordert war und alles wieder retour schickte.

Außerdem hatte es auch einige schwerwiegendere Verletzungen gegeben. Natürlich hatte Dr. Fraiser während der Reise bereits alle ihre Möglichkeiten ausgeschöpft, um diese zu behandeln. Aber sie hatte leider keine sonderlich gute Ausstattung parat gehabt.

Ebenfalls nicht zu vernachlässigen waren die psychischen Auswirkungen der jüngsten Geschehnisse auf diese Leute. Viele hatten bis vor kurzem nichts vom Sternentor, geschweige denn von Raumschiffen und Reisen in andere Galaxien gewusst. Und auch das Schicksal der Erde ließ natürlich niemanden kalt, die Mitglieder der ursprünglichen Atlantis-Expedition eingeschlossen. Die Ungewissheit darüber, wie es dort jetzt aussah, was mit Freunden und Familienmitgliedern war, ob sie noch am Leben waren oder die Ori ihr Werk mit der totalen Zerstörung des Planeten beendet hatten, war etwas Quälendes. Das galt für sie alle.

Und zu guter Letzt hatte es dann gestern Mittag auch noch einen medizinischen Notfall mit einem Erkundungsteam gegeben, dass zur Auskundschaftung einer potentiellen neuen Heimat losgeschickt worden war. Immerhin wussten sie jetzt, dass es Bienen in dieser verdammten Galaxie gab, die einen anaphylaktischen Schock regelrecht garantierten. Und über genau deren Erdhügelnest war das Team wortwörtlich gestolpert.
Von den vier Teammitgliedern mussten drei medizinisch versorgt werden und der schwerwiegendste Fall befand sich immer noch auf der Krankenstation und wurde mit Antihistaminika und Kortison vollgepumpt. Aber immerhin, die Hände und Arme des Offiziers waren inzwischen soweit abgeschwollen, dass er die Gelenke wieder weitestgehend bewegen konnte, auch wenn die Bewegungen noch schmerzhaft waren. Carson hoffte, dass das gleiche bald auch für seine Füße galt.

Immerhin hatte sein Team mit Doktor Janet Fraiser eine hochkompetente, erfahrene und sehr kreative Kollegin gewonnen. Es war erstaunlich, was diese Frau alles leisten konnte. Er mochte sich nicht vorstellen, wie es um ihre Energiereserven bestückt war. Doch er wusste, dass sie jetzt in diesem Moment auf der Krankenstation war und Dr. Cole zuverlässig zur Hand ging.
Aber wohin waren seine Gedanken nur abgewandert? Er war schließlich hier, um sicher zu stellen, dass John Sheppard sowohl mental als auch körperlich während diesem Flug keinerlei Schaden nahm.
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Rodney McKay1
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Beitrag von Rodney McKay1 » 28.06.2020, 00:30

Funkspruch von Kontroll- und Torraum

"McKay an Sheppard, haben sie den Kontrollstuhlraum erreicht?" --- "Wir treffen gerade die letzten Vorbereitungen im Kontrollraum. Wir fahren von hier aus schon alle nicht benötigten Systeme herunter, bereiten den Energietransfer vor und starten die Überwachungsprogramme der Flugsysteme. Wir wollen ja in einem Stück an den geplanten Koordinaten ankommen."

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John Sheppard
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Beitrag von John Sheppard » 04.07.2020, 19:47

Eigentlich hätte John schon damit rechnen können, dass er von Carson nicht unbedingt freundlich begrüßt werden würde. Ja, er wusste, dass Carson eigentlich geplant hatte, noch ein EKG und ganz besonders ein EEG durchzuführen und ja, er hatte sich ziemlich viel Zeit gelassen, um noch einmal auf einem der Piers zu stehen und das Meer zu beobachten. Aber in seinen Augen war es auch absolut nicht notwendig ihn so sehr zu verkabeln. Als Vorbereitung auf den Flug hatte John einige Berichte von früheren Piloten der Stadt gelesen und war überzeugt, dass er das auch schaffen konnte. Gut, er war kein Antiker und die Piloten der Antiker hatten auch eine spezielle Ausbildung durchlaufen. Aber keiner dieser Piloten hatte auch nur einen Satz darüber geschrieben, dass sie bei ihrem ersten Flug Angst gehabt hatten den Verstand zu verlieren oder sogar hirntot aus dem Stuhl zu fallen. Doch auch da musste er sich eingestehen, dass Atlantis damals noch von einem ganzen Heer von Antikertechnikern gewartet wurde, von drei ZPMs mit Energie versorgt wurde und nicht von der Energiequelle eines Ori-Kreuzers, der durchaus dem Wrack der Titanic Konkurrenz machen konnte. Außerdem befand sich die Stadt nach Jahrtausenden unter Wasser und nach dutzenden Kämpfen gegen die Wraith sicher nicht mehr in dem Zustand, in dem sie das letzte Mal ihren Sternenantrieb verwendet hatte, um von der Erde nach Lantea zu fliegen.

Mit vor der Brust verschränkten Armen ließ John Carsons Standpauke über sich ergehen und wollte seinem Co-Piloten gerade antworten, als ein Funkspruch von Rodney eintraf. Froh darüber seine Antwort noch einen Augenblick herauszögern zu können, ignorierte John den Chefarzt der Expedition erst einmal geschickt und beantwortete den Funkspruch seines Teamkollegen
“Sheppard an Mckay. Ja, ich bin gerade im Kontrollstuhlraum angekommen und werde gleich mit den Vorbereitungen beginnen. Sheppard Ende.”

Kurz berührte er sein Headset, um den Funkspruch zu beenden und wandte sich dann wieder Carson zu.
“Carson…”, begann John ruhig und hoffte, dass seine Ruhe ein wenig auf den doch sehr unruhig wirkenden Chefarzt der Expedition abfärben würde. Immerhin verhielt sich Carson fast so, als würde er sich gleich in eine Todesfalle begeben. “Wir haben sicher noch genügend Zeit. Halten Sie das nicht eh für übertrieben? Das ist ein Kontrollstuhl und nicht der elektrische Stuhl.”

Carson hatte schon recht damit, dass die Steuerung der Stadt sicher um einiges komplizierter war als das Abfeuern von ein paar Drohnen. Aber egal wie tief er in Trance fallen würde, solange er die Stadt unter Kontrolle hatte, hatte er gewiss auch noch eine Möglichkeit zu kommunizieren.
“Wenn ich zu tief in Trance fallen sollte, kann ich gewiss immer noch über die Systeme der Stadt zu ihnen Kontakt aufnehmen.”, spekulierte John, obwohl er sich nicht sicher war, ob das wirklich funktionieren konnte. Ausprobiert hatte er es auf jeden Fall noch nicht.

Nur die möglichen Gehirnschäden, die Carson erwähnte, bereiteten ihm doch ein wenig Bauchschmerzen und dann musste sich auch Lieutenant Nelson einmischen. Mit der für sie typischen, zurückhaltenden Art sah sie ihn an und musste sich sicher schwer zusammenreißen, um überhaupt die Zähne auseinander zu bekommen.
“Mit allem notwendigen Respekt, Sir. Ich denke Doktor Beckett hat vollkommen recht. Es ist wahrscheinlich sehr sinnvoll Sie während des Fluges gut zu überwachen.”

Unwillkürlich verdrehte John die Augen und die junge Astrophysikerin reagierte fast so, als hätte er angedeutet, dass er ihr gleich den Kopf abreißen wollte. Einen Augenblick hielt sie inne, doch dann hatte sie sich wieder gefasst und fuhr fort:
“Wir hatten bis heute Morgen noch Fluktuationen in der Energieverbindung zwischen Atlantis und der Rapiditas und da Sie über den Stuhl direkt mit Atlantis verbunden sein werden, werden potentielle Schäden oder auch Fluktuationen sie direkt betreffen.”

Mit einem Ernst, den John der Lieutenant gar nicht zugetraut hatte, sah sie ihn an und er wusste genau, was sie damit sagen wollte. Sie war dabei gewesen, als Jaques, während er die Manipulationen am Puddle Jumper rückgängig gemacht hatte, die Gedankensteuerung von Jumper 1 beschädigt hatte und er sich kurz vor Schmerzen gekrümmt hatte. Weder in seinem Bericht noch bei der Untersuchung nach der Mission hatte er etwas davon gesagt, aber sowohl der Lieutenant als auch er wussten genau, was passieren konnte, wenn etwas bei der Gedankensteuerung schief ging. Im Endeffekt konnte er nicht anders als sich doch geschlagen zu geben.
“Na gut, Sie haben ja gewonnen. Dann legen Sie los.” John warf einen kurzen Blick auf seine Armbanduhr. “Wir haben noch 27 Minuten bis zum geplanten Starttermin. Das sollte ausreichen, oder?”, fragte er ernst und hoffte, dass er, während Carson ihn an die Überwachungssysteme anschloss, schon einmal mit seinen eigenen Vorbereitungen beginnen konnte.

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Carson Beckett
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Beitrag von Carson Beckett » 24.07.2020, 21:48

„Danke Liebes!“ sagte Carson und klatsche dabei die Hände ineinander. Er war wirklich froh über diese zweite Stimme der Vernunft!

Es war nicht so, dass er kein Vertrauen in die Fähigkeiten von John Sheppard hatte. Er war sich sicher, dass es in dieser Stadt keinen besseren für diese Aufgabe gab. Es hatte ihn von Anfang an fasziniert mit welcher Leichtigkeit es dem Offizier gelang sich mit Antiker-Technologie zu verbinden. Es war wie ein angeborener Reflex, der ohne jegliche Bewusstseinskomponente auskam.
Andere brauchten Wochen, Monate oder sogar Jahre, um eine solch intuitive Verbindung aufzubauen, wenn sie es überhaupt jemals schafften.

Er wusste ja selbst, wie es sich anfühlte mit diesem Gen ausgestattet zu sein. Und für ihn war es beängstigend. Er hatte sich schon damals bei dem Kontrollstuhl auf der Erde schlicht und einfach überwältigt gefühlt, von all den Möglichkeiten, die sich im vor seinem inneren Auge auftaten und all der Macht, die er plötzlich in den Händen hielt. Er war von alledem so sehr überfordert, dass er völlig verkrampfte und Schwierigkeiten hatte die einfachsten Befehle an den Stuhl weiterzugeben. Er wollte sich gar nicht ausmalen, welche Flut an Informationen hier, in einer lebendigen Stadt wie Atlantis, auf jemanden einschlugen, der diese Verbindung einging...

Carson würde lügen, wenn er sagen würde, dass ihn der Umstand völlig kalt ließ, dass er nicht nur als Arzt sondern auch als potentieller Reservepilot hier in diesem Raum stand. Der Gedanke auf diesem Stuhl sitzen und den Sternenantrieb bedienen zu müssen, machte ihm Angst. Und wenn er daran dachte eine Landung mit dieser Stadt aus dem Boden stampfen zu müssen, grenzte sein Zustand bereits an Panik...
Ein Grund mehr Sorge dafür zu tragen, dass John Sheppard den gesamten Flug über wohlauf war und diese Stadt selbst auf ihrer neuen Heimat in sichere Gewässer bringen konnte!

Doch gerade weil er John nicht nur aufgrund seines fliegerischen Könnens sondern auch wegen seiner starken Verbindung zu diese Stadt als den perfekten Piloten ansah, machte er sich auch Sorgen. Sie wussten einfach noch viel zu wenig über die Technologie der Antiker und deren Auswirkung auf das menschliche Gehirn. Es war daher schwer abzuschätzen, ob von den Systemen der Stadt eine Gefahr ausgehen konnte oder nicht. Natürlich hatte Rodney ihm wiederholt vorgebetet, was es alles für Sicherheitsprogramme in dieser Stadt gab und dass selbst ein John Sheppard wohl nicht in der Lage sein würde, sich über diese hinwegzusetzen. Carson war sich nur noch nicht so sicher, ob diese „Sicherheitsprogramme“ einen Unterschied zwischen dem Schutz des Piloten und dem Schutz der Stadt machte…
Nach allem, was sie in der Zeit hier über die Antiker gelernt hatten, würde es ihn nicht wundern, wenn die Sicherheit der Stadt die Priorität 1 war und die Gesundheit des Piloten am untersten Ende der Kette stand. Wieso sollte es auch anders sein, potentielle Piloten gab es zurzeit der Antiker ja genug in dieser Stadt. Ein zweites Atlantis aus dem Boden stampfen, war da schon schwieriger.

Als John sich nun endlich einsichtig zeigte und auf die noch verbleibende Zeit hinwies, warf auch Carson einen Blick auf seine Armbanduhr.


„Reichen ja, ideal nein, würde ich sagen“, antwortete der Mediziner, „Na dann los, hopp in den Stuhl! Das EKG streichen wir, bei der Frisur werde ich einiges an Zeit brauchen um alle 21 Elektroden richtig zu platzieren. Sie hätten sich ruhig mal ‘nen Friseurtermin vor diesem Flug organisieren können.“

Carson zögerte nicht daran sich an seinen Gerätschaften zu schaffen zu machen. Im Nu hatte er die Elektroden parat liegen, eine Flasche mit Kontaktgel in der einen und einen Q-Tip in der anderen Hand. Mit dem Q-Tip würde er nun erstmal an den entsprechenden Stellen Johns Haare beiseite rubbeln und etwas Kontaktgel auftragen. Im zweiten Schritt würde er auf jedem Kontaktgelfleck eine Elektrode platzieren und diese dann von Hand verkabeln.
Für einen stabilen Sitz der Elektroden würde er John zum Abschluss tatsächlich noch eine Art Haube überstreifen.
In den Mundwinkeln des Schotten zeichnete sich ein leichtes Schmunzeln ab. Wenn er fertig war, würde Johns Frisur noch einen besonderen Schliff haben. Nicht, das ihn das grundsätzlich freute. Aber letztendlich war die Frisur des Offiziers mit daran schuld, dass man ihm keine vorgefertigte Haube mit Elektroden einfach über den Kopf stülpen konnte. Und wenn Carson schon mehr Arbeit hatte, dann zumindest mit Humor.

Statt einem ausführlichen EKG würde Carson nur zwei weitere Elektroden unterhalb der Schlüsselbeine befestigen und über diese parallel zum EEG am PC, der hinter dem Kontrollstuhl stand, zumindest im groben den Herzschlag überwachen. Wie er schon gesagt hatte, nicht ideal, aber ausreichend. Und hey, wenn er ehrlich war, war er schon froh, dass sie den Level „ausreichend“ erreichten.
Er hatte vor der sehr besonnenen Ergänzung von Lieutenant Nelson schon befürchtet, dass eine längere Diskussion auf ihn zukam. Dafür hatte die junge Lieutenant definitiv etwas bei ihm gut! Wenn der Flug rum war und sie Interesse hatte, würde er sie zu einem Glas seines feinsten schottischen Whisky einladen. Oder IRN BRU, wenn sie Alkoholfrei vorzog. Einen kleinen Vorrat von beidem hatte er noch gut versteckt in seinem Quartier.


„Während ich noch damit beschäftigt bin Ihre Frisur aufzuwerten, können Sie sich meinetwegen schon mal auf die Systeme stürzen, Colonel. Ich sage Bescheid wenn ich die unteren Elektroden anbringen muss und Sie dafür kurz den Kopf anheben müssen. Ich hätte nur gerne vor dem Start nochmal drei Minuten für eine Aufzeichnung der Hirnströme in Ruhe. Sprich sitzend, mit geschlossenen Augen, aber OHNE Verbindung mit der Stadt! Wenn ich die habe, kann es meinetwegen losgehen. Bin schon fast gespannt wie weit die Gamma-Wellen hochschießen.“
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John Sheppard
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Beitrag von John Sheppard » 26.07.2020, 19:53

Sandy konnte gar nicht anders als leicht zu erröten, als der Chefarzt der Expedition sich bei ihr bedankte. Dabei hatte sie den Colonel doch nur daran erinnert, was bei ihrer Mission auf Tarios geschehen war. Sie hoffte nur, dass der Colonel es ihr nicht übel nahm, dass sie sich überhaupt eingemischt hatte. Aber das Leben aller auf Atlantis hing davon ab, dass auf dem Flug alles einigermaßen glatt lief. Soweit sie wusste, hatte es kurze Zeit die Überlegung gegeben nicht essentielles Personal zu evakuieren, aber im Endeffekt hatte man sich wohl dagegen entschieden. Sandy hatte auf jeden Fall nichts mehr davon mitbekommen. Scheu lächelte Sandy Carson kurz zu, wandte sich dann aber ab und konzentrierte sich wieder auf ihre Arbeit. Nur allzu deutlich spürte sie den grollenden Blick des Colonels in ihrem Nacken, doch sie versuchte sich nicht davon irritieren zu lassen, auch wenn sie sich wahrscheinlich noch ewig Gedanken darüber machen würde, ob sie das Richtige getan hatte oder nicht. Denn als Air Force Offizier sollte man wohl besser nicht den Groll des militärischen Leiters der Expedition auf sich ziehen. Aber nun war es geschehen und sie konnte es nicht mehr rückgängig machen. Er würde ihr sicher nicht den Kopf abreißen, immerhin hatte sie ja nur gewollt, dass ihm während des Fluges nichts geschehen konnte. Trotzdem ließ sein genervter Blick Sandys Mut immer weiter sinken, daher stürzte sie sich in ihre Arbeit, während John nur die Augen verdrehte, als er die schiere Menge an Elektroden sah, die Carson mit seinem Schädel verbinden wollte.

Eigentlich hatte er gedacht oder zumindest hatte er es gehofft, dass er sich mit deutlich weniger dieser Dinger zufrieden geben würde. Offensichtlich war Carson aber nicht nur um seine Gesundheit besorgt. Er wollte wohl auch genügend Daten sammeln, um eine gesamte Abhandlung darüber zu schreiben, was mit einem Menschen geschah, der ein Stadtschiff der Antiker flog. Damit war er also nicht nur der Pilot der Stadt sondern gleichzeitig auch eine Laborratte.

“Wenn sie schon dabei sind, wollen Sie dann nicht auch meinen Blutdruck und die Sauerstoffsättigung des Blutes überwachen?”, fragte John zynisch und hätte sich dann fast selbst in den Hintern treten können. Hoffentlich hatte er Carson damit nicht auch noch auf Ideen gebracht, denn eigentlich reichten ihm schon das große Bündel an Elektroden, das der Arzt bereit gelegt hatte.

Seit er auf Atlantis war, hatte er gefühlt schon hunderte EEGs und EKGs über sich ergehen lassen müssen, daher kannte John den Ablauf genau. Ihm gefiel zwar nicht, was das Kontaktgel und die Haube, die Carson immer über die Elektroden zog, mit seinen Haaren anstellte, aber das war nichts, was eine Dusche und ein wenig Haargel nicht wieder in Ordnung bringen konnte. “Tut mir Leid, der Friseur auf der Rapiditas war leider ausgebucht und die lokale Haartracht auf XG-4584 hat mir gar nicht gefallen.”, konterte John scherzhaft. Wenn er es zugelassen hätte, hätte die Bevölkerung von XG-4584 Ronon, Rodney und ihm am liebsten rote Haarsträhnen verpasst, während sie Teylas Haare nur zu gerne fast komplett blau gefärbt hätten. Mit einem Schmunzeln dachte John an diese Mission, die sie kurz vor dem Auftauchen der Rapiditas absolviert hatten, zurück. Sie hatte eine amüsante Abwechslung zu dem verzweifelten Durchsuchen alter Ruinen geboten, aber im Endeffekt waren sie, obwohl die Geschichten, die sich das Volk von XG-4584 erzählte, vielversprechend geklungen hatten, auch von dort mit leeren Händen zurückgekehrt.

Geradezu von Carson gedrängt ließ John sich in den Kontrollstuhl sinken. Sofort als er seine Arme auf die Armlehnen legte und seine Hände in Kontakt mit den Gelkissen, die den neuralen Kontakt herstellten kamen, leuchteten die Gelkissen und ein Teil der Rückenlehne des Stuhls blau auf. Am Rand seines Bewusstseins nahm er bereits die ersten Statusmeldungen der Stadt war. Es fühlte sich so an, als würde sie ihn geradezu locken sich mit ihren Systemen zu verbinden. Nur zu gerne kam John diesem Lockruf nach. Es fühlte sich immer so einfach und schon fast angenehm an mit Atlantis’ Systemen nahezu zu verschmelzen. Er lehnte sich zurück und sofort fuhr die Rückenlehne des Kontrollstuhls gerade soweit zurück, dass er entspannt sitzen konnte.

Zuerst lenkte ihn Carson und das kühle Gefühl des Kontaktgels auf seinem Kopf noch ab, doch als er die Augen schloss verschwanden alle ablenkenden Eindrücke. Carsons Versuche seine Haare zu zähmen, um die Elektroden anzubringen traten genauso in weite Ferne wie die Geräusche von Lieutenant Nelsons eigenen Vorbereitungen. Sein Körper war nur noch ein fernes Anhängsel, während sein Geist zu einem Teil von Atlantis wurde. Genauso wie er es in den Berichten der anderen Piloten der Stadt gelesen hatte, begann er Schritt für Schritt die Systeme der Stadt zu überprüfen. Die Lebenserhaltung lief. Manche der CO2—Scrubber waren am Rande ihrer Kapazität und meldeten, dass sie nicht mehr lange funktionieren würden. Aber das würde sie bei einem zwölfstündigen Flug nicht interessieren. Die Manövriertriebwerke, der Sublichtantrieb und der Hyperraumantrieb waren vollständig einsatzbereit, meldeten aber, dass sie nicht genügend Energie hatten. Er würde sie später noch einmal überprüfen, denn es dauerte sicher nicht mehr lange, bis General O’Neill seinen Platz auf der Rapiditas einnehmen und dafür sorgen würde, dass Atlantis die Energie bekam, die sie zum Abheben brauchte.

Ohne große Mühe wandte sich John wieder von den Statusmeldungen der Triebwerke ab und richtete seine Aufmerksamkeit auf die künstliche Schwerkraft. Auch hier schien es keine Probleme zu geben. Auf Johns entspannten Gesichtszügen zeichnete sich ein leichtes Lächeln ab, während er mental jeden Punkt der sehr langen Preflightcheckliste abarbeitete. Erst als er die Schildgeneratoren erreichte, wurde Johns Gesicht deutlich ernster. Einer der Generatoren auf dem Ostpier - warum musste es eigentlich immer dieses Pier sein? - meldete eine Störung. Würde er ausfallen, würden sie nicht direkt den Schild verlieren, aber es war wohl besser sich darauf einzustellen, dass irgendetwas nicht mit dem Generator stimmte. Da er nur noch wenige Punkte auf seiner Checkliste hatte, arbeitete er auch noch diese ab, bevor er sich langsam wieder aus dem tranceartigen Zustand herausgleiten ließ.

Es fühlte sich seltsam an, sich wieder seines Körpers und seiner Umgebung bewusst zu werden. Selbst das Überprüfen der Systeme hatte ihn in eine deutlich tiefere Trance geführt, als er es bisher gewohnt war, aber nachdem er das neurale Interface an den Rand seines Bewusstseins zurückgedrängt hatte, fühlte er sich wieder einigermaßen wach. Ein kurzer Blick auf seine Armbanduhr verriet ihm, dass sie noch ein wenig Zeit bis zum Start hatten.

Ohne darauf zu achten, was Carson in der Zwischenzeit mit ihm angestellt hatte, aktivierte John sein Funkgerät und kontaktierte den Kontrollraum.
“Sheppard an McKay. Ich habe meine Überprüfung der Systeme abgeschlossen. Sie sollten einen Techniker zum Ostpier schicken. Der Schildgenerator dort meldet eine Störung. Außerdem haben die Triebwerke noch nicht genügend Energie, aber die restlichen Systeme laufen in den gewünschten Parametern.”, teilte er seinem Kollegen mit und sah dann zu Carson.

Inzwischen waren auch die letzten Spuren der Trance verschwunden und er grinste ihn keck an.
“Ich nehme mal an, dass sie jetzt Ihr EEG machen wollen, oder? Haben Sie eigentlich nicht schon genügend Hirnscans von mir?” Nur zu gerne würde er sich davor drücken, aber wenn er nicht wollte, dass Carson auch noch Elizabeth einschaltete, würde er sich fügen müssen.

Zähneknirschend nahm er die Hände von den Gelkissen und der Stuhl wurde wieder dunkel. Sämtliche Datenströme der Stadt, die er in seinem Hinterkopf noch mitbekommen hatte, verschwanden wieder und John fühlte sich fast so, als hätte man ihn von einem Teil seiner Selbst getrennt. Aber er würde sich ja schon bald wieder mit der Bedienung der Stadt beschäftigen können.

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Carson Beckett
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Beitrag von Carson Beckett » 29.07.2020, 23:08

„Ich bezweifle, dass der Kontakt und die feine Steuerung mit dem Gel-Pad noch so einfach sind, wenn ich mir eine Ihrer Zeigefingerkuppen für die Sauerstoffsättigung ausleihe. Ich habe auch schon mal auf diesem Ding gesessen und ein bisschen kann ich noch mitdenken, Colonel“, begann Carson auf Johns zynische Bemerkung zu erwidern. Es war wirklich nicht so, dass er nicht daran gedacht hatte eine ‚vollumfängliche‘ Überwachung durchzuführen. Aber er sah keinen Sinn darin, wenn er davon ausging, dass die Hauptangriffsfläche für die antikischen Systeme sein Gehirn sein würde. Die Hirnströme waren daher das, was ihm wirklich wichtig war und was er auf jeden Fall überwachen wollte. Alles andere war Beiwerk.

„Und was den Blutdruck angeht, der ist bei Ihnen nach meinen bisherigen Beobachtungen so tiefenentspannt, dass ich mir da wirklich keine Sorgen mache. Was mich in diesem Stuhl bereits deutlich in die Hypertonie treiben würde, ist für Sie doch glatt noch mit Spaß verbunden“, setzte Carson seine Antwort fort und klang dabei schon fast ein bisschen vorwurfsvoll. Aber er hatte nun mal seine Erfahrungen mit Soldaten, die auf diese Weise tickten. Egal wie viel Spaß manche mit der Bewältigung des Unvorhersehbaren hatten, es gab immer wieder Situationen, in denen es schief ging, wenn Leute improvisieren mussten, die die Ernsthaftigkeit der Situation nicht mehr wahrnehmen konnten, weil ihre Gehirnchemie den Spaßfaktor eingeschaltet hatte. Aber andererseits war John bisher niemand, den er zu dieser Personengruppe zählen würde. Der Gute konnte trotz seines teils flapsigen Auftretens durchaus ernsthafte und besonnene Entscheidungen treffen. Deswegen hatte Elizabeth nach dem ersten Jahr hier ja dafür gekämpft, dass er als militärischer Leiter dieser Expedition anerkannt wurde.

„Geben Sie's zu John, Sie freuen sich doch darauf diese Stadt hier fliegen zu lassen. Das was Atlantis für sie ist, ist für andere der schicke Ferrari, der zweimal die Woche von Hand gewaschen und poliert wird“, plauderte Carson etwas vor sich hin, während John Platz nahm und den Stuhl aktivierte. Auf die Anmerkung des Colonels zum Thema Friseurtermin und Haartracht regierte er nur mit einem leichten Schmunzeln. Er hatte einiges von diesem Planeten gehört, hauptsächlich von Rodney natürlich. Und es amüsierte ihn immer noch mit welcher Fassungslosigkeit der Physiker ihm von den dortigen Gepflogenheiten und dem Angebot seine Haare mit roten Strähnen zu versehen, berichtet hatte. Ja, Rodney hatte schon recht, er hätte damit sicher wie ein Papagei ausgesehen. Irgendwie schon schade, dass hier niemand in den Genuss gekommen war, dieses Endprodukt zu Gesicht zu bekommen. SGA-1 hatte sich offenbar erfolgreich aus dem Umstyling rausgeredet.

Während John nun bereits mit den Systemen der Stadt beschäftigt war und seine Checkliste abarbeitete, positionierte der Mediziner nach und nach die erforderlichen Elektroden und verkabelte sie. Auch die Haube war ruckzuck übergestreift, ohne dass der Offizier seine Arbeit unterbrechen musste. Carson war bereits dabei die Aufzeichnungen der einzelnen Elektroden zu überprüfen, als John seinen Funkspruch in Richtung Brücke absetzte. Als das erledigt war, trat der Arzt an den Kontrollstuhl heran und verschob noch einmal zwei Elektroden auf der linken Kopfseite. Die eine befand sich auf der Schläfe und die andere oberhalb des Ohres. Sobald er die Positionen minimal korrigiert hatte, konnte er auf seinem Bildschirm bereits eine klare Ausleitung der Gehirnwellen erkennen. Er hoffte nur inständig, dass es dabei blieb, wenn der Sternenantrieb erstmal gestartet war. Es war aktuell nicht absehbar, ob die Menge an Energie die durch die Hauptbahnen unterhalb dieses Raumes geleitet wurden, für Interferenzen sorgen würden. Aber na ja, das würde er sehen, wenn er soweit war. Eben bei den Flugvorbereitungen war die Ausleitung der Wellen einwandfrei gelaufen. Vielleicht blieb es ja so.


„Ja, das habe ich, deswegen reichen mir jetzt auch drei Minuten, statt dem 20-Minuten Standartprogramm“, erwiderte Carson schmunzelnd. John Sheppard gehörte eindeutig zu den „Nörgelpatienten“, die in dieser Stadt definitiv überrepräsentiert waren. Wobei Rodney McKay dieser Kategorie die Krone aufgesetzt hatte... Wenn man mit dem leitenden Physiker irgendwie fertig wurde, dann schaffte man es auch mit allen anderen.

Da der Colonel bereits brav den Kontakt zur Stadt abgebrochen hatte, widmete Carson sich der Aufzeichnung und machte sich zwei, drei Markierungen. Er würde bei John zu gerne mal einen Scan außerhalb dieser Stadt machen. Er kannte ihn nicht groß vor dieser Expedition, natürlich hatte er seine medizinische Akte von der Air Force, aber diese Dinger enthielten in der Regel nur Dokumentationen der ganzen Verletzungen aus Einsätzen und wenig informatives darüber hinaus, solange es keinerlei Auffälligkeiten bei den Check Ups gab. Er hatte somit keinerlei Ahnung davon, wie die Gehirnaktivität dieses Mannes außerhalb von Atlantis aussah. Er vermutete aber stark, dass es da Unterschiede gab. Auch wenn der Colonel keine aktive Verbindung mit der Stadt suchte, für ihn schien die Nutzung des Antikergens völlig unbewusst abzulaufen. Es würde Carson wundern, wenn der Offizier jemals vollständig von Atlantis getrennt war, während er sich hier aufhielt. Aber das war ein Thema für einen anderen Tag. Wenn wieder etwas Ruhe eingekehrt war, konnte er das potentielle Versuchskaninchen vielleicht zu seinem kleinen Wunschexperiment überreden.

Die drei Minuten waren im Nu um und Carson nickte zufrieden beim Anblick der Wellenlinien auf dem Bildschirm.


„Das war’s schon, Colonel. Von mir haben Sie jetzt das Go für was auch immer als nächstes ansteht“, teilte Carson John mit und zog sich nun einen Hocker heran, damit er sich setzten und es sich somit beim Monitoring der Daten etwas bequemer machen konnte.
“We are going to fight. We are going to be hurt. And in the end, we will stand.”
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Rodney McKay1
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Beitrag von Rodney McKay1 » 18.08.2020, 21:56

Funkspruch vom Kontroll- und Torraum: "Colonel, die Energie von der Rapiditas scheint nun anzukommen. Geben Sie uns noch zehn Minuten, um den Schildgenerator zum Laufen zu bekommen. Dann sind wir startklar."

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John Sheppard
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Beitrag von John Sheppard » 29.08.2020, 20:24

Also blieb ihm wenigstens die Überwachung des Blutdrucks und der Sauerstoffsättigung seines Blutes erspart. Wahrscheinlich konnte er von Glück reden, dass Carson auch wusste, wie es sich anfühlte im Kontrollstuhl zu sitzen und Systeme zu kontrollieren, die John vor drei Jahren, als er noch in McMurdo stationiert gewesen war, gar nicht für möglich gehalten hatte. Wenn ihm damals jemand erzählt hätte, dass er in eine andere Galaxie reisen und eine Stadt durch das Weltall fliegen würde, hätte er die Person wahrscheinlich ausgelacht und gefragt, ob sie nicht lieber mit einem Arzt sprechen wollte. Doch nun saß er hier in einem Stuhl, der fast die gesamte Kraft von Atlantis bündelte und hatte mehr verrückte Dinge erlebt, als er sich je hätte träumen lassen. Außerdem konnte er nicht leugnen, dass ihm die Kontrolle von Atlantis Spaß machte. Es fühlte sich einfach so seltsam natürlich an hier zu sitzen und sich mit Systemen zu verbinden, die für eine lang ausgestorbene Spezies gebaut worden waren. Zum Teil empfand er es sogar so, als wäre er nie wirklich komplett gewesen, bis er hierher gekommen war. Aber er musste auch gestehen, dass sich, je näher der Startzeitpunkt kam, eine gewisse Anspannung und Unsicherheit in ihm ausbreitete. Er wusste, dass eine große Verantwortung auf seinen Schultern lag und auch wenn alle Testläufe gut gegangen waren, konnte niemand von ihnen sagen, ob es ihm wirklich gelingen würde Atlantis in den Hyperraum zu steuern. Er würde sein bestes geben, denn in ihrer aktuellen Situation durften sie einfach nicht versagen. Vor allem er durfte nicht versagen. Aber er ließ sich von seinen Sorgen nichts anmerken. Stattdessen grinste er Carson an.

“Das können sie laut sagen. Atlantis zu fliegen ist mein persönlicher Hail Mary.”, frech zwinkerte er dem Chefarzt der Expedition zu und ließ, nachdem er den ersten Teil des Systemchecks abgeschlossen hatte, auch Carsons Messungen über sich ergehen.

Während Carson seine Daten aufnahm, hielt John seine Augen geschlossen und versuchte an so gut wie nichts zu denken, doch seine Gedanken glitten immer wieder ab. Er musste an die Fluchtgeschwindigkeit denken, die sie erreichen mussten und ob sie wirklich auf 11,4 Kilometer pro Sekunde beschleunigen mussten oder nicht. Immerhin wollten sie ja nur in den Orbit von Lantea gelangen. Doch auch die möglichen Szenarien, wie der Flug ausgehen konnte, drängten sich immer wieder in seinen Verstand und seine Vorliebe für Horrorfilme machte die Szenarien, die er sich ausdachte, auch nicht unbedingt besser. Endlich waren die drei Minuten vorbei und Carson teilte ihm mit, dass er seine Arbeit fortsetzen konnte. Hoffentlich konnte der Chefarzt der Expedition überhaupt etwas mit den Daten anfangen, so sehr wie er sich auf Details, die den Flug betrafen, konzentriert hatte, war er gewiss alles andere als entspannt gewesen.

“Na gut, dann wollen wir mal.”, meinte John und wollte gerade wieder den Stuhl aktivieren, als Elizabeth eine Durchsage machte. Aufmerksam lauschte er der Ansprache seiner Vorgesetzten. Elizabeth fand wieder einmal genau die richtigen Worte, um den Expeditionsmitgliedern mitzuteilen, dass sie auf sich aufpassen sollten, aber niemand in Panik zu versetzen. Das war auch gut so. Die vielen Personen, die mit der Rapiditas nach Atlantis gekommen waren, hatten noch fast keine Erfahrung mit den Gefahren, die im Weltall lauerten. Die meisten waren eigentlich nur ihr wohlbehütetes Leben auf der Erde gewohnt und hatten von solchen Situationen höchstens in Science Fiction Büchern gelesen. Doch nun war das, was die meisten nur aus Star Trek oder Star Wars kannten, auf einmal Realität geworden und schon bald würden sie ihren nächsten Flug durch den Hyperraum unternehmen und einen weiteren fremden Planeten kennen lernen. Er musste nicht Doktor Heightmeyer sein, um sich vorstellen zu können, wie sich ein Großteil der Crew der Rapiditas fühlen musste. Doch nun war keine Zeit, um über solche Dinge nachzudenken.

“Zeit für die letzten Vorbereitungen.”, meinte John und lehnte sich wieder im Kontrollstuhl zurück. Bereits als er den Kontrollstuhl aktivierte, wurde er von der schieren Menge an Daten fast überwältigt.

Offensichtlich hatte der General mit dem Energietransfer von der Rapiditas nach Atlantis begonnen und endlich ließ es Atlantis zu, dass er Zugriff auf die Triebwerke nahm. Noch bevor sich John ganz auf die Triebwerke konzentrieren konnte, meldete auch Rodney, dass die Energieverbindung nun aktiv war.
“Verstanden. Ich nehme die letzten Überprüfungen vor und werde einen kurzen Testlauf starten.”, antwortete er seinem Teamkollegen und schloss dann die Augen.

Nun, wo die Stadt genügend Energie hatte, fiel es ihm gar nicht schwer Zugriff auf die Sublicht- und Hyperraumtriebwerke zu nehmen und die letzten Überprüfungen durchzuführen. Es war erstaunlich wie gut die Triebwerke 10.000 Jahre ohne Wartung überstanden hatten. Jedes Auto und auch jedes andere Gefährt, das die Menschheit bisher gebaut hatte, wäre innerhalb von zehntausend Jahren wohl kaum noch als das zu erkennen gewesen, was es einmal war. Aber so wie die Daten aussahen, würde Atlantis wohl jede TÜV-Prüfung überstehen. Zufrieden lächelnd ließ sich John noch tiefer in die Pilotentrance gleiten und startete die Manövriertriebwerke. Ein Gedanke von ihm genügte und die Stadt bewegte sich wenige Zentimeter von ihrer angestammten Position fort. Die Trägheitsdämpfer kompensierten jede Bewegung und es war weder von der Beschleunigung noch von dem Bremsvorgang etwas zu spüren. Die Manövriertriebwerke funktionierten also problemlos. Den Hyperraumantrieb würde er unmöglich testen können, aber auch bei den Sublichttriebwerken konnte er einen kurzen Versuch wagen. Schon auf den kleinsten gedanklichen Befehl hin hatte John das Gefühl, dass Atlantis ihm am liebsten ihre gesamte Kraft zur Verfügung stellen wollte. Sie war wie ein Rennpferd in der Startbox und es schien ihr gar nicht zu gefallen, dass sie Schub aufbauen, aber nicht abheben sollte. Sie wollte fliegen und John kam es fast so vor, als wäre ihr auch der Ernst der Lage bekannt. Bisher hatten sie noch nie ergründet, wie viel Intelligenz in den Systemen der Stadt steckte, aber besonders hier im Kontrollstuhl war es für John offensichtlich, dass hinter den Systemen mehr steckte als nur ein besonders guter Supercomputer. Auf seinen Befehl hin baute die Stadt noch mehr Schub auf, doch als er merkte, dass Atlantis leicht anfing zu vibrieren, brach er seinen Test sofort ab. Er hatte genügend ausprobiert.

Sanft ließ er sich wieder aus der Trance gleiten, beendete die Verbindung mit dem Kontrollstuhl jedoch nicht.
“Von meiner Seite aus ist alles bereit für den Start.”, kontaktierte er erneut seinen Teamkollegen im Kontrollraum und sah dann Lieutenant Nelson und Carson an. “Jetzt heißt es wohl abwarten”

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John Sheppard
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Beitrag von John Sheppard » 31.10.2020, 19:56

Die Anweisung, dass er die Triebwerke starten durfte, kam schneller als John erwartet hatte. Gerade hatte er die kontinuierlichen Statusberichte der Stadt an den Rand seines Bewusstseins gedrängt, um sich noch ein wenig mit Carson und Lieutenant Nelson zu unterhalten, als Elizabeth ihn anfunkte und ihm die Starterlaubnis gab. Nun war es also soweit. John konnte nicht behaupten, dass er nicht aufgeregt war, aber er ließ sich nichts anmerken. Vielleicht konnte Carson einen Hinweis auf seine Aufregung auf einem seiner Überwachungsgeräte finden, aber nach außen wirkte John weiterhin ruhig und selbstsicher, obwohl er sich innerlich davor fürchtete zu versagen. So viel hing nun daran, dass er Atlantis genauso instinktiv fliegen konnte, wie es ihm bei den Puddle Jumpern gelungen war. Doch Atlantis war so viel komplexer und es befanden sich so viele Menschen an Bord der Stadt, dass er einfach nicht versagen durfte. Er musste Atlantis erfolgreich nach X-54672 bringen und es würde ihm auch gelingen. Selbst wenn es das Letzte war, was er tat.

“Sheppard an Weir. Verstanden. Ich beginne nun mit dem Start.”, beantwortete er Doktor Weirs Funkspruch und sah dann zu seinen beiden Kollegen, die ihm im Kontrollstuhlraum Gesellschaft leisteten.

“Viel Erfolg, Sir.”, meinte Lieutenant Nelson und lächelte ihm scheu zu.

“Danke, Lieutenant.” John erwiderte das Lächeln der jungen Offizierin und schloss anschließend seine Augen. “Dann wollen wir mal.”, meinte er mehr zu sich, als zu Carson oder Lieutenant Nelson, während er sich langsam in die Pilotentrance gleiten ließ.

Mühelos fügte sich Johns Verstand in die Systeme von Atlantis ein, als wäre er das letzte Puzzlestück, das die gigantische Maschinerie der Antikerstadt vervollständigte. Atlantis wurde zu einem Teil seines Körpers, die Triebwerke zu seinen Beinen und die Sensoren zu seinen Sinnen, während sein eigener Körper für ihn nur noch wie ein fernes Echo war. Ein einziger Gedanke genügte und Atlantis zündete die Sublichttriebwerke. Bebend erhob sich das große Stadtschiff langsam von der Wasseroberfläche und verharrte schließlich einige Meter über dem Meeresspiegel. Das Beben der Stadt wurde stärker, während Triebwerke, die schon seit Jahrtausenden nicht mehr benutzt worden waren gemeinsam mit ihrem Piloten gegen die Schwerkraft ankämpften. Johns Atem wurde schneller, während er versuchte Atlantis in die Luft zu bringen.

Für einen Moment wirkte es, als würde es dem alten Stadtschiff mit seinen Narben aus unzähligen Kämpfen gegen die Wraith nicht gelingen auch nur ein wenig weiter als ein paar Meter aufzusteigen, doch dann erhob sich die alte Dame weiter und begann zu beschleunigen. Aus Johns angestrengtem Gesichtsausdruck wurde ein Lächeln, während Atlantis immer mehr an Höhe gewann. Schon bald hatten sie zweitausend Meter über dem Meeresspiegel erreicht und John aktivierte die Schilde der Stadt, um einen weiteren Druckabfall zu verhindern. Während Atlantis immer weiter aufstieg, fuhr er auch langsam die künstliche Gravitation hoch, denn je weiter sie sich von Lantea entfernten, desto geringer war die Schwerkraft des Planeten zu spüren. Der ehemals blaue Himmel über der Stadt wurde langsam dunkler und es waren immer mehr Sterne zu sehen, bis Atlantis schließlich die Atmosphäre hinter sich ließ und sich frei von Luftwiderstand und Gravitation von Lantea entfernte. Den ersten Schritt ihrer Reise hatten sie geschafft. Nun musste er Atlantis nur noch in den Hyperraum steuern.

Zufrieden und gleichsam entspannt lächelnd, brachte John noch ein wenig Abstand zwischen Atlantis und Lantea, bevor die Sublichttriebwerke abschaltete und die Trägheit dafür sorgen ließ, dass sich Atlantis weiter durch das Sonnensystem bewegte. Während Atlantis elegant an dem Planeten vorbeiflog, auf dem sie vor drei Jahren ein abgestürztes Wraithschiff entdeckt hatten, nahm John die Berechnungen vor, die sie für den Eintritt in den Hyperraum benötigten. Atlantis machte es ihm unglaublich einfach. Er musste nur an den Flugvektor denken, den er für sinnvoll hielt und schon bereitete Atlantis einen entsprechenden Kurs vor. Innerhalb kürzester Zeit fand er gemeinsam mit der Stadt einen optimalen Kurs für die Stadt und begann das Hyperraumtriebwerk hochzufahren.

Wie ein alter, langsam erwachender Gigant brummte das Hyperraumtriebwerk, während seine Aggregate warm liefen, doch obwohl es schon ewig nicht mehr benutzt worden war, durchlief es alle Selbsttests problemlos und noch bevor John den Befehl gab in den Hyperraum einzutreten, begann es schon nach dem Hyperraum zu greifen. Atlantis wartete nur noch auf Johns Befehl, doch John musste erst noch etwas anderes tun. Nachdem die gesamte Bedienung von Atlantis so intuitiv gewirkt hatte, fiel es ihm schwer wieder einen Funken Kontrolle über seinen Körper zu erlangen und einige wenige Worte auszusprechen.
“Bringe uns nun in den Hyperraum.” Die Worte klangen fast mechanisch und nur wenige Augenblicke, nachdem er sie ausgesprochen hatte, ließ er seinen eigenen Körper wieder an den Rand seines Bewusstseins verschwinden und griff nach dem Hyperraum. Als hätte Atlantis nur darauf gewartet, sprang die Stadt unverzüglich in den Hyperraum und machte sich auf den Weg nach X-54672.

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Carson Beckett
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Beitrag von Carson Beckett » 08.01.2021, 18:01

Carson bemühte sich, nicht zu nervös zu wirken, während Sheppard die letzten Überprüfungen durchführte, und er neben seinem Monitor unweit des Kontrollstuhls auf einem einfachen Drehhocker saß. Doch es war schwierig das vollständig zu unterdrücken. Er begann daher leicht seine Hände zu kneten, während er immer mal wieder Blicke auf das EEG warf. Die Ausschläge waren jetzt schon deutlich und sie befanden sich noch nicht im Flug. Wie Carson angenommen hatte, wurde Johns Gehirn wohl mit einer wahren Flut an Informationen überschüttet, die es zu verarbeiten galt.
Zwischenzeitlich warf der Chefarzt auch mal einen Blick auf den Piloten, der bequem im Kontrollstuhl lag. Eigentlich echt eine gute Idee keine sitzende Position sondern eine schon fast liegende für die Piloten zu ermöglichen. So kam man zumindest mehrere Stunden aus, ohne dass einem der Allerwerteste einschlief. Der Bequemlichkeitsfaktor war hier definitiv berücksichtig worden.
Der Gesichtsausdruck von Colonel Sheppard spiegelte zudem genau das wieder, was Carson so unglaublich fand. Dieser Mann hatte Spaß bei dem was er da gerade tat. Und zwar keinen Spaß im Sinne von übertriebener Euphorie und Waghalsigkeit. Nein, er schien sich wohl zu fühlen in dieser Tranceverbindung.
Ein erneuter Blick auf das EEG veranlasste Carson sich noch einige Notizen zu machen. Die Wellen zeigten es ebenfalls deutlich. Ja, das Gehirn des Offiziers war gefordert und arbeitete auf Hochtouren. Aber es wies keine übermäßigen Stressfaktoren auf. Der Schotte musste zugeben, er hatte wahnsinnigen Respekt vor dem was Sheppard hier gerade tat.

Da es aktuell nichts für ihn zu tun gab, ließ der Mediziner seinen Blick durch den Raum schweifen und blieb auch kurz an Lieutenant Nelson hängen, die konzentriert an ihrer Konsole arbeitete. Sie war eine sehr fleißige junge Dame, aber sie wirkte etwas verkrampft. Immerhin war er also nicht der einzige, der das alles hier nicht im puren Wohlfühlmodus erlebte.
In diesem Moment spürte Carson noch etwas anderes, etwas Unbekanntes. Er hatte nicht die Fähigkeit so jederzeit zu erspüren, wie es Atlantis ging. Er vermutete jedoch stark, dass das bei Sheppard der Fall war, wenn auch wahrscheinlich unbewusst. Aber jetzt merkte er doch, dass sich etwas änderte. Vielleicht war es die sich aufbauende Energie oder was auch immer Sheppard sonst gerade mit der Stadt veranstaltete. Es war für ihn jedenfalls ein seltsames Gefühl, dass fast für einen flauen Magen sorgte. Carson hoffte inständig, dass das nicht den gesamten Flug über so bleiben würde…

Schneller als Carson es erwartet hatte, waren sämtliche Checkups abgeschlossen. Elisabeths Rede klang noch etwas in seinen Ohren nach, während sie auf den letztendlichen Befehl zum Start warteten. Aber auch diese Zeit verstrich unerwartet flott. Sie hatten sich gerade zu dritt noch etwas mit Smalltalk die Zeit zu vertreiben versucht, als bereits die Startfreigabe erteilt wurde. Carson konnte den Funkspruch auch über seinen Ohrstecker wahrnehmen, da er offenbar nicht persönlich nur an den Colonel, sondern über den Kanal, der alle Personen in leitenden Funktionen erreichte, erteilt worden war.
Der Schotte atmete noch einmal tief durch und fuhr sich unbewusst kurz mit der Zunge über die Unterlippe. Jetzt war es also soweit und es gab kein Zurück mehr. Wobei das gab es sowieso nicht. Es war nur die Frage, ob sie es mit der Stadt schafften diesem sterbenden Planeten zu entkommen, oder ob sie doch ihre sieben Sachen schultern und durch das Sternentor verschwinden mussten. Letzteres wollte Carson sich gar nicht ausmalen… Es war nicht nur ein immenser Verlust hinsichtlich der vorhandenen Technik und Ausrüstung, wenn sie diese Stadt aufgeben mussten. Es war auch ihre einzige Verbindung zu ihrer Heimat, die ihnen damit verloren gehen würde. Und vielleicht auch die einzige Chance dieser Heimatwelt irgendwie zu helfen. Die Vorstellung, dass die Ori die Milchstraße nun komplett übernommen und auch die Erde verwüstet hatten, nagte sehr an ihm. Aber das war nichts, womit er sich jetzt gedanklich befassen sollte. Jetzt galt es hier seine Arbeit zu machen und das ordentlich!


„Da schließe ich mich an, Colonel“, ergänzte Carson kurz, als Nelson dem Colonel viel Erfolg wünschte. Während John bereits wieder in die Tranceverbindung abtauchte, wandte er sich auch nochmal an Sandra Nelson: „Und uns beiden ebenfalls, Lieutenant.“

Er bemühte sich um ein aufmunterndes Lächeln. Sowohl für sich selbst, als auch für die junge Offizierin. Hoffentlich lief zumindest einmal alles wirklich glatt, seit sie in dieser Galaxie angekommen waren.

Während Johns Gehirn eine immer tiefere Verbindung mit Atlantis einging, beobachtete Carson sehr genau die sich verändernden EEG Wellen. Als der Boden unter seinen Füßen deutlich zu vibrieren begann, hielt er den auf Rollen befindlichen Wagen fest, der die gesamte eingesetzte Technik für das EEG Monitoring trug. Natürlich hatte er die vorhandenen Bremsen angezogen, aber wer wusste, wie sehr sich die Vibrationen noch steigern würden. Carson fühlte auf jeden Fall jetzt bereits ein unangenehmes Gefühl, dass in seinem Magen aufstieg. Fast als würde er Seekrank werden.
Er bemühte sich selbst sicher auf den Beinen zu bleiben und den Wagen nicht seine Position verändern zu lassen, immerhin hatte er keine unendlich langen Verbindungskabel einpacken können. Gleichzeitig stellte er anhand der Daten auf dem Monitor fest, dass es für den Colonel zunehmend anstrengender wurde.


„Komm schon, du altes Mädchen…“, murmelte Carson unbewusst vor sich hin, während er die noch einmal ansteigenden Wellen auf dem Monitor beobachtete und die Intensität der Vibrationen zunahmen. Sie mussten es einfach schaffen abzuheben, sie mussten es…

Doch dann plötzlich veränderte sich die Vibration und Carson brauchte weder einen Monitor noch ein Fenster, um zu wissen, dass die Stadt nun endlich das tat was sie sollte. Sie flog. Die Hirnströme des Piloten sanken ein wenig und stabilisierten sich in einem Bereich, den Carson als vollkommen in Ordnung einstufte. Was ein Glück. Das sah bis jetzt ja schon mal gut aus. Ein Blick zu Colonel Sheppard bestätigte ihm, dass auch dieser zufrieden war, denn es hatte sich erneut ein Lächeln auf seinem Gesicht ausgebreitet.
Carson merkte erst jetzt, dass sich ernsthaft Schweiß auf seinen Handflächen gebildet hatte, und er wischte diese eilig an seiner Kleidung trocken. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis sie den letzten entscheidenden Schritt erreichten. Den Eintritt in den Hyperraum. Beinahe zeitlich mit diesem Gedanken, durchbrach die Stimme von Colonel Sheppard die im Raum befindliche Stille mit der Ankündigung nun in den Hyperraum überzugehen. Carson musste sich regelrecht daran erinnern, erneut ein kontrollierendes Auge über die EEG-Werte wandern zu lassen, doch es lief tatsächlich alle Reibungslos. Nichts was er sehen konnte, deutete darauf hin, dass Sheppards Gehirn überfordert oder in Gefahr war. Nein, es war tatsächlich alles im grünen Bereich.

Der Chefarzt aktivierte sein Funkgerät:

„Dr. Beckett an Kontrollraum. Colonel Sheppard bringt die Stadt in den Hyperraum. Alle medizinischen Werte sind derzeit im grünen Bereich.“
“We are going to fight. We are going to be hurt. And in the end, we will stand.”
― "Roland Deschain" aus Stephen King, "The Drawing of the Three"
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Sandra Nelson
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Beitrag von Sandra Nelson » 13.02.2021, 21:42

Fasziniert beobachtete Sandy, wie Colonel Sheppard sich wieder im Kontrollstuhl zurücklehnte und begann die Triebwerke der Stadt zu starten. Schon bei dem Testlauf war sie davon beeindruckt gewesen, dass der Colonel scheinbar vollkommen mühelos diese außerirdische Technologie bedienen konnte. Sie wusste zwar, dass dies das erste Mal war, dass der militärische Leiter der Stadt Atlantis flog, aber es wirkte keineswegs so. Stattdessen könnte man fast meinen, dass er das Stadtschiff schon dutzende Male geflogen hatte. Atlantis begann zu beben, als ihr Pilot die Triebwerke zündete und das gigantische Raumschiff abheben ließ. Obwohl Sandy nur zu gerne weiter beobachtet hätte, wie der Colonel durch kaum sichtbare Eingaben auf den Gelpads des Stuhls und mit der Kraft seiner Gedanken Atlantis steuerte, wandte sie sich ab und konzentrierte sich auf ihre Konsole.

Bisher sah alles gut aus. Der Energiefluss von der Rapiditas war stabil. Atlantis verbrauchte zwar einen großen Anteil der Energie, die ihr zur Verfügung stand, aber das war normal für diese Phase des Fluges. Aktuell mussten sie noch gegen den Luftwiderstand und die Anziehungskraft von Lantea ankämpfen, aber je mehr sie an Höhe gewannen, desto weniger konnten diese Störfaktoren Einfluss auf ihren Flug nehmen und der Energiebedarf würde beträchtlich sinken. Wenn sie erst einmal im Weltall angekommen waren, mussten sie die Sublichttriebwerke im Prinzip nur benutzen, um den Kurs zu ändern oder zu beschleunigen. Die Trägheit würde dafür sorgen, dass sie ohne Verwendung der Triebwerke mit konstanter Geschwindigkeit geradeaus flogen. Doch aktuell schienen sie noch nicht einmal genügend Schubkraft zu entwickeln, um mehr als ein paar Meter abzuheben. War das bereits das Ende ihres Fluges?

Sandy merkte, wie sie immer nervöser wurde und Doktor Becketts gemurmelte Worte sprachen dafür, dass es ihm wohl ähnlich ging. Wenn sie doch nur irgendetwas tun könnte, um den Colonel zu unterstützen, aber die Triebwerke der Stadt bekamen alle Energie, die sie benötigten, alles weitere war von den Flugfähigkeiten des Colonels und den Triebwerken der Stadt abhängig. “Komm schon.”, meinte Sandy leise, doch noch immer verharrte Atlantis nur einige Meter über der Wasseroberfläche. Die Anzeigen zeigten sogar, dass sie wieder an Höhe verloren.

Unbewusst hielt Sandy die Luft an und rechnete schon fast damit, dass sie in Kürze wieder auf dem Meer aufsetzen würden, doch endlich gelang es dem Stadtschiff die Schwerkraft zu überwinden und abzuheben. Atlantis gewann immer mehr an Höhe und hatte bereits fast die Fluchtgeschwindigkeit erreicht, als ein weiterer Energieanstieg zeigte, dass Colonel Sheppard die Schilde aktiviert hatte. Inzwischen musste die Luft so dünn sein, dass sie die Schilde benötigten, um eine atembare Atmosphäre in Atlantis aufrechtzuerhalten. Kurz sah Sandy zu dem Colonel, aber er sah immer noch so entspannt aus, als würde er gerade seinem Hobby nachgehen. Möglicherweise war das ja sogar der Fall. Sandy hatte schon gehört, dass das Fliegen Sheppards große Leidenschaft war und er sich speziell nach McMurdo hatte versetzen lassen, weil das der einzige Ort war, wo man ihn nach seiner Befehlsverweigerung und Degradierung noch ans Steuer eines Hubschraubers gelassen hatte.

Ein weiterer Blick auf ihre Konsole zeigte ihr, dass sie inzwischen die Atmosphäre von Lantea verlassen hatten. Es war zu schade, dass der Kontrollstuhlraum kein Fenster hatte. Sie hätte zu gerne beobachtet, wie sie Lantea hinter sich ließen und das Stadtschiff in den Hyperraum sprang, aber sie durfte ihren Posten nicht verlassen. Daher begnügte sie sich damit den Flug anhand der Daten auf ihrer Konsole zu verfolgen. Mit einer Geschwindigkeit, die die Raketen der NASA und anderen Weltraumbehörden bei Weitem nicht erreichten, bewegte sich Atlantis durch das All, während Sheppard wahrscheinlich den Eintritt in den Hyperraum vorbereitete.

Kurz teilte der Colonel ihnen mit, dass er sie gleich in Hyperraum bringen würde und nur wenige Augenblicke, nachdem Doktor Beckett Colonel Sheparrds Statusbericht an den Kontrollraum weitergegeben hatte, war es endlich soweit. Der Colonel öffnete ein Hyperraumfenster und ließ das Stadtschiff in den Hyperraum springen. Der Energieverbrauch der Stadt stieg noch einmal massiv an, reduzierte sich dann aber schnell wieder auf ein akzeptables Niveau. Alles schien momentan nahezu perfekt zu funktionieren und Sandy hoffte sehr, dass dies den gesamten Flug über so bleiben würde. Sie beobachtete noch einige Minuten die Systeme, bevor sie wieder zu Doktor Beckett und dem Colonel blickte. Noch immer wirkte der Colonel sehr entspannt, ja sogar regelrecht zufrieden. Dennoch machte sich Sandy Sorgen.

“Denken Sie er hält das den gesamten Flug durch?”, wandte sich Sandy an Doktor Beckett. Sie hatte selbst einige Flugstunden genommen, bevor sie sich doch lieber wieder vollständig auf ihre technische Ausbildung konzentriert hatte und wusste wie schwer es sein konnte ein irdisches Flugzeug in die Luft zu bekommen. Eine gesamte Stadt zu fliegen war gewiss noch deutlich schwerer. Außerdem war Colonel Sheppard kein Antiker. Konnte er wirklich den gesamten Flug über die Systeme unter Kontrolle halten oder wäre es nicht vielleicht sogar besser ihn in der Mitte des Fluges auszutauschen, damit er spätestens, wenn sie X-54672 erreicht hatten, wieder ausgeruht genug war, um Atlantis zu landen?

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Carson Beckett
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Beitrag von Carson Beckett » 18.02.2021, 23:33

Carson hatte sich nach seinem Funkspruch erstmal nach dem Drehhocker umgesehen, der aufgrund der Vibrationen Reißaus genommen hatte… Immerhin hatte er sich nicht zu weit wegbewegt. Und er war auch nicht die Stufen hinuntergefallen, die zu dem Podest führten, auf dem der Kontrollstuhl stand. Stattdessen war der Hocker anscheinend auf den Kontrollstuhl zugerollt und hatte sich auf einer Seite unter der schrägen Rückenlehne verhakt. Ein Glück für Carson, er war so sehr auf die Technik des EEG fixiert gewesen, dass er dem Hocker keinerlei Beachtung mehr geschenkt hatte. Wäre er auf die Stufen zugerollt, hätte es wahrscheinlich einen ordentlichen Rumps gegeben… und das wiederrum hätte bei Lieutenant Nelson sicher für einen höllischen Schreck gesorgt.
Was Sheppard anging, war sich der Mediziner nicht sicher, ob er im Fall der Fälle überhaupt etwas von dem Ganzen mitbekommen hätte. Seine aktuelle Einschätzung tendierte eher zu einem klaren Nein in der Sache. Die Hirnströme machten deutlich, dass er inzwischen immens tief in die Systeme der Stadt eingetaucht war. Und das war weitaus tiefer als bei jedem der vorherigen Systemchecks. Vom jetzigen Standpunkt aus, hatte der Colonel bei den Vorbereitungen für den Start offensichtlich nur an der Oberfläche gekratzt.

Carson beobachtete einen weiteren Moment fasziniert die Daten, die ihm durch die Elektroden angeliefert wurden. Er konnte sich nur an ein einziges Mal erinnern, bei dem er annähernd vergleichbare Werte im EEG gesehen hatte. Das war bereits einige Monate her. Er erinnerte sich zugegeben eher ungerne an diese Zeit, da John ihm noch eine ganze Weile wegen seiner „neuen Frisur“ böse Blicke zugeworfen hatte, teils gepaart mit einem entsprechenden Kommentar… Gott sei Dank wuchs das Haar des Colonels wie Unkraut und er hatte verhältnismäßig schnell wieder seine ursprüngliche Haarlänge und Frisur zurück gehabt.
Es hatte aus medizinischer Sicht einfach keine andere Möglichkeit mehr gegeben, den Offizier am Leben zu halten, als seine Schädeldecke zu öffnen. So erlangte das angeschwollene Hirngewebe mehr Platz und der Druck auf dieses wichtige Organ wurde weitgenug verringert, um irreversible Schäden zumindest vorübergehend zu verhindern. Ein Virus, das augenscheinlich von einer Splittergruppe innerhalb der Antiker entwickelt und in der Stadt versteckt wurde, wurde durch einen unglücklichen Zufall erst nach mehreren tausend Jahren freigesetzt und infizierte dann nicht die Antiker, für die es gedacht war, sondern die Teilnehmer der Atlantis-Expedition. Die von dem Virus bei Trägern des Antiker-Gens verursachten Entzündungen und damit einhergehenden Flüssigkeitsansammlungen im Gehirn waren erschreckend gewesen... Und er war mit seinem Latein was eine Behandlung anging tatsächlich am Ende gewesen.
Es war eine glückliche Fügung gewesen, dass SG-1 parallel auf der Erde eine Antikerin gefunden hatte, die offensichtlich mehrere tausend Jahre zu spät aus ihrem Winterschlaf geweckt wurde. Sie hatte SG-1 ohne ZPM die Stargate-Reise hierher ermöglicht, hatte mit ihren Heilungskünsten die teils schwerstkranken Expeditionsteilnehmer vor dem Tod bewahrt, darunter auch John, und anschließend auch noch im Kampf gegen ein Wraith Basisschiff geholfen, das sie zeitgleich zu dieser menschlichen Katastrophe entdeckt und angegriffen hatte.

In all diesem ganzen Trubel damals war es John tatsächlich gelungen mental einen Jumper zu steuern während er im Koma lag!
Carson hatte so etwas nicht für möglich gehalten und er war stocksauer gewesen, als er herausfand, dass das Ganze im Zusammenhang mit einem kleinen Experiment stand, über das er als Chefarzt nicht informiert worden war. Auch wenn damals letztendlich alles gut ausgegangen war, war er seitdem eine ganze Ecke vorsichtiger bei dem Thema. Und daraus resultierte auch sein… nun nennen wir es ‚Misstrauen‘ gegenüber den Flugsystemen von Atlantis. Sie wussten einfach noch viel zu wenig darüber, was diese mentale Verbindung tatsächlich mit dem menschlichen Körper, insbesondere dem Gehirn, anstellte. Genau deswegen war er auch so versessen darauf gewesen, sich das hier ganz genau anzuschauen.
Was er dabei bisher als positiv feststellen konnte, war, dass John trotz der tiefen Trance offenbar keinen übermäßigen Stressfaktoren ausgesetzt war. Die EEG Werte waren somit auf eine gute Art einmalig. Und er hoffte inständig, dass es dabei blieb.

Als Lieutenant Nelson ihn ansprach und ihre Frage stellte, blickte er zu ihr und seufzte als erste Reaktion leise.


„Das ist die Frage, die ich mir ebenfalls stelle, Lieutenant“, begann Carson seine Antwort. Da die Stadt unter ihren Füßen inzwischen kaum noch erahnen ließ, dass sie gerade im Hyperraum quer durchs All flog, wagte Carson es sich von seiner Technik zu entfernen. Er begab sich zu dem Hocker und zog ihn unter der Rückenlehne des Kontrollstuhls hervor. Anschließend positionierte er ihn so, dass er sich weiterhin gut mit der jungen Offizierin unterhalten konnte, und nahm darauf Platz.

„So wie ich den Colonel kenne, wird es schwer ihn da raus zu lösen. Er wird das Ganze lieber selbst machen wollen, von der ersten bis zur letzten Minute. Dazu kommt, dass wir leider keinen annähernd qualifizierten Co-Piloten haben. Ich habe zwar das Gen und das in einer recht starken Ausprägung, aber ich brauche keinen Hellseher um zu wissen, dass mich dieses Teil von vorne bis hinten überfordert. Der einzige vergleichbar gute Pilot ist General O’Neill, aber ihn brauchen wir auf dem Ori-Schiff. Ich kann daher nur sagen, dass ich wirklich hoffe, dass der Colonel diesen Flug meistert.“

Carson sah die junge Frau einen kurzen Moment an. Bei vielen Menschen in dieser Stadt hatte er inzwischen auf dem Schirm ob sie dominante, rezessive oder gar keine Träger des Antiker-Gens waren, aber zu Lieutenant Nelson fiel ihm diese Information leider nicht ein.

„Wie sieht es mit Ihnen aus, mein Kind? Hatten Sie schon mal das Vergnügen zu fliegen? Bei der Air Force geht man im ersten Moment irgendwie automatisch davon aus, dass alle Jet-Piloten sind, dabei vernachlässig man leider den technischen und wissenschaftlichen Bereich, der auch mit Fachpersonal abgedeckt werden muss. Und sind Sie auf das Antiker-Gen getestet worden? Mir fällt gerade leider nicht ein, ob ich ihren Namen in den Unterlagen gesehen habe… bei dem ganzen Stress der letzten Tage fällt es mir allmählich schwer auf alle Infos hier drin zuzugreifen“, beendete Carson seine Fragen und deutete dabei mit zwei Fingern auf seinen Kopf. Er hatte eigentlich ein wirklich gutes Gedächtnis. Aber Schlafmangel und Stress gingen auch an ihm nicht Spurlos vorbei.
“We are going to fight. We are going to be hurt. And in the end, we will stand.”
― "Roland Deschain" aus Stephen King, "The Drawing of the Three"
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John Sheppard
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Beitrag von John Sheppard » 25.03.2021, 11:03

Mehr als hundertmal schneller als das Licht glitt Atlantis durch den Hyperraum, während John Sheppard aufmerksam die Langstreckensensoren im Auge behielt, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. In den wenigen Minuten seit ihrem Eintritt in den Hyperraum waren die Langstreckensensoren fast zu seinen Augen geworden. Er wusste zwar, dass es sich lediglich um Daten handelte, die Atlantis an ihn übermittelte, aber sein Gehirn vermittelte ihm den Eindruck, dass er die Sterne, Planeten, weißen Zwerge, Neutrinosterne und Nebel, an denen sie im Bruchteil von Sekunden vorbeizogen, sehen konnte. Es ging alles viel zu schnell, um einen genaueren Eindruck davon zu erhalten und doch fand er jedes astronomische Phänomen, das in Sensorreichweite kam, beeindruckend. Wenn er die Dinge, die er sah, doch nur mit Rodney oder einem anderen seiner Kollegen teilen könnte. Aber das war leider nicht möglich. Die Dinge, die er sah und fühlte wurden größtenteils alleine von seinem Gehirn erzeugt, das die Datenströme von Atlantis in einer Art und Weise interpretierte, sodass er es verstehen und und darauf reagieren konnte.

Plötzlich bemerkte John am Rand der Sensorreichweite etwas, was er bisher noch nicht gesehen hatte. Aber er wusste sofort, dass es eine Gefahr für sie darstellen konnte. Rodney würde es wahrscheinlich als Gravitationswelle bezeichnen, doch für John war es lediglich ein Phänomen, das den Subraum, durch den sie sich bewegten, störte. Fast unmerklich korrigierte er den Kurs der Stadt und bemerkte dabei noch etwas anderes. Irgendetwas stimmte nicht mit dem Hyperraumtriebwerk. Sofort begann Johns Herz schneller zu schlagen, während er tiefer in die Systeme von Atlantis abtauchte und angespannt nach dem Fehler suchte. Es war nur eine Kleinigkeit, die ihnen nicht gefährlich werden konnte. Aber er wollte und durfte kein Risiko eingehen. Was auch immer es war, es könnte innerhalb des zwölfstündigen Fluges irgendwann für richtige Probleme sorgen und das wollte er auf jeden Fall vermeiden. Immer tiefer drang John in die Systeme vor und stieß auf einmal auf ein inaktives System, von dem aber eine seltsame Anziehungskraft ausging.

John war versucht sich dieses System genauer anzusehen, aber trotz aller Verlockungen, die von diesem Ding, das tief in den Systemen von Atlantis verborgen lag, ausging, nahm er all seine mentale Kraft zusammen und wandte sich von diesem System ab. Stattdessen richtete er seine gesamte Aufmerksamkeit auf die Hyperraumtriebwerke und fand schließlich das Problem, das er während der Kurskorrektur gespürt hatte. Eines der Hyperraumaggregate wies eine geringfügige Phasenverschiebung auf, die bereits jetzt dafür sorgte, dass das Hyperraumfeld begonnen hatte kaum merklich zu fluktuieren. Sofort begann John gegenzusteuern, doch die Phasenverschiebung nahm weiter zu. Mit aller Kraft suchte er nach Möglichkeiten zu verhindern, dass die Phasenverschiebung stärker wurde, doch alleine würde er es nicht schaffen. Einer der Techniker musste nach dem Triebwerk sehen. Aber dafür musste er die anderen erst einmal darauf aufmerksam machen. Er wusste zwar, dass Rodney, Radek und die anderen die Flugsysteme genau im Auge behielten, aber möglicherweise waren sie der Meinung, dass die Phasenverschiebung noch innerhalb der Toleranz waren.

Es kostete John mehr Kraft, als er jemals zugeben würde, weiterhin die Fluktuationen auszugleichen und seinen Geist dennoch so weit aus der Flugtrance zu lösen, dass er Carson und Lieutenant Nelson mitteilen konnte, was los war.
“Phasenverschiebung.”, murmelte er leiser, als er erwartet hatte und konzentrierte sich dann sofort wieder vollständig auf die Stabilität des Hyperraumfeldes.

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